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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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für die von ihm ersundene Verbesserung der
unter'm 11. Zuli 1860 patentistrteu Malchiue
zum Reinigen Ses GctreideS; 3. au deu Poly-
technikrr Frieorich Wilhelm Wols snr die vou
im -rsundene Regulirvorrichtung für Jonval'schc
Vollturbinen mittelst sedernder Rückschauscln;
4. an den Wasserbaumeister Pierre FrancoiL
Millot und die Witlive Laplatte in Paris sür
dic von ihnen erfundene Construction mittel-
und rückschlächtiger Wasscrräder mit innerem
Einlaus; 5. au die Polsternagel-Fabrikanten
Schwickert und Wachter in Pforzhcim für dic
von ihnen erfundeue Nägelsorm - Maschine; 6.
an Hermann Grametbaur in Mllingen für die
von ihm ersundcne neuc Ausziehvorrichtung für
Gewichtuhren; 7. an den Schlosser Mar Schmidt
in Säckingen sür die von ihm ersundene Ver-
bcsserung des Schaltwcrkes.

IV. Dienstcrledigung. Eine Lehrstelle für
Mathcmatik und Naturwissenschasten an dem
PLdagogium und der höhern Bürgerschule in
Psorzheim, mit einer Besoldung bis zn 900 fl-,
dic durch cinen wissenschaftlich gebildeten Lehrer
zu besetzen ist. Erwünscht wäre zugleich die
Oualification für den Turuunterricht.

Wien, 17. August. Wie man uns mit-
theilt, wird der König von Preußcn Samstag
um 6 Uhr Abends hier eintresfcu. Jn Lambach
wird derselbe von einem Generaladjutanten des
KaiserS und mehreren dem König zur Dienst-
leistung zugewiesenen Osficiercn empfangen.
An dem Bahnhofe zu Penzing, wo der hohe
Gast abfteigt, um sich nach Schönbrunn zu be-
geben, wird eine Ehrencompagnie des Znfan-
terieregimentS König von Preußen aufgestellt
sein. Für die Zeit des AufenthaltcS deS köuig-
lichen Besuches ist folgendcS Programm festge-
sctzt: Tonntag Vormiltags Gottesdicnst in der
prolestantischen Kirche, Vorftellung des dipto-
matischcn Corps, deS Abends im Hcmstheatcr-
zu Schönbrunn Galavorstellung, bei welcher
Gelegenheit von Hofschauspiclern daS Lustspiel
„Bürgcrlich und Romautisch" aufgesührt wird.
Montag: Große Revue aus der Schmelz, wozu
die Truppen der Garnison und Umgebung in
vvller Parade auSrücken; nach der Revue Be-
sichtigung des Arsenals. Dienstag wird eine
Jagd (wahrscheinlich im Prater) abgehalten.
An dicsem Tagc ist Galadiner mit 120 Ge-
dccken; nach demselbcn findet ein AuSflug nach
Lapenburg statt, wo ein Gouter eingenomnien
wird. Dcs AbendS Besuch deS Hofopernthea-
terS, «o das Ballet „Egmont" uut neuer Sce-
nirung zur Aufführung angesctzt ist. Mittwoch
soll Se. Majestät bereitS abzureisen gedenken.

Krankreich

Paris, 1k. Aug. Am 20. d. wird nun
dem König von Spanien zu Ehren das große
Fest zu Versaillcs stattfinden, dessen Kosten aus
3 Millionen bcrechnet sind, und aus welchcm
der Kaiser die Rollc Ludwig XIV. und die
Kaiserin diejenige der Maintcnon spielen wer-
den, gerade so, alS wenn dic Welt, wie die
„Köln. Z." sagt, um zwei Zahrhuuderte zu-
rückgeschraubt wäre und noch Einer von jenem
Eejchlechte der Lilien in Frankreich regierte, deren
Schicksal eS war, daß sie nichtS gelernt und

gilt hier nicht, Rrtz, auszuwrrfrn, um Schmcrlcn
und Störr zu fangrn, man muß große eisernc
Kettrn und gewaltigr Hebel schmiedcn, um die
-lten, mit Srepflanzrn und Meermuscheln bedrckten
Planken deS „Telemaque" h-raufzuztehen.

