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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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Ueber die Stimmung in Schleswig-Holstein in
Bezug anf dieje Frage gibt ein Bries Zeugniß,
der i» der Bersammtnng oeS Schleswig-Holftcin-
VereinS am 7. d. zur Verlesung gekommen isi.
Es heißt darin: „Jch jchätze mich glüeklich, eine
Gelegenheit zu haben, Jhnen eine dürftige Schil-
derung »on der herzerhebenden Stimmung zu
geben, welche durch allc Gemüther geht, um so
mehr, da eben jetzt ein zwcilcr dentfcher Fnrst
gewagt hat, daS Recht anzntasten und der hei-
ligen Begeisterung deS schleswig - holsteinischen
Volkes Hohn zu bieten. Niemals, ich kann cS
dreist behaupten, umschlang ein solches Band
der Äebe Fürst und Volk; niemalS wird dieses
Band zwischen nnS und Herzog Friedrich zer-
rissen werden, als durch Ströme von Blut.
Wen» man es wagcn würde, diesem äußerlich
kalten, nur durch innigste Ucberzengung zu
belebendcn Bolke einen Theil seines Rechtes zu
entreißen und mit seiuen heiligslcn lIesühlen zu
spielen, wenn man eS versuchen würde, dieses
Volk von seinem edclsten Freunde loszureißen:
die hunderttausend Eide dcr Treue, die ihm hier
zn Thcil geworden sind, würdcn sich in ebenso-
viele Schwerter verwandcln — oder die Wahr-
hcit würde selbst zur Lügcl"

Ltuttgart, 12. Zuli. Se. Maj. der König
Karl hielt hcute, vor demThrone stehend, an die
Stände-Bersammlung eine Ansprache, worin
er u. A. sagte:

Nachdem die göttliche Vorsehung Mich zu
der Regierung dieses LandeS berusen, war cS
Mein Erstes, unter der fcierlichen Zusage un-
verbrüchlicher Festhallung der Verfassung Mich
an Mein Volk zu wenden, und ihm die Zuvcr-
sicht ausznsprechen, bassclbe werde Mir mit Bcr-
trauen und Liebe entgegenkommen, damit das
seslc, auf Recht u»o Treue gcgründete Band,
daS Fürst und Volk WürttembergS stets einigte,
auch zwischen Mir und iym fesi und ansrichtig
sortlcbe. — Jch habe Sie, gcehrte Herrcu, in
einer ernsten, vielbewcgtcn Zeit um mich vcr-
jammelt. Vielc Fragen von hoher Bedentung
sorbern nns zu cbenjo umsichtiger als cntschie-
dcncr Thatigkeit auf. — Grohe Bernhigung
gcwährt hiebci, daß zwijchcn den bcidcn dcut-
schen Großmächtcn, deren tapfere Trupxen für
den gleichen Zwcck, für Dcutfchlands Ehre unb
Recht, ihr Blut vcrgossen, ei»e Einigung erziclt
wordcn ist, welche zu der Hosfnung bcrechtigt,
cs werdc die ganz Dcutschland dewegende Krage
der schleswig-holsteinijchen Herzogthümcr in einer
dcm nationalen Sinn und dem nationalen Recht
entjprechenden Weije ihre Lösung finden. —
Möchte eS gestattct jein, hieran die weitere
Hofsuung zu knnpsen, daß auS dicjer Einignng
auch für alle andcre Vcrhältnisse Dentjchlands
Ergebnisje hervorgehen, welche zur Bcfricdignng
gerechtrr und besonncner Erwartungen der dent-
schen Nation in politischcr wie in handelspoli-
tijcher Beziehung führcn. — Meine Regiernng
würde, seien Sie dcssen gewiß, hiezn mit aller
derjenigen Bcreitwilligkeit milwirkc», welche die
Liebe zum deutschen Gesammtvatcrlande vorzeich-
net. — Weiter heißt es, daß Staatsbedürsnisse
der verjchiedensten Art Bcrncksichtigung findcn
ollen, insbejondere erwarten die Eisenbahnen

