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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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burger M>litär>Excesse die Acten der Bundes-
vers»mmlung ein mit dcm Antrage, nunmrhr
eine Commission von Osfizieren unbetheiiigter
dentschcr Armcen mit der weiteren Prüsung u.
Untersuchung der Sache zu beaustragen.

Kopenlia,;kn, 7. Aug. Der ReichSlag
ist bis zum 3. Octobcr vertagl worden. „Ber-
lingske Tibende" meldet, daß dic ipätcr aus lü
Millionen crmäßigte Zu'anzigmillioncnanleihe
anf 12 Millionen herabgesetzt wird, worunter
die sür die jchwcbcnde Lchuld gcfordertcn 6
Millionen inbegrifsen, daher von vorgedachtcn
12 Millionen zurückzuzahlcn sind.

Berlin. Dem Lernehmen nach soll dic
prcnßische Rcgierung die Kriegskvsten deS Feld-
zugs in den Elbherzogthümern auf 18 Millioncn
Thaler veranschlagt haden. Da bekanntlich
Oesterreich 10 Mill. Thaler verlangt, so beträgt
hiernach die Gcsammtsumme der KriegSkosten
26 Millionen Thaler.

Dentschland.

Karlsrube, 7. Aug. (Dienstnachrichten.)
Laut Allerhöchstcr Ordres vom 5. d. M. trcten
in dem großherzoglichen Armeckorpö solgendc
Beförderungen ein:

I. KriegSministerium. Der charakteri-
firte Major Schuberg, Adjutant dcS KriegS-
präsidenten und ftimmsührendes Mitglied deS
KricgsmittisteriuinS, rückt in den etatmäßigen
Stand seiner Charge cin.

II. Generaistab. Oberst Kcller, Chef deS
GcneralstabS, rückl in die 1. Klassc seiner Charge
vor. Hauptmanu Krans wird zum Majvr be-
fördert.

III. Jnsantcrie. Die charakterisirten Ma-
jore von Beust im 1. Füsilierbataillon, von
Schilling iin 3. Znfantericrregimcnt, Müller
im Jägerbataillon, und von Stctten im 4. Jn-
fantericregimcnt, Prinz Wilhelni, rücken in den
etatmäßigcn Stand ihrer Charge cin. DieHaupt-
männcr Biesele im i>. Jnsanterieregimcnt, Eisen-
lvhr im 2. Jnsantcricrcginicnt, König vvn Preu-
ßen, Stölzcl, crstcr Adjutant beini Gouvcrne-
mcnt der BundcSsestung Nastatt, werden zu
Majoren befördert, Lctzterer unter Enthebung
von seiner bisherigen Fnnktion und Versetzung
zum (1.) Lcib-Grenadicrregiment. Hauptinann
Clorer im 2. Fnsilierbataillon erhält den Cha-
rakter als Major. Obcrlicutcnant von Stctteu
im (1.) Leib - Grenadicrregimcnt wird zum
Hauptmann,'Lieutenant Wenz im (1.) Leib-
Grcnadicrregimcnt wird zum Oberlieutenant
nnd dic Portepeefähnriche Bundschuh und von
Faber werden, Erstercr im 2. Füsilierbataillon
und Lctzterer im 4. Jnsanteriercgiinent, Prinz
Wilhclm, zu Licutcnanten besördert.

IV. Reiterei. Die Rittmeister von Schässcr
im 3. Dragvnerregiment, Prinz Karl, von
Türckheim im (1.) Leib-Dragoncrregimcnt wer-
den zu Majoren befördert. Rittmeister von
Schilling im 3. Dragoncrrcgiment, Prinz Karl,
rückt in dic 1. Klasse sciner Chargc vor. Ober-
liculenant Kapsercr, Adjntant beim Kommando
der Rcilerei, wird zum Rittmcistcr, Lieutenant
Stehberger im 3. Dragoncrregiment, Prinz
Karl, znm Oberlieutenant, und Porlepccfähn-

