Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI Kapitel:
April
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0432

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der französische Kaiser der Königin bei
dem demüthiqcndcn Mittageffen ihrer Mei-
nung nach gethan hatte. Graf Golz vcr-
nichtctc alle diese Hoffnungcn soglcich durch
dcn Bericht, den er übcr die Unterrcdung
,nit de»i Kaiser selbst abstattete. Er lau-
tete so: „Napoleon habe mit dürren
Worten erklärt, AlleS, was er der Köni-
gin gesagt, seien nur höflichc Redcns-
arten gewcsen, die ihn zu nichts ver-
pflichtetcn. Er sei cntschloffen, dem Kö-
nige die Elbe zur Gränze zu gebcn; cs
sei gar nichk »ie Rcde von Unterhand-
lungen, indcm er alles schon mit dcm
Kaiser Alcrander verabredet habe, auf
deffen Freundschaft cr Werth lege; der
König vcrdankc seine Stellung der rittcr-
lichen Anhänglichkeit dieses Herrschcrs,
dcnn ohne diese wäre scin Brudcr Hiero-
npmus König von Preußen und
das jetzige Hcrrschcrhaus verjagt
worden. Unter diescn Umständen wäre
es bloßc Gefälligkeit, wenn er dem
Könige irgcnd etwas lasse."

Telegramme.

Paris, 26. April. Die erwartete
Mittheilung derRegicrung wurde
heute im gesctzgebendcn Körper von dcm
Grafen Walewski verlesen. Nach ciner
Darlegung der bisherigen Verhandlungcn
heißt cs weiter, die Kammer würdc hier-
aus ersehen, daß der Kaiser, wenn er den
Krieg mache, dieses nur gezwungen thuc,
gezwungen durch das Vorgehen Oester-
reichs. Der Kaiser habe bei dcn Ver-
handlungen jede mögliche Mäßigung bc-
obachtct.

Dcr Präsident der Kammer, GrafMornp,
drüekte hierauf die Hoffnung aus, daß der
K^^cg Jtalien beschränkt blciben möge.

Ministcr Baroche legte die Gesetzent-
würfe zur Aufnahme cincö Anlchcns von
500 Millionen nor und zur Erhöhung
des Kontmgents von 1858 um 140,00t)
Mann.

Bcrn, 25- ^deil 5 Uhr 15 Minuten
Nachmittags. Vach telegraphischcn Be-
richten sind heute Mittag französische
Truppen bei Culoz auf sardinisches

Gebiet eingerückt.

Deutsch^and.

UarlSruhe, 24. April. Gcsteru ist noch
drittc Nummcr deS RcgierungsblaücS, -'r. ig,
schicnen. Sic enthält:

I. UnmiNclbare allcrhöchste EntschncstunAcn Sr
Königl. Hvhcit des GroßhcrzogS. Dteisttnachrich-
tcn. (Schon mitgctheilt.)

II. Vcrfügungen und Bekanntmachungcn der Mt-
nistcrien. 1) Bekanntmachung des großh- Minttte-
rtuiiiS dcS Znncrn: Dic StaatSgcnchmigung
Stiftungen betrcsfcnd. 2) Bekanntmachung deS grosth-
KricgSmtnisteriumS: Dte Besetzung vakantcr Ofst-
ztcrsllcllcn betreffend. (Schon mttgethcilt.)

>>> Dicnstcrledigungen. Die AmtSvorstandSstellc
zu Brctsach. Dte zweitc Beamtcnstcllc bei dem Stadt-
amt Mannheim. Dtc AintSrtchterstclle zu Rhcin-

bischofSheim. Dic AmtSarztstcllc zu Pforzheim, mtt
wclcher zuglcich die Funktion eines GcrichtsarzteS
vcrbunden tst- (K. Z.)

-f Heidelderg, 26. April. Unscre
Stadt beherbergte heute eine Anzahl wer-
ther Gäste» welche stch z„r Versaiiimlung
mittclrheinischcr Aerzte von Nah und Fern
schon theilwcise gestern Abend einqefunden
hatlen. — Heute früh traf der größte Theil
der Festbesucher ein, welche am Bahnhofe
vvn dcm Comite bcgrüßt wiirvcn.

Um 1 Uhr fand die Versammlung in
der Aula statt, in welcher verschiedene
wisseiischastlichc Vorträge gehalten wur-
den, bei deuen sich guch Professorcn an-
derer Universitäten, namentlich von Gießen
und Marburg bctheiligten.

Nach Beciioigung dcr Vcrsammlung
fand im Museum cin sehr heiteres Fcst-
mahl statt, wozn sich gege» 130 Theil-
nehmer einfanden. — Das Mahl wurde
sowohl gewürzt durch Licder, welchc vor-
getragen wurden, ipie auch durch vcrschie-
denc Trinksprüchc, welche sich zucrst auf
ein gemeinschastlichcs Fortarbeitcn in wis-
senschaftlicher Bczichung und steundliche
Collegialität erstreckten, dann aber auch
bei der ernsten Stinimung der Zeit die
politischen Verhältnisse nicht ganz nnbe-
rührt ließen. — Ein Vetera» der Gesell-
schaft, früher sclbst Lützow'scher Jägcr,
brachte der heutigen Jugcnd jenc Zeit der
bcgeisterten Vatcrlandsliebc in Erinne-
rung, und drückte den Wunsch und die
Zuversicht aus, daß gcwiß auch sic mit
dem gleichcn Patriotismus die dcutsche
Sache vertreten werde.

