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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0357

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rath wurde die Absendung von 8000 Mann
und 30 Millionen Realen nach den über-
seeischen Befltzungen beschloffen.

Rußland

Petersburg, 8. Oct. Das Journal de
St. Petersbourg enthält nachstehende Note:
Auswärtige Journale haben die Michricht ab-
gedruckt, nach welcher der Senat die Nicht>
verbi'ndlichkcit der Vkrträge von 1815 für
Rußland ausgesprochen hätte. Der Senat ist
aber nicht zur Entscheidung über politische
Fragen berineii, und Verträge können nur
vurch den WiUen des Souveräns abgeschloffen
oder annullirt werden.

Nachrichten über Polen

Warschau, 7. Oct. Bei Czenstochau ist
eine Znsurgentenbande von 100 Mann, welche
im Dörf Dzobowa sechS Bauern gehängt und
ihre Häuser niedergebrannt hatte, von den
Ruffen aufgerieben worden.

Neneste Nachrtchten

Paris, 11. Oct. Durch ein im Moniteur
erschlenenes Decret werdkn der Senat und der
gesetzgebende Körper auf den 5. November
einberufen. Jm „Constitutionnel" constatirt
Herr Limayrac, daß die Verträge von 1815,
soweit ste Poleu betreffen, nie uäher an ihrer
Abdecrefirung standen als eben jetzt. — Die
Kaiserin wird nächsten Mittwoch in Madrid
erwartet.

Mannheim, 8. Oktbr. (Schwurgericht).
(Forts.) Es sei dies zwar sonst nie geschehen;
allein an diesem Abend habe Geier es ihm
anbefohlen, damit die Söhne nicht herein könn-
ten, die Scheuerthur habe er nur von Außen
verriegelt; dagegen die Thür zum Wohnzim-
mcr von innen, währcnd er den Schlüffel außen
habe stecken laffen. Ob er auch die Thür auS
der Küche in die Nebenkammer geriegelt, wiffe
er nicht, unwahr sei es, daß dic Katharine
Fiedler ihn darüber beredet habe. Als er sich
zu Geier in das Bett gclegt, habe cr dey Stuhl,
der neben dem Kopfende gcstanden, unten hin
an die Bettlade gestellt und sei von unten in
dieso hineingestiegen. — Geier habe keine Ruhe
gehabt, sei mehr wie zwvlf Mal aufgestanden
und nach dem Weinkrug gegangen, dcr am
Fenster gestanden sei, so daß er, Kempf, gar
nicht habe einschlafen können. Zwischen 12
und 1 Uhr oder, wie er ein anderes Mal sagte,
gegen 11V, Uhr habe es geklopst, worauf
Geier aufgestanden sei, die Zimmerthür und
vordere Hausthür aufgeriegelt und Jemanden
eingelassen habe. Geier habe die Ocllampe,
die bisher in der Schlafkammer gcbrennt, in
das Wohnziminer mit genommen; er selbst habe
de» Eingetretenen nicht erkannt, sondern beim
Umdrehen seines Kopfes nur wahrgenommcn,
daß derselbe ein Filzhütchen getragen. Geier
habe denselben gedutzt, es fei vom Mudauer
Markt die Rede gewesen und er habe gehört,

