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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0210

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Was verlangen nunmehr die Gegner in der
katholischen Gcisüichkeil? Um alleS Ausjchwei-
fendere bei Seite zu laflcn: „die Beibchaltung
der Geistlichen als Bezirks-Schulvisitatoren und
Orts-Schulinspectoren."

Der Staat soll die für ihn vorbehaltene Lei-
tung und Aussicht der Botksjchulen dahin aus-
üben, daß er die örtlichc Aussicht den nicht von
ihm, sondern von den Kirchen angestellten, ihm
nicht gehorchenden und dcr Kirche folgsamen
Geistlichen überlätzt! Der uunmehr von der
Klrche ernannte Ortspfarrer soll kraft dieser
Ernennung Ortsschulinspector und Vorsitzender
des Orts-Schulvorftandes sein I Heitzt das nichl
das „positive Rechl von 1860" samint dem von
1834 geradezu auf den Kopf stellen? Der
Staat soll auch ferncrhin uud nachdcm cr den
Kirchcn die Lcilung und Ueberwachung des Reli-
gionSunterrichts üderlassen hat, nurGeistliche als
LezirkS-Schulvisttatoren bcstelleu, also die ihm
srühcr unlerstehcnde Kirche so über sich stellen,
oatz er uicht einmal für sein gules Gcld und zur
Hebung der ovchuleu bcsondere Beamte zu sol-
chen andere Menschen als Geiftliche erucnnen
dürse, obwohl dieselben mit dcm ReligionSun-
terricht gar nichts zu schaffen haben! Zst das
nicht ein unerhörter Üliißdrauch mit dem so
klaren Paragraphen desselbcn Gcsetzes, welches
die von der Klrche begehrte Seldstftandigkeit
der Kirchc «om Staale proklamire?

(Schluß solgt.)

Zur Lchleöivtg-Holstein'scheu
Lache.

Kiel, 28. August. Die ftändige Dcputa-
tion hat jetzt auch eine vrdnmigsinLßigc Ber-
sammlung der nicht zum Ritterjchastscorps ge-
hörenden Besitzer adcliger Güter auf den 0.
September nach Kiel einderufen, um iu Er-
mangelung einer gesetzlichcn LaiidcSverlretung
für die bedrohten LandeSrechte Vcrwahrung cin-
zulegen.

Flcnsburg, 28. Aug. Die bcidcu Pre-
diger der srcien Dänengemeinde hierjelbst sind
entiaflen worden.

kopenhagen, 28. Aug. Jn dem Bericht
deS politischen AuSschusses dcS FolkcthingS ist
gesagt, daß im Vertraucn aus Schwedcns Soli-
darität in der Sache des NordcnS und nach
Berathung mit dcr schwedischen Regicrung die
Antwort an den Bund vom 27. August 1863
concipirt «urde, uud daß in diejem Vertrauen
die Versassung vom 18. Nov. »om Reichsrathe
angenommen und vom Könige bestätigt worden
sei; somit hätten die Verhandlungen über eine
Allianz mit Schweden verhängnißvoll in dic
dänische Angelegenheit eingegriflen. — Der
Großsürst Nikolaus ist hier erwartet.

Deutschland.

Karlsruhe, 29. Aug. Das heute erschie-
nene Regierungsblatt Rr. 39 cnthält

I. Gesetz, die Gebühren sür die Geschäste der
Rechtspolizeiverwaltung betressend.

II. Verjüguugen und Bekauntmachuiigen der
Ministerien. Bekanntmachung des großh. Ju-

Die erjie budische kandrs-Leucrwchr-
versammlung.

