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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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knabe Cohen nur auf feinen SN>.

Lehrherrn >„ »>°- " ^llnsch von semem
.>» «rakchume» gedracht «orden
sei, und daß er freiwillig enlschloffen gcwesen
sei, Katholik zu werdcn.

-s- Heibelberg, 15. Aug. Zu dem gestri-
g-n schönen Fcste dcs hiesigen Lied - rkranzes
waren Sänger von Mannheim, Karlsruhe,
Bruchsal, Ebcrbach, Neckargemünd und anderen
Orten cingeladen worden und stnd auch in be-
trächtlicher Zahl erschicnen, insbesondere die
Mannheimer; vom dortigen L.ängerbuno und
von der Liedertafel waren natzezu 70 Mitglie-
der gekommen. Am Bahnhof wurden die San-
ger in herzlichen Ansprachcn dcgrüßt und will-
kommen geheißen, hierauf mit Musik durch die
festlich geschmückte Stadt gclcitet in den mit
Kränzen und Laubgewinden, mit Büsten und
Emblenien passeud verzierten großen saal der
Harmonie, wv eine der Bcdeutung des Singer-
tages und Sang-rf-stes entsprechende Feierlich-
keit stättfand. Herr l)r. O ncken hielt eine gc-
haltvolle Festredc, in der er in schönen und de-
deutsamen Worten aus die «ahrhaft veredclnde
und begeisternde Krast und Weihc deS deulscheu
VolksgesangcS hinwics; die nationale uud sitt-
liche Bedeutung, der iuuere Wcrth und Gchalt
des deutschen Volksliedeö wurden trefflich ge-
schildcrt und hervorgehoben. Wi- in früyeren
hellen und trüden Tagcn besitzt DeLlschland
auch jctzt noch seine Minnesänger und seine
Mcistersänger, seinen Uhland, Rückerl, Kückeu
und andere werthe und verehrte Meister deut-
scher Poesie und deutschen Volksgesanges. Die
historischen Andeutungen und Rückblicke in Or.
Onckcn'S Rcde haben uns sehr angesprochen,
ebenso der von Gilardone sinnig gedichtete,
von Herrn Boch trefflich componirte Festgruß
und Feftgesang, dcr sich stürmischen Beifalls zu
etfreuen hatte. — Hicrauf bewegte sich der
lange Zug der hiesigcn und benachbarteu Sängcr
durch die mit Kränzen und dentschen Fahnen
reichverzierte Hauptstraße und auch unsere im
ösilichen Stadttheil wohnenden Mitbürger be-
kamen den Zug zu schen, der nicht den Burg-
weg, sondcrn den Fricsenberg, der von der
hiestgen alten Fischerfamilie Fries seüien
Namcn hat, hinaufzog. Und wic einst die
Kreuzfahrer Zerusalcm, s° begrüßten jubelnd
unscre SLnger die herrlichen Ruinen des Hei-
delberger Schlosses. Zn der neuen Speisehallc,
wo Hcrr Wolber mit seinen oienstbaren Geislern
und Dienstinännern alles schön und bequem
uud anmuthig hergerichtet hatte, setzte man stch
zu dem lecker bereiteten Mahle und ist mit
diesem Festessen, bei dem -s selbstverständlich
an zahlreicheu Toasten nicht fehlte, sehr zusrie-
den gewesen. Das Festmahl, das Esjen und
der Speisen s-ine Zubereitung ist auch von den
Mannheimern gebührend anerkannt und gelobt
worden und das will etwas heißen und bedeu-
ten, denll unter den Mannheimern, unseren
werthen Gästen vou der Neckarmüudung, be-
sindcn sich Leute, die sich, wie eillst Apicius,
TigellinS und Damasipplls, auf die höhcre
Kochkunst verstchen. Nachher ist in der mit
SLngersahnen, Kränzen uud Laubgewiudca