Die Sängerhalle, anf dem etwas erhöht gclege-
nen Schafhofc crbaut, und recht gcschinackvoll eln-
gcrlchtet, war NNI zur Ausnahmc dcr Sänger de-
stimint, wäbrend dcr Znhörerranm nlcht gcdcckt
war; dafür hatte man abcr cine hcrrliche Aussicht
auf die Ruine Windeck, von dcr cinc mächtige
badische Kahne wehte, so wlc auf die nördllche
Bergstraße und die Rhcincbenc. — Dle einzelnen

gewiesenen Gasthänsern eln. So vicl wir erfahren
konntcn, wai^man mit der Bcwirthung rccht zu-
frieden. — Der Kestzug bcwcgte sich um 3 llhr
vom Marktplatze durch die ganzc aufs sestlichstc
geschmückte Stadt. Gegcn 4 llhr bcgann das <Lon-
cert, und wir müfsen gcstehen, daß cs in allcn
seincn Thetlen vollständig gelungen war. Von dcn
7 Gesammtchvrcn, die von dem Herrn Mufikdircctor
Engeffer aufS Trefflichstc dirigirt wurden, gesielcn
der Abschied vom Wald oon Otto und der Abschied
von Abt am besten. Dle einzclncn lll Chöre, be-
sondcrs die der Landgemcinden, bekunden auf's
Rcuc, wie der Männergesang fick tmmer mchr
elnbürgert. Von diesen gebührt der von dcr Ziegel-
hauser Ltedertafel vorgetragene „TürkifcheS Schenk-

und die Anforderungen deS öfientlichen DiensteS
Jhre einsichkSvolle Mitwirkung. — Weitere
GejetzeScntwürfe, insbcsondere die Bauordnung,
dic Wegordnnng, das Gcjctz über Regclung der
Waidercchte und eine neuc, aus Dnrchführung
des öffcntlich-mündlichen Versahrens gcgründete
Strasprozeßordnung sind in der Ausführnng
bcgriffen und der Entwurf einer allgemeincn
deutschen Civilprozeßordnung in Hannover ist
in erster Lesung volleiihet. — Unterstützen Sie
Mich mit Rath und That; Zch werde Zhnen
impler mit Offenheit entgegenkommen, beseelt
von der vollsten Liebe für Mein Volk, und im
steten Aufblick zn Dem, ohne dessen Scgen
NichtS gelingt.

Würzburg, 8. Jnli. Daß Hofrath und
Professor Dr. v. Scanzoni Bahern verlassen
wird, darf nun mit aller Bestimmtheit ange-
nommen werdcn. Mit seiner Uebcrjiedlung
nach Baden-Baden droht abcr nicht allcin der
Universität, sondern auch der Stadt ein em-
pfindlscher Nachtheil, da die vielen hier sich
aufhaltcndeu reichen Familien ans Rußland,
Engiand rc., um seineS ärztlichen Raths fich
zu bedicne», ihm voraussichtlich nachzichen wer-
den. — Unsere Hochschule verlor dicser Tage
auch ihren seit ungefähr LO Zahrcn mit aner-
kanntem Eifcr und großer GejchäftSgewandtheit
in dicscr Stellung gestandenen Sccretär und
Onästor, Hrn. Gcorg Seussert; im 60. Lcbens-
jahr stehend, war er zwar schon längere Zcit
leidend, jcdoch sein Tod ist unerwartet schnell
eingetreten. Er war allgemein belicbt.

(Allg. Ztg.)

Detmo ld, 9. Juli. Das allgemeine deutsche
Handelsgesetzbuch ist nunmehr auch in Lippe-
Detmold eingesührt worden.

