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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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uach Nördlingrn, dic uirdedin.il kürzeste Berviiiduil.l
(blL Meikeu) hergestellt, währeud der lUnuieg üder
Neckarelz die Lahn der Äschaiicudurg - Würzdurg - Aus-
dacher Linic au Länge gkeich m.ichl (Ü2,8 Meilen), und
dcr Roule Bruchjal-AugSburg oder Aichastenburg-Werl-
Heim-Crailshcim-Nöidliugeu (bcide 51,6 Meilen) iogar
einen kleincn Vorspruug geuiährl. Der Zug über SiuS-
heim - Heilbronn enlfprichl am besteu den Jnteresscn
unserer Eisenbahukasse und den Handels - Jnleresfen
Mannheims.

97,000^ aus 1,900,OM^. verauschlagl. Reg.-iüorlage

Bcziehuugen concurreilzsähigen SinSheimer Liuie nicht
gebolen. Dic sehr großen Vorzüge der letzlern macht

GlaS und sang ein Licd, wie es nur jene fingen,

zu deucn mtch nlciue Mutter zählte.-Dann

suhr ich in meiuer Eauipage nach Hausc. Der
Weg sührte mich »or jcnem Hause »orbct, wo meine
Mutter wohnte. Jean, mcin Bedtenter, pochtc, wte
ich ihm bcfahl, an dcr Thür des Ziiumirs mciner
Mutter, er lraf fie schon als Lciche. Ach stieg aus
dcm Wagen, um ihrc Augen zuzudrücken. Da trat
ein altcs Wcib, sie heißt Margarethe, yerein, sic
sah mich tm Ballcostüin alö Dcbardeur mit Blu-
men und Bändcrn geschmückt und meinte, mcine
Mutter könne im Grabe keine Ruhc sinden, wenn
ich so vor thr ständc: ich sollte mich schämen, meine
Mutter im Unglück verlassen zu haben. DleseS
Weib, daS mich »on jeher haßtc, ward meine An-
klägerin.

Mr. Albert, der Vertheidiger, führt auS: „Vo-
iooti .noo Lt ioz'orin", dic Mutter wolltc im Elcnd
vcrkommen, dic Tochter kann daher nicht vcrant-
wortltch gemacht werden. Sic haben Rccht. Ste
find kein, Sittenrichter, ich ruse Jhnen, wie Lhristus
den Vhartsäer», zu: Wcr besscr tst als fic, werse
den erstcn Stein aus si-l (Murren und Zischen.)
Artcmifia bekennt hier osfen, kcine prüde Sttten-

legeuheil des Elseuz- und Kraichgaues vor der Um-
gebung Ncckarbischossheinlö erhelll, wenu sie nichl schon
bekanul wärc, zu> Geuüge auö ber Regierungsvorlage.
(zorlsctzuug solgt.)

tz Hetdulbierg, 30. Zuti. Am 5. August
wiro Se. Köuigl. Hoheil der Erdgrojjherzvg
vouSachsen-Weimar ein Feft verunstatien,
dei welchem höchstdicselben daSHeidelberger
Schtoß bengallsch deleuchlen tasjen werden.
Der seenhaste Anbtick diescS eryabenen Schau-
spiels ist bekannt, weshalb unstreitig »us allen
Gegenden des Laudes Znjchauer herbeiströmen
werden.

-j- BomBdenwald, 28. Zuli. Jm fru.cht-
und obstreichen >schesslenzer Thal ist man mit der
Ernte dejchäftigt nnd war bcr letzle Mosbacher
Fruchtmartt ziemtich ftark befahren und bereits
viet uenes Getreide vorhanden, so daß die zahl-
reichen Müylcn dicjer Gegend jetzt gerade in
volle Thäligkeit gejctzt sind. Dcr Anbau der
Zuckerrübe gewinnt »on Zahr zu Jahr an
Ausdehilnng unb werden masjenhastc Vorräthe
entweder roh ober geröstet an die große Fadrtk
von Waghäuscl abgekiesert. Zn MoSbach will
sich, wic man hört, eiuc Acticngesellschafl con-
stiluiren, um dasekbst eiue Rübenzuckerfadrik zu
errichren. Den Labalsbau hal man saft aus-
gegeben u»d will nichts mehr mit ihm zu
jchasseu habeu; man erhielt einigc lüchtige
Schtappeu uud isi somit durch schabeu ktug
geworden. Der Odcnivälber beftndet sich am
dcsten bei dem fteißigen und mit Umjicht be-
trlcbenen Ban don Fllttergewächsen, sodann von
Gcrstc, Spetz und Haser; in neuejter Zeit
haben auch die Wicsencuttur und Biehzucht
einen gedeihiichcn und erfrcutichen Ausschwnng
genommeu. Die Fteischer bes unteren Ncckar-
thales holen sortwährend viel Vieh au« hiesiger
Gegcnd.

