DOI Kapitel:
März
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0290
deren Eröffnung. Die traun'gste Ange-
legenheit Dcutschlands wi'rd demnach wie-
der auf die lange Bank diplomatischcr
Verhandlupgen zwischen dem Bundc und
Däneinark geschobcn werden.
ZZon der poln Grenze, 9. März.
<F. P-) Nach einer Mittheilung dcr pol-
nischcn Zeitung Nadwislanin ist der aus
den Revolutionsjahren her bekannte Agi-
tator Ludwig Microslawski, der so
unsägliches Unglück angerichtet hat, in
einen unheilbaren Wahnstnn verfallen.
Wien, 8. März. Hier in Wien klagt
die politische Prcsse nach wie vor über
große Beschränkung und die Prinziplostg-
keit in der Beschränkung. Nicht alle'in
um Nachrichten über Militärbewegungen,
Vertheidigungsmaßrcgeln, selbst wcnn ste
inländischen Blättcrn cntnommen sind, son-
dern um dic nichtigsten Dinge, z. B. um
die Mittheilung, daß Graf Grünne mit
dem Wagen umgeworfen sei oder dcrgl.,
werdcn die Zeitungen mit Beschlag belegt
und erleidcn dadurch die empfindlichsten
direkten und indirekten Vcrluste, da von
confiscirten Ercmplaren der Stempel nicht
ersetzt wird, dcr rcchtzeitigc Ersatz durch
ein ncues Blatt häufig gar nicht mehr
möglich ist u. s. w. Und was das Uebclste
ist, cs bleibt iminer bci svlchen Vcrwal-
tungsmaßregeln; eine Anklage, cin Prcß-
.prozeß gehören zu den unerhörten Dingcn.
(Schw. M.)
Wien, lO. März. Jn Mailand
ist durch eine polizeiliche Kundmachung
für dcn Rcst der Karnevalszeit das Tragen
der Maskentrachten, sowie das Coriandoli-
werfen bei Strafe vcrbotcn worden.
F r a n k r e i ch.
Paris, 8. März. (N.Z.) Die setzige
Wendung der französischen Politik
mag entscheidend sein für Louis Napo-
leons Autorität im europäischen Concert,
für die italienische Frage ist sie es nicht;
denn das sardinische Mmisterium hat jene
abkühlenden Artikel alsbald mit der Ein-
berufung der Reserven beantwortet. Na-
polcon III (lch »nterscheide ihn hicr ab-
sichtlich von seinem Ministerium) hat sich
aber so tief nttt dem Kabinet von Turin
cingelassen, daß er noch immer durch cincn
gewaqten Schritt deffelben gebunden und
niitfortgerissen werden kann. Daß Viktor
Emanuel in die Lage gedrängt worden ist,
Allcs für Alles einziisetzen, haben wir
schon srüher nachzuweisen gesucht. An
dem französischen Kaiser abcr hat sich
seine eigene Regierungsmethodc empfind-
lich gerächt. Scine Minister waren so >ehr
in der Steüung subalterner Sekretäre, daß
er mit ihnen, auch gxgen ihre Absicht und
Ueberzeugung, regieren z» können glaubte.
Sic zu wechseln, fehlte es ihm an rascheM
Entschluß und an den geeigneten MäN-
nern in seiner Umgebung. Walewski hat
längst nicht recht in seinem Sinne gehan-
delt, und von dem Tage an, wo Pcrsignp
und Fould ihrer alten Feindschaft cnt-
sagten, um für den Fricdcn mitzuwirken,
verlor er den Faden sciner eigencn Anzet-
telung. Seinem Onkel, eineln Iriedrich II-,
einem Peter dcm Großen wäre das frei-
lich nicht begegnet.
Paris, 10. März. Dic wichtigste
Nachricht, dic wir heute (14. d.) zu mel-
den habcn, ist die, daß jetzt auch Rußland
sich für die Aufrechthaltung der Verträge
von 1815 crklärt hat. (S. oben Berlin.)
Somit wäre nunmchr ganz Europa, mit
Ausnahme von Frankreich und Picniont
in diesern Punkte einig. Da nun die Ver-
träge von 1815 Ocsterreich den Bcsitz des
lombardisch-venctianischcn Königreichs ga-
rantircn, so wird durch die jetzt vor-
licgenden Erklärungcn ver europäischen
Mächte der Kern der sog. italienischcn
Frage so zu sagen außer Prozeß gescßt.
