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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0202

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unter Belassung seiueS CharaklerS alS Rech-
nungSrath, dei dem Ämlsgericht Ladenburg beu
AmlSrevijor Kart Bayer dajclbst, d» dem ÄmlS-
gerichl Weinheim den Ämlsremsor B!ax Hecht
dajeldst, dei dem Amlsgericht Heidelberg den
AmtSrevisvr Karl wlark in Mosbach, dei dem
Ämlsgcricht N-ckargcmünd den Amtsrevisor Karl
Dnfner dasclbst, vei dem AmtSgerichl Neckar-
bischvfsheim dcn AmtSrevisor Johan» Lndwig
Mcyer dajclbst, bei dcm AmtSgerichl Ebcrbach
den AmlSrcvisvr Max Schwarz in WaUdürn,
bei dem Amtsgericht Mosbach den AmtSrevijor
Valcntin Heisch in Schwetzinge», bei dem AmtS-
gericht Tauberdischossyeim den AmtSrcvisor Zo-
han» Höge daselbst, bei dcm ÄmlSgericht Ger-
lachsheim bcn Amlsrevisor Franz Kuhn daselbst,
bei dem AmtSgcricht Wertheim den AmISrevisor
Heinrich Moser daselbst.

Karlsruhe, 2ö. Aug. Jn Nr. 14 des
„AnzeigedlatteS für die Erzdiöcese Frcidurg"
wiro von dem Erzbischof zn Freibnrg das an
denselben gerichtele „Scndschreiben Sr. Hcilig-
kcit deS Papjtes milgelhcitl, worin das Oder-
haupt der katholischen Kirchc sich übcr die Schul-
srage in Baden ausspricht." Der Enratclerus
wird bcaustragt, dieseS Scndjchreiben von den
Kanzeln zu vcrkündigcn.

Es ift sehr zn wünjchcn, daß die Katholiken
des Landes dieses päpstlichc Sendschreiben, wcnn
eS jich auch nur aus eine vor dcm Erlast dcS
Schulgesctzcs liegende Leit bezieht, nicht bloS
vorlesen hören, vicUcicht jogar nur dcgleitet
von mancherlei freien Lnlhalcn errcgtcr Kanzel-
redner vorlejen hören, sie mögen e« auch sclbst
wiederyott und mil ernstem Nachbenkcn lescn.
DicjeS Sendschreiben ist — Allcs in Allem
genommen — in der gegcnwärtigcn Lagc ber
Dinge sür die Freunde dcs Schulgesetzes in
der kalholischcn Bevölkcrnng nno Geisrtichkeit
cbcn so ersreulich, als nicbcrschlagcnd und be-
schämend fnr jene Eiferer, welche eS ats selbsl-
versländlich belrachlelen, daß dic kalholijchen
Geistlichen sich an dcm ncucn Oderschnlralh
nicht betheiligen solllen. Dieser letztere
Vorschlag ist so scharj wie möglich i»
dcm päpstlichen Senoschreibcn vcrur-
thcitt, währenb, wic sich ganz zweifellos nach-
weisen läßl, die VolkSschule», über welche der
Papst klagt, in Babcn gar nicht vorhanden sind.

Man darf freilich — wie Jedcrman» weiß —
an päpftliche Sendschrcibcn und dergl. nicht
denselben Maßstab anlegen, wic an öffentliche
Documente andern Urjprungs. Eine allgc-
meinc Atmosphäre lveitgchender Ansprüche in
irdischen und himmlischen Dingen ist da immer
vcrbreitet, und man muß eincn Styl in der
Behandlung der Thatsachen in Vergangenheil
und Gegenwart hinnehmen, gegen welchen sich
— jodald etwas wirklich auf dem Spiel slehen
würdc — bie Kriiik josort crhcben würde.

