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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0455

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Kammkrn mkr bezeugt haben, gestattete mir,
dieS glückliche Resultat zu erzielen. Jch hoffc,
daß Jhrerseits dieselben Gefühle uii'r zür glelch
erfolgrelchcn Erfüllung dieser Aufgabe behilf-
,Iich sei'n werden. (Ja, Ja! Sehr gut!) Die
Volkswahlen haben alle parlamentarischen Be-
rühmtheiten in unsere Mitte wieder ei'ngeführt,
und ich für meinen Thei'l wage es zu sagen,
daß mir dies zur Freude gereicht hat. Zu-
nächst ist dnrch ihre Annahme der Regierungs-
form selbst, die nicht der ihrer politischen
Schüle entspricht, eine Huldigung dargebracht,
und ich habe vor diesen Männern eine zu
große Achtung, als daß ich nur ei'nen Augen-
blick an der Lopalität ihrer Abstchten zweifeln
sollte. (Zusti'miniing). Ueberdies kann unsere
Regierung nur dabei gewinnen, mchr aus der
Nähe beurtheilt zu werdeu. (Sehr gut.) Jn
einem Lande, das, wie das uiiserige, der
Schauplatz so vieler Umwälzungen gewesen
ist, fiiiden fich immer in der Vergangenheit der-
jenigen, welche einen so beträchtlichen Antheil
an den öffentlichen Angelegenheiten genommen
haben, gewiffe Prüfungen, die Lehren sür die
Andern, und manchmal für sie selber Mahn-
nungen stnd. (Das ist wahr.) Wohlan, ver-
einigen wir unsere Zdeen und unsere Erfahr-
ung, ohne Eingeiiommcnheit und vorgefaßte
Meinung. Suchen wir uns rurch lopale und
höflichc Diskusstonen aufzuklären, und alle
Fragen nur in dem Eincn Zweck, den wahr-
haften Jntereffen des Landes zu dienen, zu
lösen. (Bravv!) Jch kann diese kurze Anrede
nicht schließen, ohne den Namen des ausge-
zeichneten Mannes zu nenncn, welchen Frank-
reich verloren hat. Am Rande eines Grabes,
vor dem jedcs leidenschaftliche Urtheil ver»
stummte, werden wir AUe einig sein, den lie»
benswürdigen Eigenschaften, dem ausgezeich-
neten Gciste, dem erhabenen Talent des Hrn.
Billault unsere Huldigung darzubringen, nnd
ich bin überzeugt einem einstimmigen Gefühl
zu entsprechen, wenn ich sage, daß sein Tod
das Herz eines Jeden unter uus mit tiefer
Trauer erfüllt hat.

Paris, 2. Nov. Die bevorstehende Taufe
des Sohnes des Prinzen Napolcon, der etwa
15 Monate alt ist, hat einige nicht uninteres-
sante Zwischenfälle hervorgerufcn. Der Papst
will nämlich den Kvnig Viklor Emanuel, der
außer der Kirche steht, nicht als Pathen zu-
llaffen. Man hat einen Delegirten vorgeschla-
gen, welchen anzunehmen der Erzbischof von
Paris ermächtigt werden sollte. Der Prinz
Napoleon will aber davon nichts hvrcn. Das
Verweilen des Generals von Montebello, im
Gegensatz zu der ihm zuerst wegen der Abrcise
gegebeneii Weisung, hängt mit dieser Ange-
legcnheit, von welcher mau nicht gern laut
spcicht, zusammen. Der Nimtius benutzt die
Verlegenhcit und deutet auf einen Kompromiß
hin, welchen man der römischen Armee gcgen-
über nicht vhne Weiteres annehmen möchte.

