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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0418

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Bureau verliert dadurch seme beste Ar-

beitskraft. ^

München. Der Major Graf von
Bothmcr vom ersten Artilleriereqiment ist
rum Artkllerie-Kommandanten der Festunq
Znaolstadt crnaniit worden und bereits
dahin abqeqanqen.

München, 18. April. Dcr Studcnt
G. Ferner ist gestern nach der Fcstung
Rosenberg in Oberfrankcn abgcführt

worden.

AnSbach. Es ist i'unmehr von der
k. Geiieraldircktion der Verkehrsanstalten
der 1. Juni als der Tag festgesetzt, an
welchcm dic Gunzenhausen-Ans-
bacher Eiscnbahn dcm regelmäßjgen Ver-
kehr übcrqeben werden soll.

Kafsel, 16. April. Ein in diesen
Taqen crlaffener Armee-B c fehl befichlt
sämmtlichrn Offiziercn und Soldatcn ihrc
Backenbärte abzunehmen. Das Publikum
brinqt diese Maßrcgcl mit dcr bcvor-
stehenden Mobilmachunq in Zusammeii-
hanq. — Uuter dem Einflusse Vilmars
war vor mchrcrcn Jahrcn die Abhaltung
eines Wochengottesdienstes im qan-
zen Lande anqcordnct worden. Nach kur-
zer Zeit schon mußte jcdoch weqen Nicht-
betheiliqunq des Publikums davon Abstand
geiiommcn werdcn. Vor Kurzem ist iiun
von Seiten ^s Mknisteriums, auf An-
trag dcs KoiWoriums zu Marburq, die
Abhaltung diescs Gottcsdicnstcs den Geist-
lichen aufs Neuc, jcdoch mit dcr Ab-
änderung eingeschärft worden, daß dazu
ftatt der bishenqen Frlihstunde die be-
queincre Nachmittagsstunde von 4 bis 5
Uhr anberaumt wcrdcn solle.

Berlin, 18. April. H^ute Morgen
starb hiersclbst am Herzschlagc Herr Hein-
rich Feiedrich Graf v. Arni'm, wirkl.
geh. Rath, Mitglied des Herrenhauses,
vormals Gesandter zu Wien.

Berlin. 18. April. Die franzö-
sische Ncgterunq hatte hicr anfragcn
laffen, ob der deutsche Bu nd sich neu-
tral halten wcrde. Dic Antwort soll da-
hin ertheilt scin, Prcußen habe bishcr nur
die Gränzen festgcstellt, wclche durch seine
eiqcne Stellung als Großmacht einerseits
und als dcutsche Buiidcsmacht andcrer-
seits qezogcn seien; die Preußische Rcqie-
ri»,g halte sich aber nicht bercchtkgt, über
die Auffassunq, welche bei dcn andcrn
Buiidesreqierungen bestche, bcm Auölande
gegenüber cin maßgebendcs Urtheil aus-
zusprechcn.

Wien, 15. April. Dein Vcrnehmen
zufolge ist die Mission des Erzherzogs
Albrccht in Berlin bereits von einem Er-
folq qckrönt worden. Preußen und Ocstcr-
reich werden eine Armee am Rhein äuf-
stcllen. Dcn Oberbefch, über diese Armee
wird Erzhcrzoq Albrecht iibcrnchmcn, nach-
dem der Prinz von Preußen dcnselben ab-
gelehnt hat. Sehr bedeutsam ist diesem

Augcnblick die Ernennunq des Grafen Ca-
roli zum Gcsandten in St. Petersburg.

Frankreich.

Paris, 16. April. Da Herr v. L a-
querronnierc in der Patrie sich wie-
der so sehr chrlich mit der politischcn Laqc
beschäftigt, so wird deutschc Lescr gewiß
auch cin Wort über die Vcrqangenhcit
dicscs hohen Gönners intercssiren; wir
führcn dcßhalb an, was Herr Vcuillot
schon vor längerer Zeit im Univcrs über
ihn gesagt hat: „Man muß es dem Hcrrn
v. Laguerronniärc laffcn, cr führt ciiie
schr gcwandtc Fcder: chcmaliger Redak-
teur leqitimistischcr Blättcr, ehcmaliqcr
Redaktcur dcr konscrvativen Prcssc, che-
maliger Redakteur der rcvolutionärcn
Prcsse, chcmaliqcr Rcdaktcur des Bicn
public. »ilt Lamartine, ehcmaligcr Redak-
tcur dcr Erc nouvellc mit Larochejaquklin,
chemaligcr Ncdakteur dcS Pays und aber-
mals des Pays, nachdem eS cin anderes
Pays qcwordcn war, chemaligcs Mit-
qlicd dcs gcsetzgcbcnden Körpcrs zur Zcit
der Rcpublik, ist Hcrr v. Lagucrronniöre
hcute Mitglicd des napolconischcn Staats-
raths.

Paris. 19. April. Der bercits in
tcleqraphischem Auszuq mitgctheilte Arti-
kel des „Moiiiteurs" lautct vollftändig:
„Nachdem dic 5 Mächte dcm Borschlage
des Hofs von Rußland bcigestimmt hattcn,
dic Reqelung dcr italicnischcn Anqeleqcn-
hcit eincm Konqressc zu überwcisen, fandcn
sie es für anqcmessen, sich über die Grund-
lagen dcr künftigen Bcrathungen zu ver-
ständiqen und verciniqten sich über fol-
gende vicr Punkte, welche die britische
Regierung bcantragt hatte. 1) Dic Mittrl
fcststcllcn, durch wclchc der Friede zwischen
Ocsterreich und Sardinicii aufrccht er-
halten wcrden kann. 2) Fcststellcn, wic
dic Räumunq dcr römischen Staatcn durch
die fraiizösisckcn unv östcrreichischen Trup-
pcn am bestcn vollzogcn werdcn kaii».