Daß die Stände des Landcs mii überwie-
gender Majoritäl die Regierung dcs Großher-
zvgs ausgefordert haben, das aus gcjnnden An-
sichlen und Anschauungen basirte Unterrichts-
gesetz mit Energie dnrchzusühren und in diesem
töbtichen Beftrcden stch uicht irre oder gar bange
machen zu lassen von cinem Häuflein obscurer
Kleriker und eincm halbcn Dutzcnd pfäffisch
gebtlbelcc SlandeSherren, hat auch bei unS grdße
Freudc erregt. Die von eincm hochadeligeu
Herrn gewüuschte Vereinbarung des SlaatcS
mitder Kirche war hier gauz unzuILssig. Man
vrreiubart sich über streilige Objecte, nöthigeu-
falls sogar unter Anerkennuug eines Dritleu
ais Schiedsrichter. Jn diescr Krage jedoch hat
der Staat uichts zu theilen, sonoern sein un-
zwcifcihajlcs Nechl zu wahreu, uud oae hat das
dadische Ministerium gethau. Der Kirche hat
mau nach Recht und Billigkeit zugestandeu uud
zügethcilt, waS ihr gedührt. Will ste von der
ihr eingeräumten iveitwirkung iu der VolkS-
schule schmollend und grollend, gleich einer
Schöne», die sich beleibigt wähnt, keineu Ge-
brauch machen, so mag ste daS auf ihre Gefahr
hin thun. Es könute eine Zeit bitterer Reue

hetdin zu scili, sie fühlt menschlich, sie zirht den
Glanz dcs Rcichthums dem Elcnd oer Arinuth vor,

verwahrt sich gegcn diese Berherrlichung der Pro-
stitution. Arlemifia, als dcr Präsident si- fragt,
ob sic noch rtwaö vorzubringen habe, antworiete:
Ste haben dte Bckenntniffe cines iinglückitchen
Mädchcns vernommcn. Ach habe nichts hinzuzu-
gen. Artemifia wnrde frcigesprochen. (Fretschütz.)

(Kamps mit einer Wölsin.) Louis Brochet,
ein Taglöhner auS Mont (Depariement Mcuse)
crblickte im Waldc, dcr zu sciner Geni-inde ge-
hörke, zwci ganz junge, noch zahnlose Wölfchen,
welche vor -iner Wolssschlucht schliefen. Er packte
si- zusammen, um fir nach Hanse zu tragrn, als
sich plötziich ein sürchtcrtiches Gedrüll hinter ihm
hören ltcß; es war die Wölfin, wclche mit glühen-
dcn Augen und weit geöffnrtcm Rachcn herbei-
gelausen war, um ihre Aungen zu vrrthcidigcn.
Eine Klucht war unmöglich und zur Vcrthcibigung
hatte unser Mann »ichts als eiaeii Stock. vhne.

komme», denu wahriich das ganzc Gebahre»
und Verhatten gewisscr Kleriker iu dieser bc-
deutjamen Angelegenheil ist «eder kirchlich noch
chriftlich.

Frankfurt, 30. Zuli. Zu der letzten Bun-
heslagssitzung jprach der preußijche Gesandte
auSführlich über die Grüude, welche oie preu-
ßische Regieruug zur Besetzung Renssvurgs
bestimmt yätteu. Die Maßregct sei cine ledig-
lich militärischc, welche die >siKcrullg der iu
ReudSburg befindtichcn Lazarelye und DepotS,
sowie der Verbindungstinien der verbündeten
Armee b-zweckl habe und knüpft daran die be-
tannten Ausreden, daß Preußen die Buudes-
truppcn nichl vertrieben hade und auch gegcu
ihre Rückkehr nach RendSdurg nichtS einwende.