E n g l a n d

London, 3. Novbr. Das der liberalen
Partei so ausnehmend günstige Ergebniß der
preußischen Wahlen scheint auf die Times einen

Anzeigebl

großen Eindruck gemacht zu haben. Zhr Ur-
theil ist viel milder, ihre Auffaffung der ganzcn
Lage viel sanguinischer geworden. Zn Preußcn,
sagt ste, haben tbir jetzt das Schauspicl eines
in ächt parlamentarischer Form geführten con-
stitutivnellen Kampfes vvr Augin. Er findet
unter jcnen.Bedingunge» statt, die den Streit
langwierig und den Erfolg des Skegers zu
einem blos theilweisen machen. Mit einem
Worte, dic jetzige Lage in Preußen hat viel
Aehnlichkci't mit einem früheren Stadium der
politischen Entwickelung Englands, und die
Folge wird vermuthlich, früher oder später,
ein Kompromiß sein, bei dem die liberale Par-
tei praktisch gewi'nnen und viellekcht die Ehre
des Königs respektirt werden wird. Gerade
in diesem Augenblick geht der politische Kamps
scharf, obwohl mit Anstand vor sich. Die
Preußcn werden die Linie strenger Gesetzlich-
keit nicht um einen Zoll breit überschreiten,
aber innerhalb der Grenzen ihrer konstitutio-
ncllen Rechte treten sie so kühn, entschloffen
und behutsam auf, als ob sie eine parlamen-
tarischc Bildungsschule von Jahrhunderten
durchgemacht hätten. Wenn die Liberalen in
der neuen Kammer stch eben so muthig und
gewandt benehmen wie ihre Vorfahren, so
haben wir nur geringen Zweifel, daß sie schließ-
lich obfiegcn werden.

Span t en

Madrid, 5. Nov. Die Deputirtenkammcr
hae mit 160 Stiinmeii Rios-Rosas zu ihrcm
Prästdenten gewählt; der Oppositionscandidat
Mon erhielt nur 90 Stimmen, 12 Stimmzettel
waren weiß.

Türket

Konstantinopel, 5. Nov. Alle bis zum
März d. I. fälligen Zahlungen siir die Armee
sollen iii Scheinen an die Soldaten gezahlt
werden. Der Svld seit dem März wird mit
baarem Gcld gezahlt.

Neueste Sknchrichten

Wien, 7. Novembcr. Jn seiner heutlgen
Sitzung hat das Unterhaus nach dem AuS-
schußantrag die Anleihe im Betrag von 69,
eventuell 85 Millionen einstimmig ohne Debatte
beipi'lligt.

Paris, 7. Nov. Die französtsche Bank
hat ihren Disconto auf 6 Proc. erhöht.

Newyork» 30. Oct. General Hooker
hat in der Nacht von gestern auf heute an-
gegriffen. Die Rebellen wurden geschlagen
und aus allen Stellungen geworsen. Goldagio
452/4, Wechsel 160.

Universttäts - Nachrichten

Der Obcrmedlcinaleoth Profeffor Dr. V eit ti> Rostock
hat etnen Ruf nach Bonn als Profcffor der Gcburtshtlfe
erhallen und angcnommen.

Jn Graz ist clne nenc medlelntsche Facultät ln's Lcien
gctrete». Obschon dle Ernennnng der Profefforcn -rst Ende
Septcmbcr ersolgte, so haben sich doch schon 50 Mediclner
inscriblrt. Dic blsher «rnannten Profcfforen find: Blodtg

fnr Angenhellkmde, Clar füc theoretlsche Medicln, Fol>
warczny sür pathologischc Anatomle, Körner für. inne»
äkllnik, Plancr fnr Anatomle, Rz-chaczek för chirnrglschr
Klinlk, RoLet für Phpfiologie, Schanensteln fnr g-rlchtltche
Medicln, Trrschnlg für Scnchenlehrc, Oscar Schmldt doeirt
Zoologir, Prosrffor BiL am Johanneum lst zugleich L-hr-r
der Botanik sür die Akademlkrr, Zeparovlch lehrt Mlnera-
logle, Werthetm Chrmle. An drr mlt der Unlverfität ver-
bnndenen mcdicinisch > chiiurglschen Anstalt find rinlge 80
Ehlrnrgen insrrlblrt. Zwlschen dem 7. nnd 12. Novembcr
wlrd wege» d-r Errichtnng der neue» Facnltät cine Fest-
lichkcit stattstnden.

Vermischtc Vachrichten.