Wic wir nun da stehen und schießcn und hauen,
da faßt mich Einer bei dem Arm, und wie ich
hinsehe, ist es Steitln, dcr uns nachgekrochen war.
Er setzt stch hin, ladet sein Gewehr nnd schleßt auf
den Fclnd. Da trifft ihn wieder klne Kugel nnd
strcift ihm die Brust; er aber, nicht verzagt, seuert
muthig weiter. Run grlffen dic Dänen uns an,
weil ste sahen, daß wir kcine Hülfe bckamen, und
rS ging dös her; am schlimmsten ging es ader dem
armen Stettin. Er wurde in den Leib gcschoffcn,
bckam einen Bayonnetstich in die Brust, unv als
er sich doch nicht ergebcn wolltc, sondern noch im-
mrr um sich schlug, da gaben sie ihm cinen Kolben-
hi-b auf den Kopf. Nnn sreilich mußtc cr sich er-
geben und die Dänen trugrn ihn davon.*)

-) Der Unkerofficier Stettin kam nach überstandener
Gesanaeuschast aus mein Zimmer, wurve abcr nichl von

inal errichlet. Jn der Kirche seines Doises HLngt einc
Tafel, ails welchee seine Heldenchat verzeichnel ist. Der
KchleSwig-Holsteiner ist vergeffcn.

rich von Villiez im 2. Dragonerregiment, Mark-
graf Marimilian, zum Lieutenant im 3. Dra-
goiierrcgimcnt, Prinz Karl, befördert.

V. Artillerie. Der charakteristrteMajo»
von Khuon rückt in den ctatmäßigen Stand
seiuer Chargc und Hauptmann Fülling im
FestungSartillerie-Bataillon in die 1. Klasse
seiner Charge vor.

VI. Artilleridircktion der Bundes-
sestung Rastatt. Der charakteriflrte Major
»on Fabert, Artilleriedirektvr rückt in den elat-
mäßigcn Stand seincr Chargs ein.

Durch Allcrhöchste Ordre vom 4. d. M. er-
hält Portcpeefähnrich Karl Bode im 4. Jnfan-
terieregimcnt, Prinz Wilhelm, die unterthänigst
nachgesuchte Entlassung auS dem großherzog-
lichen ArmcekorpS, mit. der Erlaubniß, in
sremde Dicnste zu treten.

Karlsruhe, 8. August. Das heute erschie-
nenc Rcgicriingsblatt Nr. 32 cnthält: I. Gesctz,
den Gebrauch des Stcmpelpapiers und dcn An-
satz von Sporteln bei den Gerichten betreffend.
II. Verfügungen und Bekanntmachungen der
Ministerien. 1) Verordnnng deS großherzvgl.
Justizministerinms: Die Bildung der Geschwor-
nen- und Schöffenlistcn betreffend. 2) Bckannt-
machung deS großh. FinanzministcrinmS: Die
Errichtung eineS RcbenzollamteS zweiter Klasse
in Gailingen betresfend.

/ä Bon der würtemb. Grenze, 7.Aug.
Anf dem Wegc dcr Verordnung hat dic würtem-
bergische Regierung nunmehr bcgonnen, einzclne
Acndcrungen irn VolkSschulwesen vorzunehmen,
so z B. das Maß des religiösen Memorie-
stoffeS herabzusetzen, den Realunterricht zu er-
weitern, Lehrerconvente einzurichtcn. Andere
wichtigerc Aenderungen sollcn späterer (I) Zeit
vorbchalten sein. Dagegcn bleiben die Aus-
sichtSbrhörden, wic seither, die Schule also vor-
zugSweisc der Obhnt der Geistlichen anvertraut
und die Oberschulbehördcii nach Confcssionen
getrennt Ausbessernngen der Lehrergchalle sollen
vvrgenoiiiinen werden, waS wie in Baden, jehr
dringcnd nvth thut. Zu diescin Zwecke sind
dcr Ständekammer die Budgctvortagen gemacht,
welche sür daS UnterrichtSwesen cinen Mehr-
aufwand von 384,818 fl. ersordcrn, worunter
allcin 40,000 fl. für Untcrstützungen von Ge-
mcindcn bei Herstcllimg von Wohimngen neu
zu errichtender Lehrerstellen.