DicscS einmal zugelasien, wird man vor
Allcm sich dnrch den gemäßigten Ton in
dem vorliegenden Sendschrciben sreundlich an-
gesxrochen sühlen. Wir, die wir in Baden ge-
iegcntlich der Schulsrage an die TodeSqualen
ber erstcn Christe» unler der Verfolgung der
Heiden, und an die Schandthaten des Rcne-
gaten KaiserS Julian gemahnt wurden; wir,

seit Iahren regclmäßlg mitgenvmmcn worden, Ivenn
scln Hcrr dle Badciclt hindnrL tägltch aus clnem
Dampfer nach Wirnemündc hinauSsuyr, um am
Abend wieder zueückjukehren. Jn einer Rejlaurativn
in Warnemünde, wclche der Hcrr ausschließlich frc-

kannter und Slammgast geworden, der in dcr
Küchc drrart tractirt wurdc, oaß dic Badesaison
auf sein körpcrlicheS Befindcn jetesmal den wohl-
thätigstcn Einjtuß ausübtk. Nun begab sich's tn
diesem Svmmer, daß der Hcrr genvthigt war, s-ine
Badesahrten auszusetzen, worüber der Hund außer-
ordenlltch unglücklich war. Am erstcn Tage be-
gnügt, sich daS Thier damit, ungeduldig umher-
zurennen, dcn Hcrrn auszusuchen und alle« aufzu-
bteten, um ihn sörmlich zur Rcisc zu drängen. A>«
die» jedvch ntchlS fruchtetr, beschlvß ,r aus etgue
Gesahr und Kosten die Badereise zu machen. Lr
ging von nnn an täglich um die gewöhnliche Zeit
der Abfahrt nach dcm Hafcn hinab, lauertc hier
an dcr Stelle, wo der Dampfer angelegt hattc,
bis zum brttten Male geläutrt worden war, und
fchlich sich jetzt, «,nn geradc daS größte Gedräng,
auf der Brückc war, im Anschluß an den ersten

denen die ivilden Raubthiere vorgeführt wur-
ocn, wie sctdsr jie iyre Zilligcn gegen dlntdür-
slige Feinde zn vcrtycibigcn bcreil jind — wir
leseii mil zugeneigter Verwunderung die vvn
solchen Wuiybildcrn gänzlich srcie einsnchc
Sprache in dicscm Sendschrciben, dnS sclbst
seine Klagen und seine Vcrurthcilnng feino-
licher Gegenjätze unlcr Hinweis ans bic Qnelle
seiner Nuchrichtc» uno beoingt dnrch klargc-
siellle Voransjctzungen aussprichl. Man wird
daran crinncrt, daß hier cin GrciS jpricht, Scr
wirklich „von großcn Bittcrkeitcn dcs Lebens
uuidrängl ist." Es uiag ihm, deni der kathol.
König Zlaliens Land und Leute abgenouinien
hal, den Resl fortwährend bedroht, der die
bittere Hilfe grankreichs schwer erkaufen muß,
in ocsseu Nähe Bischöse, die der wcltlichen Ge-
walr nicht pariren wollcn, mit Geld gestraft
und in's Gefängniß gcvracht, Klöstcr aufge-
hoden, Kirchengüter eingczogen wuroen, ber
vcrnimml, oaß mau in Polen uno Rußland
die katholijche Kirche in allcn Grnndfestcn bc-
drohl u. s. w. — ihm mag vieles Anderc als
weik jchwercr für das Hcil der katholischen
Kirche crjchicnen sein, alS die Vorgängc in
Baden, trotzdcm, daß sie ihm nur dnrch ganz
einseilige und unrichligc Schiiderungen nahe
gebrachl Ivurben. (Forls. folgt.)