AußerordentltcheS Schloß. Auf der Londoner Zndustrte-
auSstellung war ein neueS schlüffelloses Patentschloß zu
sehen, daS von dem Grafen Krrsolow, einem Franzosen,
erfunden ist und 244,140,625 Combinationen zuläßt. Es
hat 5 Rollen und jede Rolle tst mil 25 Buchstaben des
AlphabetS bezetchnet. Wenn der Buchstabe, auf welchen es
geseht tst, nicht entdeckt werden sollte. so würde dte Er-
schopfung aller tn dtesem Falle zum Oeffnen deS SchlosseS
nothwendigen Variationen einen unermeßltchen Zettaufwand
erheischen. Man beabsich'ttgt, ein solcheS Schloß an einem
Etsenschranke anzubringen, und tn diesem Schranke 500 Pfd.
Sterl. zu legen, welche Demjenigen zufallen sollen, dem
das Glück zu Theil wtrd, dcn Schrank zu öfsnen.

Aus Baden. Zn Schopfhetm ist etn Bterbrauer
in dte hetße Matsche setneS KeffelS gcfallen ond alSbald
gestorben. Der Verstorbene htnterläßt Familie und war
der Schwiegersohn deS BürgermeifterS in Schopfheim. —
Am 6. Novbr. wurden von Frctburg 50 Sträflinge nach
Bruchsal verbracht, welche zur Erstehung des Restes ihrer
Strafen tn Einzelhaft tn daS htefige Zellengefängntß über-
siedeln.

^ Aus dem bad Unterlande, 6> Novbr. Dte
nächste freie Conferenz der Lehrer der Beztrke, Heidelberg,
Mannhetm rc. findet nächsten Mittwoch, 11. Nov. d. I.,
im Saale deS LiederkranzeS in der Harmonte in Heidel-
berg statt, wvLv Schulfreunde außer Lehrern ctnge-
laden find. Daß auch Schulfreunde, wte 1n Lörrach, An-
theil an den Berathungen nehmen, tst recht wünschenSwerth
und hoffen wir, daß solche zahlreich erschetnen. Unter den
Fragen, dte auf bte TageSordnung gestellt werden, ist auch
dte: Was hat von Seite der freten Conferenzen den Fetn-
den der Schulreform zu geschehen? AllerdtngS eine be-
achtenSwerthe Frage.

/X Aus dem bad. Unterlande. 6. Novbr. Zn
Nr. 257 d. Bl. wtrd >>. Vom Neckar" mitgetheilt, daß
Lehrer des Bezirks StnShetm aus verschiedenen Gründen
tn einer Conferenz den Antrag und Wunsch auSsprachen,
eS mögen bet der neuen Organisation deS VolksschulwesenS
die biSherigen BeztrkSschulvisitaturen betbehalten und etn-
gegliedert werden. Zugletch bemerkt der Correspondent^
daß bet der allgemeinen Stimmung der Volksschullehrer zu
erwarten set, daß noch wettere Conferenzen und Beztrke
diesen Antrag zu dem Zhrtgen machen und auSsprechen
werden. Es kanu unsre Aufgabe hter ntcht setn, auch ge-
stattet der Raum d. Bl. nicht, dte Verwcrsttchkett eineS

deS BeztrkS StnShetm, dte ledigltch ihrem ^Gefühle"
dabet folgend, diescn bedauernSwerthen Antrag stellten, an
dte hterüber setr Zahren gepflogenen gründlichen Erörte«
rungen zu verweisen; eS dürfte genügen, fie daran zu er-
tnnern, daß von der großen Mehrzahl deutscher Lehrer dte
von großh. Oberschulrath durch These 24 vorgeschlagene
Aenderung zu den bedeutungSvollsten und folgerichttgsten
gehört, daß nämltch daS Amt etneS KreiSschultnspectorS
ntcht als ei» Nebengeschäft etnem Manne aufgebürdet werde,
und daß dicse seithertge — streng nach Confessionen ge-
schtedene — große Beamtenschaar der einhettltchen Ent-
wicklung deS VolkSschulwesenS bedeutend nachtheiltg tst.

