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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0444

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Heidelberq, 27. April. Hrofessor
vr. Kußmaul hat einen höchst ehren-
vollen Ruf an die Universität Erlangen
erhalten.

Heidelder^, 30. April. Gestern
Abcnd verunglückte durch einen Sturz von
der Leiter in einem oberhalb des Wolfs-
brunncnwegcs gelegenen Bergwerkschachte
ein unverheirathcter flcißiger Arbciter ans
Schlierbach. Die Lcichc wurde noch des-
selbcn Abends in Gegenwart dcr alsbald
brnachrichtigten Behörden aus der Tiefe
heransgeholt. Ein andcrer Arbeiter, un-
terhalb im .Schacht bcschäftigt, war iu
Gcfahr, durch den Sturz init hinabgerisscn
zu äverden, hatte fedoch die Geistcsgegen-
wart, sich an die ini Schachte hängendcn
eisernen Stangen zu halten und zu retteii.

Darnistadt, 27. April. Das Kricgs-
ministerium hat wiederholt cine Auffor-
derung an Aerzte erlassen. In Folge
eincr solchen voin 18. d. haben zwar bc-
reits niehrere Aumeldungen stattgefunden,
aber doch nicht hinreichend für das Be-
dürfniß unserer Armcedivision.

Mainz, 28. April. In hiesigcr Stadt
werden Eremplare cincs alten Gebctes
für dicErhaltung dcs Kaiserhauses Oester-
reich, aus cincm zu Wien im Jahre 1767
erschiencnen Gebctbuche, vertheilt. Die
drtressenden Abdrücke sind aus dcr Her-
dcr'schen Lkrragsbandlung in Freiburg ber-
vorgcgangen.

WieSbnden, 28. April. Dcr ärzt-
liche Stano hat auf die Anffoideriing
zum freiwilligen Eintritt in daö Militär
mit großer Opferwilligkeit gcantwortet.

Etuttgart. Der Hohenasberg hat
wieder eine Besatzung. Das erste Ba-
kaillon des 4. JnfanteriereglinentS wurde
dahiu verlegt.

Stuttgart. Der „Schwäb. Merk."
berichtet aus ganz W ür t te m b erg von
der sreudigen aissopfernven Volkssti'ininung
sür die Einhcit des großen deut-
schen Vaterlandes. Ein Bcwcis da-

für tst, daß die Abgeo'rdneten von allen
Seiten ersucht werden, oie Ncgicrung zu
veranlassen, bei Geldverlegenheiten sich
mit einem Anlcihen an das B»l k zu wcn-
den, das sich die Ehre ausbikte, frei-
willig zur Beschützung des ganzen
deutschen Vaterlandes keitraqen zu dürfen.

München, 25. April. sMz.J.) Hx„te
gingen sehr beunruhigenve Gerüchte um.
Es soll nämlich nach dem französtschen
Kriegsplan gleichzcitig Niit Beginn des
Kricgcs an der sardinisch ^ loinbarvischen
Grcnze ein französisches Hcerkorps in die
Rheinpfalz einfallcn und als der crstx

Angrissspunkt dic Festung Landau be-

zeichnet scin. Wird nun dem Bundcs-
beschluß auf Marschbereitschaft der Bun-

deskoiltingente die Zusainmenziehung-eines

mächtigen Heerkörpers, wclcher einem An-
griffe Frankreichs auf deutschcs Gcbiet
widerstchcn kann, auf dem Fuße folgeu?

Wir hoffen es zuversichtlich, damit das
verhängnißvolle „Zu spät" nicht abermals
zur traurigcn Gewißheit werde! Die Ab-
sichten Louis Napoleons auf Deutschland
sind zu deutlich ausgcdrückt, als daß man
sich darüber täuschcn könnte.

München, 26. April. Zu Gcneral-
kommandantcn dcr vicr bayerischen Armce-
korps wurden dcm Nernchmen nach cr-
nannt: Prinz Luitpold, Frhr. v. d. Tann,
Frhr. v. Harolv und Frhr. v. Zoller.

München. 27. April. Die R ü st u n-
gen wcrden bci uns mit der größten
Thätigkcit betricbcn. So eben wurde
ciuc neue Aushebung aus der Alters-
klaffc 1836—37 angeordnet.

Düffeldorf. 24. April. Der Fürst
zu Hohenzollern, der sich seit vor-
gcstern hier befindet, hcit sich über die
politische Situatioii sehr bcruhigcnd aus-
gcsprochen. Einc Deputation des St. Sc-
bastiaiis-Schützcnvereins bat den Fürsten
uin dic Erlaubniß, z»m Audcnken an den
vorjährigen Einzug der Königin von Por-
tugul am 1. Mai d. I. ein Eriiinerungs-
fest feiern zu dürfen. Der Wortführcr
der Deputation sprach die Besorgniß auö,
daß das Fest durch den italienischcn Kricg
gcstört werden dürfte. Hierauf entgegnete
dcr Fürst, daß die Hoffnung, den Frieden
bald yergestellt zu schen, gcrade jetzt wohl-
berechtigt sei, und daß die Betheiligung
Preußcns am Kriege in dcn nächsten Mo-
natcn nicht zu fürchten wäre.