Vor ctniger Zeit tauchte der Gedankc aaf, das
badlsche Feuerlöschwescn einheitlicher zu organisire».
Als ein IresflicheS Mlttel hiczu erachtete man die
öftere B-ranftaltung von gemeinschastltchen Husam-
menkünften der einzeluen Ortsfeuerwchren unferes
LandcS. Es hat flch deßhalb in Karlsruhe ein
„LandeSoerein badlscher Feuerwchrcn" gcbildet, nach
dcffen Satzungcn als Zweck folcher LandeSversamm-
lungeu die gcmeinschastlich, Besprcchung praktischer
Aragen, die Abhaltung von Feuerwehriibungen,
sowie dic AuSstellung von Feuerwchrgeräthschaften
gelten sollte. Zuni diesjährigen crfteu Versamm-
lungsort wurde Freiburg auserkoren.

Es hatten fich zur Thctlnahme etwa gcgcn 60l)
auswärligc Gäste angemcldct. Am Sonntagmor-
gen brgann dte Sitzung der Generalversammlung
in der einfach, aber geschmackvoll verztertcn Ton-
hallc. Da der Präsidcnt des LandeSauSschusscS,
Herr Kausmann Stempf von Karlsruhe, wegen

stizministeriumS: Dienstvvrschriftcii für die
Staatsanwaltschaft dclrcfleiid.

Kailsruke, 29. Aug. so ebcn erhalten
wir die Nachricht, daß Seine Majcstät der Kö-
nig vou Preußen heutc Nachmittag 2'/, Uhr,
von Lindau kommend, zum Besuch der Groß-
herzoglichen Familie auf dcr Mainau eingc-
troflcn ist.

» Freiburg, 27. Aug. Man versichert uns,
daß iiächst-n Diensiag dahier wieder ein Zu-
sammentritt der Diöcesan-Geistlichkeit staUfiudcn
werde, um dcni Hrn. Erzbischos den unterlhä-
nigsten Dank für seinen Hirtenbrief in dcr
Schulsrage zu votiren und dagegen dem großh.
Ministerium des Jnnern wegen seiner gemesse-
nen Antwort hierauf das wiederholte Mißfallen
auSzndrückcn. Man sieht, eS wird kein Mittel
nnversucht gelassen, um die der Priesterjchast
so gehässige Schulreform zu hintertreiben, mußte
doch jclbst der Papst jeine Stimme crhcben
und scheute sich Seine Heiligkeit nicht, das Volk
zum Uugehorsam gegen die Staatsgcsetze auf-
zufordern! — Das ist immerhin eine sür einen
Kirchensürsten sondcrbarc Handlung! — Wer
sollte aber durch dieses Treiben dcr Clerisei
nicht endlich einschen, daß die Schulreform von
der größten Wichtigkeit sei und daß inau sich
dabei auf jene Seite stellen müsse, welche trotz
aller Umtriebe mit Ruhe vorangeht und dgs
sür besser Erkanntc mit Kraft durchführen wird,
also auf die Seitc der großh. Regierung im
Vereine mit den Vcrtretern dcs Volkes. (Fr. Z.)

Wiesbaden, 26. Aug. Dic heure aus-
gegebcne Nnmmer 1k deS „Vcrordnuiigsblattcs
deS Herzogthums Nassau" bringt folgenden
Ministerialerlatz: „Sc. Hoh. der Herzog haben
auS Anlaß der Feier des 2ä. JahrestagS Höchst-
ihreS RcgierungSantritts gnädigst zu beschließen
geruht, deu wcgen politijcher Vcrgehen verur-
Iheilten oder noch in Untcrsuchung stehcnden,
außcrhalb des Lande« sich aufhaltendeu Nas-
saucrn die straflreie Rückkehr in das Hcrzog-
thum zu gestatten, injosern diesclbcn das Ver-
sprechcn leisten, sich sür die Fvlgc von poli-
tischcn Agitationcn sern zu halten. Unter dicser
Vorausjctzung sind alle wegen solchcr Vergehen
uoch anhLngigkii Unlersuchuiigcn in Gnaden
niedcrgeschlagen und die noch nicht vollzogcncn
Strafen crlasscn worden."

