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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0246

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stände nufmerksam machcn und köunen nöthi-
genfalls dem Bezirksbeamten davon Kennlniß
gcben. 8) Die Sicherheitsmannschaft hat den
BezirkSräthen Folge zu geben. Die Gendar-
meriepatrvuillen haben sich bei den außerhalb
dcs Amtssitzes wohnenden Bezirksrathen jcweils
anzumelden. 9) Znr Beglaubignng ihrer Stel-
lnng tragen die Bezirksrathe cinc Schleise in
den Landesfarben mit dem NamenSzug des
Großherzogs auf dcr linken Brnstseite. 10)
Die Verordnung tritt mit dem 1. Oktober
d. Z. in Krast.

Aus Badcn, 6. Sept. Dieser Tage wird
die Verössentlichung der Anwaltsordnung und
noch einzelner auSstchcnder VollzugSverordnun-
gcn erfolgen.

Hcidelberq, k. Septbr. Wie wir aus
guter Quelle ersahren, hndct weder in der
Neckargegend, noch au den Ufern der Rench
nnd Kinzig ein Herbstmanöver mit Zn-
sammenziehung des ganzcn ArmeecorpS statt,
wohl aber werden klcincre Abtheiluugen, Trup-
pen der Garnisonen, wohl auch mit Geschütz-
zutheilung, zuFeldübungen klcinerc Ausmärjche
mit fnnftägiger Dauer vollführen und sollen
die Truppen von Manuheim, mit Zutheilung
einer Batterie, ihre Uebungen zwijchen dem
Neckar und der Weschnitz aussühren; die Durch-
schnittslinien werden daher die Bergstraße,
Heidelberg, Weinheim und jene von Neckarge-
münd dnrch die Einschnitte hinter dem Heiligcn-
berg, Ziegelhausen, Schönau, Heiligkreuzstei-
nach, Altenbach, Rippenweier, Groß-, Hoch-
und Lützelsachjen bilden. Bei günstiger Wit-
tcrung dürfte» die Manöver in dieser Gegend
eiuen schönen Anblick gewähren. Der Schluß
soll am 17. d. M. stattfiuden. jB. B.)

Bom Bodensee, 5. Sept. Zn nächstcn
Tagen wird der Kaiser von Rußland in Fried-
richshasen zum Bcsuch jeiner hohen Verwandten
eintreffen und daselbst cinige Zeit verweilen.
Aus Veranlassung der Anwcscnheit diescS hohen
GasteS werdeu großartige politijche Maßregeln
getroffen; nicht nur wird dic Eendarmerie in
Friedrichshasen und Umgegcnd bedcuteud ver-
stärkt, jondcrn cs wird auch einc strengere Hand-
habung der Fremdenpolizei in der Art statt-
fiuden, daß Stiemand v°»> See auS dort landen
oder von der Landseite hcr in die Stadt kom-
men darf, der nicht mit eincm ordnungsmäßi-
gen Rciscpaß oder eincr Paßkarte verschen ist.
Bereits ist von AintSwegen diesc illtaßregel in
unseren Ortsblattern zur Kcnutniß des Publi-
kums gebracht wordeu anf Mittheilung des
würtemb. Oberamts Tettnang. (B. L.)

Darmstadt, 8. Scpt. Die Abgeordneten-
kammer hat einstimmig beschlosscn, die Regie-
rung dringendst um alsbaldigen Beitritt zu
dem neuen Zollvercin zu ersuchen, jedenfalls
um Beitritt vor dem 1. Octobcr.

Frankfurl, 7. Sept. Hentc Vormittag
ist die Kaijerin der Franzosen mittelst Extra-
zug dcr hejsischeu Ludwigsbahn in unserer Stadt
cingetroffen. Dic hohe Reijende fuhr nicht in
den Bahnhof ein, da sie mittels der Verbin-
dungsbahn ihre Reise mit der Taunusbahn
direct nach WieSbaden und Schwalbach fort-
setzte. Die üblichen Empsangsseierlichkeiten

diten Romanbelden, Bösewichter u. s. w. auch den
Samcn der Bildung ln Tauscnde von Kreisen gc-
tragcn und Miüionen Körner dcr Intelligcnz und
des WissenS in Kreise gestrcut, dte bci uns noch
gar nicht zum Lescpubtikum gercchnet wcrden kön-
ncn, und oarum ist auch Engtand wcgcn der
riefigcn Verbrettung dlcses „Organs für Mord und
Todtschlag" wahrlich oon unS nicht zn bcklagen.

