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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0624

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mobilisiren: „Wic sthr auch die bedächtige
preußischc Politik den gercchten Bcsorg-
nifsen und der kampflustigeu Ungeduld deö
deutschen Volkcs widerstrcbtc, so muß
das ruhigc unbefangene Urthcil dicscs gc-
mcffene Vorschreitcn als im Wesentlichcn
durch besondere Verhältnissc gercchtstrtigt
erkennen und sich über unleugbarc Vcr-
säumniffc dadurch trostcn. daß vic preu-
ßlsche Politik. wic nun thatsächl-ch vor
Augen stcht, wirklich in vorschrc-tcndcr
Handlüng bcgriffcn ist. D-'c
des Urtheils Prcußcns in der tstoßcn Strcl -
frage konnte von vornhere-n n-cht zwci el-
haft stin und sic wurdc uberdles durch
wiede holtc fstcrlichc Erklärungcn des Nc-
aentcn nnd stincr M-nlstcr offenbar. Daß
Prcußen wcil "ickt unmittclbar beleidigt
n. ücdrobr. sick) längcr dem Glauben an
di?Mbglichkcit cincs fricdlichcn Ausglcichcs
binaebcn konntc, ist menschlichcrwcise be-
arstflich. Dicse ausdauernde Friedcns-
hoffnnng hindcrte jedoch nicht, daß Preußcn
sich mit großer Kraft fiir dcn Krieg in
Bercitschaft setzte, und jctzt ist diese Rü-
stung auf der Stufe angclangt, wclche
zeigt, daß der Prinz'-Rcgcnt, welchcr neu-
lich das Schicksal der nächstcn Stunde für
unsicher erklärtc, dicsc nächste Stunde jeden-
falls in sciner mäcbtigen Hand haben will,
um das Geschick derselbcn bestimmen ;n
könncn."

Wien, 14. Juni. Jn gewohnlich gnt
unterrichtetcn Krciscn wird hcule als vcr-
bürgt rrzählt, daß dcr schon seit länger
erwartete Rücktritt dcs Feldmarschall-
Licutcnants Grafen Gr ünnc nun dcfinitiv
erfolgt, und an scincr StcUe dcr bishe-
rigc Gouvcrneur des Tcmescr Banats und
der serbischcn Woiwooschaft. Fcldmarschall-
Lieutnant Johann Graf Coronini-Üron-
berg, zum erstcn Generaladjutanten Sr.
Majcstät crnannt ift. (Die Bestätigung
dieser Mittheilung wird immerhin noch
avzuwarten scin.

Wlen, 15. Juni. Man bchauptet mit
BestlMMthelt, Oberst Kuhn vom Gcneral-
stab und Benedck, zwei der ancrkaniit
tüchtigsten Osfizicrc in der Armee, hättcn
aus Aerqer über die lctzten Operativnen
weiße Haarc bekommen.' Kuhn insbcson-

dcre wclchcr dem Obercommandanten als
Generalstabsschcf unt der Absicht bcige-
geben wurde, daß er der elgentliche Lciter
Äetve^ungen ^emen

Combinationen durchkreuzt wordcn scin,
indem seine Cntwürfe einem sehr wenig

befähigten CoUege,, zur Begutachtung nnd
Bemängelung übcrlaffen wurden. Nur
so laffen sich Thatsachcn wie etwa d,e
erklären, daß bki Magenta nur der ge-
ringste Theil unserer Ärtillerie iin Feuer
gewesen sein soll, obgleich vie feindlichen
Geschütze unsere Reihen furchtbar deva-
st-rten und obgleich wir jctzt nahez« 200
Kanonen in JtalieN stehcn habcn, „nd
jwar war dieß darum der Fall, weil die

Batterieen zu weit entfcrnt vom Schlacht«
fcldc waren, nin zu rechtcr Zeit nlitwirken
zu konncn. (H, N.)

W»en, 17. Juni. Die Postamtcr
wurden angewiescil vor dcr Hand kcinc
Fahrpostsendungen 'nach der Loinbardei
aufzunehmen, jene für die Provinz Man-
tua ausgenoinmcn. Ausgenommen hicvon
stndauchdie andieTruppcnkvrpcr, dann an
die Mili'tär-mid Civl'lbchörden dcr zwciten
Armcc lautenden Geldscndungen, welche
durch das Feldpostamt dl'eser' Armcc ver-
mittelt werden.

Wien, 18. Jiini. Wir haben Ursache,
zu glauben, sagt hcutc die „Ostd. Post",
daß in den lctztcn drei Tagen das Vcr-
stäiidniß zivischen Prcußcn und Oestcrrcich
cinc so glückliche Wciidunq genvmmen hat,
daß sich Zedermann dadurch gchobcn füh-
len wird, dcm die Würde und Machtstcl-
lung Deutschlands am Herzen liegt. Wir
qlauben, daß, ehe kurzc Zeit vcrgeht,
sämmtliche deutsche Buudeskoiiti'ngcntc in
vollcr Bewcgung sein werden, und daß
500,000 waffenkundigc dcutschc Krieger,
von eincm Gedankcn bescclt, in cincm
Sinn gelcitet, der Welt beweiscn werdcn,
daß Dentschland kcineswcgs scinem Rang
lnmitten der Nationen eiitsagt hat, daß
es vielmehr entschloffcn ist, seine Würdc
nnd seine Zukunft, scine mittelbarcn, wic
scine unmittelbaren Jnteressen mit jcner
Kraft zu vcrtheidigen, die einem lebcns-
vollcn Volke l'nnc wohnt.