PariS, 10. März. Die Lage will
hier noch immer sich „icht klären. Man
fängt im Publikum an, immer allgcmeincr
einzusehen, daß die Moniteurnote vom
letzten Samstag und selbst die Entlas-
sung des Prinzen Napoleon noch
keine entscheidende Wendung in
die Lage gebracht haben. (Also hat man
in Deutschland richtiger geurtheilt als in
Paris.) Das könnten sie nur bringen,
wenn man in Wicn auf das hiesige Ent-
gegcnkommcn sich unterworfen hätte, und
wcnn die Wiener Nachrichten fortfahren,
so unerfreulich als bisher zu lauten, diirfte
es lcicht geschehen, daß man in wenigen
Tagen hier wieder eine Schenkung nach
links macht und durch dcn Wicdereintritt
des Prinzen Napoleon, welcher nur glcich-
zcitig mit dem Austrit dcr HH. Fould
und Walewski erfolgen könnte, einc ganz
ncne Phase eröffnet. Wir glauben durch-
ans nicht, daß man die letzten Friedens-
demonstrationen von vornherein mit dic-
scm Hintergedanken gemacht, aber was.
nicht bcabsichtigt war, kann durch dic
Gereiztheit herbeigeführt werden, die man
hier über dcn geringcn Eindruck einpfindet,
welchcn die französischcil Zugeständniffe
(wclche? es handelt sich überall nur um
unberechtigte Uebergriffe Frankreichs) in
Wien hervorgebracht haben. Offenbar
liegt heute die Entscheidung über Krieg
und Friede» in den Händen des Wiener
Kabinets; es steht zu wünschen, daß es
Lord Cowlcy den Friedenszweig in die
Hand gelegt habe.
PariS, 13. März. Der Kaiser er-
hiclt gestern 'eincn Brief vom Könige von
Sardinicn bei Gelkgenheit der Uebersen-
dung dxr Insignien des Ordens der hei-
ligen Verkündigung an den kaiserlichen
Prinzen.
B e l g i e n.
Brüffel. Die schöne Collegiat-Kirche
St. Gertrude tn Nivelles und ihr statt-
licher Thurm wurde am 9. März ein Raub
der Flammen nebst mehrcren anstoßenden
Häusern. Die Kirche selbst war ncbcn
der Kathedrale von Tournai cines der
ältestcn, schvnsten und größten romanischen
Bau-Denkmale Belgiens.
^ u g l a n
Lon-on. 12. März. Jm Obcr-
hause zeigte lord Malmesburp an,
daß die Konfercnz wegen dcr Donau-
fürstenthüincr sich nächstx W§chx vereiniqen
wird.
London, 14. März. Man erwartet
übermorgen die Ankunft vo» Poerio
und Gcnossen. Ein Comite für Geld-
sammliing' ist bereits zusammengetrctcn
unter welchem sich u. A. Shaftcsbury'
Palmerston, Russel, Landsdown, Milnes,
Lyndhurst und Gladstone bcfinden— Die
„Times" halten die Ancrkennnng Kuffa's
zum Zweck der Friedenserhaltung für viel-
leicht zweckmäßig.
Z t a l i e n.
Bom Po, 5. März. (Württ. St.A.)
4ne Haltung Deutschlands beginnt
wie nicdcrschlagendes Pulver auf unsere
Kriegsfreunde zu wirken. So etwas hatte
man durchaus uicht erwartet; den Ver-
druß hieruber liest ,,ian deutlich zwischen
deu Zeilen vicler radikaler Blätter heraus
und würdcn in Preußen ähnliche Kund-
gebungcn lctzut, so dürfte der Verdruß sich
bald bis zu einer gewiffen Verzaatbcü
und Schlaffheit steigcrn. Viele Piemonte'
sen gestchcu bereits ehrlich ein, daß sie
bisher ganz falsche Vorstellunqen von der
Stiinmung in Deutschland und von der
Attcn'^ ^bsterreichs in Deutschland
Vermischte Nachrichten.
Nach der im Dezember v. I. stattge-
habten Zählung bclief sich die Berlin er
Bevölkerung mit Ausschluß des Mi'litärs
auf 463,645 Pcrsonen. Hicrvon gehörten
15,338 dem Iudciithiime au.
Nach amtlichen Ziisammenstellungen
wurden in Frankrcich 1856 an Cigar-
ren verbraucht: von Havanna und Ma-
üilla 360,856,500, in Frankreich fabricirt
491,071,500, EA^"en 6,478,000, zu-
sammen 523,636,000 Stück.
Gewerbeverei'n. Mittwoch, den
16. d. M-, Abends 8 Uhr Generalver-
saminlung; Fortsetzung der bereits ange»
fangenen Vorträge von Dr. Weiden-
busch. Vereinsangelegrnheiten.
