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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0066

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kennen; und was namentlich nnsere Aussage
über das Betragen hiesiger Arbeiler detrifft,
untcr denen eS jedoch selbstversländlich anch
rühmliche AuSnahmen gibt, so slützt sich die-
sclbe auf die allgemeine uud fast auSnahms-
lose Klage der ehrenhaftesten hiesigen Bürger,
die dcm Grundsatze der Gewerdesreiheit aus
Ucbcrzeugung zugcthan sind und vott denen
mit Gewißheit angenommen werden kann, daß
sie von ihren Gewerbsgehilfen nichtS Unbilliges
verlangen. Jhr Correfpondent hatte »ber noch
einen ganz speciellen Grund, warum er dieses
Thema behandelte. Zhm wurde nämlich erst
vvr wenigen Tagen von einem angesehenen hie-
sizeit Bürger gesagt, daß er vor Kurzem in
der Lagc gewesen sei, als Vertheibigcr sür un-
sere Pcrson aufzutreten, weil in einer Gejell-
schast, in welcher jener mit allgemciuem Miß-
salle» aufgenommene Correspondenzartikel der
Bad. LandeSzeitung dcr Gcgenstau» des Ge-
sprächs war, Jrgendjcmand die Vermuthung
ausgesprocheu habe, daß der sragliche Artikel
wohl von uns »erfaßt sein könne. Wir warcn
eS daher unS selbcr schuldig, durch die Dar-
legung unserer Ansicht nicht allein eincn sal-
schcn Verdacht von uns adzuwehrcn, sondern
auch darzuthun, daß unjere in der Stadt Mann-
hcim gemachten Erfahrungen uns zu einer Auf-
sassung der Sache nöthigen, die von jener deS
Correspondentcn dcr Bad. LandcSzcitung ab-
weicht. Bei unserer Rüge kam cs uns aber
durchaus nicht in den Sinn, den Arbciterbil-
dungSvereinen als solchcn die Excesse in die
Schuhc schiebe» zu wollen, sondern wir haben
nur von dabei vorkommenden Ausschrcitungen,
namentlich von eincr einscitigen Gönncrschaft
in Bezug auf die Gescllen und von einer Ver-
dächtigung der Arbeitgeber gesprochcn, die man
hie und da durch unbilligc Gcneralisirung als
Liebhabcr des ZunftzopseS und als gcschworne
Feindc der ncucren socialen Einrichtungen dar-
zustellen bcliebt.

Darmstadt. Bei der am 15. in Erbach
an Stclle deS verstorbenen Abg. Brenncr vor-
gcnvmmenen Rcuwahl zur zwcitcn Kammer ist
Fabrikaul Mühlberger »on Erbach gewählt
wordcn. Dersclbc war von der Fortjchritts-
partei als Candidat aufgcstellt wordcn.

Sturtgart, 16. Juli. Dcr „Bcobachtcr"
bezcichnet in einem zur Adreßdebaktc überschrie-
bcnen Artikel als Hauptpunkte der von den
Ständen zu erstrcbcnden Reform der inucren
Verfassungsverhältnisse: 1) Einführung deS
allgemeinen StimmrechtS. 2) Gehcime Wahlen.
3) Herstellung eincr reineu Volkskammer ohne
Privilegirte und StandeSvcrtretung. 4) Abän-
dcrungen in dcr Zusainmensctzung und in der
Cvmpetenz der erften Kammcr. 5) Abjchafsuiig
deS Gehcimenraths. 6) Sofvrtige Eiitsernung
aller Bejchränlungen der Presse, wie des Vcr-
einsrechteS.

Aus Bayern. Die Fragen, welche un-
sere Bijchöfc aus dcr bevorftehendcn Conserenz
in Bamberg dcjchäftigen werden, lassen sich
jetzt jchon mit vieler Gewißhcit erkcnnen. Vor
allcm wird cS die Schutsrage sein, welche ja
ncucstens auch wicder in Baden znr Erörte-
rung gekommen ist. Unsere Bischöfe werden

bcftimmten Pecise za überlassen. Eine dablt in-
tcrcsfirte Familie, welcke ihr Haus inzwischen ver-
werthcn konnte, suckte nun aus aUe mögliche Weisc
rn ocn Befitz dcs AclcnstückeS, das ihrc Unlcrschrift
enthielt, zu gelangen. Dte junge schönc Frau be-
gab fich daher zu dcm betrrffcnden Agcnten und