reichgeschmückten, bei einbrccheuder Nacht herr-
lich beleuchteten Ruprechtshalle von den
anweseudcn Sängergenossenjchaften der Reihc
nach trefflich gesuugcn worden. W i c und was
gesungen wurde, darüber mag einer rcscriren
und berichtcn, dcr von der Muse des GcsangeS
und der Tonkunst die Weihe empfing, ein Mann
oder Züngling, deutschen GesangcS kundig nnd
wie weiland Arion dcr Tönc Mlistcr. Manche
Sängcr hattcu auch holde Singcrinncu mitge-
bracht, dcren liebliche HLupter und Köpfchcn
mit deutschem Eichenlaub geschmuckt waren, was
recht gut ausjah. DaS Bankctt in dcr Rup-
rechtshalle war wirklich imposant und großartig,
in jcder Weise gclungen, hat es manches starre
Herz bezwungen; die herrlichen Lieder, dic herz-
liche Verbrüdernng der Sänger, die sreie zwang-
lose, durch keinen Mißlou u»d keinen Unfall
geftörtc Unterhaltung machten eineu wahrhaft
wohlthueudeu Eindruck. Es ist auch auS Huni-
pen, Bechern und Pokalen weidlich getrunkcn
und einc beträchtliche Quantität Gcrsten- und
Rebeujastes veriilgt worden.

Es lranken dic Allen, cS lrant auch die Ingcnd,

Das Trinken ift ecne germanische Tngend!

Der Schloßhof und der Schloßgarteu waren
dcs Mittags uud des Abends von einer hin-
uud herwogenden ansehulichcn Meuschenmeiige
angefüllt, worunler auch victe Landleute aus
den denachbarten Ortschasten; auf dem Schlosfs
wie in der Stadl war bis in die späte Nacht
die größie Rührigkeit uud Lebhaftigkcit. Zn der
Hallc sind auch daS SchleSwig-Holftciu-Lied u.
Arndt's unvergängliches Licd vom dculscheu
Vaterlandc in mächtigcn Chören aus wahrer
Bcgeisterung gesungen worocn. Die Maun-
heinier sind lhcils mit dem spLteften Abcudzuge,
thcilS mit dem Nachtzuge heimgekehrt, werden
aber diesen Mittag großenlheits wieder ein-
treffen in unserer altcn Musenstadt, um die
heutige SLngerfahrt nach Neckarsteinach mit-
zumachen. Der grcise k>r. Brugger, der hie-
sigcn deutjchkathoiijcheu Gemeinde wackerer Hirt
und Seelsorger, nicht ininder Ilr. E. Olto
haben dem Heidelberger Licdcrkranz an seinem
Ehrentage fchöne Kestgedichte gewidmet. —
Auf den Stufcn des allen Brunuens im ischloß-
hofe lauschte eine auf der Durchreise gerade
hier anwesende vornchme cnglische Familie mit
sichtbarer Freude den herrlicheu deutschcn Ge-
säugcn in der Ruprechtshalle. Wenn oas altc
Rom auf seine natioualeu Feste mit Gkadia-
loreukämpfen ftolz war, wenn das alte Gric-
chenland seinc olympischen Spiele mit Recht
rühmte und seine von Piudar gcfeierten
Wagenrennen von Corinth, so darf auch daS
heutige Deutschland ungeachtet mancher politi-
scher Schäden und Mängel mit eiuiger Befrie-
diguug, mit bcrechtigtcr Sympathie, mil hcrz-
erhebenden patriotischen Gefühleu und Erwar-
tungen auf stine Schützen-, Turner- und
Sängerfeste hiudlickenl

^Heidelberg, 15. August. Dcr gestrige
sonnlag, ein Feft- und Freudentag für viele
zu dem Stistungstage deS Liedcrkrauzes hierher-
geeilte Sänger, wurde ein Traucrtag für manche
Angehörige, nameullich unserer Nachbarstadt

