Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI Kapitel:
Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0226

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verfahren ziehens abcr um so nothwen-
diaer fei es bahcr auch, daß hfe 8ailbcs:
vertretung das^ganze Gewicht ihrer Uebcr-
zeugung gcgen das Verkehrte und Nicht-
zurechtfertigeildc fenes Schrittes in die
Wagschalc legc. Dcr Kultusministcr
spricht sich in längerer Rede über das
Znstitut ver Privatdoccnten aus, und ver-
spricht dann, wie dies Sektens der Re-
gicrung anch bercits in der Kommission
erklärt worden ist, Abhülfe. Was übri-
gens den vorliegenden speziellen Fall be-
treffe, so müsse cr mit Rücksicht auf die
gegen die Fakultät crhobenen-Angriffe be-
merkcn, daß er sich aus cincr Prüfung
der Sache übcrzcngt habc, daß die Fakul-
tät in Bonn gcsctzmäßig und gewiffcnhaft
gchanvclt habc. Referent vr. Eckstcin:
Es handle sich nicht uin den spezicllcn
Fall; vr. Beckhaus habe für sich gar
nichts gebeten; sein Petitum sei rein und
prinzipicll, und dke Ehrc der Wisscnschaft
erfordere es, daß diescm Pctitum ent-
sprochen werde. Der Antrag der Kom-
mission wird angcnommen.

Breslau, 18. Fcbr. Vor den Schran-
kcn dcs hiesigcn Schwurgerichts stand hcute
der Graf Äugust Hermann v. Schlippen-
bach,RittcrglitsbcsitzeraufOber-Mschanna,
angeklagt, scinc Gattin durch dke Drohung
des Mordes, um sich cinen rechtswidrigen
Vortheil zu verschassen, gezwungen zu
haben, ein Wechselacccpt übcr 14,340 Thlr.
auszustellen. Der Angeklagte war am
31. Dez. 1858, der Anklage zufolge, in
das Zimmcr seiner getrcnnt von ihm leben-
den Frau cingetretcn und hattc ihre Unter-
schrift durch ein auf ihrc Brust gehaltenes
Pistol und durch die Drohung, sie im
Weigcrungsfallc zu crschkeßen, erzwungcn.
Die Beweisaufnahme vermochte dcn Ge-
schwornen nicht die'Ueberzeugung von der
Schnld zu gcben, sc> daß dicselbcn dcn
Grafen für nicht schuldig erklärten und
derselbe sofort seincr Hast entlasscn wurdc.

Poi^en» 1"- Fcbr. Von allcn Seitcn
aus unserer Provinz gehen uns Nach-
richten von starkcn Pferdcaufkäufcn zu,
sedoch nicht für Rcchnung dcr Franzosen
vder Picmontcsen, sondcrn ausschließlich
für österreichische Rcchiiung. (D.A.Z.)

Bremen, im Febr- Die Kriegsbefürch-.
tungen haben auf Handel und Wandel den
unhcilvollstenEinfluß. Uebcrder Geschäfts-
tvelt lagert sich noch dasselbc Gefühl der
Unsichcrheit, dcs Mißmuths nnd dcs Miß-
trauens, welches scit cinigen Wochen hcrr-
schcnd geworden ist, daß inav dicGeschäfte
einschränkt, die erthciltcn Aufträge zum
Theil widcrruft und der Erledigung dcr
mit den überseeischcn Ländern bereits ein-
geleitcten Unternehmungen nicht ohne Be-
sorgniß cntgegensieht. Nachdem dcr Handel
dic Krisis überstanden und sich ein ganzcs
Jahr lang in strenger Vorsicht und Ent-
sagung langsam erholt hatte, mar der
Beginn des neuen Jahres 1859 für ,'hn

cin froher Augcnblick, der eine neue Acra
kommerziellenGedeihenszuverhelßen schien.
Von eincm Feldzug und von Kriegs.rüstun-
gen war nicht die Rede, und man' dachte
iiur an friedliche Eroberungen in jenen
fernen Regionen, welche cntweder paci-
sieirt oder für den europäischen Handel
so eben erst neu aufgeschloffen worden
sind. Da gcfällt es dein Alleinhcrrscher
in Frankreich, an eincin der fricdlichen
Begrüßung und Beglückwünschung geweih-
ten Tage die Saat dcr Zwictracht aus-
zustreucn. Zum Glück ffudct uns die Gc-
fahr cinig und cntschlosseu, und bic Times
hat Rccht, wenn sic schreibt, daß sich dcr
Gckst von 1813 in Deutschland regc. Ein
Bundeshecr von 452,475 Mann ist bereit,
die deutschen Gränzen z>, sichern, welcheS
bis 1. Juni 1859 auf mehr als cine Mil-
lion crhöht werdcn könnte.

TVien- Fürst Danilo von Montenc-
gro hat einer Privat-Gcsellschaft den Ver-
kauf geistiger Getränke für ben Preis
jährlicher 18,000 Thaler in Pacht gege-
bcn. Man sieht, daß auch in Montcnegro
die Theorieen moderner Fiilanzwirthschaft
fruchtbaren Bodcn finden.

