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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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Einfluß am Hofe. Schon gehe man so weit,
zn behaupten, die beide» Häupter des CabinetS,
Bluhme und David, zwei ultraconfervative Sie-
benziger, hätten das Bertraucn deS Königs ver>
loren oder wnrden es demnächst verlirren, wenn
sie solches je besessen, — und dicS ungeachtet
aller Garantien, welche ihre Vergangenheit der
herrschenden Tagesrichtung darbieten. Chri-
stian IX. stütze sich vorzugsweise auf ihre Eol-
legen Tillisch und Heltzen. Der Letztere habe
eine überrajchende Aehnlichkcit mit Herrn von
Bismarck, obgleich er sich auf einem kleineren
und den Blicken EuropaS weniger ausgesetzten
Sckauplatze befinde.

Berlin, 3. Septbr. Dcr „Krcuzzeitung"
wird anS Wien unterm 1. geschrieben, daß die
dortigen diplomatischcn Kreise darauf gefaßt
sind, daß die Friedcnsconferenzen keineswegs
eine baldige Fortsetzung erhalten, oder, wenn
fortgesctzt, in kurzcr Krist werden unterbrochen
werden. Den Aufschub verursache Dinemark,
das, da an den territorialen Friedensbedingun-
gen nichts adzuhandeln, sich mit größter Zähig-
keit auf die finanzielle Krage werfe und in der
Meinung, nichts mehr verlicrcn zu köunen, mit
Abbrechung der Verhandlungcn und Kündigung
deS Waffenstillstandes drohe. Dic Correspon-
dcnz bemerkt dazu, daß diese Berechnung falsch
sei, indeni DLnemark mindcstens daS dereits
eroberte Zülland noch verlieren könne.

Wien, 31. Aug.. Es bcstätigt sich, daß
der'österr. F.-M.-L. Prinz Wasa scine An-
sprüche aus die Herzogthümer Sqleswig-Hol-
stein dem Großherzoge von Oldenbnrg cedirt
hat. Die diesfällige Urkunde befindet fich
bereitS in dcn HLnden deS Großherzogs. Dem
hiesigen oldenburgischen Bevollmächtigten ist
SeitenS des Erafen Rechberg das Erstaunen
des kaiserlichen Cabinets ausgcdrückt worden,
daß die Vorlage der Bcgründung der olden-
burgischen Rechtsansprüche so lange auf stch
warten lasse, wodurch dic Entscheidung dcr
Successionsfrage über alle Gebühr verzögert
werdc. Der Minister drückte zugleich den
Wunsch aus, daß nian sich in Oldenburg da-
mit beeilen möge, damit endlich einmal zur
Entfcheidung über die Perjon des künstigen
Souveräns dcr Herzogthümer geschritten wer-
den könnc. DaS Separatabkommcn zwischen
Oesterreich und Preußen, die künstige Besetzung
der Herzogthümer nach dem Friedensschlusse
betreffend, ist noch vor der Abreise des Hcrru
v. Bismarck »on Wien abgeschlosscn worden.

Hamburg, 5. Sept. Der „Börsenhalle"
wird telcgraphirt: Die Vorlesungen des Prof.
Baumgarlen in Kiel sind auf deS Herrn von
Zedlitz Veranlassuug »crboteu, da die llniver-
jitätssachen sowohl den Bundescommissärcn als
den Couimissären der Vcrbündetcn unlerstehen.

Deutschland.

Karlsruhe, 3. Sept. Das großh. Justiz-
ministerium hat nun (unterm 24. d. M.) die
ncue Eintheilung dcr Gerichtsbezirke in Nota-
riatSdistricte vcrkündet.

Karlsruhe, 3. Sept. DaS großh. Finanz-
ministerium hat ansgcsprochen, daß der unterm

Mffenes Zendschrciben dcr Serlincr „Mtgztg."
Großmächligster,aIlergnadigsterJupiter!

llnonsgue tsnstem gbutere pstielltis llostrg? Das
Wetter ist schauderhaft, der ganze Sommer eine
Kette von trübcn, feuchten, schmuhigen Tagen.
Reaumnr's tLharakter wird immer nirdriger und
finkt tSglich mehr, im August 9 bts 1v mehr Brief
alS Gcld, eS ist unerhört. Der Himmel hat nicht
einmal einen blauen Montag mchr, und PhoebuS
hüllt fich tn einen Wolkcnmantel, alS ob wir im
Leccmbrr lebten. Regen nber Regen, daß sclbst
dic trockenften Lonserenzcn zu Waffer werden.
Großer Zupiter, was haben wir gethan, und waS
führst Du im Schildc? Was soll aus der Welt
werdcn, wenn wir dir HundStage verlieren sollen?

o llapiter plvvins, entrunzele Dich, werde hcitcr,
werde, Deincr Natur entsprechend, jovial. Steckc
die Stürme in den Sack, setze die Wolken auf
Wartegelder, PhöbuS iu seincn goldenrn Wagen
und dir Menschheit wicder an di- Lnst, wie fic eS
verdient nnd gewohnt ift, scit OlimS Z-it-n. Thue
cs, wenn nicht nm unsretwillen, so doch um der

13. Juni d. I. verkündete Tarif über die Ge-
bühren der Gemeindebeamten und Gemeinde-
diener auch bei den gegen den Gebührenbezug
stattfindenden Geschäfken für die Wteuerverwa^
tung, und zwar allgcmein für diejenigen Ver-
richtuugen in Anwendung zu bringen sei, für
welche nicht besondere Geschäftsgebühren fcstgc-
setzt sind, wogcgen es bezüglich der Bauschätzer
und anderer Sachverständigen bei den bisheri-
gcn Bestimmungen zu verbleiben habe.

