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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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September
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Vcranern und Sachsen. Die Rcserven sollen
Oestcrreich und Preußcn stellen. Die Abstimr
munq ist auf den 1. Oktober bestimmt.

Müachen, 16. Septbr. Der Rcdacteur
des „Bolksfreundes/', Hr. Weithmann, wurde
vom Schwurgerichtshofe wegen Beleidigung
cines Teiisdarmerieofficiers, deS obersten Ge-
richts und des Königs zu einem Jahr Festung
und in die Kosten verurtheilt.

Weimar, 17. Sept. Durch einen Befehl
des Mtlitärcvmmandos ist den hiefigen Mili-
tärS, Officiercn, Unterofficieren. und Soldaten
untersagt worden, irgcnd Elwas i'n eine Zei»
tung zu schreiben, wenn fle nicht vvrher die
Erlaubniß ihrer vorgeseßten Bchörde einge-
holt haben. sTH. d.)

Gotha, 15. Sepkbr. Dem Geh. StaatS-
rath Francke in Coburg wurde von dem Kaiser
von Oesterreich das Großkreuz des Franz-
Josephordens verli'khkn.

Berlin, 17. Skpt. Vorgestern waren dl'e
Häupter der reaktionären Parteien aus allen
Thcilen des Landes versammelt. Sie haben
einen Wahlaufruf beschloffen, der von der
Verlegenheit und Uneinigkeit der verschiedenen
reaktionären Eoterien zeugt, denn er ist so
matt, daß flch dnrch denselben schwerlich irgend
eine liberale Seele bekehren lassen wird. Unter-
zeichnet ist der Aufruf von „hvhen" Adeligen
nnd peusionirten Offizieren; eö finden fich aber
auch bürgeriiche Namen unter denselben. Von
den Unterzeichneten nennen wir: Geh. Rath
v. Olfers, srühere Redakteur der Kreuzzeitung
Wagener, Oberpräfldent von Pommern, v.
Senfft-Pilsach, deffen Bruder, das bekannte
Herrenhausmitglied, Schulrath Wantrup von
Danzig, Schuhmacher Panse, v. Kleist-Netzow.
Der Aufruf schließt:

„Wkr habcn indeß das Vertrauen zu der
Mehrzahl unseres Vvlkes, daß sein preußischer
Patrivtismus stärker ist, als die Künste einer
unpatriotischen Demokratie; wir haben dic
Hoffnung nicht aufgegcben, daß c's nur der
richtigen Stellung der Frage bedarf, um das
i'm preußischen Volke lebendige Bcwußtsein
der Einheit mit seinem Könige übcrall zum
rechten Ausdruck gelangen zu laffen. Die neue-
sten Vorgänge in Deutschland und Europa
müffen feden Patrioten mehr als sc mit der
Ueberzeugnng erfüllen, daß das eigenste W-rk
unseres Königs und Herrn, did neue HeereS-
orqaiilsation, deren Zweckmäßigkeit sich neuer-
dings in den an Polen grenzenden Provinzen
auf das Erfreulichste bewährt hat, ihrer sesten
gesetzlichen Grundlage nicht länger entbehren
kann, wenn Preußen nicht in Stunden wich-
tigcr Entscheidung wehrlos werden soü. Hal-
ten wir deßhalb fest an Allem, was Seine
Majestät der König als Seine ererbten unb
verfaffungsmäßigcn Prärogative bewahrt und
festgehalten wiffen will, insbesondere an Seiner
Sotellung alS oberster Kriegsherr seines Volkes:
halten wir fest an der Machtstellung Preußens
in Deutschland, welche, wic sie die Frucht des
Blutes und des Schwcißes unscrer Väter war,
so auch durch die Versuche verblendeter Staats-
männer'des Auslandes nicht beeinträchtigt
werden kann; halten wir fest an der Stärke
und Achtung unsercr Armee, welchc das Schwert
DeutschlandB und die eherne Mauer Preußens
ist; halten wkr fest an dem Recht nach Jnnen
und nach Außen, und treten wir ein in den
Wahlkampf mit dem Avrsatz, den Freunden
wi'e dcn Gegnern zu erhärten', daß wir das
Andenken an die Großthakeu unserer Väter
füngst nicht blvs znm Scheine gefeiert. Seit
den Tagen Friedrichs des Großcn kann Preu-
ßen nie mehr der Zweite, sondern immer nur
Einer der beiden Ersten in Deutschland sein.
Berlin, 15. September 1863.