F r a n k r e i ch.

PariS, 19. Febr. Dcr Marineml'nister
hat bci den HH. Cholles und Cie. zehn
Millionen Rationen getrocknetes Gcinüsc
bestellt. — Aus Bucharest meldcn mchrere
Konsuln, daß cin Aufstand in den Fürsten-
thümern zu befürchten sei, wenn dic Dop-
pelwahl von dcn Pariser Konferenzen ver-
worfen werden sollte.

PariS, 19.Febr. Jn Frankrcich bauert
die Propaganda zu Gunsten dcs Kricges
fort. Auch das Ci'rcularschreibcn dcs Mi-
nisters Herrn Delangle bezcugt bcreits
seinc Wirksamieil, und die Leit-Artikel
dcr Provinzialblätter gcberden sich schr
kriegerisch.

PariS, 19. Febr. Dem „Moniteur"
wird aus London bcrichtct: „Oestcrreich
niinint die Konfercnz übcr die Donau-
fürstenthümcr unter der Bedingung an,
daß Preußen und England garantiren, die
italienische Frage werde nicht berührt
werdcn."

Paris, 20. Febr. Ein Dekrct übcr-
trägt dem Prinz-Minister Napoleon die
Regelung der Kultilsangelegenheiten in
Algerien und den Kolonien. Wenn es
Üch jedoch um die Ausübung eines Kultns
pse Erncnnung von Bischöfen
oder -apostolischen Präfekten in dcn Kolo-
"lcn hanselt, fo erfolgt die Entscheidung
""l llfcheinschaftlichen Bericht dcs Mini-
stcrs für öfx Kolonwn und ves MinisterS
der Kulten. .

Aus Paris schrcibt man der Con-
tinental Review, d„ß ver Kaiser Napoleon
ursprünglich eine viel friedlicherc Thron-

redc bcabsichtigt und schon im Entwurf
fertig gehabt haben soll, allein die fried-
liebenden Acußerungen des cnglischcn Par-
laments schienen rh„ siberräscht nnd zum
Trotz gereizt z„ h„hen. Die Thronrede
selbst h"ür ciue schwxre Geburt, und
währenv ei mit ,hx schwa„gxr gieng,
ließ er, mü >1us„ahme c>es Grafen Mornv,
der ihn ei'n einziges Mal sprechen durfte,
keine der Perionen vor, v,x z„ x,ner
Audienz vorgcmrrlt waren. Der erste
Kammerhcrr, M. Baccioch,, erklärte jcdem
dicser Abgewiesencn, dcr Kaiser bcdaurc,
sei abcr mit Abfassung sei:,er Redc an
die Kammer beschäftigt. 2äcihre„y der
Sonntagsmcsse in dcr Duilerienkapxsie
kam der Kaiscr, gcgcn scülc Gewoh„hxst
spät, sah verstört aus, schlcn mit se,„xr
Toilette nicht ganz fcrtig und zog sieh
gleich nach der Mcffe wiedcr in sein Ka-
binet zurück; auch wurdc die Thronredc
dcn Ministern nicht vorhcr mitgetheilt.
Am 8. Februar litt der Kaiser an so
hcftigem Kopfweh, daß Dr. Conneau lhn
beinahe zwang, einen kurzcn Ritt ins
Boulogner Gehölz z„ machen. Bei di'escr
Gelegenheit trug er z„,„ crstenmal cinen
graucn 9tock, was ven Leutcn, die i'hn
sahen, wie einc absichtlichx Kundgcbung
vorkam, so daß man sagte, der kleinc
Hut werde sich nun auch bald blicken
lasscn...

C n g l a n d.

London, 21. Fcbr. (Tel. Dep.) Nach
den „Timcs" lauten dic Berichte der bei-
den lctzten Tage vom Köntineiit beun-
ruhigend-

2 t a l » e n.

Dic amtliche Mailänder Zeituug vom
17. bringt einen Erlaß, welchcr nun auch
die Ausfuhr von Maulthieren aus der
Lombardci verbietet.

Turin, 16. Februar. Zn unscrer
Hauptstadt koinmen seit cincr Woche ent-
laufene Monskriptiönspflichtigc aus der
Lombardei an; ebenso Deseurteurc vom
modencsisch-esthensischen Gränzkordon bci
Sarzana. Gcstern zog emc Schaar, da-
runter einige Studenten, ȟt einer dr'ei-
farbigen Fahne hier ein. Diefelben wurden
der hiesigen Linie zugctheilt, spsiter
dcm Garibaldischcn Korps ei'nvcrleibt zu
werden, welchcs ""ch der täglich erwar-
teten Ankunft dcs berüchtigten Condotti'ere
aufgestellt wcrden soll. Das Kriegsfieber

hat sich "'ü)t Verinindert, sondern ist eher
im Zunehmen begriffen.

A m e r i k a.

?tewyorx, 8. Febr. Der amerika-
nische Gesandte in Meriko hat resignirt.
General Miramon erreichte am 26. Jan.
sle Hauptstadt und setzte Zuloaga wieder
t" seine Steüe er'n. — Die Rxpg(„t,ön
 
Annotationen