daß Geld gezählt worden sei. Am Ende habe
Geier zu dem Andern gesagt,'er solle nur
einstweilen vorausgehcn, er werde bald nach.
kommen. Dies seien die letzten Worte gewesen,
die er gehört habe; denn darüber sei er ein-
geschlafen, und wiffe nicht, waS weiter vor-
gegangen sei. Er müsse dabei bemerken, daß
er im Laufe des Nachmittags und Abends lOV»
Schoppen Most getrunken habe. Als er gegen
3V, Uhr erwacht wäre, habe er den Geier
todt vor dem Bette liegen sehen, worüber er
so erschrocken, daß er über ihn hinauögesprnn-
gen sei, seine Kleider mitgenomuien, und stch
erst auf der Staffel vor dem Hausc angekleidet
habe. Auf Lie Frage des Präsidenten, woran
er erkannt habe, daß Geier todt sei, erklärte
er: wenn Einer so da liegc, wie Geier, so
sehe man schon, daß er todt sei; auch habe
er Blut neben der Leiche wahrgenommen. Auf
die weitere Frage, wie er dies habe sehen
könncn, wenn er sofort über die Leiche hinaus-
gesprungen sei, entgegnete er, er habe ihn etwa
eine halbe Minute angeguckt. Er sei dann,
fuhr er fort, zu Schäfer Fiedler, habe diesem
geklopft und ihm zugerufen: „Schäfer steh auf,
der Geier liegt in seinem Blute, ich glaube er
ist todt." — Es wurde nun das AugenscheinS-
protokoll über die Lage der Lciche, über das
neben dersclben bestndliche Blut und über die
Lage und Beschaffenheit der Blutspritzen an
der Wand und an der Bettdecke v^rlescn, so-
dann die Bettdecke selbst, ein in dem Schlaf-
zimmer aufgefundener Prügel, endlich das Hemd
und die Hosen des Angeklagten, die er in der
fraglichen Nacht getragen, den Geschworenen
vorgezeigt, sodann der Erfundbericht der Ge-
richtsärzte über die an dem Angcklagten am
Morgen nach der That vorgefundene Ver-
letzung, sowie das Protokoll über das Be-
nehmen bei der Recognition der Leiche verlesen,
aus welch' letzterem hervorging, daß der An-
geklagte gar nicht nach der Leiche hinzusehen
vermochte. Hierauf wurde zum Zeugrnverhör
geschritten. Aus den Aussagen der Zeugen ist
folgendes als das Wesentlichste hervorzuheben:
Bürgermeister Söhner von Ällfeld gab an, daß
er gegen 6 Uhr mit Rathsschreider Sauter,
Waisenrichter Zakob Frank und Polizeidtener
Krauß nach dem Selbacher Hos gegangen sei,
daß ihnen aber am Mittelhofer Wald, etwa
100 Schritte vvm Selbacher Hofe entfernt,
der Taglöhner Lambert Kempf begegnet sei,
der ste gefragt habe, warum sie denn nicht
kämen, dcr Geier sei in der Nacht gestorben,
und dann unaufgefordert die Geschichte mit
Lem Fremden erzählt und beigefügt habe: Geier
blute aus der Rase. Rathschreiber Sauter
bezeugte im Wesentlichen daffelbe. Polizeidiener
Krauß versichert dagegen bcstimmt, daß Kempf
ihm in dem Hausgangc bei Geier erzählt habe,
es seien in der Nacht zwei Fremde gekommen,
mit welchen Geier discurirt habe. Da dic
bisher genannten Zeugen wußten, daß Adam
Geicr am Abende zuvor im Bcsiße von Geld
gewesen, suchten ste in der Kiste, zu welcher
sie den Schlüssel in der Hosentasche des Ad.
Geier vorfandeu, nach, fanden aber nur noch
die Summe von 4 fl. 26 kr. in einem Schüffel-

chen, Philipp Geier, ein verhekratheter Soh»
des verstorbenm Adam Geier, in Neckarbur-
ken wohnhaft, versichert, daß Kempf selbst mit
angesehen habe, wie Geld r'n die Kr'ste des
Adam Geier gclegt worden ser. Er bemerkt,
daß sein Vater 297 fl. in Papiergeld am 27.
NachmittagS eingesteckt habe, um auf dem
Mudauer Markt zwei Ochsen zu kaufen und
daß er auf seinen Rath noch etwas Silbcr-
geld dazu mitgenommen. Das Geld, was er
zurückgelassen, sei in der Kiste auf einem Pa-
picr gelegen, und mit einem Tuch zugedcckt
gewesen; auch in einem Schüffelchen habe flch
etwas Geld befunden. (Schluß f.)

Vermischte Aachrichtrn.

Gresten, 5. Oclbr. Dtr Nachrtcht V2II dtr Berufung
dcs ProftfforS K°pp nach Hetdclbng hat hter tn allcn
Äretftn schmerzltch überrafcht. Profcfför «opp gchörte za
dcn belicbtesten Docenten der Untoerfilät und cs wled schwer,
fthr schwer fallen, dte durch setuen Adgang entstchende Lücke'
wieder z« ersttzen. (Heff. Ldsztg.)