Faft fünfzig Jahre warcn es, daß Ludwig XVI.
sein Reich «crlaffen und in der Fremde deffere Zei-
ten erwarten wolltc; dir Königin war mlt dcm
Plane einverftandrn. Beide wollten eincn Lhetl
threr Schätze voraussenden. Mau verschloß das
Gold, dic Diamantrn, Rubincn'und Pcrlcn in
feste Riften und d-lud mil dicsen Rcichihümcrn den
Lelemaque, welchcr in Kurzcm nach England aus-
l-ufen sollte. Zn jruen seiuc» Zciten deS Schiff-S
Argo hätie ohne Zweisel Mentor dcn Telcmaquc
geleitet, in unseren Tagen hatte er eincn minder
geschickten Führcr, Uud s° ging -r in der Sharvb-
dis, welche vor Quillcboeuf schäumt, mit Mann-
schast und Ladung unter. Die Diamanten der Kö.
nlgln, dtr Passagiere, die Matrvscn — AlleS
«rrsank und kam um. Die Todten find ntcht wteder
aufzuweckin, aber die Schätze, w-lch- das Mcer
verschlungen, wollte man thm witder entreißen,
baher d-s geschäftige Treibcn t» ber Sceftadt;

nichtS vergessen haiten. Und wozu diese lcben-
den Tookenbilder, wozu dieser ganze HocnSpocus
einer Epoche, dic mit verjchwenderischem Leicht-
sinne den Samen deS FlucheS jäcte, den auch
cin Ludwig, der sechszehnte seincs NamcnS,
und dann die Ludwigsritrer am Schiuffc des
achtzchnten Jahrhunderts iruteten, die Saat
der Acußerlichkeit, der Scheingröße, der Außen-
religivsttät, der Weiberhcrrjchaft und der Geld-
und Geistesverschleuderung des Volkes durch
eitle Schaugepränge? Und warum hat di-
Kaiserin dieses alles mit so viel Fleiß und
Prunk zugcrichtet? Einfach um den legitimen
spanischen Bourbon zn seiern.

Paris, 16. Angust. Unter den Parisern
herrschte bei dem gestrigen Napoleonstage ein
ganz trockenlustiger, ich möchte fast sagen: jar-
kastischer Geist. Denn wenn Letzteres nicht der
Faü wäre, sv müßten einem Fremden die ncuen
Athener doch gar zu stupid erscheincn. Am
gestrigen Abcnd erklang uur Ein Ruf, nämlich
„Ile I-nmbort! ll, I-ainbert! On est I,siu-
bert?!" rc. Der Ruf ertönte von allcn Sei-
teu, bei jeder Gelegenhcit, und war so zu sagen
daS Losungswort, das gestern Hunderltausende
ohne Aushören auSstießen. Nur Wenige wuß-
ten, was es bedeutete; die Meisten riefen es
nur nach, und die riesige Schnelle, mit der es
sich in aller Munde befand, crklärte nur einigcr
Maßen, wie es möglich war, daß bei wichtigerer
und crnsterer Gclegenheit ein Ruf, AnfangS
nur von Wenigcn in Paris hineingeschrieen,
bald mit wahrcr Wuth wicderholt wurde. Wer
gcftern daS üv I-»mbvrt hörte, das sich bald
in das nach der Melodie: I)es I.smpions ge-
sungenc: Vive Immdert I umwandelte und dic
Wirkung sah, welche dieje eiufachen Worte auf
dic Stimmnng von S—600,000 Menjchen aus-
übte, konnte begreifcn, wie es möglich ist, daß
Paris seinc Revoiutionen so schnell aussührt,
aber eben so schnell wieder daS Opfer dcs
GegcnstoßeS wird. Welche Bedeutnng eigent-
lich die Worte II,- 1-umdert hatten oder haben
sollten, will ich nicht weiter untcrsuchen, jon-
dern mich darauf beschränken, die Bcrflou mit-
zntheilen, die mir nach langcm Hcrumsragen
über deren Urjprung zu Ohren kam. Eine
sehr wohlbeleibte, etwaS excentrisch gcklcidcte
Damc, die von Paris nach Havre fuhr, soll,
so erzählt die Fama, beim Einsteigen in den
Wagcn ihren Manu verlorcn haben. Bei jeder
Station, wo dcr Zug anhielt, sprang dicselbe
aus ihrcm Waggon und rief mit Verzweifluug:
Itö I-nuidoit! Oü 68t 1,mnd6rt? 6te. Die
Reisendcu riefen bald mit, und als der Zug
in Havrc ankam, crtönte cS in allen Straßen.
Von Havre kam das „lle llnmdsi-t!", so cr-
zählt man weiter, nach Paris, wurde zum er-
sten Male beim Nachtfcste von Vincenncs ge-
hört und bildcte dann gestcrn den ciuzigcn Ruf
in dem Munde der Pariser, um ihre Frcude
und Begeisteruug übcr daS schöne Schauspiel,
daS ihnen gcbotcn wurde, auszudrücken. Die
Polizei hat sich übrigens bcmüßigt und veran-
laßt gcsehen, in dieler „Parole" etwas Andcres
zu suchen, als iu der That in ihr steckcn mag.
Da der Ruf auch während der Passage Sr.
Aiajestät durch dic Elhsee'jchen Feldcr ertönte,

