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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0574

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von dm Franzosen war ein Theil der
Division Trochu cngaqirt. Das zu dieser
Division gehörigc dritteZiiaven-Regiment,
welches einen Canal-Uebergang crzwin-
qen wollte, gerieth in das Krcuzfeuer dcr
'österrcichischen Battcrien und soll fnrcht-
bar zugcrichtct worden sein."

(Die Nachrichten aus Magenta.)
Während die Ocstcrrcichcr vom 2. bis 4.
unbelästigt die nothwcndig gewordene Räu-
mung de'r Lomcllina vollzogen und hintcr
dem Ticino am Abbiate grasso einc con-
centrirte Stellung genomincn, habcn, wie
zu erwartcn, die Alliirten ihre übcrflü-
gelnde Bewegung in der Richtung auf
Mailand fortgesctzk und dadurch dcn crstcn
größcrn Znsammenstoß am 4. d. herbei-
geführt. Am 1. Abcnds in Novara ein-
gezogen, rückte der Kaiscr auf dcr Straßc
nach Mailand gegcn den Ticino vor. Der
Ucbergang wurde so weit als möglich nörd-
lich vcrsucht, wcil je weitcr am Ticino
aufwärts, desto schwächcr die österrelchi-
schen Aufstelliliigen gewesen scin inüsscn.
Von Novara führt die gerade Lliiie (Mm-
ländcr Bahn) in 4 Stundcn an den Ti-
cino bei Buffalora und Magenta. Dcr
Brückenschlag wurdc aber drei Stuiidc»
nördlich von diesem Punkte bei Turbigo
bewcrkstclligt. Obwobl hier bci der wei-
ten (5—6 Stundcn starkcn) Entfernuiig
von dcm öfterreichischen Hauptgilarti'cr
Abbiate grasso wohl nur cine starke
V orhu t dcr Oesterreichcr gcstandcn haben
mag, wurde doch dcr Ucbergang sehr
streitig gemacht; die Oestcrreichcr gingcn,
hcißt cs iir dem französischcn Tclegramm,
ihrerscits über den Ticino znrück und
kämpftcn hier mit der Kaiscrgardc eincn
zweistünpiqxn Kampf, dcr schr lcbhaft ge-
wesen sein muß, und von dem gerade nicht
Viel Rühmcns in dcr Dcpcschc gemacht
wird. Jnzwlschen gelang es Mac Mahon,
der für einen der befähigstcn, wcnn inchi
für den befäbigstcn dcr fraiizösischcn Gc-
nerale gilt, Magenta, zwci Stunden von
der nach dieiem Orte genannkcn Bahn-
brücke übcr dcn Tietno cntfcrnt und auf
dcm lombardischcn lltee gelcgen, zu nch-
men. lOb bei '-lagenta selbst gekämpfl
wurde, erwahnt daS franz. Tclegramm
nicht. Nachdcm Magcnta in der Mitte
zwischen dem östcrr. Hauptguartier Abbiatc
grasso und Turbigo gcnouunen war, muß-
ten die Ocstcrreicher zwiichen Magenta
und Turbigo zurückgchcn, und es niögcn
hicbei wohl Vicle gefangen worden sein,
ohnc das Centrum wicder zu erreiHen.
„Fünftausend wenigstens"/ riue Angabe,
die sich selbst als sch ätz »n gs w ei se
kennzeichnet, ist offenbar zu ü>el; auf
7000 Gefangene hätten wohl nichr als
zwei Fahnen und mchr als drei Kanoncn
dcn Alliirtcn als Bcute zufallcn müffen;
eine „^riincke victviro" vollends bci so
klciner Beute l'st cine eigcuthümlichc Bk-
zcichnung, bcsonders wcnn noch die dcn

Oesterrcichern in die Hände gefallcne a n-
geblich Eine Kanone in Abzug gcbracht
wird. Schon a»s diescn Daten erhcllt,
daß die Ocsterrcicher schr mannhaft und
geordnet gcstrittcn haben müssen. Auf
15,000 Mann wird ihr Todtcn- und Ver-
wundetenverlust von L. Napoleon ange-
geben. Di'ese Art, dcn unmöglich berechcn-
baren Verlust dcs Fciudcs zuerst zu zählcn,
ist mehr als willkürlich ,,„d macht sich mit
Nothwcndigkcitder größten Ucbertreibungen
schulvig; schon an dcn 15,000 Mann dcr
ersten Depesche mag Unwahres genug ge-
wcscn scin, iiun wäcbst vom 4. auf den
5. der östcrreichische Verlust gar auf dic
hübsche Zahl von 20.000 Mann, währcnd
doch wohl die österreichischen Kranken-
stcllcn nicht wcrdcn pon dcn Alliirten in
Allgeuichcin geuouimcn wordcn scin. Eine
eigeuthümliche Praktik hat dcr Monitcur
bci Angabe dcr cigenen Einbußc. Er spricht
l'mmer von „unscrcn Verlustcn", das sind
natürlich die franzvsischen, nicht abcr
die dcr Sardinier, die doch bishcr immcr
schlancr Wcise ins Vordcrtrcffcu gcstcllt
wordcn sind, wahrscheiulich iim die „Pa-
trlotcnarmcc" bald möglichst cinschrumpfcii
zu lassen; die Sardinier aber verschweigcii
ihre Vcrluste. Die Gcfangcnenvcr-
luste habcu bisher Franzosen fowohl als
Sardinicr beharrlich vcrschwiegcn. Durch
Willkürliche Schätzung dcs Feindesverlnstes,
dcn mau n i ch t bcrcchneii kaun, durch an-
fäugliche oder fortgesctztc Vcrschwciguiig
dcs eigencn Ncrlustes, den man doch zu-
erst und genau bcrechncn köiiute, durch
Doppclzählung dcr gufgelcsencii feindlicheii
Verwuirdetcn alS Bcrwundctcr und Gc-
fangcncr (von dni 200 Montebellogcfange-
ncn warcn drei Vicrtel Vcrwundete!)
bringt man dann die schönste Gruppirung
und „große Sicgc" hcraus. Es soll nuu
nicht bchauptct werdcn, daß die Alllirtcn
bci Magcnta nicht eincn bcdeiitcndcn Sicg
erriingen habcn können, abcr gewiß ist cr
noch nichi*) uud übertriebcn ist dcr Glanz
dcs Zusammenstoßcs uud die Zahlenaugabe
wohl jcdeufalls. Ucbcr den AuSgang
der Schlacht ist von österreichischcr Seikc
noch Nichts bekauut. Von ciuem Rückzug
dcr Oestcrrcichcr mclkct das französischc
Telcgramm vom anderen Abcnd nach dcr
Schlacht noch Nichts.