Warum will man nun wieder — trotz aller seithertgen
sachgemäßen und gründlichen Bekämpfung dte seitherige Etn-
richtung beibehalten wiffen? Etwa auS GefühlSrücksichten,
oder weil man vermuthet. dte künfttge Ortsschulbehörde.
von der der Lehrer Mitglied tst, werden den Lehrer so
manchfach chikaniren, daß derselbe unauSgesetzt denSchutz
deS KreiSschulinspectorS anzuflehen und deßhalb auch den
Weg zu demselben oft messen müsse?

att der Heidelberger Zeitung.

, Großh. Oberamt Heidelberg»

Der ledtge Llidwig Dörsam von N-ucnheim
will nach Amerika auswandern. Forderungcn an
denselben find am Di-nstag» 17. Rov., Vormittags
10 Uhr dahicr anzunieldcn.

Heidclderg, den 5. November 1883.

Liegenschafts-Bersteigerunft.

3n Fol'ge richterlicher Berfügunß werden der
Laroline Goos in Ziegelhausen bie nachperzeich-
neten Liegenschaftkii am

Samstag den 21. Novcmber,
NachmittagS 3 Uhr,

im Rathhaus zn Zikgclhauscii vffcntlich verstergert,
«vbei der endgültige Zuschlag erfolgt, wenn dcr
Schätzungsprets odrr mchr g-boten wird.

1) Eine Mühle mit zwei Mablgängen und rinem

Sckälgang, Wohnung und Oeconomiegcbäuden,
Scheuer und Stallung, mit 1 Morgen 2 Vrtl.
30 Ruthen 16' neues Maaß Haus- und Hofplatz
und Wicse in Zi-gelhausen, in der Steinback ge-
legen, Ftur Nr. 367, neben Georg Martin Bcisel
und Andreas Gärtner, oben dcr Wea nach Pcters-
thal . ... . 8000 fl.

2) 3 Vrtl. 14 Ruthcn Ackcr ln der Steinbach,
nebcn sich ftlbst und gcmeinem Fahrwege, Nr. 367

500 fl.

3) 2 Vrtl. 322/,» Ruthen Acker auf dem Büchsen-

acker, Flur 454 neben Georg Martin Beiie! uno
sich ftlbst. 650 st.

4) 3 Viertet 17 Ruthcn 3 Fuß Acker auf dem
Büchstnacker, Flur Nr. 455, neben sich ftlbst und

Wilh. HaaS. 650 st.

Hetdelberg, 21. October 1863.

_Dillingcr, Notar._(1)

Pfänder-Bersteigerung.

Mittwoch den 1l. Novbr., Nachmittags 2 Uhr,
werden im hiestgen Lcihhauft die von dem Monat
Septcmbcr 1862 Nr. 33,909—35,497 nicht aus-
aelösten oder erneucrten Pfänder öffcntttch »er-
steigertl .

Dteftlben bestctzcn in Gold und Silber, Kleider,
Weißzeug, Bettung und diverftn Gegenständen.
Heidelberg, im Novcmber 1863.

(2) Leihhaus Verwaltung-

Filzhüte

sür Herren und Damcn werden täglich gefärbt,
gewaschen und nach den neuesten Fayonen um-
geändert bei

Jos. Wagner, Hutfabrikant,

(6j ris-s-vis dem Bad. Hof.

/rankfurter Dratwürste

und gutkochende Erbsen und Linsen bci

WM.

Das haarkärkende Mittet

von A. Moras 8» Co. in Cöln, berühmt
durch scine außerordentliche Wirksamkelt, ist in
Heidclberg allein ächt zu haben, si) Flaschen
zu 36 kr. uud ganze zu fl. 1. 12 kr., bei

s4j Hauptstraße 106.

Anwaltschaftsanzeige.

Der Unterzeichnete, vormals Advokat am
obcrrheiuischen Gerichtshvf zu Freibnrg, übt
nun, mit Genehmigung Grosih. Justizmini-
steriums, die Anwaltschast in gerichtlichen nnd
Verwaltungs-Angelegenheiten dahier aus.

Heidelberg, den 31. Oktvber 1863.

vr. A. Thoma-

(2) 4g. Anlagen.

Lehrlings-Gesuch.

Ein mtt den nöthigen Schulkenntniffen versehencr
braver Jnngc wird ln cinc hiesige Buchdruckerct als
Sctzerlehrling gesucht und kann sogletch etntretm.
 
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