Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (1.1925-1926)

Schema eines Mietshausblocks

Arch. L. Hilberseimer, Berlin

Bei dem zweiten abgebildeten Entwurf, bei dem
an jedem Treppenhaus 3 Wohnungen liegen,
ist für Wohnungen für 2, /; und 6 Bewohner
die gleiche Raumtypisierung durchgeführt, ja
noch weitergetrieben worden, da auch der Haupt-
wohnraum infolge der sehr beschränkten verfüg-
baren Fläche der Größe eines Doppelsc'hlafzim-
mers entspricht, welches untergeteilt zwei Schlaf-
kabinen ergibt. So daß, abgesehen von Vor-
raum, Küche und Bad. nur zwei stets gleich-
bleibende Raumgrößen wiederkehren, die aber
jede Variationsmöglichkeit bieten.
Voraussetzung einer solchen ökonomisierend wir-
kenden Typisierung der Wohnung ist der Einbau
aller Schränke für Kleider, Wäsche, Koffer,
Geschirr usw., sowie die vollständige Einrichtung
der Küche. Wo es auf kleine Flächenteile an-
kommt, kann nicht mehr, wie bisher üblich, mit
Zufälligkeiten gerechnet werden. Für die Kosten,

die für den bisher üblichen Spielraum aufge-
bracht werden mußten, kann man bequem alles
Notwendige einbauen, so daß in Zukunft nur
noch Betten, Tische, Stühle und andere Sitz-
gelegenheiten als eigentliche Möbel in Frage
kommen.

Durch den Fortfall der Dekorationsmöbel, die
unsere heutigen Wohnungen wie Trödelbuden
anfüllen, wird selbst in den kleinsten Wohnun-
gen Platz geschaffen, so daß die neue Wohnung
trotz ihrer räumlichen Beschränkung viel mehr
nutzbare Fläche aufweisen wird als die bisher
übliche größere. Von selbst wird man dann die-
sen wenigen übrig bleibenden Möbeln seine volle
Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Durch ihre
geringe Anzahl werden sie wieder sinnvoll, und
man wird ihren Wert und Zweck wieder erken-
nen und schätzen.

Schnitt

Wohnungen für 2, 4 und 6 Personen