Wenu jemals der Ausdruck „Preußische Pfiffe"
gerechtferligt war, so ist er es diesmal; denn elue
spitzfiudlgere Ausrcde yat cs wohl noch nie gege-
ben, als dle vorlicgende; nachdem Prinz Fried-
rich Karl dem Bundesgeueral v. Hake hat cr-
tläreu laffen, daß er angewiesen sei, sich zum
Herrn von Rendsburg zu machen. Run wird
dem BundeSgeneral die eyrtiche Auffassung diescr
Aeußeruug, die durch deu Aumarsch von 6000
Preußen mit geladeneu Gewehren und 2 Bat-
terien bekräftigt war, noch gar ats „unverständ-
lich" ausgelegt und versichert, daß nicht Han-
nover und Sachseu Genugthuung zu verlangen
hätten, soudern Preußeu berechtigt sei, einc jolche
zu vcrlangeu, jür die Augrisse auf jeine im
Ramen dcS KönigS aus ihrem Posten stehenden
Schildwachcu uub für bie Bcbrohuug seiuer
Lazarethe.

Der Kaiser vou Oesterreich wird zum Herbst
nach Berliu kommen.

ler-icsbaden, 30. Zuli. Die zwcite Kam-
mer hat in ihrer gesrrlge» esitzung mit 16
gcgen 7 Skimmcn beschiossen, die Wahl des
Abgeordnelen BürgermeisterS Fuchs von Eaub
für deu Bczirk Rüdesheim-St. Goarshausen zu
beaujtaudeu, den genaunteu Abgeordneten vor-
läustg vou ber Thellnahme an den Geschästen
auszuschließen nnd den Gegenstanb zur sernercn
Unterjuchung an eincn bcjonderen Ausschuß zn
verwelsen.

Munchcn, 30. Zuli, Abends. Es wird
mit Bcstimmtheit behauptet, den vom Justiz-
minister v. Mulzer und dem Cultusmtuister
v. Zwehl eingereichteu Entlaffungsgesuchen sei
entjprocheu, uud eS sei der Oberftaatsamvalt
und Landtagsadgevrduete Bomhard zum Justiz-
miuijler uud der Regieruugspräsidenl von Over-
frankeu, v. Koch, zum Cutlusminister ernaunt
worden.

Triest, 30. Zuli. Die U.eberlauopost bringt
die Nachriiyt, daß die Seidenerute in China
unter dcr «orjährigen stehe, iu Japan dagegen
reichlich ausgesalleu sei. Aus Hvukong, 13.
Juli, wird gemeldet, bie von der „Gazelle" ge-
taperte» Schiffe „Karoliue" unb „Kalhariue"
seieu freigegeben und segelten jetzt unter preu-
ßischer Ftagge; der Schoouer „Fatk" sei »er-
iauft, die „Gazelle" und Tschisu abgegangen.

Frankreich

Paris, 29. Zuli. Berichte aus Toulon
bestätigen, baß die Zurückziehung emcs größe-

stch vvn dem schrccklickrn Anbtickc deS wildcn Thte-
res cmschüchter» zu laffen, erwarletc rr muthig bcn
Angriff. Die Wölfin wcndet sich um, um thm in
den Rickrn zu kommen, -r verfvlgt ihre B-Wegnng;
enolich macht fic cin Paar Schrittc rückwärtS und
springt aus ihn zick Daraus vorbcreitet, versetzt er
ihr mir bem Stockklivps cineu kräfttgen Hteb auf
ben Kops, ver sie dctäubt. Nachdem sie sich ein
weuig crholt hattc, versuchtc stc de» Augriff zum
zweiten Matc, welcher aus gleichc Weisc abgcschla-
gen wurdc. Zwauzig lödliiche Minuien oauerl dcr
schreckliche Kamps sort; das wüthende Thicr er»
ueuert mit durch Vcrzweiffung geffeigerter Krast
feine Angriffe, während der Gcgncr dte setnige
schon schwinben fühlt. Er hätte unterliegen müffen,
wenn nicht dik mütteriiche Liebe dcr Wölfin stärker
gewescn wäre, uls ihr Rachefühl, benn plötzlich
saßte sie eines ihrer Zungen und cntffoh damit m
de» Wald. Doch Lonts Brochet vergaß teineSwegS,
trotz der schrecklichen Lagc, in welcher er sich noch
vor wenigen Secunden besand, das Wölschen,
welchcö ihm sein Leben hätte kostcn sollen, auf die
Schultern zu packen nnd nach Haus« zu tragcn.
 
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