Berlin, 17. Sept. Die Vorbereitungen
zu den Wahlen beginnen. Jn dem hiesigcn
zweiten Wahlbezirk wird Dr. Johann Jacobi
aus Königsberg als'Candidat aufgestellt. Der
greise Diesterweg wird vorausflchtlich ein,
Mandat dieSmal nicht annehmen; an seiner
Stelle ist Herr v. Unruh in Vorschlag ge-
bracht worden, der jedoch zunächst seinc Wie-
derwahl in Elbing in Aussicht nimmt. Ob
Herr Twesten i'n Berlin wieder gewählt wird,
ist sehr zweifklhaft, Zn Magdeburg i'st in
Sielle des alkllberälen Licentiaten Kranse, des
Redäcteurs dcr protestantischen Kirchenzcituug,

Profeffor Mommsen in Vorschlag gebracht
wordcn. Die Wiederwahl des Hrn. v. Stzbel
in Crefeld ist gesichert. Zn Elberseld haben
die Herrcn v. Auerswald und Kühne, in Gel-
dern hat Herr Reichensverger wenige Ausstcht,
wi'eder gewählt zu werden. Das Staatsmi-
nisterium hat dem Vernehmen nach vorgestcru
über die Frage berathen, vb den Beamlen-
Abgeordneten im Verwaltungswege die Stcll-
vertretungskosten aufzuerlcgen sind. Da der
Beamte vcrfaffungsmäßig für seinen Eintritt
in die Kammer des Urlaubs nicht bedarf, so
können die für die Beurlaubung erlaffenen
Vvrschriften nicht aus ihn angeweodet werden.
Der Beamte ift als Abgeordneter nicht beur-
laubt, sondern für die Dauer seines Mandats
von seinen Amtsgeschäften entbunden, nicht
aber des Rechtes verlustig, währcnd .dieser
Zeit sein volles Amtsgehalt zu beziehen. Das
Ministerium wird um so weniger in dieser
Angelegenheit in dem Verwaltungswege vor-
zugehen in der Lage sein, als eS durch die
Vvrlage, welche es in der vorigen Sesston
der Kammer gemacht, die Nothwendigkeit an-
erkannt hat, die Angelegenheit im gesetzlichen
Wege zu regeln. Die Nothwendigkeit, zu ge-
setzlichen Budgets zu gelangen, soll nament-
lich durch die Verhandlungen, welche daS
Staats-Ministerium mit dcr Ober-Rechnungs-
kammer gepflogen hat, fich herausgestellt haben.

Berli», 18. Sept. Gegen den Stadtrichter
Hirsemenzel war vom Oberstaatsanwalt wegen
einer in Mainz beiui Zuristentag gehaltenen
Rede die Disciplinaruntersuchung beantragt.
Dieselbe ist jedoch vom Kammergericht mit
allen gegen drei Stimmen abgelehnt worden.

Berlin, 19. Septbr. Es ist nicht wenig
intereffant zu beobachten, daß diejenigen Prä-
sidenten, welche als intime Freunde des Mi-
nistcri'ums Schwerin galten, wie Bardelebcn
und Schleinitz in Breslau, die eifrigsten Ber-
warner sind. Letzterer hat der Lokomotive in
Namslau eine zweite Verwarnung ertheilt,
weil sie aus einem baperischen Blatt einen
Artikel über den Fürstentag abgedi uckt hat.

K r a n k r « i cp.

Paris, 18. Sept. Alfred de Vignp ist
gestorben. Das Dampsboot Ocean Mail ist
gescheilert.

E ng la nd

London, 19. Sept. (Sch. M.) Die Ant-
work des Fürsten Gortschakoff auf die britische
Note vom 11. August ist hewte veröffentlicht
worden. Der.Fürst bedauert, daß kein Ein-
verständniß bezüglich Polens unter den Groß-
mächten erzielt worden sei. Der Kaiser sci
von wohlwoüende» Absichten in Bezug auf
Polen, von versöhnlichen Gesinnungen gegen
die Mächte beseelt. Was d(e Verantwortlich-
keit betreffe, welche die Mächte auf Rußland
wälzen, so seien die interiiatiolialen Bezieh-
ungen durch das öffeiitliche Recht geregelt,
seine Verletzung allein könne eine Verantwort-
lichkeit herbeiführen. Rußland beobachte die
Grundsätze deffelben gegenüber dcn anderen
Staalen; mit Recht dürfe es deßhalb dicselbe
Beobachtung von Seiten der andern Mächte
erwarten.

I ta l i e n

Turin» 17. Sept. Der bischöflichc Abt
vvn Monte Casinv hat an alle seine Subordi-
nirleri ein Circular erlassen, um ste aufzufor-
dern, dcr Regierung bei Unterdrücknng des
Briganknthums behilflich zu sein.

Sp an ien

Madrid, 17. Sept. Man erwartet für
morgen die Antwort des Kaisers von Maroko.
Wenn dieser Fürst nicht verspricht, die Riff-
Rebellen zu züchttgen, so wird zugleich ein
Korps von 12,000 Spaniern dghin abgehen.
Die „Epoca" verstchcrt, daß die Cabinette von
Madrid und Washiiigtoi, den Beschlnß gesaßt
haben, den Köni'g der Belgier in der Fragc
wegen der maritimen Zvne von Cuba zum
Schiedsrichter zu wählen.