dte Wcllen dkckten -tne nncrmeßltche Beutc, man
mnßtc sic heraufholen und theilcn. —

gcführten Leuten auf dem Dammc von Quillcbocuf
fah man eine kletne, b-jahrte und äußerst geschäf-
tig-Frau; sic war bald da, bald dort, zvg allent-
halben Erkunbigungen cin und schien überhaupt
daS levhaftcste Zntcrcssc am Erfolgc der Ardetten
zu nehmcn. Vom srühesten Morgen an sah man
fie in Bcglcitung eincr saft eben so alten Kammer-
frau aus dcm den Arbcitcrn gegenüber errichteten
Erbdamme. Si- war einfach gkleidet und tn cincn
warmcn Shawl gehüllt; ihr lcbhasteS Augc übcr-
blicktc forschend das Mccr; die kleinc zarte Gcstalt
bewegtc sich in lebhafter Unruhc, und ihre natür-
lichr Schüchternhcit gänzlich ablcgend, sragtc sie
Jcden:

„Mein Hcrr, glaubcn Sic an einen glücklichcn
Ersolg?"

„Jch zweifle k-incn Augenblick daran, Madame."

„Fräuletn, wcnn tch bitten darf; ich bin unver-
heirathe», mcin Herr. — Gott sei gclobt, wenn dte
Arbctten eln glückliches Resultat hätten! Glaubc»
Sie, daßman lndtesemKalle ein genaucS Verzcichnlß

so hielt eS dic Polizcibehörde für ihre Pflicht,
in dem wieoerholten „Vive I,nmt>ei-t!-- eine
Demonstratiou gegen dcn Kaiser zu erdlicken,
zumal das „Vive I'Linpei-enr!'- stark auf sich
warten ließ. Kurz, man ist aus dem besten
Wege, den schlechten Witz eines Spaßvogels zu
eincm carbouaristischen ülot ck'Orckre zu machen,
und diverse GaminS halten jchon heute Nacht
i» den diverjen Polizeigefängnissen der ehr-
samen Stadt Paris Gelegenheit, „über die Ab-
kürzung der Ehrcnbezcugungen, die man dem
Erwähllen der acht Millionen schuldet", in aller
Stille nachzudenken.

P„ris, 18. Aug. Der hcutige WochenauS-
weis der Bank von Fraukreich zeigt eine Zu-
nahme deS Baarvorraths um 32/z Mill. und
des Guthabens des Staates um 3^/, Mill.;
dagcgcn eine Abnahme des PortefcuilleS um
6'/g Mill., der Vorschüsse auf Unterpsänder
um >/, Mill., dcS Notenumlaufs um 8Mill.,
und des Conto-Corrents der Privaten um 9>/,
Millionen.

Marscille, 18. Aug. Briefe aus Conftan-
tinopel vom 10. melden, daß Fürst Cusa ein
organisches Decret über deu ländlichen Grund-
besitz veröffentlichen wird. Die Europäer sollen
dadurch daS Rechl des Domänenerwerbs in den
Donausürstenthümcrn erhallen. Der Fürst schickt
sich an, übcr Constanlinopel nach Paris zu
gehen.