„Aus dem Hotel Schrieder Nr. 74
für den verunglückten Schiffer M. Ber n-
hard in Neckargemünd erhielt die Erped.
d. Bl. 2 fl. 42 kr.
legenheit Dcutschlands wi'rd demnach wie-
der auf die lange Bank diplomatischcr
Verhandlupgen zwischen dem Bundc und
Däneinark geschobcn werden.
ZZon der poln Grenze, 9. März.
<F. P-) Nach einer Mittheilung dcr pol-
nischcn Zeitung Nadwislanin ist der aus
den Revolutionsjahren her bekannte Agi-
tator Ludwig Microslawski, der so
unsägliches Unglück angerichtet hat, in
einen unheilbaren Wahnstnn verfallen.
Wien, 8. März. Hier in Wien klagt
die politische Prcsse nach wie vor über
große Beschränkung und die Prinziplostg-
keit in der Beschränkung. Nicht alle'in
um Nachrichten über Militärbewegungen,
Vertheidigungsmaßrcgeln, selbst wcnn ste
inländischen Blättcrn cntnommen sind, son-
dern um dic nichtigsten Dinge, z. B. um
die Mittheilung, daß Graf Grünne mit
dem Wagen umgeworfen sei oder dcrgl.,
werdcn die Zeitungen mit Beschlag belegt
und erleidcn dadurch die empfindlichsten
direkten und indirekten Vcrluste, da von
confiscirten Ercmplaren der Stempel nicht
ersetzt wird, dcr rcchtzeitigc Ersatz durch
ein ncues Blatt häufig gar nicht mehr
möglich ist u. s. w. Und was das Uebclste
ist, cs bleibt iminer bci svlchen Vcrwal-
tungsmaßregeln; eine Anklage, cin Prcß-
.prozeß gehören zu den unerhörten Dingcn.
(Schw. M.)
Wien, lO. März. Jn Mailand
ist durch eine polizeiliche Kundmachung
für dcn Rcst der Karnevalszeit das Tragen
der Maskentrachten, sowie das Coriandoli-
werfen bei Strafe vcrbotcn worden.
F r a n k r e i ch.
Paris, 8. März. (N.Z.) Die setzige
Wendung der französischen Politik
mag entscheidend sein für Louis Napo-
leons Autorität im europäischen Concert,
für die italienische Frage ist sie es nicht;
denn das sardinische Mmisterium hat jene
abkühlenden Artikel alsbald mit der Ein-
berufung der Reserven beantwortet. Na-
polcon III (lch »nterscheide ihn hicr ab-
sichtlich von seinem Ministerium) hat sich
aber so tief nttt dem Kabinet von Turin
cingelassen, daß er noch immer durch cincn
gewaqten Schritt deffelben gebunden und
niitfortgerissen werden kann. Daß Viktor
Emanuel in die Lage gedrängt worden ist,
Allcs für Alles einziisetzen, haben wir
schon srüher nachzuweisen gesucht. An
dem französischen Kaiser abcr hat sich
seine eigene Regierungsmethodc empfind-
lich gerächt. Scine Minister waren so >ehr
in der Steüung subalterner Sekretäre, daß
er mit ihnen, auch gxgen ihre Absicht und
Ueberzeugung, regieren z» können glaubte.
Sic zu wechseln, fehlte es ihm an rascheM
Entschluß und an den geeigneten MäN-
nern in seiner Umgebung. Walewski hat
längst nicht recht in seinem Sinne gehan-
delt, und von dem Tage an, wo Pcrsignp
und Fould ihrer alten Feindschaft cnt-
sagten, um für den Fricdcn mitzuwirken,
verlor er den Faden sciner eigencn Anzet-
telung. Seinem Onkel, eineln Iriedrich II-,
einem Peter dcm Großen wäre das frei-
lich nicht begegnet.
Paris, 10. März. Dic wichtigste
Nachricht, dic wir heute (14. d.) zu mel-
den habcn, ist die, daß jetzt auch Rußland
sich für die Aufrechthaltung der Verträge
von 1815 crklärt hat. (S. oben Berlin.)
Somit wäre nunmchr ganz Europa, mit
Ausnahme von Frankreich und Picniont
in diesern Punkte einig. Da nun die Ver-
träge von 1815 Ocsterreich den Bcsitz des
lombardisch-venctianischcn Königreichs ga-
rantircn, so wird durch die jetzt vor-
licgenden Erklärungcn ver europäischen
Mächte der Kern der sog. italienischcn
Frage so zu sagen außer Prozeß gescßt.