F r a »r k r e i ch

Pl»riS, 16. Juni. Der Constitution-
nel behauptct, die Aufrcgung in Dcutsch-
land rührc zum großen Thcil dahcr, daß
viele steutc österreichische Papicrc bcsäßen
und deßwcgen in Bcsorgniß schwebtcn (!).
Diese letztere Besorgniß sei abcr ganz
lliigcgründet; denn weun Oesterrcl'ch Jtalicn
vcilicre, so wärc cs damit eine große
finanzielle Last los und scinc Fiuanzcn
würdcn sich bcsser gestalten. (Schr naiv.)

Paris, 16. Juni. (K. Z.) Cs wird
hier von verschicdcncn Scitcn gcmcldct,
daß die Mchrzahl dcr P ariscr Kor-
rcspondenteii, wclche bisher als Bcricht-
erstattcr dcn Nachtrab des verbiindctcn
Hcercs uiiischwärmtcn und ihrc Kriegs-
eindrücke in Feuilletonsform hierhcr schick-
tcn, zurückberufcn oder zurückgeschickt
werdcn svllcn. Der Feldzug wird jctzt
in ein ncues Stadium treten, das mühevol-
lcr und länger ist, als das crste, und
ist deßhalb nicht unmöglich, daß man ein
größereS Gewicht auf dic Berichte lcgt,
wclche zur Kcnntniß des französischen
Publikums gelangen sollen, als zuvor.
Heute schon gibt sich ein großer Mangel
an Neuigkeitcn von dem Kriegsschauplatze
kund, obgleich nicht vorauszusetzen ist, daß

die Dewegungen vor unb rückwärts auf
beiden Seiten eingestellt sind.

Paris, 18. Juni. Die preußisch

Mobiliiiachi, ng liegt wie einc unglück-
dräuende Gcwittcrwolke auf der öffent-
lichcn Stimmung. Der Gcdanke an einen
Krieg mit Deutschla„d ist für Alle höchst
pcinlich. Dics spiegelt sich auch bereits in
dcr Prcsse ab, ob sie „un die Hoffnung
nährt, die Sache werdc so ernstlich nicht
gcmciiit sein, oder in Cngland und Ruß-
land Blitzablciter erblickt vdcr sich trotziq
auch am Rhci'n zur Wehr setzt. Die „Maz.
de France" sicht dic Maßregel der p'rcußi-
schen Rcgi'erung für sehr bcdcnklich an;
das „Journ. dcs Deb." will sich jetzxu
Kommcntars cnthalten, da es das Nähere
nicht kcnnt; der „Siöcle" mcint, Preußen
und Deutschland wcrdcn sich doch die Sache
noch cinmal übcrlegcn, che sie gegen Frank-
reich vorgchcn; dicses sei in dcr Lage,
„ebcn so gut ci'licil Angriff am Rhcin, als
'am Tcssin zurückzuweisen," u. s. w. Auch
auf dic Börsc übcn die Nachrichtcn aus
Deutschland eincn großcn Drnck aus, und
man spricht von künstlichcn Anstrcngungen
qrößtcr Art, nm die Kurse oben zu er-
haltcn.

w e i

S ch w e t z.

Beri». Die in Chur sich aufhaltenden
österreichischen Poll'zei-Cominiffäre, welche
sich auf dcn ncutralen Boden Helvctiens
geflüchtet haben, mochten kaum denken, daß
dic Stuiidc ihrcr Erlösung so bald schlagcn
und die Diktatur Viktor Emanuel's im
Vcltlin so schnell ihrem Endc entgcgcn-
gchen werde. Am 16. traf in Bern von
der Graubündtener Gränze dic zuverlässige
Nachricht ein, ein österreichisches Armee-
korps sei von Tyrol aus übcr das Stilfser-
joch in das Veltli'n kinmarschl'rt, ohne
Widcrstand bis Tirano vorgerückt und
wcrdc zwcifelsohne morgcn Sondrio be-
sctzt habcn, da von riner crnstlichcn Ge-
gcnwchr der rcvolutionären Partci im
'Vcltlin kcine Ncdc sein könnc, wcil sie
nicht organisirt sei'. Die Schwcizer TruP-
pcn an der Gränzc wcrdcn also in dcr
Lage sein, rcvolutionäre Fliichklinge in
Empfang zu Nkhmeii, wie sic dic österrcl-
chijchcn Gräuzwächtcr und Polizei-Com-

miffäre in Empfang aenonnncn habcn.

Vermischte Vachrichten.
Newvork Ein in >st. Louls statt-
gchabter seltsamcr Prozeß macht großcs
Aufsehen. Ein gcwlssrr Henry Shaw,
ein Mann von 65 Zah"n, dessen Vcr-
möqen auf 1-500,000 Dollars gcs-batzt

wird ist von dcm Geschwornengerlchtc

vViurtbeilt worvcn, einer Miss Effic Car-

S-7- « > " "" E»- l-l»

»lch' ü-i'-l--».

cine C"tsch^'^"S^'Summc von 100,000

Dollars zu zahlcn. ^__

^cutschkathölische Gemeinde.
Nächsten Sonntag den 26. d. M., früh
9 Uhr, wird das Stiftungsfest im Saale
des Prinz Mar gcfciert.
 
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