Wien, 11. Juli. Der General Graf von
Gondrecourt ist dem Vernehmen nach zum Ober-
hofmeister (Ajo) des Kronprinzen ernannt. —
Dcr „Generalcorrespondenz" wird aus Kon-
stantinopel vom 4. Juli gemeldet, dast. aus Be-
fehl der Regiernng 40,0lX) Rediss entlassen
werden. Jn den Arsenalen herrsche Stille.
Die Fortsetzung der Nüstungen gche nur lang-
sam vor sich. Einige tscherkessische Regimenter
werden für Syricn organisirt.

Triest, 11. Juli. Die neueste Ueberland-
post bringt die Nachricht, daß in Batavia die
Cholera ausgebrochell ist. Ein Angriff auf das
Fort Sin - Tong an der Westküfte Kornao's
wurde zurückgeschlagen. Gordon will den chi-
nestschen Dicnst verlassen. Ein Angriff auf
Peking steht nächstens bevor. Der preußifche
Gesandte Rehfues ist in Peking angekommen.
Ein britifchcs Geschwader in Begleitung zweier
hollandischen Fregatten bereitet eine Expedition
nach der Straße von Shimonosaki und den
dortigen Befestigungen vor, um die Fürsten
von Nagats zu forciren. Jn Horkohamo ^^rde
eine Verschwörnng gegen die Niedcrlassung von
Fremden entdeckt. Jn Tien-Tsin sollte ein
Prisengericht zusammentreten, um bezüglich der
von der „Gazelle" weggenommenen dänischen
Schiffe „Falk" , „Karoline" , „Katharine" zu
entscheiden. Oberhalb des Taka befinden sich
noch drei dänische Schiffe.

lied" das meiste Lob. — Die Vineta von Abt,
gesungen vom Mannheimer Liederkranz, und das
herrliche Morgenlied von Riez, vorgetragen vom
hiesigen Sängerbund, wurden 6s espo verlangt.
Zu dem lctztern dürfte die Bemerkung erlaubt sein,
daß die Soliquartette dieseS LiedeS denen, wie wir
sie neulich in Worms von Seiten des Kölner Män-
nergesangvereins hörten, durchauS nicht nachstehen.
Zu dem Concerte hatte fich eine möglichft große Zahl
Zuhörer eingefunden, von denen aber ein Theil sehr
wenig Interesse für bie Sache zeigte, und öfters
durch Störungen mancherlei Art den aufmerksamen
Zuhörer zu Tabel veranlaßte. Für den geselligen
Theil des Festes war von Seite dcr Weinheimer
hinlänglich gesorgt. In drei Localcn wurden Fest-
bälle gehalten, die nach Berichten von Augenzeugen
äußerst gemüthlich und fröhlich auSfielen und deren
Zierde unstreitig dte wirkltch reizenden Festdamen
waren. Von derWetnheimer Gastfreundschaft könnte
zwar Schreiber dieses auch ein Beispiel von stch selbst
erzählen, aber derselbe begnügt sich, daö anzufüh-
rcn, daß sämmtliche active Mitglteder des Sänger-
bundes von Herrn Fabrikant Freudenberg mit einem
ganz vorzügltchen Abendessen bewirthet wnrden, wo-

