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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0342

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tenm DlcnstmäVckens zur Ml'indll'chen Ber-
handlunq. Di'e Sitzung, in wclcher der
qroßh. Staatsanwalt, Hofqerichts-Rath
Haaß die Anklage und Obergerichtsad-
vokat Enqelhard die Vertheidigunq
führte, verwandelte sich aus Riicksichten
sittlicher Schicklichkeit in eine qchcime.
Nackdem der Anqcklagte, cin 25 Iahre
alter, lcdiger Landwirth, abwcichcnd von
seinein in dcr Voriintcrsuchnnq fcstqehal-
tencn allqeinci'ncn Lcllqniliiqssystcin, zwar
di'eses Vcrbrcchen nachträqlich zugestandcn,
jedoch beharrlich die ihm dabei zur Last
gcleqtc vcrbrechcrlsche Absicht von sich ab-
zuweisen qesucht hattc, war es die Haupt-
aufqabc der Staatsbehörde, das Vorhan-
densein dieser Absicht nachzuweiscn, und
dic auf cineu Zustand großep Bctrunkcn-
heit qcstiltzte Vertheidiqnnq zu bekäinpfen.
Jn Ücbereliistiiiimuiiq mit den deßfallsiqcn
Ausfilhrlinge» bcjahtcn auch dic Ge-
schworenen die Frage der Schuld, und
verneinten, daß dcr Angcklaqte bei Ver-
libillig der Dhat nahezn ilnznrcchnnnqs-
fäbiq gewcsen wäre. Demzilfolqc wurdc
der Sch'ildiqcrklärte weqcn des vorlie-
gendcn vcrbrechcrischcn Vcrsuchs zur Er-
stehunq cincr Ojähriqen gcschärsten Ar-
beitshausstrase verurtheilt.

Ludwinsburg 28. März. Jüngst
ist an sämnitlichc Offizierc dic Ausiordcrung
erganqen, sich über ihre Kriegödicnsttilch-
tigkcit für den Fall cines Ausmarschcs zu
crklären.

Bom Rliein, 28. März. Wcr mit
eiiiigerinaßen äiiqstlichem Gemlithc die
Krämpfe, wclckc Europa scit dcm j. Ia-
nuar in schmerzhafte Bcwegung sctz-
ten, dic rastloscn Bemühuugcn dcr Kabi-
nete, die unqehcureii Rüstlinqe» und die
Fluth dcr widersprcchindstcn und fiebcr-
haftesten Erzeuqnisse dcr politischen Presie
verfolqtc, dcr niußtc zu dcm Urthcilc
kommen, daß es sich um iiichts Geringe-
res handle, als um ei'ne völligc llmqc-
staltunq ber siaatlichcu Vcrhältnifsc iin-
scres Wclttheils nnd uni einen allqemeiueii
curopäischen Krieq. Alles harrte athem-
los des Augenblicks, wo es kund werden
sollte, was dcr wli klichk Kern dicscr Er-
schütterung sei; u»d jetzt, wo er sich den
Blicken iii satyrischee Winziqkcit z» zeiacn
beginnt, ruft die genarrte Wclt voll Er-
staunen: 'l'nut ck« l»rn>t >»our un«;
lotlt-!

Die Berqe kreistcn, und alS

Kai» ftatt des tlngehclierS, t>aS die irrdc

Erbebcii licße, Länder wild verzehrtc,

Nur cine zahm- — Revtston herauS.

MaiNZ, 28. März. Gcstern wnrde
auf Befehl des Bischofs in dcn hiestgen
Kirchen von den Kanzeln vcrkündigt-, daß
jcder katholische Christ, der dic sogenaililtc
öfterlichr Zcit nicht cinhält (Beichte
und Conimunion zur Osterzeit versäumt),
aus oer Kirchengemci'nschaft ausgcschlossen
wird. ,

Frcnikfurt, 28. März. Die giinstigen
Berichte übcr die zu Fclde stehendcn Saa-
ten, vcrbunden mit den geringcn Ansprüchen,
die dcr Consumo^nigenblicklich macht, ver-
anlaßtcn hente einen weiteren Druck im
Gctreidehandel, der sich namentlich bei
Noqqcn fühlbar machte. Die Umsätze in
dcn librigcii Gattungcn bleiben schr bc-
schränkt. Weizen war i„ 1858er Wetter-
auer Waare nicht billiger zu haben und
mußte init 9^ bezahlt werden, währcnd
1858er Franken ganz vcrnachlässiqt blieb.
Spelzkern wnrde mehreres ;u 9'/ --
qehandelt. Roqgen wnrde nach Qualität
uiit 7'^--bczahlt. Gerste mattcr und
zu 8'/, känflich- Hafer unvcrändcrt 5'/,
bis '/^. Rüböl flau 25'/^ bezahlt, 26 Br.,
gereinigtcs 27'/,.

— Auf heutigem Viehmarktc machte sich
zum Thcil cin Preisabschlag bemerkbar.
Es waren zngefnhrt 2!)0Ochscn, 2l5Kühc
und Rinder, 170 Kälber, 170 Aämmel
und stcllte» sich Ochsen 1.Q»al.28 -00 fl.,
2. Qnalität 26 —27 fl., Kiihc 1. Oualität
26 28 fl., 2. Qnal. 20-2l fl., Kälber
1. Qual. 26-27 fl., 2. Qual. 18-20 fl-,
Hämmel 27—28 fl. Alles verkauft.

