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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0186

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der Berfassung vom 18. November 1863 an-
streden.

Humburg, 22. Aug. Die „Hamb. Nach-
richlcn" und der „Unparteiische Corresponoent"
d-menüren officiös die von der „Nordd. Allg.
Ztg." gebrachtc Nachricht, dah Hr. v. Richt-
hofen abgcreisi, geschwcige denn zur Wiener
Confereuz berufen sei. — Dcr Kronprinz von
Ztalieu ist gcstern incognito hier durch nach
Lübeck und muthmaßlich Kopenhagen gereist.

Altona, 22. Aug. Der hicsige „Mercur"
ist von Kiel, 20. dr.. auS zur Dementirung
allcr auf ein bevorstehendcs hcrzogliches An-
lehen coursirenden Gerüchte crmächrigt.

Deutschland.

Frankfurt, 22. Aug. AuS San Fran-
cisco ist der geschaftsleitenden Commission die-
ser Tage eine Scudung von 62lXi Dollars,
also gegen 15,0M Gulden, an Beiträgen sür
Schlcswig-Holstein angemeldet worden.

Mainz. Das Biligesuch, wclches hiesige
Einwohner wegen der Begnadigung des War-
burg an deu Großhcrzog gerichtet haden, saud
eincn über alleS Erwarten günstigen Ersolg
hinsichtlich einer allgemeinen Betheiligung. Die
Unterjchristen find so jchr angewachsen, daß
nunmehr die weitcre Bethciligung eingestellt
werden soll. Man beabsichligl, die Petition
durch 6 Jungsraueu — Töchler der angesehen-
stcn Bürgcrssamilieu — dem Großherzogc nber-
reichen zu lassen.

Wiesbaden, 16. August. Zn der heute
Abcnd stattgchabteu Sitzung der 2. Kammcr
ist der Bürgcrmeistcr Kucho defiuitiv crcludirt
morden. Der Antrag der Majorität (Knapp,
Mohr, Berichterstattcr Laug) tautete: „Die
Wahl ini 18. Wahlbezirke wcgen Eiuwirlung
aus dieselbe Seilcns dcr Staatsbchördcn in
Atißdrauch der Amtsgewalt sür ungiltig zu
erklären." Es stimmten dafür die 15 anwe-
seuben Mitglieder der liberalen Partei; dagegcn
die 7 Ctericalen: Rau, Belliugcr, Wirth, Si-
mon, Höchst, Liuk und Schütz. — Morgen
Nachmittag ftndct Schtuß (ooer Auflösung)
des Landtages statl. Borher werdcu die «leuern
— ader nur sür diejes Jahr — dcwilligt.

Wicsbaben, 20. Aug. Die isländcvcr-
sammlung hat die Steueranforderung der Re-
gicrung zur Bestrcitung dcr Staatsbedürfnisse
pro 1864 heute 'Morgen bewilligt, dagegcn die
jonst übliche Vorausbcwilligung von 2 Simpel
directer Steuern pro 1865 abgelchnt. Die
Stände wurden darauf entlasfen und der Land-
lgg pro 1864 für geschlossen erklärt.

WreSbade», 20. Aug. AuS Anlaß dcs
morgigeu Jubiläums uuseres Hcrzogs ist heute
ein großes VerordnungSblatt ausgegebcn wor-
den. Zuuächft wird für Dicjkiiigcn, welche sich
der Ersüllung ihrer Militärpflicht durch Ent-
sernung auS dcm Herzogthum entzogcn habcn,
cin Gencralpardon auSgesprochen. Der weni-
gen politischen Flüchtlinge aus dcn Jahren
1848 und 1849 scheiut man nicht gedacht zu
haben. Sodann solgt einc große Reihe von
Ordcnsverlcihungen und zuletzt die Lifte der
bevördertcu Staatsdicuer. Aus diesen Gnaden-