München, 28. Aug. Hr. v. Bismarck
hat gcstcrn und heute längcre Verhandlungen
mit Hcn. v. Schrenck gepflogen und ist heute
Abend weitergereist. Der Gcneraladjutant des
Königs, Hr. v. d. Tann, begleitete ihn bis in
den Bahnhof.

Berliii, 25. Aug. Das klägliche Fiasko,
welchcs die feudale Partei mit dem „Kleinen
Reactionär", der bckanntlich den Kladderadatsch
vcrdrängen sollte, gcmacht hat, fand kürzlich
seinen Ausgang in cinem Proceß gegen die
Herausgeber des Blattes, welche in Ermange-
lung des rcgclmäßigen Zuflusses der angeblich
von dem Znstizrath Wagencr ihnen zugesicher-
tcn Subvcutionen sich außer Stande sehen,
ihre Mitarbeiter und Zeichner zu houoriren.
Allerdings muß unter solchen Verhältnisscn
selbst der seudale Humor zu Grunde gehen.

(Kvln. Zlg.)

einoS UnglücksfalleS, — er hatte in Psvrzhclm belm
Etnsteigen in den Waggon einen Arm gebrochen —
nicht crfchclnen konnte, leitete an selner Statt Herr
Dölling, Eonimandant dcr Karlsruher Feuerwehr,
die Verhandlungen und eröffnctc dlcselben mtt elnem
Bericht über die seitherige Wlrkfamkeit dcs Landes-
ausschnsscs untcr HlnweiS auf d-n hehren Zwcck
und großen Nutzen organistrtcr FeuerwchrcorpS.
Herr Adjutant Döschner von KartSruhe erstattetc
sodann etncn intereffanten Bcricht übcr die Admi-
niftralion und dte tnneren Verhältnisse deS Vcr-
eineS; dic AuSgaben deffclben beliefen fich auf
110 fl. 2b kr., s-ine Einnahme auf nur 106 fl.
25 kr.; am LandcSvereinc hetheiligen fich zur Zeit
53 FeuerwchrcorpS, dcren Mannschast 3377 Köpse
zählt, und welchc nach den statistischcn AuSweisen
tm Ganzen 45 großc F-uerspritz-n, 20 zwelrädrige,
38 Handspritzen, 450 Eimer u. s. w. brfitzcn.

Zur Prüsung deS Rechnungsabschluffes wurde in
dcn Herren Muser und Griri eine Eommisfion
ernannt.

Da nach vbigem VermögenSstand dcr LandeS-
vereinskaffe fich ctn De cit ergab, fo stellte Herr
Franzmann von Pfvrzhetm den Antrag auf Sr-

Berlin, 28. Aug. Dcr „Staats-Anzeiger"
»eröfleutlicht eiuc Ucbcrsicht dcr für die Ein-
nahme von Alsen am 29. Juni 1864 an die
Truppen dcs 1. cvmbinirteii Armcccorps rc.
verliehenen Orden und Ehrenzeichen, so wie
ein Verzeichniß dcr im Ramen des Kvnigs zu
belvbendeiiden MilitärS und Militärbeamten,
datirt Wildbad-Gastein, 14. August.

