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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0358

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»nd d«s Resulta! jkncr NkUwahl war, wic er-
wähnt, vollständige Verdrängnng der Haupt-
vertrcter jener Richtung. Neergaard verliert
damit jeine Bedcutung nicht.

Kopenhajten, 11. October, Mitternacht.
„Fädrelandet" theilt mit, daß der FricdenSab-
schiujz uahe bevorstehe, nachdcm Tänemark ein-
gewilligt habe, daß einc Aversionaljnmnte von
»eun Millioncn RigSdaler an der StaatSschnld
HolsteinS abgezogen wird. Montag ist dieser-
halb StaatSrath gewesc».

D e u t s ch i a n d.

Kar.lsruhe, 10. Oclbr. Der König von
Preußen hat der Großherzogin Sophie heute
einen Besuch abgestattet und ist nach etwa einer
Stunde nach Baden zurückgekehrt.

Baden, 10. Oct. Jhre Königl. Hohcitcn
der Großherzog und die Frau Großhcrzogin
werden sicherem Vernehmen nach jedensaüs bis
Ende dieser Woche, vielleicht bis zum 17. hier
verweilen. Der ursprüngliche Plan, Sich noch-
mals nach der Jnsel Mainau zu begeben, ist
wegen der vorgerückten Iahreszcit ausgegeben
worden; Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog
und Jhre Großh. Hoheit die Prinzessin Vic-
toria von Baden, welche bis jetzt aus der Jnsel
Mainau verweilten, werden heutc hier erwartet.

(Bad. Bl.)

Berlin, 10. Oct. Wie übcreisrige Staats-
anwalte dcr Rcgierung oft recht schlcchte Dienste
leisten, zeigt die nachstehende Mittheilung der
„Ostd. Ztg." zum Polenprocesse: „Bei eincr
bei der Frau Gräfin Thekla v. Kwilecka auf
Dobrojewo, hiesigen Krcises, vor einigen Mo-
naten abgehaltenen Haussuchung fauden sich
Briefe vor, aus welchen hervorging, daß die
Gräfin bei ihren Freunden und Bekannten
4000 Thalcr gesammelt hatte, um damit ihre
unbemittelten angeklagten Landsleute zu Berlin
in den Stand zu setzen, sich selbst Vertheidiger
zu wählen und honoriren zu können. Ein in
weitern Kreisen bckannter Gras hatte, ohne dazu
direkt ausgesordert zu sein, 300 Thlr. eingesen-
det. Es wurde deshalb gegen sie wegen Collec-
tirenS ohne polizeilichc Ertaubniß Anklage er-
hoben. Jn dem am 28. v. M. angcstandenen
Termin wurde Frau v. Kwilecka freigesprochen,
weil nach Ansicht des NichterS eine Sammlung
im engern Kreisc von Freunden und Bekannten
nicht eine Collecte im Sinne des Gesetzes sei,
wozu die polizeilichc Erlaubniß vorher einge-
holt werden müsse, und dahcr auch nicht straf-
bar ist."

Rostock, 8. Octbr. Die Freisprechung der ^
43 Nationalvereinsmitglieder in Rostock hat !
sich bestätigt. Das eben verkündigte Erkennt-
niß des Rostocker Magistrats spricht die Ange-
schuldigten nicht allein von Strafe und Kosten
frei, sondern verfügt auch, daß die Defensions-
kosten den Angeschuldigten aus der Casse des
Polizeiamts ersetzt werden sollen.

Oldenburg, 7. Oct. Zum großh. olden-
burgischen Generalconsul in Wien wurde, Gu -
stav v. Heine (ein Bruder Heinrich Heine's),
Großgrundbesitzer in Wien und Eigcnthümer
dcS Fremdenblaltes, des nächst der Presse am

Es wäre vergebliche Mühe, jetzt schon den Scha-

wie hoch er sich auch bclaufen möge, er verschwindet
doch gegen die Menschenleben, welche zu beklagen
find. Die Quantität des in beiden Magazinen auf-

geschätzt. Der Eigenthümer des einen der Magazine,
Herr Zohn Hall, verspürte die durch den Luftdruck
fortgepflanzten Wirkungen der Erplosion tn Ashford,
etwa fünfzig rnglische Meilen von Erity entfcrnt,
ohne freilich anfangS die ihn so nahe betreffende
Ursache der Erschütterung zu ahnen.

(Scblecht belohnte Galanterie.) Am
3. October trat eine hübsche junge, äußerst elegant
gekleidete Dame in einen Papeterie-Laden in der
Rue des Pctit-Champs und bat den Eigenthümer i
in den gewähltesten Ausdrücken, ihr einen Augen-
blick sein Bureau zur Verfügung zu stellen, um
einen preffanten Brief zu schreiben. Bezaubert von
den feinen Manieren der jugendltchen Bittstellerin, !
vergaß der Angesprochene, was ein Holländer nie- ^
mals thut, vollständig den Grschäftsmann, räumte

meisten verbreiteten Wiener Journals, ernannt,
ivelches bekanntlich die oldcnburgische Candida-
inr mit grsßem Eifer verfochten hat.