Aus etncr amerttantschcn Sternwarte tst der 7g. der
kleinen Planeten zwtschen MarS und Juptter am 14. Sep-
tember d. Z. cntdeckt worden. Zn Europa hat thn der
bekannte Planetcneutdccker Dr. Luther zu Bltck bct Düffel-
dorf beretlS bcobachtet.

Prof. Dr. Wagner, der bckannte Phyfiologe ans Göt<
Ilngen, lt-gt hoffnungslos tn Franksurt darntcder. Es hat
thn vorgcstern Morgen daftlbst der Schlag g-troffen.

Aus Baden. Hosgcricht»ass-ssor Edmund Kamm in
Konstanz wurdc zum HofgertchlSrath ernannt. — Herr
Mtntstertalpiäfidcnt v. Roggenbach, kaum von setner Rctse
aus dem Seekreise nach Karlsruhc zurückgekehrt, tst
h-ute Vormtttag nach Fiankfurt abgeretft. — Dtc Wein>
left tn dcr ganzen obcren Markgrafschaft ist tn vollcm
Gangc und ltcftrt da, wo nicht daS Hagelwetter so furcht-
barc Zcrstörungen angerichtct hat, ganz schöne Resultate.
— Dte Prüsung d-r RechtSpralttkantcn im Mittelrhetn-
iretft findet am 11. November zu KarlSruhe statt.
Zm Oberrhetnkrelse wird dte Prüfüng der ActuartalStn-
ctptcntcn am 13. November zu Fre tburg »orgenommen.

— Bon der Bergstraße, io. Oct. V-n W-in-
hetm vernehmen wtr, daß dort nächsten Dlenstag, 13. d.
dte dtesjährtge Dtöcesansyuode abgehalten werden wtrd, und
zrvar det geltnder Wttterung tn der altstidter Ktrche, bei
kalter im evangcltschen Schulhausc. DaS Synvdalpersonal
dieser kleiaen Dtöcese bcstcht aus den sechs Getstltchen
dersclben und ebensovtelen Abgeordneten au» den Ktrchen-
g-metnderätheo. Etne kletne Mtttagspausc abgerechnet,
wtrd dic Shnode den ganzen Tag dauern und auch tadurch
intereffant werden, daß dte obcrktrchenräthltchc Verordnung
tn Bezng auf dte N-schiänkung des Memortrstoffs des Ka<
tcchtsmus einer Krütk unterworfcn wcrdcn soll. V-n Seitcn
der Gemctude wtrd erwartet, daß dtcsc zcttgemäßc Berord-
nnng dtc Billtgung der Spnode finden werde; allein bei
d-r nns bekannten Zllsammenftbung dcr letzteren, bei wel-
chkr'schon im vorigen Iahre daS orthodore Element d-S
Uebcrgewtcht hattc, müffen wtr cr bezweifeln. Um so mehr
abcr müffen wtr dem von dort allSgesprochencn Wunsche
nnS anschlicßen, daß sämmtliche jetztge und früherc Kirchcn-
ältcsten von dem durch dea § 48 dcr Kirchcnverfäffung ihncn
cingeräumten Rcchte, der Synode bcizuwohnen, ctnen voll-
ständtgen Gcbrallch machen möchten, UNI fich tn das kirch-
liche VersaffllngSleben etnzugewöhnen und — thre Lcute
kenncn zu lerncn.

Zn dem nur etn halbeS Stündchen von Weinheim cot-
ferntcn Orte Lützelsachsen, beröhmt durch seinen Burguader
Rebcnsast, soll, wie wtr hören, tn uächster Wochc dtc Wcin-
lesd begtaneiu Vtclc Wetnbergbefitzcr sprachcn fich jedoch
dagcgen auS, weil fie glauben, daß bct der jetzigen milden
Wittcrung dte Trauben nur gewinnen können. Von dcr
Oualttät versprtcht man fich, daß fie der 1862r otcht vtet
nachstehcn werde (dt-s beztcht fich jedoch nur aus den
Rothen; der Wctßc wird offenbar gertnger), die Quan-
tität dagegen wtrd jedensalls ungünfitgcr ausfallen.