So endete diese Versammlung, welchc
bei den Theilnehmcrn gewiß eine angc-
nehme Erinnerung an unscrn Muscnsitz
zurücklassen wird.

Von der.Murg, 24. April. Zur
Verlcgung des Bezirksamts von Rastatt
nach Gaggenau sind bcreits die erforder-
lichcn Vorbercitungen gctroffcn. (S. M.)

Tübingen, 23. April. Unserer llni-
versität stcht eln bitterer Verlust bevor:
Professor Dunker ist berufen, als Geh.
Reg.-Rath in das Staatsministerium cin-
zutreten. Er hat bercits sein Entlaffungs-
gesuch eingereicht und wird uns schon in
den nächsten Tagen vcrlassen.

München, 22. April. Der Baperischc
Kourier schrcibt: „Jn Bezug auf die
Haltung jenes dcutschen Diplo-
maten, gegen welchen ein hiesiges Blatt
schwerc Beschuldigungen erhoben hat, ist
auf Befehl Sr. Maj. des Königs dic
strengste Disciplinaruntersuchung eingelei-
tet wordcn."

Berlin, 22. April. Wie wir ver-
"rhiueii, soll für die drei in Kriegsbercit-
schaft geschten Armeekorps auch der Ober-
kommaiidant bercitS crnannt worden scin,
und zwar in vcr Pcrson des Gcncral-
fcldmarschalls und Kommandeurs sämmt-
licher Truppcn in den Markcn, v. Wrangel.

Telcgraphischcn Nachrichtcn zufolgc soll
die ganze preußische Armce m o b i l ge-
macht werdcn.

Wien. Das k. k. Marinekoinuiand»
wird voni 1. Mai von Tricst nach Ve-
ncdig vcrlegt werdcn.

Eöien, 2Z. April. Dic Verbandlungen
im Fiuaiizmiiiistcrium bchufs Aufbringung
der nöthigen Gkldinittcl werden uoch fort- '
gcsetzl. Es eristircii zwei Vorschläge, um
dic erforderlichcn Geldmittel zu beschaffen.
Der einc handelt vo„ dcr AuSschreibung
einer anßerorvcntlichen Bcsteuerung, einer
sogenannten Kricgssteuer, der audere be»
antragt den Abfchluß einer Anleihe. Jm
Anslandc wäre eine solchc wohl kaum zu
effcktuircn, gegen cine im Jnlande aufzu-
nehmenvc erheben sich aber jedeufalls ge-
wichtigc Stimmcii. Uutcr svlchen Uin-
ftänden wird ma» wohl dcm erstcrn Vor-
schlag, der dic Ausschreibung einer außer-
orventlichcu Bcßcucrung betrifft, den Vor-
zug gebcn. Zuglcich hört man auch pon
einer beabstchtigten Erhöhnng der direkten
Steuern.

Wien, 24. April, AbendS 10 Uhr.
Unter dicskin Datuin telcgraphirt man der
„Times": „Jn diescn letztcn Stnnden
wurdc Befehl gegeben, die gesammte
österreichischcArmce aufden Kriegs-
fuß zu sctzen.

?Wicn, 25. April. (A. Z.) Ein
Wiencr Privatgcrüchi besagt: Sardi'nien
rcfüsire das Ultimatuin.

F r a n k r e i ch.

Strnßburg, 1!). April. Bei der
diesc Woche dahter stattgcfundcnen Ver-
eiuigung der Jngenieure und Eisen-
bahn-Direktoren gab sich allgcmein
vic Ansicht kund, daß die bis jetzt aus-
gcführten Bauten an der Nhcinbrücke dein
Leitcr derselbcn, Herrn St. Denis, wie
deffen Mitarbeitcrn zur Ehre gereichen.
Dieses Urtheil fand auch bei de» großh.
Jngenieuren scine Bestätigung. Möchten
dic Wünschc, wclche bci dem dahier statt-
gefulidcnen Freliudschaftsmahle so beredtc
Worte gefunden, in Erfülluug gehe». Der
Verwalter der französischeu Ostbahnen,
Herr Perdonnet, der Dcutschland ge-
nau kennt, sprach »uc Wärme und tief-
ergriffen von dcr so wünfchenswerthen und
nothwendigen Einigung Deutschlands und
FrankreichS. Der großh. Dircktor deS
Straßcn- und Wasserbaues, Herr Baer,
antwortete in gedicgener und würdiger
Weise- . -

PeiktS, 23. April. Die CentgardeS
nach Lyon abgegangen, daraus läßt
sich mit Gewißheit folgcrn, daß die Ab-
wcsenhei't des französischen Staatöober-
hauptes von Paris von langer Dauer
scin wird, und die Vermuthung, daß das-
selbe stlbst das Kommando der Alpen-
arinee zu übcrnchmcn denkt, erhält weitere
Bercchtigung.
 
Annotationen