Kaum sah fic sich dem verhängniswotlen Documente
gegenübee, als fie dasselbc ergriff, zur Thüre sprang
und sich damit entjcrnen wolltc. Der Agent eilte
zur HauSfiurthür nach, erreichte die Frau und nun
gab rs um das Papicr ein Ringen, welches sich
nichl beschretben läßt. Dic Schönc brachtc dabei
plötzllch das Document thrcm Munde nahc und
riß rin festes Stück heraus, wobrt fie sich bestrcbte,
daffelb, zu verschlingen. Der betreffende Agent legte
nun sctne Hand sest um die Kehle, um das Hin-
untcrschlucken zu verhindern, waS ihm durch seinc
Krast auck gclang, und nun nabm er Stück für
Stück ruhlg auS dem Mundc der Papiergierigen
heraus und rntltcß dieselbc nach dirser Operation.
Das Document wurbc alsdann mit virlrr Mühe
wiedrr zusammrngesetzt nnd der Stadtbehörde über-

gegen die Emancipation der Volksschule von
der Kirche sich crklären nnd in diejer Bcziehung
ein Memorandnm an die Rcgierung richtcn.
Mindcr wahrschcinlich ist, daß auch die Frage
über die Ehen, welche nicht nach dcr vom Tri-
dentinum vorgejchriebcnen Norm eingegangen
und darum an sich nicht unauflöslich stnd, zur
Verhandiung kommt.

Edenkoben, 16. Juli. König Ludwig I.
ist gestern Abend 7 Uhr im besten Wohljcin
auf der Villa Luowigshöhe angekommen.

Aus Lhüringen. Jm Auftrage des Her-
zogs Ernst vvn Coburg ist gegen den verant-,
wortlichen Chef der Streit'schen Verlagsbuch-
handlung, Hrn Rechtsanwalt Fcodor Streit in
Coburg, ein neuer Preßprozeß eingelcitel wor-
den, wcgen eines in Nro. l der „Deutschcn
Wehrzcitung" enthaltencn Gcdichtes, daS einc
— Beleidigung dcr preußischeu Armec enthalten
soll. (N. A.)

Leipzig, 15. Juli. Ein Theil der hiesigen
Studentenschaft hat eine Pctition «egen Ab-
schaffung der akademischen Gerichtsbarkeit, be-
deckt mit genau 200 Unterschriften, an daS
Ministcrium des Cultus und öffentlichen Un-
terrichls, so wie an die zweite Kammcr gc-
richtet.

Brcmcn, 15. Juli. Jn der vorgestrigen
Versainmlung von Frcunden der nationalen
Sache Schleswig-Holstcins wurde in der Flot-
tenfrage solgendcr Bcschluß grfaßt: die Ercig-
nisse des letzten Halbjahres haben es aufs Reuc
unwioerleglich dargcthan, daß Ehre, Sichcrheit
und Wohlstand deS dcutschen VolkcS bei dem
Mangel eincr ausrcichcnden Scekriegsmacht
auss Acußerste gefährdct sind. Diesem Mangel
inuß daher mit lhunlichster Beschleunigung ab-
geholfeu wcrden. Mit den Schriltcn, dic zu dcm
Ende gescheheu müssen, kaun nicht mehr untcr
Bcrufung darauf gczögert wcrdcn, daß eS noch
an einem allerseits gcbilligten Plan für die
Bildung und an cinrm cinheitlichen Organ sür
daS Cvmmando einer Flotte schle. Unter sol-
chcn Bcoenklichkciten ift die Hauptsachc ichon
bisher von Jahr zu Jahr versäumt. Diese
Hauptjache besteht darin, daß — auf welche
Weise immer — Material, geeignet für die
Defensive und Offenjivc, beschafft und die nö-
thigen Mannschaften für den Scekricgsdienst
auSgebildet werden. Kann cine Einigung über
den Plan für dieseS Vorgchen untcr den zu-
nächst Betheiligtcn, also dcu uorddeutschen
Kistenstaalkn ^ uichl alsbald erzielt werden, so
habcn diejelben einzeln vorzugehen. Dcr künf-
ligen, wie immer zusammcngesetzten deutschen
Flotte muß jedeS bereite Matcrial und Mann-
schastscontingeul willkommen sein.

K r a »r k r e i ch

Paris, 14. Juli. Marschall Niel wurde
durch den Sturz eines der Pferde an dem von
ihm gelenkten Wagen zur Erde geschleudert und
brach sich eine Rippe entzwei. — Aus Cher-
dourg lauft die Nachricht ein, es habe ein
Kampf zwischen dem Unionsdampser „Kear-
sage" und dem südstaatlichen Dampfer „Florida"
stattgefunden, in dem das letztere Schiff den
Sieg davon getragen habe.

geben. Die weiteren Folgen wird die nach Docu-
menten Leckere sich zuzuschreiben haben.

Die Staatsschulden Europa's betragen
nach Moser's Zettschrift die Kleinigkeit von
24,500,000,000 fl. Man kann es unmöglich mit
Worten ausdrücken, welchc Summe von Elend in
dieser Zahl liegt, zu welchen heillosen Zwecken
dieses riesenhafte Capital verwendet worden ist
(denn die productiven Anlagen davon sind kaum
nennenswerth), wie viele Menschen mit ihrer Hilfe
hingeschlachtet worden sind, und auf welche Stufe
des Wohlstandes, geistiger Blüthe und des Glückes
man umgekehrt die Völker hätte heben können,
wenn dicse 24,500,000,000 Gulben productiv an-
gelegt, d. h. dem Volksvermögen erhalten worden
waren.

