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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0544

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öffnet wurde, sagte der Konlg: der Kn'eg
drohe die Berträge m Frage zu stellen,
auf dencn der europäische Rechtszustaud
beruhe. Jhn, den Kvnig, halte das Be-
wußtsein aufrecht, stets seine Stimme da-
für erhoben zu haben, was die Ehre Dcutsch-
lands und die Wahrung der Rechtsprin-
zipien erheische, wie das Bewußtsein,
daß das sächsische Volk diese Gesinnung
thcile. Sollte der Kampf für die gerechte
Sache ausbrechen, so hoffc er zuvcrsichtlich,
daß Gott mit Sachsen und dcm gesamin-
ten deutschen Vaterland sein werde.

Berlin, 23. Mai. Wenn man eine
Aenderung in der rnffischen Politik er-
wartet hatte, so könncn die neusten Mit-
theilungen aus Pctersburg nur als nn-
günstig bezeichnet werden. Rußland ist
fest entschlossen, in der von ihm einmal
oingenommcnen Stcllung zu verharren;
es liegen hierüber Erklärungcn und Mit-
theilungen vor, die in dicscr Beziehung
nur zu unzweideutig sind. Jn Verbin-
dung mit dieser Lageder Dinge steht ohnc
Zweifel das Unterbleiben dcr bereits be-
schlosscn gewesenen Mission dcs Oberst
Grafen v. Münster-Meinhöfcl nach Pe-
tersburg, die Seitens des ruffischen Ka-
binets bereits im Vorans als durchaus
übcrflüssig bezeichnet wordcn scin soll.

Berlin, 25. Mai. Das zweite A uf-
gebot, sagt man allgemein, sei bald
kriegsbereit. Ungeheure Aufregung unter
der besitzenden Klasse. Jn Schlcsien haben
sowohl Private als kön. Berwaltungcn
Bauten und Arbeiten eingestellt. — Die
Beamten fürchten den hungcrnden pol-
nischen Arbcitcr. In Gleiwitz sind Nacht-
patrouillen eingerichtet, um Einbruch und
dergl. zu verhüten.

Posen, 21. Mai. Scit cinigrn Tagen
ist unter dcm russischen Militär eine
Bewegung sichtbar, wie sie seit langer
Zeit nicht vorgckoimnen. Dic Regimenter
des 2. Armcecorps, welchc angeblich gegen
die preußische Gränze vorrücken sollten,
hatten vor ein Paar Wochi'n an dcr Weichsel
Halt geinacht, nnd es schien, als ob cine
ferncre Bewegnng dersclben gcgcn Süden
oder Westen ganz unterble.bcn sollc; fa
es hatten sogar viele Beurlanbungen für
die nächste Nähe - statt. ^Seit wcnigen
Tagen abcr hat sich L-chauspiel voll-
ständig geändert: alle Beurlaubte sind
schleunigst einberufcn, und das gauze
Corps ist neuerdings in Bewegung. blnd
nicht nur das ganze 2.^ sondern auch das
1. Armeccorps, welches bis in Litthanen
und dcn angränzenden, ehemals polnischen
Landestheilen dislocirt war, hat, wie
glaubwürdig verlautet, Marschbefehl er-
halten, und soll zunächst bis Warschau
vorrückcn, wo das Weitere bestimmt wer-
den wird. Dl'e litthauische Gränze sdü
durch Truppen aus den Ostseeprovinzen
besetzt werden. Die Bewegung des 2. Ar-
meecorps ist aber keineswegs gegcn unsere

Gränzen gerichtet, sondern scheint eine
mehr südliche Bestimmung z» habemg ob
gegen Galizien oder die Doiiaufürsten-
thümer, muß vor der Hand dahin gestellt
bleiben; wahrscheinlicher ist das Letztere,
da die Erbitterung der Truppen gegen
Oesterreich „auf Bcfchl" nachgeloffen hat
und die Rcdactionen neuerdings sogar an-
gewicsen worden sind, Angriffen auf Ocster-
reich fernerhin ihrc Spalten nicht zn öffnen.
Man schlicßt daraus wohl mit Recht auf
einc Annäherung zwischen Petersburg und
dem Wicner Cabinet.

Wien. 23. Mai. (Köln. Z.) Zum
Chef des Armeeobcrkommando's auf dem'
Kriegsschauplatz ist Graf Grünne er-
nannt wordcn.

Wien, 24. Mai. „Die Oesterreicher
haben durch die Tapferkeit ihrer Haltung
den Bcweis gcliefert, daß sie fnrchtbare
Soldatcn sind/' so spricht sich ein bel-
gisches Blatt in Betreff des Treffens von
Montebello und Casteggio aus, ob-
gleich demselben nur Berichte vorlicgen,
wclchc picmontesischcn und franzvsischen
Quellcn enstammen.

Uebereinstimmend melden solche Blätter,
welchcn von der österreichischen Regierung
Mittheilungen zugehen, daß die Verhand-
lungen mit Willisen zu einem befriedigen-
dcn Abkommen geführt haben, und in Folge
deffen der Bund nun eine seinen Macht-
verhültniffcn cntsprechende Stellung ein-
nchmcn wird.