Rußlan -

St. Petersburg, 18. Sept. (Sch. M.)
Odessa, 15. Die Kaiserin ist in Thalta

(Jalta auf der Krimm d) angekommen. — Jn
Kiew flnd 48 Bataillone gegen die Bauern
der Ukraine konzentrkrt. — Sukhumkale
(Transkaukafien am schwarze» Meer), den 24.
Aug. Die Bergbcwohner sind bis Anapa vor-
gedrungen nnd setzen dcn Kampf gegen die
Ruffen energisch fort. — Tkflis, 20. Aug.
Der Telegraph ist bis St. Petersburg und
bis an die persische Grenze in Betrieb. Mit
Persien werden Unterhandlungen wegen Ver-
längeruüg dkffelben bis Täbris gepflogen.

Grtechenlan-

Athen, 12. Sept. Die vier um Entlaffung
eingekommenen. Mi'nister bleiben wieder. Der
Bürgermeister von Athen hat vvrgeschlagen,
den neuen Stadtplatz „Palmerstonplatz" zu
nennen. — Dic auf den Zonischen Znscln
wohncnden Jsraeliten sprachen in cincr Adreffe
ihre Freude über die bevorstehende Vereini'gung
mit dem Königreich aus. Auf Zante besteht
übrkgens eine unbedeutende Reaction gegen
diese Vereinigung.

Türkei

Konstantinopel» 12. Septbr. Raschl'd
Pascha, der Gouverneur von Tultscha, ist be-
auftragt, dcn Großfürsten Constantin in Galaß
zu begrüßen. — Aus Teheran wird ilnterm,
19. August gemeldet : Der neue Herrscher von
Afghanistan hat dem Befehlshaber der persi-
schen Armee im Khoroffan, MurUd Mirza,
durch ei'ne Deputation den Wunsch ausdrücken
luffen, mit Perflen Freundschaft zu unterhal-
ten, wenn Letztcres Herat im Besitz von Af-
ghaiiistan ließe.

Amertka

Dcr „Nat.-Ztg." schreibt man vom 1. Sept.
aus Newpork: „Das Maffacre zu Lawrcnce,
die beispielloseste Unthat, die seit dem Beginne
des Krieges vvrgekommen ist, hal im Westen
ei'ne intenstve Entrüstung erregt, dke sich ohne
Zweifel in einer erbarmungslosen Blutrache
zur Geltung bringen wird. Der wie durch
ein Wundcr dem Blutbade enttronnene Bun-
dessenator Lane ruft die ganze lopalc Bevöl-
kerung von Kansas zu den Waffen, um oh»e
Zuthun der Bnndesbchörden, dic durch ihre
„versöhnlkche" Haltung gegen die Rebellen-
bestien zu moralischen Urhebcrn der Greuel
gewsrden seien, einen Vertilgungskampf gegeu
das Mordgesindel zu führen. Die civilisirten
Jndianerstämme in Kansas habcn ihm ihre
Hilfe dabei angebvten. Gegen achtzig der
Quantrellschen Bandiken sind bereits erlegt
worden."

New-Nork, 7. Septbr. Nachrichten aus
Charleston dis zum 3. d. melden, daß am 1.
sich ein allgemeiner Kampf zwischen den Eisen-
panzern der Unionisten und den Fvrts Sumter,
Wagner und Moullri'e entspann. Die Forts
wurden sehr beschädigt. Ein erneuerter Angriff
sollte auf Fort «umter stattfinden.

Die Vorhut von General Steele's Armee
trieb die 7000 Mann starkc Truppenzahl über
die Bapan Metairic-Brücke, indem sie 100
Mann tödtete und 200 gefangen nahm. Die
Conföderirten verbrannten die Brücke. General
Burnside hat Kingstown in Ost-Tencffee ohnc
großen Widerstand besctzt. Seine Kavallerie
ist bereits in Knorville angekommen. Andere
Truppentheile seiner Armee waren auf der
Lini'e der Ost Tenneffee- und Virginia-Elsen-
bahn, nordwestlich uiid südwestlich von Knor-
ville. Ganz Ost-Tcnneffe, außer Chattanooga,
svll von dcn Conföderirten geräuml sein. Durch
den Verlust von Ost-Tennessee verliercn die
Conföberirten ihrc imiere Linie, welche haupt-
sächlich zu den Erfvlgen in den ersten Krkegs-
jahren beitrug, da sie oadurch ihre Truppen
allerwärts schnell yinwerfen-und konzentriren
konntcn.

Das Haupiquartier des Gencrals Rosenkranz
befindet sich »och zu Stevenlon in Alabama.
Nur ein Theil seiner Armee hat den Tenneffee-
Fluß überschriiien und sind seine Truppen be-
schäftigt, die Georgiä-Eisenbahn zu zerstören,
welche dic Kommunikationslinie des Conföde-

rirten-Generals Bragg bildet.

Die Kanonenboote Satellite und Reliäncc
waren vvn den Conföderirten letzthin genom-
men, sind aber nun durch Geileral Ktlpatrick's
 
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