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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0118

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wegen angeblicher revolutionärer Umtriebe. So
wurden die Gutsbesttzcr SiigolewSki und Chia-
xowski verhaftet, während zahlreichc Hans-
suchungen zu gleicher Zcit in der Stadt Posen
stattfanden.

Die Trupxencorps, welche aus Mexico zu-
rückgezogen werden, bestehen aus zwei Bataill.
Fußjäger. einem Zuavenbataillon, eiucm Linien-
regimente, einem Artillcriebataillon und cinigen
kleineren technijchen Corps. ES bleiben in
Mexico zwei Divisionen zurück.

Die Einleitung zu Friedensverhandlungen in
Amerika sind gescheitcrt, da Lincoln mit Rccht
Wicderherstellung dcr Union und Abschasiuug
der Sklaverei als Grundbedingungen sorderte.
— Sherman's Sieg scheint nicht unbedcutend
zu jein._

Zur Lchlcsivig-Holsteiu'schen
Lnche.

Pafsau, 30. Juli. Eine heute dahier statt-
gehabte Volksversammluug jchloß sich den Re-
solutiouen des Erlauger Vcreins über die Ge-
waltthat zu Rendsburg an und deschloß sodann
eine Abresse an dcn König mit dcm Petitum:
„Se. k. Maj. möge gcruhen, die Vertretcr dcs
Bolks um sich zu versammcln, um im Ein-
klauge mit denselbcn dem Rechte Dcutschlands
Geltung zu verschasien." (N. C.)

Dresden, 1. A»g. Jn der Abgeordneten-
kammer wurdc hcute die Aufrage gcjtellt, welche
Schritte die sächsijchc Regieruug bczüglich der
Vorgäuge in Renosburg gethan habe ? Herr
v. Leust theilte die i» der lctztcn LundestagS-
sitzung von Sachse» abgegebene Erklärung mit,
worauf die Kammer erklärtc: „Die durch den
Mißbrauch überlegener Gewall crfolgte Be-
setzung RendsburgS durch preußijche Truppen
ist einc Vcrletzuug dcr Rcchle dcs deutschen
Bundes und eiue Kränkung dcr Ehre deutjcher
Bundestruppen", — und bcjchloß, gcgcn diescn
von ciner oeutjchen Bundesmacht vollzogenen
Gewaltact Vcrwahrung einzulcgen.

Dresdcn, 2. August. Ein Extrablatt des
„Dresden. Journ." bringt ein Wiener Tele-
grdmm folgcnden Znhalts: „Gcjtern wurde der
Friedcuspräliminarvertrag auf Grund dcr Ab-
trctung aller Rechte des KönigS von Dänemark
auf Holstein, Schleswig und Laueuburg unter-
zeichnet. Ebenjo ein Prolokoll über ciuen Waffen-
siillstand, der bis zum Abjchluß des Friedens
dauerl; während dcs Wasienjlillstandes daucrt
dic Besetzung und Verwaltung Jütlanos durch
die Verbünoeten fort.

'Bcrlin, 2. Aug. Die „Spener'jche Ztg."
meldet, daß der dreimonatliche Wasienjtilljtand
beiderjcitig nach sechs Wochen künddar sei. Die
unerhobenen Contributiouen iu Zütland sind
sistirt; unverkaufte säsirte Waaren werden rc-
slituirt. Die Abtretuug der Herzogthümer ist
im Präliminarfrieden keincSwcgS rescrvlos, son-
dern nur principicll auSgesprochen.

D e u t s ch l a n d.