-s- Bvm Steckar, 24. Aug. Die Cabi-
nctlc von Wien und Berlin, jagte gcstern dcr
Constilutionncl, habcn es an Betyeuerungen
nicht sehlen lasjcn, daß sie den Kricg für Leuljch-
lanbs Zntercsjc nnternommen und gcsührl habcn.
Dcr König von Prcußen hak bis zur letzlen
Leil jcinen feftcn Willen auSgesprochcn, keiner-
lci Eingrissc in dic Rcchle jciuer Milvcrbnii-
detcn zu lhun und sich nicht auf Koften des
legitimen Thronerbcn der Hcrzoglhümer zu ver-
größern. Allein dic Artikcl gcwisscr preußi-
scher Blättcr stehcn in gcradcm Wiberspruch
mit dieser Polilil der Uncigcnnützigkcit, sie
kehrcn cinc volljiändigc Vcrachtung dcr Rcchte
dcS Bnndcs uno derjenigen ber Levölkernng
vou Scyleswig-Holslcin herauS. Sie erkennen
hinjort kcin andercd Argumciit au als das-
jcnige dcr Gcwalt und sic sorder» jnr oie preu-
ßijchc Regicrung daS maglosc Recht, nach
ihrcm Guldüntcn übcr oaS Schicksal der Her-
zogthümer zn vcrfügen. Gcgen dicse übertrie-
bcncn Fordcrungcn, fährt das brave Parijer
Blatt fort, lehnl sich daS öffcntlichc Gcsühl jen-
seitS dcS Rhcins wic im ganzcn übrigen Eu-
ropa auf. Wcnn dic Haltung dcr feudalen
Blätler, wie wir cS gerne glauben wollcn,
im Widerspruch steht mit den Äbsichten ber
Höfe von Berlin unb Wien, so wäre eS an
den CLbinelleu nnd dcren Lcnkern und Leiteru,
durch ihr Auftreten dic ösientlichc Mcinung zü
cutwasincn. Dcr Constiluiionucl koiiunt schlicß-
llch wic der altc Cato auf sein „velerum
eenseo" zurnck, baß man cndlich die Abgeord-
nctcn dcs VolkcS üdcr da« Gcschick dcS LandeS
zu Rathe ziehc und so crklärt er auch hcute,
nur die Einberusuug der St'ände SchleS-
wig-HolstcinS sofort nach Einsetzung der provi-
sorischen Rcgierung werde die Aufrcgung in
den Herzogthümcrn lcgen und Bürgschastcn
bieten gegen die Herstcllung eincs Zustandcs,

besten Passagicr an Bord. Hicr vcrstcckte er fich
leicht, sticg in Warnemündc vorsichtig aus, rcstau-
rtrle sich am bekannten Ortc anf's bestc und fuhr
dann cbenso sclbstständig zur Nacht wirder nach
Hansc. So haltr er es längcre Zeit getricben, -hne
daß scin herrenloses Thun und Treibcn bemerkt
wurde. Spätcr tcgtc man ihm mancherlei Htnder-
niffc in drn Wcg, dic er aber alle auf dte mcister-
haftcjlc Art, manchmal in höchst komischcr Wcisc,
zu überwinden wußte, bis man ihn endlich ungc-
hindert ohne Billet reisen licß. Er ist jctzt ein
bekanntcr Ltebling drS Rostocker Publikmns.

Ncapel, 17. August. Die hiefige Zeitung rr°
zählt folgrndc mcrkwürdigc Geschichle: Als am
16. d., Nachmiktagü, die Prinzcssin de Tcvra,
Kräulcin d'Avalos und Herr di Quoeto, zukünf-
tiger Gatte dicfeS KräuleinS, im Garten deS Pa-
lastes del Vasto am lähiaja spazicren gingen, er-
griff dcn Hcrrn d'Aval-S, den Onkel dcr zukünf-
tigen Gemahlin, der mit dem HeirathSvorhaben
unzusrieden war, plötzlich cin folcher Zorn, daß
,r scinen Buldoggen aus Herrn di Qnvrlo heyte.

der im Widcrspruch mit dön Wünschen und
bercchliglcn Bcgchren der Bevölkerung stche.
Ob der Chcf-Redaclcur deS Constitutionnel sür
sein bravcS Verhaltcn dkn rothcn Adlcrorocn
vicrtcr Classc bckvmmr, wollcn wir ab-
warten.

Kaffel, 22. August. Die Errichiung eiuer
Privatreitschule dahier wurdc durch allerhöchsteS
Rescript nntersagt, obglcich von Seitrn dcr Po-
lizei nichts dagegcn cinznwenoen geweseu war.
Der stcllvcrlretendc Vorstand deS Vtinistcriums
des Junern verweigcrte dic gegen die Gcsctzc
verstoßende Anssührnng des RcscriptS. Dcr
Polizeidirector hiclt dasselbe glcichwohl aufrecht
uno soll demjelben die Verhindernng deS BaueS
auf's Strengste aufgegeben worden sein. DaS
Verbot joll sich wcsentiich auj daS alleinigc Recht
des Staates, vie Schulen und den Unterricht,
folglich — wir bitten ernsthast zu blciben —
auch die Reitjchulen und den Reitunterricht zu
rcgelu und zu überwachcn bcrufen. Untcr jol-
chen Umständen ist eS wahrlich nicht zu ver-
wundern, wenn bie stadl Kassel, dic durch ihrc
herrlichc Umgegcnd und ihrc ausgezcichnctc
Lage jo sehr bcvorzugt ist, täglich mehr zurück-
kommt.