Es herrscht nämlich der große Aiißftand, daß
bis jrtzt dcn 2444 definiliv augestelltcn Lchrcrn
1278 nicht definitive, also unständigc Lchrer
gegenübcr standen.

Von dem Lehrcrstand wird sehr bcklagt, „daß
das alte, jeit mchr als 30 Jahren bekämpfte
große Unrecht, wornach die Lehrer die Meß-
ner- undOrganistendienste uncntezelt-
lick vcrschen müssen, sich >m Wesentlichcn lei-
der glcich blcibt nach dem neuen Schnlgesetz-
entwnrf." Man hofft, daß bei einer nochma-
ligen Berathnng dieseS GesetzentwurfeS dieses
Unrccht bescitigt werdc. Ein ivürtcmbergischcs
Blatt geißelt mit Rccht den höchst uncrquick-
lichen Streit zwcier badischer Philologen (Baum-
stark und Fcldbansch), wclche das Blalt Vor-
bildner nennt; es knüpsck daran die Hoffnung,
daß man nach solchen Vorgängen den Lehrern, ^

Wir strltlen IINS, wer der Tapfrrste sel, der
Schlcswig-Holftelner, der Knrheffe oderder Prcuße;
Jever stand für scrnen Helden eln, als plötzlich dcr
Baier, der unsern Erzählungcn mit gespannter
Aufmerksamkcit zugehört hattc, unserm Strcit rin
Endc machtr. „Erlauben Sie, daß ein altcr Sol-
dat cin Wort mit d'rrin rrdet, metne Herren. Jch
habe in Griechenland gefochten nnd >n Algirr und
habe manche blutigc Arbeit verrichten sehen, lch habc
Soldatcn auS aüer Herren Länder kenncn lcrnrn
und vor Manchcm Rcspcct bekommen. EinS ist
aber gcwlß, mclne Hcrrcn, dcr deutsche Soldat ist
der crste Soldat bcr Wclt. Ahm kommt Ketner
gleich." — „Ja, Kamrraden", sprach d-r Schwrde',
indrm cr aufsprang — „Jhr Dcutschc feid drave
Lrute. Jch btn sreilich keine Deutsche, svndern rine
Schwede, das macht abcr nichtS, Dcntfchland soll
leben und seinc braven Soldatcn, eincrlci, ob
SchleSwig-Holstiiner, Kurhrffen oder Prrußen —
dir crstrn Soldatrn der Welt, die dentschm Sol-
daten solleiz leben!"

Das Fencr war nirdcrgebrannt, dic Sonnr er-
hob stch zitl-rnd im Osten uno vergoldetc mlt lhren
Strahle» dtc Ostsee, dte wi« ein klarer Tpiegel

welche nicht Philologie stndirten, künftig in
Baden gerechter jein werde; daS Blatt glaubt,
„daß jeitdem diese Herren eine jolche attische
Urbanität entwickelt habcn, die Richtphilologen
Hoffnung haben, daß das Lstudium der Philo-
logie nicht mehr alS Maßstab der allgemcincn
Mcnschenbildung zu Grunde gelegt werde."