Wien, 26. Mai. Die „Wien. Ztg."
bringt einen Dctailbericht des Grafen
Gpulai an den Kaiser übcr das Gefecht
bei Montebcllo. Verwundet wurde»
718 Mann, todt 290, vcrmißt werden
283. Die gegenüber stehcnden Feindc
zählten 40,000 Mann. Sie unterließcn
jedoch jede Vcrfolgung. Der Kaiser hat
cigenhändig dcm Grafen Gpulai und dcn
Truppcn seinen Dank für die ausgezeich-
nctc Tapfcrkcit ausgesprochcn und zuglcich
angcorvnet, die Namcn aller Vcrwunvetcn
und Todten aufzuzeichnen und deren Hei-
mathslanve bckaunt zu gcbcn.

Wicn, 27 Mai. Offizielles Bullctin
vom 26. (T. d. Mannh. I.) Der Fcind
hat sich on der Scsia nächst Candia, in
der Nacht vom 24. auf dcn 25., mit
einer Brigadc festgcsetzt. Die Oester-
rcicher errichtcten cinc Battcrie von 4 Ka-
nonen und 4 Haubitzen. Morgens 4 Uhr
begann das Batteriefcuer. Die Ucber-
raschung war so groß, das Resultat so
günstig, daß der Feind breimal seine Stel-
lung wcchsclte uud endlich das Lagcr
ganz verlaffen mußte.

F r a n k'r e t ch.

Paris 25. Mai. Frankreich thut
Asiks, gegen Deutschland zu rüsteu
Cin zuverläffiger Pariser Korrespoudent
der Iudependauce meldet, daß aufs Tha-
tigste an der Bildung eincr Ost- .und

gearbeitet werde und in kurzer
Zeit Ulles se> gerüstet sei, daß in wcnigcn
Tagen die Konzentration an jedem be-
liebigtti punkte bewerkstelligt werden kön-
ne. Die Generale Schramm und Rosto»
lan haben Korpskommandos für diese
Armeen erhaltcn.

Paris. 25.Mai. (F.Pz.) Man spricht
heute in eingeweihteu Kreisen schr leise
von einem ^reffen zwisep^,, den Ocster-
rcichern unv Franzoscn, i„ melchen die
lctztercn entschieven im NachthE geblicben
scin sollcn.

Paris, 26. Mai. Can,br,els ist
zum Brigadegeneral ernannt an d,e Stclle
des verstorbcnen Beurct.

Paris, 26. Mai. Die Kaiseri,,
pfing UUI 1 Uhr die.Mi'tglieder der großen
Staatskörperschaft, veren Präsiden-
tcn eine Rcde an sie richtcten. Die Kai-
serin crwicderte dcm Graseu Mornp, daß
sie auf den erleuchtcten Patriotismus der
Deputirten zähle, um in ihren Departe-
ments den Glauben zu uuterhalten, den
alle in die Encrgie, und wenn die Zeit
gekommen, in die Mäßigung dcs Kaisers
setzen müßten. Sie zähle auf die lopale
Unterstützung dcr ganzen Nation, der sie
während dcssen Abwescnheit als Haupt
gegeben, die nic eine Frau uud ein Kind
im Stich lassen wcrde. Lebhafter Beifall.

Ucbcr dic angcblichen Gcwaltihaten der
Ocsterrcichcr schreibt ein franzosische,- Of-
sizier ans Voghcra, wo die sardiuisch-
französische Prcsse dic Oesterrcicher die
größten Gcwaltthätigkeiten hatte begehen
lasscn: „Während der drci Tage, die ich
vor Tortoua zubrachte, habc ich einige
Details über die von den Oesterreichern
aufgelegtcn Kontributionen gehört. Alles
Gchässige in dcn Berichtcn hierüber ver-
schwindet fast, abgeschen von cinzelnen
Thatsachen, die man Plündcrcrn zuschrei-
beu muß. Mciner Ansicht nach haben sie
blos das Kricgsrecht gebraucht, und meine
Mcinung wird hicr überall getheilt. Gewiß
würden wir nichts so Schlimmes darin
sehen, wcuu wir etwas Achnliches in
Ocsterrcich gethau hätteu." Das ist ge-
wiß ciue uupcrdächtigc Verthciviguug der
Ocsterrcicher.

S ch w e »

Bern, 26. Mai, 12 Uhr 10 Min.
Garibaldi wurve gestern mit 5000
Maun in Varese ohne Artillerie cinge-

schloffen. Er verbarrikadirte sich. 6000

Oesterreichcr griffen gestern mit Artillerie
an. Man schlug sich pyrt, pon naher
Schweizergrenze hörbar. Um ncun Uhr
Feucr eingestellt. Ein Korps Oesterreicher
zichcn gegen Sesto Calende (welches auf
der Nückzugslinie Garibaldi's nach Sar-
dini'en liegt).

Bern, 27. Mai. Garibaldi be-
^egte gcstern die Ocstcrreichcr bei Varese,
nahm ihnen 2 Kanonen ab, und verfolgte
 
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