Bremerhnfen, 7. Octbr. Das für die
preußische Marine in Bordeaux erbaute Kup-
pelschiff Arminius wird Ende nächster Woche
hier eintreffen. Die 300pfündigc Kanone, mit
welcher der Thurm dcsselben armirt werden
soll, befindct sich jetzt im Güterschoppen am
neuen Hafen.

Altona, 11. Qct. Die „Schlesw.-Holst.
Ztg." theilt mit, der Prinz v. Wales werde
morgen in Lübeck eintreffen und von dort über
Hamburg nach Glückstadt gehen, wo ihn ein
englisches Kriegsschiff erwarlet.

Schwerin, 8. Oct. Das „Regierungs-
blatt" macht so eben bekannt: Die bei F. Streit
in Cobnrg erschienenen Druckschriften: „Die
Wiedereinführung der Lcibeigenschaft in Mecklen-
burg" und „die feudale Aera in Mecklenburg"
werden hierdurch, sowie alle ferner in diesem
Verlage erscheinenden Druckschriften, für das
Großherzogthum M.cklcnburg ««schwerin ver-
boten. Uebertretungen dieses Verbots werden
mit 10 Thlr. für jedes umgesetzte Exemplar,
eventuell mit entsprechcnder Gefängnißstrafe ge-
ahndct. (H. N.)

Wien, 9. Oct. Die „Oesterr. Ztg." sagt,
die Neduction des Heeres in Venetien sei eine
wirkliche Thatsache uvd betrage ungcfähr 15,000
Mann. Alle beurlaubten Soldaten würden
Venetien spätestens am nächsten Samstag ver-
lassen.

Wien, 9. Oct. Nach der „Presse" soll die
Vereinigung des Marine- mit dem Handels-
ministerium nunmehr definitiv beschlossen und
Geh. Nath v. Hock zum Handclsminister desig-
nirt sein. Die „Prcsse" redet sowohl jener
Maßregel als der Ernennung des Frhrn. v.
Hock das Wort.

Es bestätigt sich, daß der Beginn der dies-
jährigen Session deö Reichsraths vorbehaltlich
der noch ausstchendcn Genehmignng des Kai-
sers auf dcn 8. November angesetzt ist. Von
Wichtigkeit ist der Entschluß der Regierung,
auf die zweijährigcn Budgets zu verzichten und
künftig daS Budget regelmäßig jährlich dem
Neichötagc vorzulegen.

Die Anwerbungen für die mexicanische Ar-
mee nehmen unter den in Mähren internirten
Polen immer größere Dimensionen an. Jn
Olmütz allcin ließen sich in der ersten Hälfte
des vorigen Monats 200 internirte Polen an-
werben, von denen am 16. v. Mts. 86 und
Tags darauf 114 nach Wien abgeschickt wur-
den, um von da nach Triest befördert zu wer-
den, wo die Einschiffung erfolgt. Verhältniß-
mäßig ebenso groß ist die Zahl der Jnternir-
ten, die sich in Jlau, Teltsch und andern Jn-
ternirungsstationen haben anwerben lassen.

S ch 1v e i z.

Genf, 9 Octbr. Vorgestern Abend, dem
Jahrestag der Genfer Nevolution von 1846,
hat es wieder einige Nuhestörungen gegeben.
Eine Anzahl Gassenjungen durchzog, wie all-
jährlich, die Straßen unter Absingung ihreS
Liedes: „Aristokrat, sprich dein Gebet, wirf

ihr seinen eigenen Platz am Bureau ein, schleppte
alles Erforderliche auf's Zuvorkommendste herbei
und trieb die DiScretion sogar so weit, sich dann
wtcder in bescheidene Entfernung zurückzuziehen, um
dem Gedankengang der schönen Scbreiberin keinerlei
Zwang anzuthun. Nach einigen Minuten fiegelte
diese ihr Billet, stand schnell auf und nahm mit
verführerischem Lächeln von ihrem improvifirten
Wirthe Abschied, welcher sie als Mann von LrbenS-
art auf's Höflichste bis vor die Laventhür beglritete.
AlS cr sich wieder am Bureau : iederlassen wollte,
sah er eine Schublade offen stehen und war starr
vor Entsetzen, alS er vaS Verschwinden drrier Bank-
billets von je 100 Fr. gewahrte. Zum Glück waren
zwei Stöße NapoleonS im nämlichen Schubfach un-
berührt geblieben. Dte Gaunerin hatte, trotz thrcr
Gewandtheit, offenbar gefürchtet, ein gewisses Klir-
ren nicht vermeidcn zu können. Der gute Mann
ging seufzend auf die Poltzee und finnt darauf,
was er — seiner Frau sagen soll.