Pforzdeim, 4.' Angust. Der Antrag des
Pfarrers'S p c ch t in Zspringen, bei ev. Ober-
kirchenrath die Absctzung llr. Schenkel's wegen
seinen „grundstürtzendenJrrlehren" zubetreiben,
wnrdc gestern mit 26 gegcn 12 Stimmen an-
genonimen. Mit tiefem Bedaucrn bcmerktcn
wir, daß 2 weltliche und 1 geistlicheS Mitglied
der Synode, auf welche man sicher gezählt hatte,
aus uns unbekannten Gründen fehlten, wodurch
die Minderheit noch schwächer wurdc, als man
gefürchtet hatte. Das Ergebniß der Abstimmung
ist uns um so unbegreiflicher, als nach der von
Seiten der Pfarrer Specht und Camerer er-
folgten schweren Anklage Schenkel'S und nach
von andern Gcistlichen versuchter Vertheidigung
desselben der hicsige Abgeordnete, Stadtdirektor
Wintcr, daS Wort ergriff und mit eindring-
lichcn Worten und fichtlicher Entrüstung das
Ansinnen deS Antragstcllers als eine Unstttlich-
keit zurückwieS, daS Ansinnen nämlich, durch
weltlichc Abgeordnete, znm großen Thcil ein-
fache Landleute, einen wissenschaftlichen Theo-
logenstreit zur Entscheidung bringen zn wollcn.
VergebenS warnte er einen großen Theil der
iveltlichen Abgeordneten davor, daß sie durch
Abgeben ihrcr Stimmc über eine Sache, welche
ihrem Verftändnisse ferne liegt, eincn Kampf
heraufbeschwören helfen, der für nnfcre prot.
Landeskirche von den nachtheiligsten Folgen wer-
den kann. VcrgebenS hatten die freisinnigcn
Abgeordneten in einer vorher besprochenen Frage
ein Beispiel christlicher Duldsamkeit gegen An-
derSdenkcnde dnrch ihre Abstimmung aufgestellt.
BergebenS wnrde dem Citatc, daß auch der
Herr im heiligen Zorne dcn Tempel zu Jeru-
salem gereinigt habe, der AuSspruch desselben
Herrn entgegengehalten, daß nian selbst dem
Feinde siebenzig mal sieben Mal vergcben müsse.
Der alttestamciitlichc Prophct Elias kann kaum
mit mchr Eifcr die Vertilgung der Baalspfaffen
angestrebt haben, als Herr Sxecht u. Genoffcn
die Entlassnng I),. Schenkel's fordern. Bci der
Abstimmnng erhoben sich 26 Abgeordnetc für
den Antrag, 2 enthiclten sich der Abstimmnng,
12 stimmtcn dagegen. Letztere gaben überdics
einen Gcgenantrag zu Protocoll, in welchem sic
auSsprechen, daß sie, wenn der Obcrkirchenrath
dem gefaßten Beschlusse Folgc gebe, in demselben
nur eine Gefährdung der thener erworbenen
Freihcit der Forschung und dcS GewissenS in
dcr protestantischen Kirche erkennen. Wir hören
allgemcin daS Berlangen aussprechen, daß durch
Anberauinung einer Kirchcngemcindeversamin-
lung der ev. Einivohnerschaft unserer Stadt
Gelcgenheit geboten weroe, zu bezcugen, daß ste
den gefaßten Beschluß aus'S Ticfstc bcklagt und
daß sie sich unverbrüchlich zn der von ihrcn
Vertretern abgegebcnen Erklärung bckennt.

(B. L.-Z.)

^ Wiesbnden, 6. Augnst. Jn der heutigen
Sitzung der zweiten Kammer wurdc der An-

vor uns lag. Ein dänischer Dampfer fuhr nahe
an unS hrran und schickte nnS cintge Bombcn zum

tiere nnd bctrancrten dcn Verlust Von drrihundcrt
Kameraden, dte bei Missunde verwundet oder ge-
tödtet wordcn waren. Der Schwede legte stch in
s-ln Springfedcrbett nnd Ihat >m glnhend hcißc»
Pnns» manch tiescn Zug auf cine Krrnzscuer sür
dlc drcizehntr dänische Bataillon im Spcciellcn und
die ganze dänischc Nation im Allgcmeinen. Daß
wir ihn in diescr nützlicken Beschästigung redlich
unterstütztcn, bedarf keiner Erwähnnng.

Nm stch an cincm Ochscn zu rächcn, wurdc ein
Hlrtenknabe in dcm Dorse Krcutz im Posen'schcn
zum Brandstistcr. Drr Oäff- hattr den Knaben
anf dcn Fuß gctreten, und diesrr drohtc, „dirS
dem Thiere gedenken zu wollen." AlS er nun Mit-
tag« nach Hansr kam llnd die Ochsrn angkbnndcn
hattr, schütteltr ,r Streu zwlschen dlr beiden Thl-rc
und jündetc diesclbe an. Dai Fener griff welter
und daS ganze Gehöst brannte nieder.
 
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