Prüfen, ob es angcmcsscn ist, in dcr
Vcrwaltunq dicscr Staateu und der an-
deren Staatcn Italicns, dcren Admini-
stration Fchler darbietct, die offcnbar qc-
eiqnet sind, eincn fortwährenden und qe-
fährlichcn Zustand der Unruhe und Ün-
zufricdenheit zu schaffen, Rcformen ein-
zuführen und welchcs dicse Refvrmen scin
sollcn. 4) Den Verträqen zwischen Ocstcr-
reich und den Herzoqthümcrn eine Kon-
föderation der italicnischcn Staütcn unter
sich zum gegenscitiqen innern und äußern
Schiitz zu untcrstcllen. FrühA' fordertc
Kabinet von Wien die vorqängige
^niwaffnunq Sardl'iiicns, indem es cr-
diese Maßnahme cine absolutc
Ds^lNEnq seincS Einrritts im Kongrcß
sei. Da difsx Bediiigiliig Einrcdcn Sci-
tens altcr übiiqen Mächtc hcrvorricf, so
substituirte ihr die österreichische Ncgicrung

jenc eincr allqeincinen Entwaffnunq vor
Eröffnunq dcs Koiiqresses. Die Rcqicrung
Jhrer britl'schcn Majcstät war dcr Ansicht,
daß es gcnüge für dcn Augenblick daS
Prinzip der allqemcincii Entwaffnnng zu-
zulasscn uiid deren Attsflihrunq bei Er-
öffnung Ver Berathunqen der BcvoUmäch-
tiqtcn selbst ;» regeln. Von densclben
friedlichcn Gesinnunqcn qcleitet, wclche
dic Ncgieruiig dcs Kaisers bestimmte, in
Verclniqnng eines Kongrcsscs und in die
Vcrhandlungsgruiidlagen zu willigen, zö-
gcrte sie nicht, auch diescr Kombination
ihre Zustiininung zu erthcilcn. Seitdcm
jcdoch tauchte cine Mcinungsverschieden-
hcik auf übcr dic Fragc, z„ wiffen, ob
dcr offiziclle Bcitritt Sardinie„s zu diescm
Priilzipc vorhcr unabläßlich nothwcndig
sei oder nicht. Die Regicrunq prs Kai-
scrs dachte, daß ma» loqischcr nnd billiqer
Weise Picmont »icht cinladen könnc, die-
scm Prinzipc bcizutretcn, wcnn nicht qleich-
zeitiq dic Mächtc es auffordcrn, sich im
Kongrcssc vcrtrcten zu lassen. Da das
englische Kabinet lebhaft darin drang, daß
Frankreich cinwilligc, das Turiner Ka-
binct zu bcstimmcn, vorqänqig dcm Prin-
zipe dcr allgcmcincn Eiitwaffnung beizu-
treten, so wcigcrte sich die Negierung deS
Kaiscrs nicht, cincn nencn Bcwcis ,'hrcr
versöhnlichcn Gcsiiiiiunqeil zu gcbcn und
sie vcrsprach dicscm Ansuchcn nachzukoin-
mcn, voransqcsctzt, daß Sardinicn und
allc andcrn italicnischcn Staatrn cinqc-

laden würdcn, Thcil am Kongressc zu
»chmen. I» cincm ganz ähnlichcn Falle,
bci den Koiifercnzcn von Troppau im
Jahre l820, ergriff der Hof vo» Oestcr-
reich selbst dic Jiütiativc cincs ähnlichcn
AntraqS. Sein rrstcr Bevoilmächtigter,
Fürst von Metternich, stellte dar, daß eS
qerccht und zwcckmäßig sei, die verschie-
dencn Staaten Jtalicns cinzuladcii, Be-
vollmächtigte ;u dcm Kongrcsse zu schicken,
den man, wegcn der i'talicnischen Ange-
lcgcnhciten, in Laybach zu haltcn beschlos-
scn hatte und dicse Ansicht wurdc von
allen Mächten gctheilt. Wir sindcn in
dicscm Präzcdenz-Fallc cincn Gruiid zu
hoffen, daß die oben erwähnte Bcdinqung,
die übriqens den Priiiziplcn der Billig-
kcit und den Jntercsscn allcr Hhsx prx
Halbinsel so völlig cnispricht, eiiistimmlge
Billiqung findrn wird. Ueberdies hat,
was die Entwaffnung betrifft, die Negie«
ruiig dcs Kaiscrs das Prinzip anerkannt,
sie hat deßhalb gegrn dcn Augcnblick,
wclchrs für dcren Ansführung am zweck-
mäßiqstcn erachtet werdcn wird, keiue
Einwcndung zu erheben und wenn die
Mächte der Ansicht wärcn, sclbst vor Er-
öffnuiig des Kongreffes dazu zu schreilen,
so würde sic, waS stc betrifft, kcinrn
Grund haben, diesem Wunsche nicht bei-
zuitimmen. Allcs laßt sohin vermuthen,
daß, wenn allc Schwicriqkciten noch nicht
bescitl'gt flnd, die schließliche Verständigung
 
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