C » g l a u l»

Dublin, 18. Aug. Die mitgetheilten Nach-
richlcn aus Belsast stnde» Nlcht nur heute
ihre Bestätigung, sondern cs geht auch aus deu
neuesten Correspondenzen und Telegrammcn
hervor, daß der Verlust an Meuschculebeu und
Eigenthum ein bedeutcudcrer ist, als man iu
dem ersteu Augenblick geglaubt hat. Bis zum
Dienstag, Mdrgens um 4 Uhr, waren 400
HLuser dcmotirt. Außer 30 Verwuudeten,
welche in das Hospital geschaffpwurden, befin-
den sich uoch an 100 lcicht Verwundete in der
Stadt. Bon den Truppen wurdeu bejonders
die Husaren von dem Steinregen des Pvbels
hart mitgcnommen. Todl btiebeu am Moutag
ein Husar uno drei der Ruhestörer. Am Dicns-
tag Morgcn staudcn im Ganzen 3000 Mann
Akiiitär in Belfast; jedoch konnte cS dieseu
wcder währeud der Nacht, »och im Laufe des
folgenden Tagcs gclingen, die Ruhc herzustelleu.
Gcgen Adend verbreitete sich daS Gerücht, daß
eiue Anzahl Dudliner Kohlcniräger (vniK.
O'Conucll'S - Poiizei) uud Tipperary - MLnner
in Belsast zur Unterstützuiig ber Kätholiken mit
dem letzteu Dubliuer Bahuzug eintreffeu wür-
den. DieS hatle zur Folge, daß ein Haufen
protestantischer Schiffszimmerleute bei Aukunfl
dcs Zuges dcu Bahnhof stürmte und die an-
kommcnden Passagiere, ohue Rücksicht auf Al-
ter, Stand und Gejchlecht, mißhandeltc, so daß
sechs Persoueu in das Hospital gebracht wer-
den mußlen. Die erwartcten Gegner fanden
die wüthenden Orangeinanner nicht. Die Zahl
dcs bewaffueten Pödels mag 12,000 betragen,
dereu größercr Theik Protestauten sind. Aüe
LLdeu stud geschlossen uud kein anständiger
Meusch wagt sich aus die Straße. Eine De-

von Allem anfertigt, waS sich in d-m nnglücklichen
Schiffe besunden und daß man dieses vcröffentttchi?"

„Zch benke wohl, Fraulein; aber wenn Sic mir
gefäiligst mittheilen, welchrs Znlercsse Sle dei die-
sem Gclingen habcn, könnte ich vielleicht noch bl-
stimmtcr und — - _ lForts. f.)

Wien, 17. Aug. Zn dcm Ricscnpndding, wclches
zn ocni mvrgigcn VvlkSfeste gcliefcrt wird, wurdcn,
wir da« „Krddl." zu meldcn wciß, fvlgendc Jngrc-
dtenzicn vcrwcndct: 300 Psund große Rosincn, 300
Psund Lorinthcn, 200 Pfund Mandeln, 200 Pfund
M-r! und Ni-renf-tt, 2ü0 Psiind Zuckcr, 1000 Stück
Bntterscmmcln, 100 Psund Citro»-t, 100 Stück
Citronen, ÜO Psund Buttcr, üo Psunv Mehl, 18
Flaschen Rnm, 30 Maß Milch, 4ÜOO Stück Eier
und26Psund fcinc Gcwürze. Dtr Zusammcnsctzung
crfordcrtc acht Tagc; der ganze Puvdina wiegt 1130
Pfund und mußte sünf Lage und Rächte kochcn,
um dcn Eoloß im Jnnern gar zu bringcn. Zu dil-
sem Zwkcke geht durch die Mittc des PuddingS ctn
Rohr von Wcißblcch, anS welchcm der Dampf durch-
ströml. Dic rohc Pnddingmaffc ist in ctn ncncS
Scgcltnch gcbunvcn und kocht in cincm Keffel von
dünnstem Blcch, welchcr in cincn starkcn Sudkcffel
cingcsttzt ist. Das Ein- und Ausheben dcS PuddingS
gcschah mittclst cincs FlaschcnznacS, und warcn dazu
12 Pcrsoncn und jwki große Wtndcn nöthtg.
 
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