(Ein reuigcr V-rbrcchcr.) Am NapolconS-
tag ging etn anstänbig, aber -infach g-kl-io-ter
Fremdcr durck die Rue des ChaudronnierS in Tou.
lon; cine armc Frau mit bloßen Füß-N begegnctc
thm. „Gute Frau," redcte er fie an, „warum tra-
get Zhr keine Schuhe?" — „Weil ich kein Geld
habc, mir welckc zu kaufen," lautete die Antwort.
Der Frcmde zog sogletch setnc Fußbeklcidung auS
und gab fie der über diese HandlungSweife sehr
-rstauntcn Frau; dann ging er i» den ersten Schnh-
macherladen dcr Straße und kaufte fich cin neueS
Paar Schuhe. Diescr Frcmde war von eincm Auf-
schcr über di- Galeereü b-gl-itrt und war ohne
Zweiscl -in philantroptscher Retscnder, welcher bei
einer durchretse in Toulon d«n Bagno besuchen

durch die Gesandtschasi hatte nian sich verketen.
Dic Kaiserin rst von einem ansehnlichen Ge-
folgc begleitet und aus dem nmfangreichcn Ge-
päckc kann inan auf einen längeren Ansent-
halt dcr Käiserin in Schwalbach den L-chlnß
ziehen. (F. I.)

Wien, 8. Sept. Wie der „Bolschafter"
meldet, sollen die ungarischen Zustizreformen
Anfangs October in Angrifs genommen wer-
den. Auch ersährt man, daß zum Zweck der
Herbcisührung von Ersparnissen eine bedentende
Armeereduction angeordnel ist.

F r a n k r e i ch

Paris, 7. Sept., Abends. „Patrie" ver-
sichert, Hr. v. Bismarck habe Oesterreich und
Bayern angcrathen, von Frankreich die Modi-
fication des Handelsvertrags zu verlangen, und
will zngleich wissen, Frankrcich werde darauf
nicht eingchen. Ferner behauptet das Blatt,
cs jei von einer Hcirath zwijchen. dem Könige
von Bayern und ciner Tochter der Königin
von spanien die Rede.

Marfcille, 7. Sept. Der egyptijche Ge-
sandte zeigt der Pforte in amtlicher Weise den
SchiedsrichterauSspruch an, den der Kaiser der
Franzosen in der Angelegenheit des suezkanals
gesällt hat. Die Manöver des Lagcrs von
Maslak sind im Beisein des Sultans beendet
worocn. — Anßer den Eisenbahnen von Ku-
stendje, Varna nnd Smyrna beschästigt man
stch nvch niit Eisenbahnvorhaben in der Gegend
von Adrianopcl und in Syrien. — Prinz Küsa
bietct 3L Millionen Franken an, nm die An-
gclegenheit der Klöfter zu Ende zu bringen.

C» g i a » d

London, 7. Sept. Die „Times" hat von
ihrcm Specialcorrespondenten in Reuyvrk un-
term 27. August foigende Nachrichten crhalten:
Die Lage hat sich bei Dcep - Botiom und Lei
Petersburg nicht gcändert. Man sagt, daß die
Toialzahl der Vcrlufte Grant's während der
ictzlen Wvchen sich auf 12,000 belänft. Das
sünste Armeecorps allein gesteht einen Vcrlust
von 8000 Mann zu. Dic Nachrichten vom
obern Potomac sind widcrsprechend; man sagt,
'daß Early bci einem Versuch, dei WilliamS-
port dcn Potomac zn passirc», zurückgcschtagen
worden ist. Eine andcre Lesart sagt, daß be-
deutende Kräfte in Maryland eingcdrungen sind.
Howard, der Verfasscr der apvkryphen Prokla-
mation, ist auf Befehl deS Hrn. Slanton in
Freiheit gesetzt worden.

S ch w e i z.

Genf, 8. Septbr. Man telegraphirt dcr
Wiencr „Presse": Ein gewiffer Jung, welchcr
bei dem Zusammcnstoß am 22. ». M. zwischen
Radicalcn nnd Zndependenten zuerst schoß, ge-
stand nach jeiner Verhaftung Alles, und seine
Geftändniffe haben mehrere Personen als eigent-
liche Auftistcr des Aufstandes schwer compro-
mittirt.

Z t a ! > e n

Turin, 6. Sept. Briese widersprcchen der
Nachricht von der Einschiffung Crocco's in

wollte. Nein, das war er nicht! Es war ein am
15. August begnadigter Vcrbrecher, welcher unter
Begleitung eines Wächters nach dem Eisenbahnhof
ging. Er war zu zwanztg Iahren ZwangSarbeit
verurtheilt worden, weil er in einem Augenblick
blinder Eifersucht seine Frau und seinen Schwie-
gervater, zwischen welchen er ein verbrecherisches
Verhältniß vermuthete, getödtet hatte. Während
der 17 Iahre, welche er nun schon in diesem Fege-
feuer der menschlichen Gcrechtigkeit zzigebracht, hat
er sich musterhaft betragen und die Strafe für seine
Verirrung ohne Murren und Refignation hinge-
nommen. Unterwürfig gegen seine Vorgesetzten,
war er seinen Leidensgefährten gegenüber gut und
freundlich und verwandte die Geldmittel, welche
ihm zur Verfügung standen, um ihr Schicksal zu
erleichern. Jetzt kehrt er in dte Mitte seiner Kinder
und Mitbürger zurück, welche sein Vergehen be-
klagten, ihm aber nie thre Achtung entzogen haben.