Wunsiedel, 22. März. Jm Orte
Bernstein, hiesigcn Landgcrichts, brach gc-
stern Abends nach 5 Uhr Feuer aus,
wclchcs sich so schnell verbreitctc, daß
binnen zwei Stunden 12 Wohnhäuscr und
13 Scheunen nicdcrgebrannt warcn. DaS
Feuer wurdc durch drci kleine Kinder, wclche
mit Zündhölzchcn spielten, verursacht.

Sondershuufen, 25. März. Wenii
in der Residenzstadt eincs dcutschcn
Fürsten cines schönen Tages dcr Sekretär,
dann dcr Kammcrer (zweiter Bürger-
meister) und nach einiqer Zeit endlich auch
der Oberbürgermeister, knrz der
ganze Stadtrath gcfänglich ein-
grzogcn werden, so ist das cr'n Er-
eigni'ß, das auch answärts auffallcn musi.
Alle jene Verhaftuiigen erfolgtcn auf Re-
qnisitioii dcr Gerichtc, die sich zunächst
mit ciner dcn Registrator des Stadtraths
betreffenden Untersuchnng wcgen Unord-
nungcn aller Art, bcschäftiqtcn, im Ver-
lauf dcrselben aber Indieicn gcgen das
gesammte Pcrsonal des Magistrats ent-
deckten. Es scheint, als ob dic städtischcn
Finanzen, welchc in den letzten Jahren
dnrch Dauten, Anlagen, Gasel'nri'chtung,
Wafferleitung über dic Gebühr in An-
sprnch genommen wnrden, außcrdcm nicht
in Ordnung befundeii worden sind.' Die
städtischen Vcrwaltnngsgcschäftc werden
auqenbli'cklich durch Rcgi'erungSbeamtc be-
sorgt. Der Oberbürgeruieister wird, weil
kr krank darnicder liegt, vom Polizciwacht-
meifter in seiner Wohnuiig bcwacht.

Berlin. Der prcußischcn Staats-
regterimg liegt eine wichtigc Entscheidung
j-br Oberrabbincr Abraham Sutro
i» Mnnstcr übergab dcm Abgcordnctcn-
hause ciiie Petition, worin um Ausfüh-

rung dcr Verfassunqs - Uikundc i„ Ue-
zsihunq auf Anstcüunq der Iudcii im
Staatsdienste nachgcsucht wird. Dcr Iu-
sti'zml'nister qab dic Erklärunq ab, daß er
nach Lagc der Gesetzgebung die Inden
auch jctzt nicht fü>- fähiq erachte, ein
Rl'chtcramt zu bckleiden. Nach einer lan-
geii Diskllsüon wurde dic Petition dein
Staatsiiil'nisteriuni zur Erwägung über-
wiesen.

— Abermals ist einc der polizeilichcn
Bcschräiiknilgeii der Dissidenten gcsallen.
Die M ag d c b li i'g e r' Gemeinde durfte
sich am vorigen Sonntaq schv„ uni 9 Uhr,
also währcnd der üblickien „Kirchenstun-
den", versammcln.

Hannover. 29. Mrz. Die Stände-
versaiiimluiiq ist hcnte gcschloffcn worden.

Wien, 25. März. Aus Turin laufen
fortwährend sehr beunruhiqendeNach-
richten hicr ein. Allem Aiischcine nach
hat maii dort beschloffen, einem Kongresse
dadurch zuvorzukommeii, daß inan auf die
mie oder die andere Art den Beginn der
Feuidseligkeitcn mit Oestcrrcich hcrbcizu-
führcn sucht, sci es iiun dadurch, daß man
m Toskana odcr iu den Herzogthümern
kinen Anfstnnd vermittelt, sei es, daß man
Oeitcileich vffcn den Krieq erklärt.

Wien, 27. März. Dic „Ostd. Post"
verlangt, datz o,e G »i w a f f „ „ „ q Z a r-
diniens vor dcm Konqreß stattfinde.
Sie sei nicht eine Fragc, dic anf dem
Konqreffc zu cntschcidcii ist, sondcrn eine
Vorbcdinqniig desselben, dic gewiß
Icder, dcr ren Frieden eriistli'ch und nicht
^cheinbar will, als e^evecht nnv vernünftia
alierkeilneii werde, da Ocsterreich in glei-
chcm Verhältiiiflk seine Trnppe» zurück-
zichcn werdc.

8 r a n k r e i ch.

Paris. Das Pnbliknm beschäftigt
stck' scit inehrcren Tagcn fast allein mit
der Vcvhaftung dcs Vieomte dc Beaumont-
Vassy, ehemaligcn Präfeeten der Aisne

nnd »liiitr« ck<- r(-,fu«-t<- im Staatsrathe.
Dcrsclbe ist (wic dcr „K. Z." initgckheilt
wird) angeklagt: 1) Gcld enipfangen zu
haben, iim Beamtc dcs Krie.qS-Ministeri'u>ns
zu bestcchen, nnd 2) das ihm zu dicsem
Zweckc anvcrtrautc Geld für sich selbst

behaltcn zu habcn. Dcr Vl'comte besin-
det sich in Mazas. Eine andcre ähn-
lichc Affairc crrcgt ebenfalls Ptelcs Auf-
seyen. Ein Bcamter deö Banquierhauscs
Rothsch'lr wurdc vor zwci Tagcn unter
der Anklaqe, seinem Prinzipale 100,000 Fr.
cntwandt zn haben, verhaftet. Vor den
Polizci-Präfcktcn Bellanger geführt, ge-
lang es ihm, sich mit cinem Messer in
die Brust Mkhrere lebensgefährlichc Wun-
dcn beijttbrinqen.

Mi'erosläwsky, von dem es kürz-
Illh hieß, er sei wahnstnnig gcworden,
hat von Paris aus cinen Nnfruf an dit

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