Posen, 22 Aug. Wcnn vorgcstern gemel-
det wurde, daß man bezüglich deS VolkStumultS
für den gcstrigcn sonntag, wo dic Volksmasse
feicrt. besorgt sei, so war diese Bcsorgniß, wie
die Ersahrung gezeigt hat, nicht uiibegründet.
Während der Nacht hatte die Polizei zwar die
Mauerstelle, wo Christus erschiencn jein sollte,
abrelben lasseir, indessen sammelten sich schon
gestcrn früh wieder große Volkshauscii vor der-
selben, und es bauene Iiicht lange, so enwccklc
man wenige Schrille davon wieder elne Stelle,
wo der Mauerputz abgefallen oder abgckratzt
«ar, und wo man das Bild beS Heitands er-
kennen wollte. Von Stunde zn Stundc wuchs
die Volksmasse; doch verübte sie, ein lantes
Toben abgerechnet, keinen Unfug. Als jedvch
der Abend hcrannahte, nahm oer Tnmult eine
bedenkliche Gestatt an, und die Potizei sah sich
genöthigt, den Verjnch zu machen, deit Platz zu
säubern. Dies gelang >hr jcdoch nicht; das
Volk sctzte sich zur Wchre und empfing sie mit
einem Haget von gewaltigen Steinwnrsen, nach-
dem man das Slraßenpflaster aufgebrochen.
Viele wurden gelroflen und ein Polizeicommis-
sär jogar crheblich verlctzl. Cs mußle nnn bas
Miltlär requirirt werden, das auch josort ein
paar Compagnien LN den Ort des Excesses
jandte. Beim Erscheinen der Soldaten wuchS
die Ausregung und laute Drohmigen gegen die
Dentschen uiid gcgen die Juden wurden aus-
gestoßen. Grvtze Steinc stogen deni Militär
und ben Poiizi>icn an die Köpse. Stoch immer
wurden die Bcmühungen fortgesctzt, das Volk
zum AnSeinandcrgehen zu bewegen, aber »er-
gebcns; dic Beamten wurdcn nur uin so hef-
tiger instillirt. Da erhielten die Sotdaten den
Besehl, schars zu laden, was auch jofort geschah,
indessen licß der Comniandirendc doch nur vom
Bajoniiet Gcbrauch machen. 1km Milternacht
wuroen die Tumultuanten cndlich auseinander-
getrieben, nachdcm zahlrelche Verwundungen
vorgekomuien waren. Man will unter ben
wilden Haufen mehrere katholische Priester ge-
sehcn haben, und ciner ist sogar verhastet wor-
dcn. Um die Wiederholung dieser Scändalscencn,
die wahrscheinlich von gewissen Personen zur
Schürung des politischcn Fanatismns benntzt
werden, zu verhindern, ist soeben vas Aufruhr-
gesetz proclamirt worden. und es steht zu hofsen,
daß die getroflenen Maßnahmcn umfasseno ge-
nug siiid, die Ruhe hcule Abend ausrecht zu
erhalten. Wünschen muß man außcrdcm, daß
es gelingen werde, die Urheber deS Scandals
zu ermitteln. (D. A. Z.)

Braunschweig, 26. Aug. Bei dem heute
9'/z Uhr cröflneten snnften deutschen Znristen-
tag sind anwejend gegen 500 Mitglieder. Zum
Präsideiilen wurde emstiniinig gewählt Geheim-
rath o. Wächtcr auS Leipzig. (Dr. Z.)

Wien, 26. Aug. Jn den hicsigen maß-

höhung ber Bcifteuern der einzrlnen Feuerwehrcn,
wclche selther nur rtnen jährllchcn Bcllrag von
2 st. grleistet hatten. LS entspann fich nun über
drn Vorschlag, daß sür die Höhe der Bcistcuer dic
Anzahl dcr Mitglieder der rinzclnrn EorpS maß-
gebrnd scin sollc, einr üb-rraschend l-ngr Dedatte,
an welcher fich noch die Herren Dölling und Maier
von hirr bethcillgten und wrlche mrt dem zur all-
gemeinen Abstimmung gcbrachlen Beschluffe endigte,
daß außer fragllchcn 2 st. sährlichen BeltrageS ein
jedk« Corps sür j-de wettere Zahl von 100 oder
wcniger Mitgllcdcr cinen wciteren Gulden rntrlch-
tcn solle. Bei dcr hierauf vorgrnommencn Neu-

rhclnkreis Hcrr Adjutant Muser züm Mitglicd
ernannt. Zur Abhaltung der nächsten LandeS-
Fcurrwehr-Versammluug warcn die Orte Htzide:-
b-rg, Baden und KarlSruhe vorgcschlagen nnd
murde letztere Stadt schltcßlich gewählt.

(Korffetzung folgt.)
 
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