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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Januar
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Dresden- Der Stadtrath khrt in
rincr am 23. d. crlafscncn Bckanntinachuna
das Andciikcn an dcn ain 23. d. 1853 ac-
storbcncn Bankier Heinrich Evuard Duck-
witz, rvclchcr Bchufs der Bearünviiiig cincr

Bcrsorqungsanstalt für altc cdrr doch
hülfsbcdürftiqe rechtlichc hicsi-ie Bürgcr
testaml'ntarljch Stadt etUk, rlach ^em
Ableben seiner Erbin nn' Verfüaun^ ge-
stellte Suniiiie von uuaefähr 175,000 Thlr.
vcrmacht hgt.

Aus dem Hnng- f'ue statistischc
Mltthcilunq dcr Pvsir'erwaltung berichtct,
daß die rii Hollaui' währcnd 1858 vcr-
sendeten, fraukirtcu u»d imfraiikirtcnBricfe
sich auf cinc Anzahl von inchr dcnn 18
Millioncn bclaiife" haben, währcnd vor
dcin crst scit ivcnisicn ^sahrcn cinüeführtcn
Gcsctz zur Einietzunq eincs sicinäßigtcren
Portos dic Aiizahl der crpcdirlcn Briefe
jährlich "ichc viel übcr 6 Mill. betrug.

Neneste Volkszählung.

Neckarbischofsheim, 26. Ianuar.
Die Volkszähl»ng dahicr ergicbt 2010
Einwohncr, worunter 1633 cvangeiischc,
in 392 Fainilien. Die Vermehriing seit
1855 bekrägt 63.

Adelsheim. 26. Januar. Dic Ein-
wvhncrzahl hicsigcr Stadt hat sich von
1855 uin 11 Scclen vermchrt. Untcr

dcn jetzige» 1341 Einwohnern sind 1228
Evangelische, 64 Katholiken und 49 Jsrae-
litcn.

Eberbach, 26. Ian. Ebcrbach zählt
jetzt 4017 Einwohner, daruntcr31l0 Pro-
testantcn, 875 Katholiken, 3 Difsidenten
und 29 Isracliten. Jn der Zahl der
Familicn ist cine auffallendc Vermiiidcrung
cingctrctkn. 1855 zählte man 859 und
1858 nur 810 Familicn, also 49 wcnigcr,
währcnd sich die Seclcnzahl nm 75 ver-
mchrt hat.

Müllheim, 26. Jan. Die Volks-
zähluna dcr hicsigen Stadt bctrug 1855
2826 Seelcn; die neueste Zählung zeigt
cinc Verminderiing von 18 Kopfen.

Konstanz, 26. Jan. Das Ergebniß
der 1855er Zählung war hicr folgcndcs:
1268 Familien, 1074 evangelische, 6227
katholische, 5 israclitischc, zusamincn 7306
Einwohncr. Nach dcr ncucstcn Volkszäh-
lung besteht solchc aus 1160 Familicn,
1024 Evangclischen, 6186 Katholikcn, 9
Israclitcn, zusainmen aus 7219 Einwoh-
ncrn. Dic Vcrmindcriing beträgt 87 Pcr
soncn.

Kenzingen zählt jctzt 2209 Ein-
wohncr. Untcr dicser Zahl bcsindcn sich
51 Evangelischc und 2158 Katholikcn. —
In Staufcn bcsinden sich nach neustcr
Volkszählung 363 Fainilikii. 38 evang.
und 1675 kath., zusainmcn 1713 Ein-

v'ohner.^ — Triberg zählt 248 Famili'eir
und 1435 Einwohner, daruntcr 42 Evan-
gelische und 1393 Katholische. - Em-
inendingen hat 2125 Einwohner, da-
runter 1591 Evangelische, 305 Katholische
und 229 Israelitcn.

Bei der letzten Bolkszählung in dcir
dcutschcn Zollvcreinsstaatcn soff sich cür
großcr Uebersiust von ledigon Pcrsoncir
crgebcn haben, die zu dcm schs„cn Ge-
schlecht gchören. Daruntcr befi„dcn sich
vicle Jungsraiien, dic lieber snngc Frauen
wären. Die sungcn Männer wcrdcn hierauf
besonders aufmerksam gemacht.

si Heidelberg, den 29. Ianuar. Herr
Isange, ein ausgezcichneter Charakter-
Darstcller, welchcr in Heidelbcrg schon
mit dem größten Beifalle aufgetretcn,
wird nächstcn Montag r'n dem „Schleich-
händler" als Schclle gastircn, und die in
Dcutschland rühmlichst bckannte Sängerin
Frau Howitz-Scinau wird glcichfallS
hicr, wie wir vernchmen, schon nächstcn
Mittwoch als „Regimentstochter" auf-
tretcn. — Uebcrhaupt haben wir aus
guter Qucllc erfahren, daß Herr Director
Zlmmcrn mit dcn ausgezeichnetstcn Krästen
mchrercr Hofbühncn zu Gastspiclen
unterhandelte, wodurch dem Hcidelbcrger
Publikum cine Rei'he sehr interessanter
Kunstgenüsse bcvorstcht.