diente sic. Die Fenjter waren stets verschloffen,
und beidc zraue» lebten so g-ränschtoS, daß daS
Hotcl auf der Placc Royal vcrlaffen schien; die
Aachbarn halten vergeffen, daß es zwci lebende
W-s-n verbarg. Die wulhschänmende Vorstadt St.
Anloine zog in dcn Tagen ihrer furchtbarsten
Aufregung achtlos an dcmsclbcn vvrüber. Fräulcin
v. Bonnaire, in ihren eigenen Schmerz »ersunken,
kannte daS tausindsältige Weh nicht, das sic um-
gab; crs! ats rnhigerc Tage wicdcrkehrten und fi,
Besuche von Krcmden ihrer Familic cmpsing, er>
fuhr ste zugleich den Gewilterfturm und dic wieder
eingckehrtc Stille. Was kümmerte eS sie!

(Fortsetzung solgt.)

§cr große Srand iu Limogcs.
(Schluß.)

Hcute Morgen mußte man dcm Feuer Platz
machen, und um cs einzuschränken, eintge Gebäude,
die d-m Haupthrerde zu nahe lagen, einreißen.
Di- Häuse, aus der rechten Seite de« Boulevard
St. Satheriae konnte man nur dadurch schütze»,
daß man fik beständig begoß. Mit Schauder denkt

spenden ergibt sich durchaus nicht, daß man in
Nassau batd aus cine Systemsäiiderung zu hof-
scn yabe; die Listen wcisen saft uur solchc auf,
die sich als cifrige Unterstützcr des herrschenden
Sysiems hervorgethan haben. Das gilt nanient-
lich von Besörderungen. — Möglich ist es, daß
unS eine Ueberraschung für cinen der uächsten
JubilLuiiiStagc — dassclbe daucrt bis zum
Dienstag odcr Mittwoch — ausbewahrt ijt.

Berlio, 19. Aug. Gestern wurde den hie-
stgen Buchhandlungcn, bez. den Spediteurcn
von Flugfchriften, dic Beschlagnahme deS 4.
Heftes von „Diesscits und Zcnseits" »on Gu-
stav Struve (Streit's Verlag, Coburg) ange-
zeigt. Das Heft cnthält unker Andcrem auch
die vollstäudige Gerichlsverhandlung vom 21.
Zuli aus dem Preßproccsse wider Strcit und
Slruve, betrcsiend einen Artikel der Arbeiter-
zeitung.

F ra nkreich

PariS, 18. Aug. Der Abcnd-Moniteur
verösicntlichl heute eine Subscriptionsliste für
dic Abgebrannten von Limoges, an deren Spitze
dcr König von Spanien die Summe »on süns-
tausend Franken unterzeichnet hat. Der StaalS-
minister, der Minister des Znnern und der
„Mouiteur" haben jedcr 500 Franken gezeich-
net, die Bank von Frankrcich 10,000 Frauken.