Karlsruhe, 4. Septbr. Die Manövcr,
welche das großh. Armcecorps im Laufe dieses
Monats ausführen sollte, «erden nach Aller-
höchster Entschließung Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs in diescm Zahre nicht stattfinden,
weil die Gesundheitsverhältnisse der betrcsfenden
Gcgenden, namentlich die in einigen Orten
vorkommcnde Rotzkrankheit unter den Pferden,
die Concentrirung der Truppen, insbesondere
von berittenen Waffcn, nicht räthlich erscheincn
ließen.

Mannheim, 3. Sept. Dic Abgeordneten
der Rheinuferstaatcn haben seit einigen Tagen
ihre Arbeiten Ipiedcr aufgenommen. — Der
Vercin für badischc Ortsbcschreibung hat ge-
mäß dem jüngsten Vorstandsbeschlusse seine
Verbindung mit dcu deutschen GeschichtS- und
AlterthumSvereinen vollzogen und wird dcn
11. d. M. dic Versanimlung in Cvnstanz be-
schicken.

Mannheim, 4. Sept. Dcn Frankfurtern
gcht cs mit ihrem Fürstencongreß, wie dem
Apokalhptiker Zohannes mit dcm Büchlein, wel-
cheS er aus dcr Hand des EngelS empfing und
auf dcssen Rath verjchlang: es war süß in
seinem Munde wie Honig, aber es grimmte
ihn nachher im Bauche. Jetzt erst, ein ganzes
Zahr pvst lsstum, bewilligtc der gesctzgcbende
Körper dcn Kostenbetrag von mehr als s0,00l)fl.
für jeue Tage der Herrlichkeit, und der Bericht-
ejstalter Dr. Reingauum war der Meinung,
es sei sreilich Schade um daS schöne Geld,
allein gegesscn sci nun einmal wordcn, und
darum niüsse wohl auch die Zeche bezahlt
werdeu.

Frankfurt, 3. Sept. Von dcm Central-
ausschuß der dcutschen Arbcitcrvercine wurde
eiu Flugblalt vcrsendet, worin die Arbeiter vor
der Auswanderung gewarnt werden, da sie der
Conscription verfielen, da die Steucrn und
Zölle auf alle Bedürfnisse eine enorme Höhe
errcicht hätten und wcil die Höhe der Arbeits-
löhne nur scheiubar sei, indem AllcS in ent-
werthetein Papiergeld bezahlt werde.

Mainz, 1. Sept. Die Nachrichten über
daS Befinden dcS Cardinal - Erzbischoss von
Köln lauten nach dcm Mainzcr Journal sehr
bclrübcnd. Vorgestern Abends wurde Dom-
kapitular Kronaucr von Speycr durch den Tele-
graphen nach Köln beschieden, wahrschcinlich
um die letzten WillensLußerungen dcs Erzbi-
schofs zu empfangen.

Berlin, 31. Aug. Der Fürst von Hohen-
zollern hat sich auf Einladung des Kaiscrs
Napoleon mit einigen Militärs nach ChalonS
begeben. Kaiser Alcxander trifft schon am 4.
Sept. in Brandcnburg ein.

Aus Berlin vom 1. Sept. wird gemeldet,

vcrwaistcn, zum Zu- und Umsehcn verurthciltcn
Sodajungfraucn mit Himbccrsast, oder, wrnn Du
lteber willst, erinncrc Dick DeineS Sohnes Bachus,
deffen LultuS durch die ckristltche Taufc ohnchin
schon schr heruntcrgekommen, und dcssen Berketzc-
rung und Verkrätzcrung dic jctzigcn Tempcratur-
vcrhältnisse nur zu schr Vorschub lcisten.

Bcschlicßc (Du bist ja jcdcrzcit bcschlußfähig),
daß wenigstcns dcr altc Weibcrsommer dcr Welt
zu Gute kommc, und daß ich mindcstcnS im Scp-
tember mich in dic Sce stürzen und dem MecrcS-
gott mein abgelagerteS Podagra als Opscr dar-
bringcn könnc.

Hochachtungsvoll und ergcbcnst

Dciu katarrhalisch-rhcumatisch-gichtifchcr
Ilnterthan
Tiechmann.