Aus dem preuff Thüringen, 27.

April. Die Einberafungs - Ordre
für die Reserve des vreußischen Linicn-
Militärs ist heute erfolgt uud nächsten
Freitag finvet die Pferde-Aushcbung statt.

Berlin. 26. April. Der hiesige Platz
kst hcutc, wie die „B.- und H.-Z." mcl-
det, durch die unerwartet eingetretenc
Zahlungs-Einstellung eines der erstcn und
ältcsten hiesigen Bankhäuscr (W. u. Komp.)
in Bkstürzung vcrsctzt. Das Hans läßt
an dcr Börse Vcrbindlichkcitcn bis auf
die Höhe von 180,000 Thalcr unerfüllt.
Nach der Börsenzeitung habcn dic Chefs
dreier großcr Berlincr Häuscr sich bercit
erklärt, zu eincm Komite zusaminen zu
treten, um ciue außcrordentliche Regu-
lirung zu vcrsuchen.

Berlin, 27. April. Der Ursprung
des französisch-russischcn Büiidniffes ist
natürlich im Orient zn suchen, wo Nuß-
land nicht zugcben will, daß Oesterreich
die Erbschaft seines Einflusses antrcke.
Die Folgen des Büiidnisscs werden sehr
ticf grcifend sein und in erster Linie eine
intimcre Aniiäherung Englands und
Preußciis hcrbeiführen. Än cincn Neu-
^alitätsvcrtrag zwischcn Englaiid,Prenßcn
und Rußland ist wcnigcr als jemals zu

denkcn.

Berlin, 27. April. Die von dcr
„Nationalzeituug" gebrachte Nachricht von

dem Abschluß eiues Schutz- und Trutz-
bündnisses zwi'schen Frankreich
und Rußland hat ebcn so große Ucber-
ais Indignation hervorgerufen.
Vielfach wollte man an eine solchc Per-
sioie von Seiten Rußlands nicht glauben,
und man war darum ber Meinung, daß
ric betreffendc mindcsten^ noch

sehr wescntlich zu rectisiciren scin würde.
Diese Mcinung gehx ,udessen cbcnfalls in
die Brüche, indem cs sich herausstellt, daß
es an der bctrcffciiden Nachricht nichts zu
rectl'fieiren gibt. - as Bündniß ist abge-
schlosscn wordcn, und zn>ar so, wie die
„Nationalzeitung" cs mitgetheiit hat, näm-
lich „zu Schntz nnd Lrutz". bciden

Armeckorps, wclche an der preußischeu
Gränze aufgcstellt werdcn sollcn, haben
sich, hicr eingctroffcncn Nachrichtcn zufolge,
bereits in Bcwegung gesetzt. Die
Rußland bezahltcn Fcdern werben natür-
lich zu versichern nicht unterlassen, daß cs
auf nichts Schlimmcs abgeschen sei. Auf
ctwas Insolcnz mchr odcr weiiigcr kommt
cs ja liicht an! Das ist also der Dank
für dic Haltung, dic Prcußen, die Dcutsch-
land im oricntalischen Kriege eingciiommen
hat! .

Bcrlin, 27. April. Wic dic „KreiH-
zcitung Mkldct, soll Dänemark in den
jüngstcn Tagcn cin B ü n d ni ß mit Fran k-
reich abgcschlosscn habcn.

Wien- Gegcn Vcncdig dürften die
Franzosen schwcrlich ctwas nnternehmen
— cs ist jetzt uiieinnehliibar. Der Fcstnngs-
kommandant Feldmarschalllieiltenant Frhr.
v. Allcman hat sich geäußcrt, mit elner
Besatzimg von 30,000 Mann die Stavt
gegcn jcven Fciiid beh'dliptcn zu könncn.

Wien. Daö 9. Armeekorps unter
dem Befehl des Feldzeugmeisters Grafen
Schaafgotsche, begibt sich in Eilmärschen
nach Istrien und Dalinatien, weil man
daselbst cine Divcrsion eincr französischen
Landungscskadrc befürchtet. Dafür rückt
das 10. Armcekorps in voller Kriegsstärke
aus Ungarn hicher vor, um im gceigne-
ten Momentc nach den meist bcdrohten
Puiikten dirigi'rt zn werdcn. — Alle Zög-
linge Vcs füuften Kurscs am Josephinuin
sinv zu Oberärzten in der Armce ernannt
wordcn.

Wien, 25. April. Man schreibt auS .
Brody:' Die Nachrichtcn^ daß an der
österrcichischcn Gränze russischx Truppen-
korps zusammcngezogen werdcn, häufen
sich so, daß man nicht längcr an ihrer
Richtigkcit zweifeln kann. Dic Aufstellung
eincs Obicrvationskorps untcr^ Gencral
Lüvcrs wird vvn vcrschicdencn Seitcn be-
stätigt; die „Brodycr Ztg." Mkldet, daß
nicht niir an unserii, sondcrn auch an den
prcußischen Gränzcn ein ru>sisches Ob-
scrvatioiiskorps rangirt werdcn soll. —
Der Bischof von Linz hat den Betrag von
k000 fl. Wicner W. auf den Altar drs
Vaterlandes niedergelegt.
 
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