' Hcidelberg, 1. August. Jhre Maj.
die Königin von Preußen nebst Gefolge ist von
Mannheim kommend hier durchgereiSt, um stch

Es lag cin junger Osftcler «om Geniewrsen tn
Slraßburg. Sctn Name war Rougct de Lisle. Er

als Denker dte Rcvolution; niit Dichtcn und Mn-
sicrren vertrlcb cr sich dic Langcwetle des Garnt-
sonslebens. Bclicbt in Folge seincS doppeltcn La-
lentes als Musikcr und Dichtcr befuchte er häufig
daS HauS des BaronS von Dietrick, eines rdlen
Elsassers von der constitutionellen Partrt, der ein
Krrund Lafayctte's und Maire von Straßburg war.
Die Gcmahltn des Barons von Dietrich und deren
jungc Freundtnnen thrilten den Enthufiasmus dcr
Baterlanvsliebe und dcr Revolution. Sie liebtcu
dcn jungen Officicr, fie bcgeistertcn sein Herz zur
Poefie und Musik.

Es war im Wintcr 1792. — Jn Straßburg
herrschte Hungersnoth. Das Haus Dietrich, so reick
zn Anfang der Revolution, aber erschöpst durch die
nothgedrungenen Opfer der Zeit, war verarmt.
Zndcß stano seine gasttiche Tafcl immer noch sür
Rouget de Lisle offen. EineS Tages, als eS wettcr
nichtö als Lommisbrod und einige Schnttte Schin-
ken gegcben hattc, blickte Dietrich mit schwermütht- >

über Freiburg und von da übcr Konstanz zum
Bcsuche dcr Großhcrzoglichen Familie nach der
Znsel Mainau zu begeben.

H Heidelberg, 3. August. Die große
bengal. Belcnchtuiig des Heidelberger SchlosseS
findct am b. Angust Abcnds zwischen 9 und
'/z10 Uhr statt. nachdem das Signal durch
3 Kanvnenschüssc voni Schlosse ans gkgkben
wird.

Dffenbach, 1. August. Die gestern hier
stattgehabte Volsversammlung war von etwa
6000 Personen besnchl. Diejelbe nahm die von
dem 36er - Ausschuß vorgejchlagene Resolution
auf baldigftc Aiierkennung des Herzvgs von
Augnstenburg an. Außerdem wurden in Be-
tracht der »erändertcn Vcrhallnisse solgende zwei
Zusätzc vvrgeschlagen und anch angenommen:
„Die Ausprüche des Großherzogs von Olden-
burg, deren Anerkciinung deutjche Lande in
russische HLnde zn iiesern droht, sind in den
Augcn der Nation schon darum nichtig, weil
das Volk der Herzogthümer ihn nicht will.
DaS deutjche Volk crwartet und verlangt die
unverzügliche Einbcrusung der schlesmig-holstei-
nischen Volksvertretniig, ohne welche keinerlei
rechtsgiltige Bestimnmng üder die Zuknnst des
LandeS gctroffcn wcrden kann. Namentlich im
Hinblick auf den gan'zcn bisherigen Gang der
schlcswig-holfteinischeu Sache erscheint die Her-
stellung einer allgcmcincn.VolkSverIretung, cines
ParlamenteS der deutschen Nation aiS drin-
gendste Nothwendigkcit, wetche ja noch jüngst
am 21. Dez. 1863 von k>00 Mitglicdern der
deutschcn Landesvcrtrctungen ohne Rücksicht aus
die sonftige Parteistellung fcierlichst ancrkannt
worden ift. Nur auf diesem Wegc kauu das
gute Recht und die Ehre Deutschtands den
ncuesteu RLnken uud Vergewgltigungeu gegeu-
über gewahrt uud wiederhcrgestellt werdcn."
Die hauplsächlichstc» Redner warcn Mctz auS
Darmstadt, Kolb aus Spcher, schenk, Laug
und Reisinger aus Naffau, wclche über den
Stand der Verhältuisse und die vorgeschlagencn
Rkjoiutionen sprachen.