PariS, 19. Aug. Die Revue, die heute zu
Ehren des KönigS von Spanieu stattfand, war
nicht von dem Welter begünstigt. Vou 11 Uhr
Morgens an, um welche Zeit oer Abmarjch der
Truppen nach dem Marsselde begann, bis zum
Schlusse der Rcvue crgoß sich ein feiner Regen
übcr Paris. Dics vcrhinderte aber doch uicht
die Parijcr rind besonders die Fremden, in
großen Haufcn dem militärijchen Schaujpielc
beizuwohncn. Obglcich dic Revue erst um
N/, Uhr begaiiu, so war doch schon um 1 Uhr
die Umgcgend des Marsseldes mit Zujchauern
angefüllt, dic den Bcginn des Schauspiels mit
Ungcduld erwarteten. Um 2 Uhr warcn alle
Truppen und die Nationalgarde auf dem Mars-
jelde angelangt. Es waren dvrt ungefähr 60,000
Man» vcrjauimell, deren Aufstelluug einige
Mühe koslele, da das MarSfeld, »bgleich sehr
groß, doch ctwaS zu klein ist, alS daß eine solche
Truppenmasse dorl bequeni Ranui finden kaun.
Die Znfanleric, ungefähr 50,000 Mann, war
in zwanzig Abtheilungen formirt, uud fünf
Balaillone hinler einander aufgestcllt. Zuerst
kam dic Siationalgarde, 51 Bataillone stark,
unter dem Oberbefehlc ihres Ober - Comman-
danten dcs Gcucrals Mellinet. Jhr zur Seite
standen die Schüler der Schule vou Sl. Chr,
dann kam dic kaijcrliche Garde, 21 Bataillone,
untcr dem Obcrbesehle dcS Marschalls Regnault
de St. Jcan d'Angclh und zuletzt die Linicn-
truppeu, wclche die Armee von Paris bilden,
ebenfalls 21 Bataillone, unter dem Oberbefchle
deS Marschall« Magnau. Diese 93 Bataillone
nahmeu die ganzc linke Scite (vom rechten
Scineuser aus) ein. Auf der aiidcrcn Scite
war die Cavallerie, im Gauzen 3600 Pferde,
postirt. Sie beftand aus den zwei Schwadro-
ncn der Natioualgarde, dcr L-chwadron der
Zöglinge der Schule de St. Chr, vier Schwa-

man an die ungehenre Nusdehnung, welche dic

Wind mit dersetben Heftigkeit, wlc vorgestern, ge-
wcht hättc. Man hat Hülfe begehrt aus Bcri-
gueur und khatiaurvur, und heutc arbeitcn die
Feuerieute dieser beiden Städte mtt den Mann-
schaften des BahnhofeS von Orleans an der Selte
der llnsrigcn mit wahrhaft biwundirnSwcrther AuS-
dauer und Gewandtheit. Dcr DivifionS-Gencral,
der Präfcct, der Maire, der Gcneral-Sccrctär,
der erste Präsident deS GerichteS, der General-
Procurator, dcr StaatS-Procnrator, die Osficiere
dcr Znfantcrie und Cavalleric sind die ganze Nacht
hindurch an Ort und Stcllc gebliebcn und haben
nach den bestcn Krästen di- Löschanftalten angeord-
nct. Gegen 9 Uhr licß dcr Bischof, gefolgt vom
ganzen CleruS, den Reltquienschriin des h-iligen
Aurellan und das Haupt deS heiligen Martial in
feierlicher Proeession nm den Heerd deS FeuerS
herumtragen.

Anch in Gotha müffen, schrciht die „Dorfztg.",
tn dieser tollen Zeit die Hunde Bcißkörbe
tragen, nur die Spitz- niachiil cine AuSnahme,

dronen Garde-Lanciers, »ier Schwadronen Dra-
goner dcr Kaiserin, einer Schwadron der Seine-
Gendarmerie, den deide» Schwadroncn der Mu>
nicipalgarde und acht Schwadronen Lanciers der
Armee von Paris. Der Mllitärjchule gcgenüber
stand die Artillcrie, 108 Kanoncn uno der
Train. EtwaS vor 3 Uhr standen alle Trup-
pen in Reihe und Glied, der Ankunft des Kai-
jcrs gewärtig. Derselbe licß nicht lange auf
sich lvarlen. DaS Wirbeln der Trommeln ver-
kündigte bald desscn Herannahen. Demselben
voran rittcn Hnndertgardeu, jeine Stallmeister,
Ordonnanz-Osftzicrc uud Adjntantcll. Zn sciner
Seite befand sich der König von Spanien und
dicht hinter ihm eine große Anzahl »on Mar-
schällen, Gencralen und Offizieren niederen
Ranges, darnnter auch vicle Fremde. Der
kaiserliche Prinz, in Corporals-Uniform, rilt in
Begleitung jeines StallmeisterS vor dem Kaijer
hcr. Die Kaiserin mit ihren Damen folgte zu
Wagen. Rachdem der Käiser uild jein Gefolge,
dem die Kaijerin in ihrem Wagen nachfuhr, an
den Trnppeu vorbeigeritten war, stellte er sich
mit dem Könige nnd seincm Gejolge vor der
Milikärschule auf und dcr Vorbeimarsch dcgann.
Derjeibe war erst gegen fünf Uhr zu Endc.
Die Kaiserin sah demsclben von dem großen
Balcon der Militärschule ans zu. Der Em-
pfang, dcr dem Kaijer wnrde, war ein sehr
gnter. Es wurde vielfach gerufen, doch eigcnt-
liche Begeisterung herrjchle nicht, was auch nicht
auffallen kann, wenn man bedenkt, daß der
Regen die Truppen und Nationaigarden bei der
Ankunst des Kaijers schvn jeit 4 bts 5 Stnn-
den abgckühlt halle. Auch mochten wohl viele
Rationalgardisten denken, daß es nnnütz sei,
wegen cines spanischen Honorar-Königs einen
ganzen Tag lang zu strapazieren. Die Solda-
ten erhielten auf dem MarSseloe eine Ralion
Wein uebst Wnrst und Brod. Eine zweile
Weinration wurde ihnen nach der Rückkchr in
ihre Cajcrncn verabreicht.