Mannheim. Eiu Herr Kaufmann Hundt von
da, welcher in Gesellschast von Freunden eben-
salls auf unserc, am gestrigen Tage viclbe-
suchte Schloßrnine stch bcgab, hatte die Unvor-
stchtigkeit,jjdie von der Tcrrasse auS östlich füh-
rende Mauer zu bctreten, von welcher er je-
doch unglücklicher Weise durch Nachgcbeu eineS
Steincs in eine sürchterliche Ticse von 100 bis
150' Tiese kopfüber stürzte und endlich in dcn
den nördlichen Abhang deS Schloßberges be-
gränzenden Bäuinen HLngen blieb. Obgleich
augcnblickliche Hülfe, namentlich durch Herrn
Huifabrikant Wüeft bci der Hand war, so konntc
der Berunglückte doch nur mit großcr Mühe
aus seincr verzweifellcn Lage in Sicherheit ge-
bracht werden. Halbtodt trug man ihn zu
einem Chirurg, der ihn auf das jorgsättigste
verband, inzwischen ist leider an seinem Auf-
kommen zu zweifeln. Möglich war eS jedoch
uoch, den Unglücklichcn lebend in scine Heimath-
stadt zu vcrbringeu.

Aus Badcn. Außer dcr bereits mitge-
theilten Reijetour, zu wclcher jogenanntc Rund-
reifebillcte auSgcgcben wcrden, sind uoch soi-
gcnoe Toureu auf der badijchen Bahn einge-
richket: Es kostet ein Billct Ul. Klasse vo»
Mannheim nach Constauz und zurück, wobci
von Bajel aus sowohl die badische alS die
schweizcrijche Nordojt- und Centraldahn beuutzt
werden kann, 11 fl. 10 kr.; Giltigkeitsdauer
des Billets 5 Lage. Vou Mannhcim nach
dem Vicrwaldstädtcr Lree und wieder zurück
10 st. 14 kr.; GiltigkeitSdaucr 8 Tagc. Von
Manuheim nach dem Berner Obertande und
zurück 11 st. 38 kr.; Giltigkeitsdauer 10 Tage.
Das gewöhnlichc Freigepäck ist dabei gestallet.
— Zu Karlsruhe im Akadcmiegebäude sind
14 zur PrciSbewerbung eingegangeue Pläne für
dcn Bau ncucr Haudelsbuden deim Conversa-
tionShauS iu Badeu ausgcslclll. — Die von
einigen Protcjtanten, Herrn Karl M-z von
Freivurg an der Spitze, in Dinglingen
flatlgehabte Vrrjammtung saßte vier Beschtüsse,
in dcucn das göltliche Anjehcu der hl. Schrist
und die Lchre von der Gottheit Chrijti dem
Schenkel'schen Buch geg-nübcr festgchallen und
dem Prolest dcr 117 Geistlichen beigeftimmt
wurde. — Zn dem Ort Griesheim, AmlS
Staufen, ist vor einigeu Tageu der höchst schau-
derhaftc Fall vorgckommen, daß ein dortiger
Familienvater vou einem wüthenoen Hundc ge-
bissen wurdc uud bei dicjem tlnglückticheu am
10. d. die Wasscrjcheu uut alleu ihren schrcck-
lichen Folgeu eingetreten jei. Der gleiche Hund
joll auch iu Sccseldeu vor ctwa 4 Tagen cin
Mädcheu gebissen haben. — Die badischeu
StaatSeijenöahncn habcn bercits cine große
Ausdehuung crlangt uud werden noch in den
nächstcn 3 Zahren eine solche VervollstLndiguug
eryalten, daß sic von keinem audern deutjcheu
Staate übertrossen wcrden. Der lschuldeiistand,
welcher der Staatskasse schon jctzt dafür zur
Last sällt, ist frcilich ein jehr hoher. Nach den
offtcielleu Nachweisungcn beträgt derjelbe gcgeu-
wärtig iu Summa 87,804,501 jl.