Nr

Großh. Oberaint tzeidelderg.

(Die Sicherstellung der HeimutyS-
vcryältniisc der uneyelichcn Kinder
und rcrcn Vcrpstcgung bctr.)

1838. Auf die von unS gcmachtcn Wnyr-
«eymungen, daß für vicle uneheltchc Kinder schlecht
gesorgt ist und dieselben mituntcr a» Lcute in Ler-
pstegung gcgcbcu wcrben. welche stch zmar elnen Nah-
rungSzweig aus der Annahme von Kostkindern machen,
aber dic vvn ihnen vcrtragSmäsüg übernommcncn
Pfltchtcn in yvyem Grade vernachlässtgcn, und damtt
den Keim zur Krankycit und dcm allmäligcn Hin-
stcrben dieser unglücklichen Gcschöpfc legcn, und dah
im Laufc deS lcytcn Jahrcs in ciner Gemctnde nicht

2) bci tnländischcn uneheltchen Kindern wtrd
dicsc Erlaubniß zur Vcrpflcgung außerhalb deS Hei-
matyortcs erthcilt wcrden:

». auf Vvrlagc eincs lcgalen HeimathschctneS,
k. eincS Geburtsschcines und
c. etncS doppclt auSgcfcrtigten VcrpstcgungSver-
tragcs und

ä. auf Vvrlage der Erklärung der gcistllchen und
weltlichcn Vorgesetztcn, daß sie ihrc Etnwtlligung da-
zu geben, daß daS Kind vvn dem Bittstcller in Ver-
pflcgung übernommcn wird. Diesc Zustimmung wer-
den jedoch dtc OrtSvorgesetztcn erst dann erlhetlcn,
nachdem ste sich davon überzeugt haben, nicht allein
daß dcm Vcrpflcger übcrhaupt zuzutrauen tst, daß er!

II d «-emcinvc nemc vnp ocm evcrpneger uoerriallpe zujllieauell e>>, e.»p e.

"777 . gi-g,,,. »estorben si,,d; fcrncr ! seine Pfiichten gcgen daS Ktnd crfüllt, svndcr» auch,

daß EtNwohncr h I^-tadt^und Umgcqcnd unebe-! daß cr in der Laae ist. dicse Pflichten erfüllen zu

ltchc Kindcr in Verpflcgung habcn, wc,che^n',tt kcinem
Hcimathschein versehc» N»b, nnd deecn Mütter thcil-
weisc ganz unbekannt sind, daß hieraus den Gemetn-
dcn, tn wclchcn sich solche' Kmder befiuden. leicht Nach-
tßeilc cntstehe» und auch schs» vteltach entstanden sind,
Indem svlche Kinder als hcimathslos dcr Gemeindc,
in welchcn sie sich ausgehalte» habeii, zugewiescu wcr-
dcn mußtcn, »»d daß auch aus bikfe Weisc lcicht
Kindec bci S-ite geschafft ober deren dsirgerlichcn
Rechte zum mindcstcn sehr qcfährdel werden könncn,
sehen wir uns »eranlaßt fokgcndeS hiermil zu »er-
fügen:

l. Kein ortsfremdcs unchclicheS Kinb darf
künftighin ohne oberamtlichc Eclaubniß i» Ver-
pflegung genommcn werben, hef Vermeidung ein-r
Strafe von 15 fi- f»r dcn Berpflcger

Dicse Erlaubntß wirb:

1. bcl auSläudtschcn Kiudern ln der Rcgel
gar nicht crthellt, well eS durchnur nicht im Jutercffe
1>cr Gcmcinde licgt, solchen fremden Ktndern alS
Aufenthaltsort zu dienen und es im Gegcntbeil tm
Jntereffe der Kinder lst, tn threr Hcimäth verpflegt
und erzvgen zu wcrdcn. I» einzelncn bcsonderen
Fallen bchalten wlr u»S »or ctne AuSnahme hiervon
zu machen;

könncu unb dcm Kiudc dic nöthigc Nahrung. Klei-
dung und Bettnng zu gcbcn, cndlich daß die Muttcr
genügcndc Sicherheit gelcistct hat, daß auch daö ver-
sprvchenc Kostgcld pünktlich bezahlt wlrd, und daß
ntcht, wie so oft vorkommt, schon nach Ablauf der
ersten Monatc die Zahlüng clngcstcllt «ird.