E,i g t u ii v

Dublin, 20. Aug. Nachdem die Nacht vom
17. auf den 18. »hne Ruhestörung in Belfast
»orübergegangen war, wurde ain 18. zum Be-
gräbniß dcS Mr. M'Connel geschrilteii. Mr.
M'Connel war ein Protestant, und während cr
Frauen uud Kinoer vor den Angriffen der
Stätholiken schützen wollte, lras ihn ein Schnß,
dcr von cinem Constabler gcgen Besehl jcharf
abgefeucrt war. Mr. M'Connel ist als ein
ehrcnwerlher Mann bei jcinen Nachdarn und
auch in weilcren Krerjen dckaniit. Man fürch-
lete, die Orangemen würden scin Leichcnvegäng-
niß zu einer Denionstralion benutzen, aber sie
beschränklen sich darauf, mit Pistolen bewafsnet,
ruhig der Lerche zu folgen. Als der Zug am
Ende bes Dontgall-PlatzeS bei den Bankgebäu-
ten Liilaiigle, crschicn ein Haufen Katholikcn
und fenerle auf dle Leidtragciioen. Die Hufa-
ren, welchc de» Zug begleiteten, führten cinen
Angriff auf bie iltuhestörer auS, wobei ein
Soldat ficl. An der Ecke der High Street sand
ein neuer Angriff auf den Zng Statt, und es
entspann sich cin Feuergejechl zwifchen Orange-
mcn und Kätholiken; Letztere wnrden zurückge-

Elferer gegcn die Beißkörde wird cntgcgnct, er
könnc ganz rnhig sein und drn Spitz, welcher ih»
im Laufr dcr Zahrc bcim Nachhanftgehen aus dcr
Kncipe so ost beglille, trotz drm nenen Hunde-
gefttze und Irotz dcm Falleneister auch fernrrhtn
unbrhindert nach Hanfe führrn.

An drr Partsrr Börft wurdc am 10. Angust
ein Taschenbleb vcrhaflrt. Ein Ang-nzcug- ver-
fichert dcm Eorrcspvndenten dcr öst-rreichischcn G<-
neral-Corr., daß auf dcn Ruf: ,.aus den Dleb!"
dic Hälfte dcr Anwrftnden dle Fluchr ergriff.

Die Ausgaben dcr Reglerung dcr Vcrcinigtcn
Staaten untcr Präsident Lincoln dclausen sich
gcgmwärtig in rnndrr Snmme auf 1000,000,IM
Dollar prr Zahr, 83,SL3,3S3 Dollar prr Monat,
20,833,333 Dollar p-r W-ch-, 3,000,000 Dollar
prr Tag, I2KM0 D-llar per Stundc, 2100 Dol-
lar per Minnt« und 3L Dollar per Sccunpe.
 
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