PariS, 10. März. Die Lage will
hier noch immer sich „icht klären. Man
fängt im Publikum an, immer allgcmeincr
einzusehen, daß die Moniteurnote vom
letzten Samstag und selbst die Entlas-
sung des Prinzen Napoleon noch
keine entscheidende Wendung in
die Lage gebracht haben. (Also hat man
in Deutschland richtiger geurtheilt als in
Paris.) Das könnten sie nur bringen,
wenn man in Wicn auf das hiesige Ent-
gegcnkommcn sich unterworfen hätte, und
wcnn die Wiener Nachrichten fortfahren,
so unerfreulich als bisher zu lauten, diirfte
es lcicht geschehen, daß man in wenigen
Tagen hier wieder eine Schenkung nach
links macht und durch dcn Wicdereintritt
des Prinzen Napoleon, welcher nur glcich-
zcitig mit dem Austrit dcr HH. Fould
und Walewski erfolgen könnte, einc ganz
ncne Phase eröffnet. Wir glauben durch-
ans nicht, daß man die letzten Friedens-
demonstrationen von vornherein mit dic-
scm Hintergedanken gemacht, aber was.
nicht bcabsichtigt war, kann durch dic
Gereiztheit herbeigeführt werden, die man
hier über dcn geringcn Eindruck einpfindet,
welchcn die französischcil Zugeständniffe
(wclche? es handelt sich überall nur um
unberechtigte Uebergriffe Frankreichs) in
Wien hervorgebracht haben. Offenbar
liegt heute die Entscheidung über Krieg
und Friede» in den Händen des Wiener
Kabinets; es steht zu wünschen, daß es
Lord Cowlcy den Friedenszweig in die
Hand gelegt habe.
PariS, 13. März. Der Kaiser er-
hiclt gestern 'eincn Brief vom Könige von
Sardinicn bei Gelkgenheit der Uebersen-
dung dxr Insignien des Ordens der hei-
ligen Verkündigung an den kaiserlichen
Prinzen.
B e l g i e n.
Brüffel. Die schöne Collegiat-Kirche
St. Gertrude tn Nivelles und ihr statt-
licher Thurm wurde am 9. März ein Raub
der Flammen nebst mehrcren anstoßenden
Häusern. Die Kirche selbst war ncbcn
der Kathedrale von Tournai cines der
ältestcn, schvnsten und größten romanischen
Bau-Denkmale Belgiens.
^ u g l a n
Lon-on. 12. März. Jm Obcr-
hause zeigte lord Malmesburp an,
daß die Konfercnz wegen dcr Donau-
fürstenthüincr sich nächstx W§chx vereiniqen
wird.
London, 14. März. Man erwartet
übermorgen die Ankunft vo» Poerio
und Gcnossen. Ein Comite für Geld-
sammliing' ist bereits zusammengetrctcn
unter welchem sich u. A. Shaftcsbury'
Palmerston, Russel, Landsdown, Milnes,
Lyndhurst und Gladstone bcfinden— Die
„Times" halten die Ancrkennnng Kuffa's
zum Zweck der Friedenserhaltung für viel-
leicht zweckmäßig.
Z t a l i e n.
Bom Po, 5. März. (Württ. St.A.)
4ne Haltung Deutschlands beginnt
wie nicdcrschlagendes Pulver auf unsere
Kriegsfreunde zu wirken. So etwas hatte
man durchaus uicht erwartet; den Ver-
druß hieruber liest ,,ian deutlich zwischen
deu Zeilen vicler radikaler Blätter heraus
und würdcn in Preußen ähnliche Kund-
gebungcn lctzut, so dürfte der Verdruß sich
bald bis zu einer gewiffen Verzaatbcü
und Schlaffheit steigcrn. Viele Piemonte'
sen gestchcu bereits ehrlich ein, daß sie
bisher ganz falsche Vorstellunqen von der
Stiinmung in Deutschland und von der
Attcn'^ ^bsterreichs in Deutschland
Vermischte Nachrichten.
Nach der im Dezember v. I. stattge-
habten Zählung bclief sich die Berlin er
Bevölkerung mit Ausschluß des Mi'litärs
auf 463,645 Pcrsonen. Hicrvon gehörten
15,338 dem Iudciithiime au.
Nach amtlichen Ziisammenstellungen
wurden in Frankrcich 1856 an Cigar-
ren verbraucht: von Havanna und Ma-
üilla 360,856,500, in Frankreich fabricirt
491,071,500, EA^"en 6,478,000, zu-
sammen 523,636,000 Stück.
Gewerbeverei'n. Mittwoch, den
16. d. M-, Abends 8 Uhr Generalver-
saminlung; Fortsetzung der bereits ange»
fangenen Vorträge von Dr. Weiden-
busch. Vereinsangelegrnheiten.
„Aus dem Hotel Schrieder Nr. 74
für den verunglückten Schiffer M. Ber n-
hard in Neckargemünd erhielt die Erped.
d. Bl. 2 fl. 42 kr.