Dresden, 28. Juli. Jn.der heute begon-
ncncn Spccialdkbatte über die Prcßpetition
faßtc dic Kammer solgende Bejchlüffe: 1) die
Aufhcbung, bezichcntlich Abänderuug dcS Art.
127 und 128, jowic 141 deS strasgejetzes von
1855 (bctrcffend staatsgcfährliche Aeußerungen
und Belcidiguugcn frcmder Regenteu) bei der
Regierung zu beanlragen (die Regicruug cr-
klärte sich mit Art. 141 eiuverstuiiden); 2) beß-
gleichen eine Abänderuug der M 30 und 32
des Preßgejetzes von 1851 dahiu, daß bas Ver-
bot einer Zeitfchrist, sowie bie Aufhebung deS
Gewerbe - Betriebs eiucs Buchhändlers oder
DruckcrS lediglich in die Haud der Justizbehörde
gelegt iverdc; 3) dcn Puukt der Pctitiou wegen
WegfallS der im Preßgesctz der VcrwaltuugS-
behörde eiugcräumten Bcfugniß zum Vcrbot
ciucr ausläudischen Zeitjchrift der Rcgierung
zur Erwägung zu übergeben. (D. Allg. Z.)

München, 30. Juti. Die vou Professor
Widemanu mvdellirte, iu der kgl. Erzgießerci
gegosscne Statue Jfflaud's, welche König
Ludwig I in Mannheim ausstellen läßt, ist vou
inorgcn an drei Tage lang in dcr königl. Erz-

grr Hcitcrkeit de Liste an Iind sagte: „Dcr Ncbcr-
fluß gehl unscrcm Mahic ab; abcr was thus cs?
Ach habe Iioch cinc lctzic Flasche Rhctnwcin im
Kellcr. Hott sic hcraus, und trinkcn wir auf das
Wohl der Frcihcit und dcs BaterlandkS! Straß-
burg wird bald cin vatcrländischcS Fcst feicru;
dc Lisle svll auS biescn lctzleu Trvpscn cines ocr
Vaterlandslicdcr schöpfcn, welchcs tn bkr Scele
dcs VolkcS Trunkenhcit erregc." Die jungcn Frauen
klatschtcn Belsall, brachten dcn Wctn hcrbct und
süllten die Gläscr Dtekrich's und deS jnngen Osfi-
cicrS, bis dtc Flasche lcer war. Es war spät und
dic Nacht kalt. Dc Ltslc war tränmcnfch gcwordcn,
fctn Hcrz klopfte, setn Kopf brannte. Er kchrte
wankend in sctn cinsames Zimmer zurück und suchte
in scinkr Abspannung die Bcgctstcrung bald in dcm
Schlagcn scines Krikgerherzcns, bald auf dcm Ta-
stcnbrctt scincS Znstrumcnts, componirtc batd die
Mclodte vor den Worten, bald dtchtctc cr die Worte
vor dcr Mclodie und verschmolz dieselbrn so innig
tn srinrr Erinncrung, daß er Nlcht wiffcn konntc,
waS von dcr Mrlodic odcr drn Vcrscn zucrst cnt-
standen war. Sr sang AllrS und schricb NichtS
Iltedcr. (Schluß f.)

gießcrci auszestcllt, und wird dann uach dem
Ort ihrcr Bestimtnung abgeführt werdcn.

Wien, 29.Zuli. Die Verlobung der Kron-
priuzessin von Brasilien mit dem Erbherzog
Ludwig Victor von Oesterreich ist nach dem
„Botsch." der Deputirtenversammlung in Rio
de Janeiro durch Kaiscr Dom Pedro perjönlich
angezeigt uud von dicser die Apanage bcwilligt
worden; die Bermählung soll im October statt-
finden.

Hr a » kre i ch

Paris, 27. Jnti. Zn den Hofkrrisen be-
schäftigt man sich mit der Anknnft des KönigS
von Spanien, der Madrid am 7. Angust ver-
tafsen wird Es werden große Festlichkeiten bei
sciner Anwesenheit veranstaltet und hat dic
Münze den Änftrag erhalten, zum Andenken
an dieses Ereigniß cine Denkmünze vorzube-
reiten, die geprägt weroen soll, während der
König-Gemahl die Münzstätte besncht. Es muß
demnach die Freude groß sein, daß der Gcmahl
dcr Königin von Spanien wenigstens koinmt,
nachdem sic sclbst nicht dazu gcbracht werden
konnte, nach Frankreich zu gchen und die ultra-
monlanen und legitimistischen Einflüsse zu be-
siegen.