Die untcr 2 angegcbenen Erfordcrniffe müffen auch
dann erfüllt werden, wcnn ausnabmSwcisc bie Auf-
nabmc eines ausländischcn KlndeS gestattet werden
soll.

Dtc geistlichen unb weltiichcn Borgesetzten werden
darüber wachcn, ob blc Verpflcger ihren Vcrbinblich-
keilen nachkvmnicn unb falls sie die Beobachtung
machen, daß solche Kindcr »ernachlässigt oder gar mtß-
hanoelt werden, soglcich Anzclge hierher crstattcn, da-
mit das Kind weggenommcn und entweder in selne
Hcimath vcrbracht, vder andcrweit untergcbracht wird.

Ebcnso babc» Üe Bürgermeister der Landgemein-
den g-nau darauf zu achten, vb nicht jemand hclmllch
ei» oriSfrcmdeS Kind aufnimmt und vorkommenden-
fallS sogleich bcrlchtllchc Anzelge zu machcn.

D-Sgleichcn ltcgt dcn HauSetgenthümern die Ver-
hindlichkcit ob, den Bürgermclstcr davon zu bcnach-
richtlgen, wenn elner der Hausbcwohner etn solche«
Kind zu stch nimmt.

II. Den Bürgcrmeistern wird bei Strafe unter-
sagt, WetbSpersonen, welchc nach stattgehabter Niebcr-
knnft mit ihrcm Kindc tn die Hetmatb gcwtesen stnd
dcn Aufcnthalt tm Ortc zu gestatten.

III. Um in jedem chizelnen Falle für die Ernäh-
rung und Erziehung der unehclichen Ktndcr, wclckc
in ciner dcr Gcmeindcn deS OberamtSbezirkö Hc6
mathsrccht besitzen, daS Geetgnetc anordncn und j«
nach Umständen gezen dic unfittlichen Mütter cin-
schrcttcn zu können, ersuchc» wir sämmtltchc Großh-
Pfarrämtcr uns jeweilö von der Gcburt eincS um
eheltchcn ciner Gcmcindc dicscS BezirkS angchorigc
Ktndc« Nachricht zu gebcn und außcrdem -'E"'
GeburtStag des KtndcS. Namen der Muttcr u'w »c»
ctwa bekannten unebelichcn VatcrS zugü'ch °

zu wollen. ob ba« Kind von scincm Va-cr rmkch

llll-rtcinni ,">>>,' nni. nii^ nteltc unchekifl -eiun

anerkannt seie und dic wic vielte
dcrsclbcn Mnttci »oriiege. Auch ^,"7- "
jeder Gcburt eineS solchcn - u > elfter

dev bctrcffcnden Gemcindc i» 7'"Wäifcnaer!ckU?' ^ -
IV. Dte Gcmeiiideräthc und ^"'»"'chtc be»
Amtsbeürks wcrdeu beanftt->!Ü' sic »vn dcr

Geburk -ines der K-me-nd- angehorlgen unehelichen
Kindes Nachricht -il.alten. »7?" untersuchcn, °d
Wt'lje fur ou runftlge ErnahrunS-
s Ktn ° '^ ö'" 'b dasftlbe an'erkannt ist, od

ü-b kemai d fretwilliö jur Akimentation dcssclbcn vcr-
" °b nach.8^ d°s Gesetzes »°m 21. S-br-

1831 Neqicrungsblatt Nr. 15, ein Vormund zur
Erb-bung lw-tchilichen Klagc aufzusttil-n

LegtercnfaUd isi geeignete Person r»- Be-Vflich-
tunq htc-h-d in Vorschlag zu bringcii. .

Dabct mache» roir noch hesondcr« darauf anfmerl--
sam, llach 8 5 hes erwähntcn GcsetzeS oaö Klag>
r,.chi nach Ablauf ctncS Jahres, vo» der Geburt dcs
KindcS an gcrrchnet, erlischt. _ .

Die Vmgcrmeister werden beauftragl, die Bcsttm-
mungen vvn Ziffer I. dcr Gemetnde zu vcrkünden
und wie geschehcn Anzeigc zu machcn.

Heidelberg den 24. Ianuat 1859.

vr. W i l h e l m i.
 
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