Ailenburj,, 24. Aug., Mitlags 12 Uhr.
Die Gefahr für das herzogliche schloß ist
vorübcr.

Dresden, 24. August. Der König hat
gcsteru eine Reisc nach dcr Schweiz angelreten.
— Das „DreSdner Journ." meidct über dcn
Brano in Altenburg, Mittwoch, 24. Aug.,
Bormittags 10 Uhr. Bci hefligcm Windc
brennl unser herzogiiches Residenzjchloß. BiS
jetzt ift der große Saal bercits vernichlei. Hilfc
ist kaum möglich. Die herzogliche Kamilie ijt
nicht anwcjend.

Münchc», 24. August. Die „Zsarztg."
hat mit dcm 23. Aug. zu erscheinen aufgchört.

Deffnu, 21. Aug. Die Bereinigung Bern-
burgs mit Anhalt - Dessau - Köthen wiro den
1. October alo vollzogen angejehen werden
könncn; die bclrcffcndcn Gcjctze und Verord-
nungen jind bcreilS publicirl, und hcutc ist nun
auch cine Verordnung erschienen, die vom ge-
dachten Termin an dic herzoglichc Rcgicrnng
zu Bernbnrg mit der hiesigen zu eincr berzog-
lich anhallischcn Regicrung vereinigl, die ihccn
Sitz in Dessau haben wird.

Kicl, 2ü. Aug., AbendS. Der italienische
Kronprinz Hnmbert ist diejen Abcnd hier an-
gckonlinen, hat dem italicnijchen Eonsul Alldicnz
crlhcilt, und ift um U/z Uhr mil eincm Exlra-
zug nach Hamburg abgereist.

Poscn, 22. Aug. Einc sogcn. Wundcr-
Erjcheinnng in der Zejuiterstraßc hat am Sams-
tag und L>onntag zn tnmulluarischcn Sccnen
von crhcblicher Ausdehnung geführt. Die Er-
jcheinung bestcht in eiuer Art menschlicher Figur,
welche, vermulhlich durch dic Nässc iu dcm
Maucrputz cines Haujes gedildet, von dcm
Volke adcr sür ein ChristuSbild angcschen wor-
den ist. Am Sonntag Abend nahm der Scan-
dal, wie die „Pos. Zlg." bcrichlet, in jolcher
Weije zu, dag, um die Straßcn zu sperren,
Militär von dcr Hauplwache rcquirirt Ivcrdcn
mußte. Beim Einschreiten des MilitärS wuchS

Dcr Hund aber, anstatt Hcrrn viQuorto zu bcißcn,
nähcrtc sich schmcichclnd d-r Prinzcssin. Hr. d'Ava-
loö versctztc nun tn der Wuth Herrn di Quorto
eincn Hieb mit der Rcitgcrtc in'ö Gcficht, Ivvrauf
dicscr Letzlcrc cine Pistolr auS sctner Taschc zvg
und ans Hcrrn d'AoaloS abfeucrie, dcn er schwcr
in d-r S-itc vcrwnnditc. DtcS crwidcric einc mit
Hcrrn d'Avaloö srhr bcsccundcte Damc, dtc gcgcn-
wärtig war, mit cinrni Plstoienschuß ans Hcrrn dt
Quorto. Dic Damen dc Tcvra nnd d'AvaloS ficlcn
in Ohnmacht. Der H-rzog d'AvaloS, der an cin
Fcnstcr des Palastcs gecilt war, wclchcS auf dcn
Gartcn hinaus gcht, suchtc bie Gcmüthcr zu bc-
schwichtigcn, invem er selncn Bruder bcschwor, sich
zu mäßtgcn; abcr dicscr, noch wnthcndcr alS zuoor,
crgriff etnc boppciläufigc Altnte unv zicltc auf
sctnen Bcudcr. iLiner dcr bciocn Schüffc ging loS
und traf dcn Hcrzog miticn in's Gcsicht, dcr in
Blut gebadct zu Bobcn ficl. Die öffentltche Gc-
walt schrttt hicrauf cin und führte Herrn di Quorto
auf dcn Postcn ab, währcnd si, Hcrrn d'AvaloS
vcrhastclc.
 
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