R u ß l a n d

Petersdurg, 21. Zuli. Die Kuppel der
Verklärungskirche ist eingestürzt. Eine der vier
Granitjäulen, wclche jenc Kuppel trngen, brach,
und die Untcrgcwöibe der Kirche wurden da-
durch an zwci Stellen eingedrückt. Znm großen
Glück hatten die Arbeiter knrz vorher ihrc Re-
paraturen eingcstellt; bloß zwci wurden unter
den Trümmcrn der Kuppel zerschmettert; aber
die Uiworsichtigkeit des Pudlikums yat ba« Uu-
heil zu eiuer gräßiicheu Katastrophe gestattet.
DaS Ereigniß hatte eine jolche Masse Neugie-
rigcr angclockt, daß jeder Berkehr zwischen bem
Orte ber Kalastrophe, der Straße uud der Kirche
volljtäudig gehemmt ward; die Polizei war
außcr Stand, die Orduuug aufrechl zu erhalten.
Zm Moineut, wo die Masse am dichtesten ge-
drängt stand, trachte es im Jnncrn des eingc-
brocheuen Baues; Entjetzen-befiel die Mcnge,
und diejcr Mcnschenkiiäuel «Lizte sich nun aus
dcr Kirche heraus. Alsbald waren allc Aus-
gänge verstopft, und pldtzlich brach sodann,
durch den furchtbaren Andrang diejer Taufende,
die ganze Kirchc zujammen. Die Zah! der Opscr
ist noch uneriiiittelt.

Neueste Nachrichten.

Buenos-Ayres, 6. Juni. Jn Monte-
video ist der Friede wieder hergesteüt.

^-aris, 2. Aug. Der Moniteur veröffent-
licht die kaiserl. Entscheidung in der Angelegen-
heil des Suezkanals. Die der Gesellschafl zu
leistende Entschädigung ist aus 18 Millionen
sestgesetzt. __

Aus Baden. Das Regierungsblatt Nr.
31 enthält die Vollzugs-Verordnung zum Ge-
setze über die Organisation der inneren Zustän-
digkeit der Behörden und das Versahren der-
selben. Das Verwaltungögesetz tritt mit frag-
licher Verordnung am 1. Okt. d. I. in Wirk-

(Das bekannte Krupp'sche Etablisse-
ment in Essen) beschästigt gegenwärtig 7 bis
8000 Arbeiter. Das Etablifsement hat für sich den
Umfang einer Stadt; die socialen Einrichtungen
für die Arbeiter und ihre Familien sind musterhaft.
Der Baarbedarf des Herrn Krupp soll durchschnitt-
lich monatlich eine halbe MiUivn Thaler erreichen.
Kürzlich tst die Ablehnung des Adelsprädicats Sei-
tens deS Hrn. Krupp vtel besprochen. Eine recht
piquante Thatsache wird uns jetzt über denselven
Mann aus Hannover bcrichtet. Vor mehreren Iah-
ren hatte Herr Krupp dem König von Hannover
ein gezogenes Geschütz zum Geschenk gemacht. Dar-
auf ersolgte „officiös", um ein jetzt so beliebtes
Wort zu gebrauchen, die Anfrage an ihn, ob er
es vorziehe, einen Welfen-Orden odcr ein Gespann
aus dem königl. Marstall zu erhalten. Hr. Krupp
soll darauf sich für die Pferde entfchieden haben,
indem er zwar den Werth des Ordens würdigte,
solchen aber nicht annehmen zu dürfeu glaubte, wcil
er sich doch kein Verdtenst erworben habe, weil ein
Geschenk wohl unter Umständen ein Gegengeschenk,
niemals aber ein Ehrenzeichen verdienen könne. Was
gesckah? HerrKrupp erhielt zwar keine Pferde, wohl
aber — etnen Orden. Die Gußstahlkanone crinncrt
an die erzene Rüstung des DiomeveS. Aber Glau-
kos und sein goldenes Kleid sind „veraltet".

(B. u. H. Z.)
 
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