Napoleon I. fällt über dte Jesuiten folgendeS
Urtheil: „Eine gefährliche Gesellschaft, die im Ge-
biete des Kaiftrreichs nie geduldet worden wäre,
ist die der Jesuiten. Jhre Lehre untergräbt alle
monarchische Gewalt. Der General der Jesuiten
will der oberste Herr, der Herr tm Herrn fttn.

C » g l a i, d

London, 15. Jnli. Die Mordthat in dem
Eiscnbahnwagen bildet fvrtgcsctzt den Haupt-
gegcnstand der Unterhaltung. Eine Spnr oer
Thäter hat man aufgcfuiiden, iudcm die dcm
Ermordcten gchörende Uhrkette bci ciiiem hie-
sigen Golbjchmieo gegcn eine andcre umgetauicht
wurde. Dcr Umtauschende soll ein Man» mit
fremdlänotschcr AuSsprache gcwescn sein. Die
Polizci ist in größtcr Thätigkeit Auf die Ent-
deckung des MörderS hat die Regiernng einen
PreiS von 100 L. gesetzt, einen gleichen die
Firma RodartS, Lubbock u. Comp., in deren
Bankyause Herr Briggs, der Ermordete, an-
gestellt war.

London, 17. Juli. Gestern erschien bei
Lord Palmerston eine Dcputation mit dem Er-
juchen,-EngIand solle sich verwenden, damit der
Krieg in Amerika aufhörc. Palmerfton ant-
wortete, der Augenblick sei nicht passend sür
eine Vermittelung.

I t a l « e »

Turin, 15. Jnli. Die „officiclle Zeitung"
veröffelltlicht ein königl. Dekret, welches daS
Jnkrafttreten des zwischen Frankreich und Jta-
lien abgeschosscnen Postvertrags verordnet.

Deputirtenkammer. Der Bericht der Unter-
snchungscommission übcr dic südlichen Eisen-
bahnen entlajtet alle Deputirten, weiche Mit-
glieder dcr Verwaltung sind, jeglichen Nerdach-
tes der Corrnption- Der Bericht constatirt,
daß der Deputirte Susani an der Unlerneh-
mung Antheil hakte vor Erlaß des Conces-
sionsgesetzeS. Er macht endlich den Vorschlag,
die Fimctionen eineS Dcpntirten unvereinbar
mit denen eineL MitgliedeS der Verwaltung
der Compagnicen, die eine Staalsgarantie er-
halten, zu erklären.

B e l g i e n.

Brüffcl, 17. Juli. Der Brüsscler Moni-
tenr bringt den Erlaß über die Auflösung der
Kammer. Die Neuwahlen sind auf den 11.
Auguft fcstgejetzt uud beidc Kammern anf den
23. Augiist einderufen. Die Linke wird das
Mailiscst der Clericalen beantworten.

Man versichcrt, daß die Reise deS KönigS
nach Vichy die Unterhandlungen wegcn dcr
dänischcn Frage betreffe.

R u ß l a n d

W»rschau. Untcr den in der hiesigen
Citadclle inhaftirteii zahlrctchen politijchcn Ge-
fangenen befinden sich 27 ehematige Üliitglieder
und Agenten dcr Nationalrcgiernng, dic täglich
dem ihr Schicksal entscheidenden kriegsgericht-
lichen Urtheilsspruch, der wahrscheinlich auf ben
Tod lauten wird, entgegensehen. Auch die
Untersuchung gcgen die Anstiftcr des Attentats
auf den Statlhalter Grafen Berg nnd Theil-
nehmer an demselben ift bereitS gcschlossen und
die Sache dem KriegSgericht zur Aburtheilung
übergeben.

A m e r i k a.

Aeuyork, 7. Zuli, Abends. 30,000 Con.

Ueberall, wo es Jesuiten gibt, müssen sie die Macht
um jeden PreiS haben. Ihre Gesellschaft ist von
Natur herrschsüchtig, und deßhalb tst sie etne Fein-
dtn, und zwar eine unversöhnltche Feindin alles
dessen, was Macht heißt. Iede Handlung, jedes
Verbrechen, so gräßlich es auch sei, zum Besten
der Gesellsckaft Iesu oder auf Befehl des Iesuiten-
generals begangen, ist etn verdienstliches Werk."

(Heff. Lbsztg.

Pforzheim, 15. Iuli. Bet Huchcnfeld wurde
der Walbhüter von einem der Wuthkrankheit
verdächtigen Fuchs angefallen. Er setzte sich gegen
das wüthenbe Thier mit einer Sense zur Wehrc
unb es gelang demselben, den Fuchs zu erlegen.

_ (Pf. B.)

Die „Hessische Landeszeitung" enthält folgende
erft:

Mainz und die Jefuiten.

ES wird hin- und hergestritten,

Ucber EineS tst man EinS:

Mainz hat keine Iesuiten,

Iesuiten haben Mainz.
 
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