Von einer entscheidenden Schlacht kann,
wcUn dcr Sieger eiucn Tag ausruht, der
Bcsicgtc stchcn blcibt »nd nur drci Ka-
nonen verlor, kaum dic Rede sein. Doch
könnte lcicht dic Unsicherhcit der Bevöl-
kcrung im Rücke» bewirken, was 'dic
Schlacht nicht entschieden zn haben scheint;
Mailand erschcint uach dem neueste» Wie-
"cr Telegramm als ein rauchender Krater,
^cr vorläuflg allcrdings von dcr Citaoelle
""s gedämpfk wordeii sein mag. Wc»u

, ben neuesten Nnchrtchten (s. obcn) haben

die ^estcrretcher schlt-ßlich gcstcgl.

dic Aufstände von Como hcr nach Brescia
und Berganio sich vcrbrcitcn würden, so
konntc einc Räumung dcr westlichen Lom-
bardei und Mailands wohl cin Gebot
klüger Scrategie, wem; auch nicht cinc un-
mittclbar »othwendige Folgc dcr Schlacht
vo» Magcnta se,„. Daß die Lombardei
voll Zündstoflcs ist. g.'bt sx,bst dic Ocster.
Zcitung zi>- >-s ko„,mt lcdi'glich auf die
Stärkc dcr vstcircichische„ Armee, die am
Ticino ein Marsch von

Magenta aus Marland ohne Ge^ahr dev
Durchbrcchiing der Operationsll'iüe von
deii AUiirten gewagt werdei, kann. Nach
eiiüge» Ang-aben iff Gpulai wirklich i'n
der Minderzahl. An Pavia u.w Piaeenza
abcr hat cr starkc Stützpunkte. Von pg
crschciiit ein geordnetcr Rückzug dee Po-
linie entlang unv einc Verbindljng ,„it
der Ncscrvearmcc dc» Oesterrclchern dn,-ch,
aus gcsichcrt. Der Einzug i'n Mailand,
das von der Citadcllc aus bcherrscht, aber
nicht gegen cinen äußern Fcind behauptet
werden kann, würdc für L. Napolcon vom
Standpunkt dcr inncrn Politik zunächst
wenigstcns cl'n großer Erfolg sein, die
Schwierigkcit des Feldzugs und die Ent-
schkl'dung Vessclben begi'nnt aber erst beiin
Mincio unter den Mancrn von Vcrona
und Mantua.

Bern. 5. Junl'. Garibaldi hat
Como verlaffen nnd rückt gcgen das Ur-
ban,chc KorpS, das nun von zwei Seiten
gefaßt wird.

Sr. Gnllen, 4. Juiü. Dcr ÜI Chur
crschel'neiide Alpcnbote erklärt die Beri'chtk
über dic i'n Veltlin ausgebrochene Re-
volution u»d übcr masseuhafte Uebcrläufe
nach Graubüudcn für übertrieben.

Boin "Po, 27.Mai. (Nach einem Pri-
vatschrcibcn.) Ernst genug gcht cs schon
her, mid dic lctzte Afsaire bei Montcbcllo,
zwci Stunden von hicr, hat bewi'escn, daß
für österrcichifchc Soldaten die Kanonen-
und Büchsenschnßwcitc viel zu groß ist,
und baß sie Mann gegcn Äann, und
zwar nicht mit dem Bapoiinct, sondcrn
ȟl dcm Gewchrkolben gcfochtcn habcn
wollen. Vcrlufte gab es zw?.r viele, voch
kommcn auf ctnen Oestcrrcicher viellcicht
drei Franzoscn, znm Thcil inerkwürdig
gruppirt, man fand z. D. cinen todten
Jägcr vom 3. Bataillon, »m den i'n sciner
nächstcn Nähc fünf todtc Zuaven mit ein-
gcschlagencn Schädcln lagen. Das 3. Jä-
gcrbataillon vcrlor am inci'sten, ein Ba-
kaillon Dom Miguel q„ch ziemlich vicl.
Mtliland, 30. Mai. Dcr Miütär-

gouverneur vo» Mailand hat zwei Pro-
klaiiiati'oncn crlassen. Jn der eincn wird
vor dcr Berbreitung bcunruhigcnder Ge-
rüchte gewarnt und daran crinnert, daß
die Urhcbcr derselbcn dcr Strcnge der Mi»
litärgefttze nnterliegcn. Die zwcitc Pro-
klamation verfügt, daß allc ,'n dcr Provi'nz

Coino vorkomiiiendcn bvchverräthcrischcn
uiid revolutionären Handluiigcil stand-
 
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