(Eine brave Frau.) Von München brauste
der Babnzug nack Starnberg und näherte sich den
ersten Häusern. Da läufi ein zweijähriges Kind

vor dem Radicalen dich auf'S Knicl rc." Sie
waren von eincm Manne angeführt, der, wie
sich das hiesige Journal ausdrückt, einen bren-
nenden Freiheitsbaum auf den Schultern mit
sich herumtrug. Vor dem Gefängniß ange-
kommen, scheinen sie noch mehr Lärm gemacht,
die Namen ihrer gefangencn Freunde ausge-
rufen und dem Aufruf der Wache, sich zu
cntfernen, nicht Kolge gelcistet zu haben; kurz,
die Wache wurde allarmirt, vom Stadthaus,
und ich glaube sogar von der entferuten Ca-
serne von Chantpoulet wurden Truppenabthei-
lungen zur Unterstützung herbeigerufen, denen
es dann auch sogleich grlang, den Haufen zu
vertreiben oder, wie Andere behaupten, ihn
zu umzingeln und einzustecken. Es war dies
gleichsam die Blüthc der Wuthausbrüche der
„Nation", welche nicht vergessen kann, die
Herrschaft über die Republik auf so erbärmliche
Weise verlorcn zu haben. Dieselbe Zeitung
veröffentlicht in ihrer heutigen Nummer einen
Brief ihrer gefangencn Freunde, welcher haupt-
sächlich das darthut, daß sie sich in ihrer Ge-
fangenschaft noch gerade mit denselben Jdeen
nähren, mit denen sie sich vor dem 22. August
genährt haben, nämlich, daß sre es ganz einsach
finden, politische Gegner, die nicht pariren
wollen, todt zu schießen. Unter dem Volke
sagt man sich übrigens, daß die eingesperrten
„Aristokraten" besser behandelt würden, als die
Radicalen; hoffentlich ist dies nichts weiter,
als ein Parteigerede; ich bin sogar dessen ge-
wiß. — Zwei StaatSräthe habcn der „Demo-
kratie suisse" einen Preßproceß wegen „Ver-
läumdung angehängt. (F. I.)

Z t a l i e »

AuS Turin vom 6. d. M. wird geschrieben,
es weise Alles darauf hin, daß die Verlegung
der Hauptstadt nach Florenz in der kürzesten
Frist erfolgen werde. Jn sämmtlichen Regie-
rungsämtern werden hiczu bekeits alle Vorbe-
reitungen getroffen. Ueberall, namentlich im
Ministerium deS Jnnern, wird das Jnventa-
rium aufgenommen, merden Actcn verpackt.
Das Kriegsministerium hat seine Beamten fra-
gen lassen, wer von ihnen sich bereits in der
Lage befinde, nach Florenz zu übersiedeln, um
bei der ersten Einrichtung zugegen sein zu
können.

Turin, 8. Oct. Joseph Mazzini erklärt in
einem Schreiben vom 3. d.M. an die „Unita
Jtaliana", daß man sich keine Jllusionen machen
solle. Der Vertrag vom 15. Septbr. verzichte
auf Rom. Die Verlegung der Hauptstadt nach
Florenz ist, seiner Ausicht nach, das Siegel,
welches dem Vertrage aufgedrückt ist. Die
Jtaliener könnten sich in dieser Beziehung
Jllusionen hingeben, wenn ihnen daS gcfalle,
aber sie könnten nicht daS Factum leugnen,
dasjenige nämlich des Gehorsams gegen eine
fremde Jnspiration; Ehre sei Turin, welches
das Recht Jtaliens vollkommen begriffen habe!

Turin,'10. Oct. Die Stadt Mailand hat
dem Marchese Joachim Pcpoli ein Banket ge-
geben. Pepoli trank auf das Wohl dcr Stadt
Turin und sagte u. A..: Der septembervertrag
sei eine Wohlthat für Jtalien; er bceinträchtige

auf dte Bahn und gerade vem Zug entgegen.
Der Locomotivführer sieht'S mit Schrrcken; bremsen
kann er nicht mehr, er gibt das Nothsignal. Das
Kind eilt ihm nur rascher entgegen, die Menschen
hinter der Barrtere überläufts eiskalt, — einen
Augenblick noch und daS Entsetzlichste ist geschfhen.
Da stürzt eine Dame auf die Bahn, dem Kinde
entgegen, schneller, immer schneller, die Locomo-
ti»e ist nur noch ein paar Fuß von der Frau und
bem Kinde entfernt, — ein mächtiger Ruck, die
Bahn ist frei, das Ktnd grrettet, die Dame stürzt
ohnmäcktig nieder. Wer war sie? Die Mutter deS
KindeS? Ja, einc Mutter, aber nicht die Mutter
dieseS Kindes, das sie nickt kennt, sondern dte
Gemahltn drs LieutenantS Lingg; sie war gekom-
men, um ihren Gatten zu empfangen, der mit
demselben Zug eintraf.

Warum, fragte Einer, werden die neurn HSu-
ser mtt so flachen Dächern gebaut? Wrtl dte Hy-
pothekrn leichter darauf ruhen können^ war die
Antwort.
 
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