E » ,z I » >t d

Unter den interessanten Reden ist äußerst
lescnswerth diejenigc CabdenS, in welcher fich
der gesunde Menschcnvcrftand pse excelienc«
zu crkennen gibt, und welche bcweist, daß doch
noch hin und wiedcr in England ein Mensch
zn finden ist, der den deutsch-dänischen Kampf
von einer höheren Warte als der Zinne der
Partei und des engherzigsten LokalpatriotiSmns
anzusehcn und zu würdigcn oersteht. Der Naum
verbietet unS, oie ganze Reoe wiederzugeben,
wir müsscn uns darauf deschränken, einzelne
wichtigerc Particn aus derselben hervorznheben:
„Zwei Punkte treten unS in der deutsch-däni-
ichen Frage entgegen: die alte Gcjchichte vvn
den dynastischen, gehcimen, nach Gutdünken
einzugehenden Gcschäften des auswärtigen Amts
und ein Prinzip, nicht alt sondern nen, welches
unsere auswärtige Politik von nun an nicht
mehr aus dcm Ange «erlieren darf: das Prinzip
der Nationalitäten. Darunlcr verstehe ich den
Trieb, der jetzt so mächttg wirkt, um Gcnossen-
schaften, welche gleicher Sprache, gleicher Re-
ligion und gleichen Stammes sind, aneinander
zu kettcn. Nun, was ist denn eigentlich diejer
Vertrag von 1852, um den sich diese ganze
Discussion, wic um ihre Angel dreht? Achl
Hcrren haben sich in London um den berühmlen
runden Tisch herumgejctzt, um über die Gcschicke
einer Million von Menjchen zn entscheide», die
man nicht einmal um ihre Meinung von der
Sache gefragt hatte. Lassen Sie uns davon
Noliz nehmen. ES ist daS letzte Blatt einer
langen Gejchichte diplomatijcher Action und wird
stch nicht wiederholen. Zch meinte damit, es
wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine Conse-
renz mehr etwaS anSrichten, die nur znsammen-
tratc, um Völker, deren Wünsche nicht einmal
berncksichtigt würden, in dynaftischem Jnteresse
zn verschachcrn. Wir alle wisfen, w»S auf den
Versuch, eine Bevölkerung zu zwingen, untcr
verhaßtcn Bedingungen zu lcben, crfolgt ist.
Die dänische Regierung — das gesteht jetzt
Jeder ein — hat nicht nnr ihre Verpflichtnngen
verabsäumt, sondern ste thatjächlich gcbrocheu
gegen daS Votk, Ivelches der Londoner Vertrag
ihr virtuell zugewiesen hatte. Die Dänen quäl-
ten und Lrgcrten die Schleswig Holsteiner auf
eine Weise, die cigenthümlich unangcnehm ist
und die ein Volk äußerst empstndiich berührt.
Sie gingen gcgen ihre Sprache vor. Dänemark
bclästigte die Schleswig-Holsteiner mit Beamten,
die nur dänisch redetcn, die Zugend sollte ge-
zwungen werden, dänisch zu lcrnen, gut oder
übel, der cigenen Universität gaben die Dänen
Vortheile gegen die Univcrsität deS schleSwig-
holsieinischen Vvlkes. Es war ganz dieselbe Ge-
schichte wie in den Niedcrlandcn, als Holland
den Belgicrn seine Sprache aufzudrängen suchte.
Und bcide FLlle warcn in gleicher Weise cha-
rakteristisch." Redner sctzt dieS weiter ausein-
ander, schildert, wie es dazu gckomincn, daß der
Bundestag und dann Preußen und Oestcrreich
habcn einschreiten müssen und vertheidigt dann
die Vermittlungsversnche der britischen Regie-
rung, tadelt ader ihre Drohungen, und spricht
hierauf von der Möglichkeit, solche Drohungen

bet man, wie lin Theilnchmer versichert, in Ber-
lkgenheit kam, ob man der Kiiche oder dem Kellcr
Vorzug geben sollte. Gcwiß wird das Fest den Be-
suchendcn noch lange in der angenehmsten Erinnc.
rung bleiben. (Mannh. 3.).

Bad Ems. Dte Familie cineS hiestgen Bade-
mcisterS hat in einem Iahre einen Zuwachs von
fünf, sage fünf Knaben, erhallen. Dic Frau
Badcmctsterin gebar im Zanuar Drilltnge, im
December Zwillinge, wobon einer den Kaiser von
Rußland zum Gevatter hat. An diescm über-
mäßigen Scgen des Himmels mögen die berühm-
ten Emser Quellen rcsp. sdas sog. Buben-Bad nicht
ohnc Einstuß setn.

Wien. Btondin wird bci seinen Productionen
im Theatcr on dcr Wien, welche nur anf der Biihne,
nlcht abcr anf dem Zuschauerraum voll;ogen wcrdcn,
untcr Andercm auch cincn Riesensprung über dic
ganze Breite dlS ThcaterS machen.
 
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