Main-Neckarbahll.

Station: Ladenburg u Friedrichsfeld

In Folge höherer Grmäcvtigung sollen solgende
Bauarbeitm über die Verlegung einer Treppe und
Einricdtung eines Wartsaales I. und II. Llasse im
Stationsgebäube Ladenburgund über Her-
strllung von 2 Bahnwartswohnungen in dem Re-
misrnbau ver Station Friedrtchsfeld auf
schriftliche Angebote an einen Unternehmer ver-
geben werden:

Stati on
Ladenburg FriedrichSfeld
. -fl.-kr. 5fi.44kr.

89t fl.44 kr.
263 fl. 19 kr.
340 fl. 50 kr.
215 fl. 21 kr.
70 fi. 20 k^.

1) Erdarbeit

2)

Maurrrarbeit . l .,70 « n

3) Stetnhauerarbeitj fi. 11 k .

4) Zimmerarbeit

5) Schreinerarbeit

6) Glaserarbeit .

7) Schlosserarbeit

8) Blechnerarbeit

j 312 fi. 15 kr.

. — fl. — kr.

. 410 fl. 36 kr. 172 fi. 37 kr.
. — fl. — kr. 45 fl. 56 kr.
9) Schieserdeckerarbeit — fl. — kr. 4 fl. — kr.

10) Anstreicherarbeit 1 o-r a 1 r 62 fl. 29 kr.

11) Tapezierarbeit s 03 fi. 3 kr. __ fi. — kr.

Summa: 1094 fl. 5 kr. 2075 fi. 18 kr.

Pläne, Voranschläge und Bedingungen liegen
brt der Eisenbahn-Erpedttion Ladrnburg zur Ein-
sicht auf.

Die Angebote sind entweder nach Procentm oder
in runvrr Summe für das Ganze over für ein-
zelne Arbcitcn bei jever Station längstens bis zum
Dienftag, den 16. August l. I., Abends 6 Uhr,

° D?osbach, ^vm'5?August 1864^ ^nzureichen.
Großh. Eisenbahn-Hochbau-Inspection:
Helb-lin g.

Baumstützen ^

verkauft Thcobald Bootz.

Wohnungs-Anzeiger.

I.«Ki8-iru»V»U

LsttöNAUsss Hr. 13

ertdeilt Auskunst über vacante Wohnungen
jeder Art; frei werdende LogiS wollen daselbst
angemeldet werden; die Aufiiahme in das be-
tressende Verzeichuiß gejchicht unentgeltlich.

Sogleich zu veruiiethen

2 möblirte Zimmer (Mantareen) mit Scblaftabi-
nete und frcundlicher Audsicht, sür 1 oder 2 Herren
«der Damcn. Bcrghcimcrftraßc Rr. S4, (1)

Iu vermiethen. S.-ck in meimm

neu erbauteu Hause Leopoldstraße Nr. 54, bestehend
in 7 Zimmern und Salvn nebst Zubehör mtt Brun.
nen und Gartengenuß, mit schöner Aussicht auf
das Schloß und Umgegend. Dasilbst ist ein fein
möblirtes Zimmer mit Schlafkabinet sogletch mo-
natweise zu vermtethen. .

Rerchard,

Stadtbaumeistcr.

Hoftheater in Mannheim.

Montag, den 15. August 1864.

Der Sonnwendhof

VolkSschausptel tn 5 Akten, von vr. S. H. Mosen»
thal.

AbendS 10 Uhr nach

Heivelberg. _z

Jnserate

sür dic Heidelbcrger Zciluug uud drn Straßen-
anzeiger kännen eniweder bei der Expeditivn
lSchiffgasje Rr. 4)oder iil d er Buchhandlung
des Herr» o. iVslss löfti- Hauptstr Nr. 20)
adgegeden werden.
 
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