Accord-Bersteigerung.

Auf dcm stadtischcn Zimmerplatz soll ein neucr
Pumpbrunnen errichtet werden.

Das Eintrciben und das Ausmauern des Brun-
nenschachtcs von etwa 40^ Ticfe und 3,5" Licht-
weite einschlicßlich der vom Accordanten zu besor-
gcnden Sckuttabfuhr, ver laufenden Fuß zu 3 fi.
45 kr. veranschlagt, soll ., ^ ^
ain Mittwoch den 14. d. M.,
Nachmittags 3 Uhr,

mittelst öffentlichcr Versteigerling auf dem Rath-
hause dahier in Accord begeben werden.

Dte zur Uebernahme dieser Arbcit geneigten Per-
sonen werden zu dieser Verhandlung eingeladen.

Hetdelbcrg, den 8. October 1863.

Der Gemcinderath.

Kra,us>na»n.

(1) Srevert.

Ein gebildetes Frauenzimmer
(Französin), mit den besten Zcug-
nissen versehen, wünscht unter bescheidenen An-
sprüchen in einer deutschen Familie oder in
einem Pensionate als Gvuvernante placirt zu
werden. NLHeres unter Ehiffre iV. 6. posts
rsstnnts kffeustsät s. ä. llssrät (Lsxerisvks
Rdeinpksk).

Es wird hiermit zur öffentlichen Kcnntniß ge-
bracht, daß die zu Folge hbchster Entschließung aus
Gr. StaatSministerium vom 8. Auli 1861 Nr. 818
(Reg. Blatt von 18K1 Nr. XXX11I. S. 234) er-
richtete Eiseiibahn-Hvchbau-Anspection Hcidelberg
aufgehvben wurde und die Geschäftc derselben mit
dem 1. d. M. an bie neu errichtcte Eiscnbahn-
Hochbau-Jnspection Mosbach (für Ausführung der
Hochbauten von Mosbach bts znr bayerifchen
Grenze), welche am selben Tage thre Functionen
bcgonncn hat, übergegangen sind.

Alle, «elche noch trgcnd einen Anspruch an die
früherc Hochbau-Anspection zn machen haben, wer-
den hiermit aufgefordert, dies inncrhalb 14 Tagcn
nm so gewiffer zn thnn, als nach Verfiuß dieser
Frist hierauf keme Rücksicht mehr genomiiieil wcr-
den kann.

Mosbach, den 8. October 1863.

Großh. Eiscnbahn-Hochbau-Jniprction.

Helbling. (1)

Haufen Dung zu verkaufen.

(1) Untere Neckarstraße Nr. 36.

Medicimsche Poliklinik.

Diejenigen Armen Hcidelbergs, welche auf un-
eutgeltliche Verabreichung von Arznei Anspruch
machen, haben sich im Erkrankiingsfalle von Mitt-
woch, den 10. Lctober an, Morgcns zwischen
8—9 Uhr im Locale der poliklinischen Anstalt zu
melden.

An dringenden Fällen kann dic Anmeldung
jederzeit bei dem Director, Plöckstraße 79, dem
Assistcnten in der Anstalt odcr bet Lem Pförtner
des akademischen Krankenhauseö stattfinden.

Hctdelbcrg, dcn 10. October 1863.

Großh. Direction dcr mediein. Poliklintk:

D)_ Dufch.

Arbeiter-Bildungs - Verein.

Diensiäg den 13. October, Abends 8 Uhr,
Versammlung im Eisenhardt'schen Bierkeller.

Tagesordnung: Besprechung über den 18.
October. Mittheilung von dem Psorzheimer
Arbeiter-Verein.

Gewerbe^-Verein.

Mittwoch' 14. Okt., Abends 8 Uhr, Allge-
meine Versammlung zur Berathung über Theil-
nahme des Vereins ander Feier des 18. October.
 
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