Baden, 2. Scpt. Die Thcilnahme an dcm
h-ut- bcgonnenen Renncn war trotz dc« regne-
rischcn Wcticrs schr stark. Auf der fürstlichcn Tri-
bünc war drr König nnd die Königin von Preußen,
dcr Prinz Karl vo» Preußen und Prinz Kricdrich
Wilhclm von Hiffin mit Gimahlin. Zn dem

cs habe der Kaiser von Rußland an dcn König
von Preußen daS Ersuchen gestellt, seineu Auf-
enthalt in Baden - Badcn zu dem Zwecke zu
verlingern, daniit später eine Zusammcnkunft
bcider Monarchcn in Darmstadt stattfinden
könne.

Danzig, 1. Scpt. Gestern Morgen wnrde
, hier in der Wohnung von JohanneS Ronge
HauSuntersuchung gehalten wcgen einer Flug-
schrift nnter dem Titel: „Die zehn Gebote der
Zejniten." Es fanoeii sich nvch drei Exem-
plare, welche Ronge üdergab. Gestern hat
Rongc hier, nachdem er in den letzten Tagen
in den freien Gemeinden Vorträge gchalten hat,
einen reiigiösen Reformverein gegründet.

(B- Z-)

Wien, 2. Septbr. Zwischcn Wicn und
Paris soll eine Erkaltung eingetreten sein, wo-
gegen sich die Beziehungen zwischen Frankreich
und Jtalien gebeffert hattcn, da das erstere zur
Lösung der venetianlschen Frage nunmehr ge-
neigt jei. So wird mehrcren deuljchen Blät,
tern von hicr gcjchrieben.

Wien, 2. Sepl. Die Anerkcnnnng der
neuen Regierung in Griechenland durch Oester-
reich steht bevor.

Wien, 2. Sept. Man hat in London,
Paris und hicr übereinstimmende nnd allem
nach zu urtheilen authentische Berichte, daß die
Regierungen zu Washingion nnd Richmond auf
dem Punkte stehen, außerhalb ihrcs inneren
Streites und ganz unabhängig von demselben
sich über einen gemeinjamen >schritt gcgen die
neue Ordnung der Dinge zu vcrständigen. —
Ebenso ersährt man, daß Napoleon in der
nordamerikaiiischen Angelegenheit einen Versuch
znr Herbeiführung des Fricdens zu unlerneh-
men gegenwärtig mehr denn je entschloffen ist.
Er hat darnm die Anerkcniiung des Sndens
vorläusig wieder vertagt.

F r ank r e i ch

Paris, 1. Septbr. Die kritische Lage, in
der sich Jtalien und das Turiner Cabinet be-
findet, erklärt die vielfachen Gerüchte, zu denen
die Reisen einiger italienischer Staatsmänner,
<zls General Menadrea, Marchesc Pepoli, La-
niarmora nach Vichy und Paris Anlaß gegeben
habcn. Die hiesige italienische Diplockatie ge-
steht ein, daß die gegenwärtige Lage nicht lange
mehr anhalten köiine, und daß Ztalien einer
Krisis entgegcngehe, da die nächsten Wahten
möglicherwcise die MLnner dcr ActionSpartei
znr Gewaltthat bringen würden. Daher die
Gerüchte von dem Projecte eincs Staalsstrei-
ches und der Dictatur Victor Emanuels. Sci
die Actionspartei gehörig lahm gelcgt, dann
erst könne man hoffen, daß Frankreich das
Bündniß mit Ztalien abschließen werde, wclches
in diescm Augcnblicke in der That der Gegen-
stand von Uiiterhandlungen ift.

S ch w e i z.

Bern, 1. Sept. Daß in Genf ein aus-
wartiger Finger sich in die Ereignisse gemischt
hat und noch mischt, wird immer mehr gesühlt.
Es zeigte sich dieses namentlich bei der Plün-
derung des ZeughauseS Grand Pre, wo über

„Continental St. Leger-Rennen" erhielt den PreiS
von t 0,000 Fr. die Stute „Tochter der Luft" des
Grafen v. Lagrange. Den Preis vom Schloß
„Favorite" mit 1500 Fr. gewann des Herzogs von
Morny Hengst „Gentilhomme". Der Prets des
„Schwarzwaldes" fiel der Stute „Königin Bertha"
zu, dem Grafen von Lagrauge gehörig. Den Preis
von „Iffezheim" von 3000 Fr. errang des HerzogS
von Morny Hengst„Rembrand". Das letzte Rennen
dieseS TageS war ein Herrenreiten um den Preis
von „Rastatt" 1500 Fr. und des Herzogs von
Morny Hengst „Gentilhomme" blieb Sieger und
gewann somit an cinem Tag zwei Pretse.

(Iahns Haus in Freiburg) ist von dem
Rittergutsbefitzer Schönwald im Herzogthum An-
halt um 3000 Thaler gekauft worden. Der von
Iahn am Giebel deS Hauses angebrachte Merk-
spruch: „Frisch, fret, fröhlich, fromm!" wtrd er-
 
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