(Rohheit.) Am 29. August, Nackmittags gegen
2 Uhr, stand etn Bettler auf der großen Tabor-
brücke in Wirn. Auf seine Krücke gelehnt, sah er
eintge Zett in den Strom, und alS die Passanten

Civita - Vecchia. Crocco soll Rom nicht ver-
lassen haben. — Der französische Befehlshaber
in Rom hat den italienischen Behörden den
Rauberhäuptling Farina überliefert.

A m e r i k a.

Neuyork, 26. Aug. Gi ant hält 7 Meilen
der Weldon^Eisenbahn besetzt. Die Südstaat-
lichen haben sich vor ihm zurückgezogen. Die
unionistische Cavallerie operirt an der Eisenbahn
von Danville. Die Verluste Grant's in deu
Kämpfen vou Freitag und Sonntag belaufen
sich auf 5000 Mann. Ein wenig bedeutendes
CorpS der Südstaatlichen hat es versucht, den
Potomac zu pafsiren, ist jedoch mit Verlust zu-
rückgeschlagen worden. Das südstaatliche Corps
Forrest's hat in der Gegend von Memphis eine
Jnvasion unternommen? Es hat sich mit der
gemachten Beute zurückgezogen. Die Unionisten
verfolgen dasselbe. Man erwartet eine Verän-
derung des Cabinets. Mehrere Abolitionisten
haben von Hrn. Lincoln und dem Obersten
Fremont verlangt, daß sie ihre Candidaturen
zurückziehen möchten, und daß eine Convention
berufen werde, welche zur Wahl eines republi-
kanischen Candidaten schreite. Oberst Fremont
hat sich bereit erklärt, unter der Bedingung,
daß sich Herr Lincoln auch zurückzöge. Dte
Wahl des Generals Mac-Clellan von Seiten
der Convention von Chicago ward als sicher
betrachtet.

New-Aork, 27. August. Man versichert,
daß die Conföderirten in Maryland bis über
Harpers-Ferry hinaus vorgedrungcn sind. Der
„Tallahassee" fährt sort, die unionistischen
Schiffe zu nehmen.

Reueste Nachrichten.

Berlin, 8. Sept. Die „Provinzialcorre-
spondenz" schreibt: „Die Zollverhandlungen
mit Oesterreich beginnen verinuthlich nächste
Woche. Die Grundlage derselben ist preußi-
scher Seits lediglich die durch den auf Grund
des Handelsvertrags neuerrichteten Zollvercin
gewonnene handelspolitische Stellung. Das
Wiederaufgeben dieser Stellung ist geradezn
unmöglich. Es handelt sich nur darum, Mittel
zu finden, um eiuen möglichst engen und srucht-
bringenden Anschluß Oesterreichs an den neuen
Zollverein herbeizuführen."

Köln, 8. Sept. Der Cardinal-Erzbischof
v. Geiffel ist gestorben.

Paris, 8. Sept. Ein kaiserl. Decret er-
nennt den Marschall Mac Mahon zum Ge-
neralgouverneur von Algerien. General Mar-
timprcy (der interimistisch die Stelle versah)
ist zum Senator ernannt.

Heidelberg, 7. Septbr. II. MM. der
König und die Königin von Sachsen nebst der
Prinzeß Sophie von Tachsen kamen so eben
mit zahlreichem Gefolge und Dienerschaft per
Extrazug von Freiburg hier an und nahmen
ihr Absteigquartier im Hotel Schrieder bei Hrn.
Otto Kühn. Die hohen Herrschaften werden
Morgen ihre Reise nach Speyer fortsetzen.

sich mit dem AuSrufe: „Gott verzeih' mir's!" über
daS Brückengelander in den Strom. Die Wellen
schlugen augenblicklich über dem UnglückliLen zu-
sammen, ver nicht wieder zum Vorschein kam. DaS
tiefergriffene Publikum wurde durch eine entmenschte
Handlung auS seinen Anschauungen emporgerüttelt.
Ein noch junger Mann ergriff die noch am Boden
liegende Krücke, und lachend schleuderte er sie mit
dem Bemerken ins Wasser: „damit der arme Mann
drüben nicht hinke." Die Menge war durch die
empörende That dieses rohen SpötterS fo aufge-
bracht, daß er eS nur seiner Schnelligkeit zu ver-
banken hatte, mit einigen Faustschlägen davon ge-
kommen zu setn.

Ein komtschrr Diebstahl ist in der Nacht zum
letzten Freitag in BreSlau verübt worden. Es wurde
nämlich bei der Wache am Schwetdnitzer Thor etner
der Trommrlschlägel und ein am Schilderhause hän-
gendrr Thermometer fortgetragen, ohne daß die
Sckildwache eS bemerkte. Als der Tambour am
Morgen die Reveille schlagen wollte, fand er nur
etnen Lrommelschlägel vor.
 
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