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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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Gmerallieutcnant von Voigts-Rhetz zum Obcr-
commandanteu ernannt worden jei. Ein Antrag
deS MilitärauSichusscs aus Gcuch'iniguug deS
VerkaufS von Festungsterrain in Luremburg
ward zum Bejchluß erhoben und sodann aus
deu Vorlrag der Reclainationscommijsion eine
Privateingabe erledigt.

Heidingsfeld, 22. Oct. Die Erdarbeileu
auf der neuen Eisenbahnstrecke nach Hcidelberg
haben in Folge der anhaltend trockenen Witte-
rung außerordentlichen Fortgang gcnommen.
Auch der Hügel hintcr dem jüdischen Kirchhose,
äus den der neue badischc Bahuhof zu stehen
kommt, wird bcreits abgctragen. Man hosst
mit der ganzen bayerischen Strecke in 18 Mo-
naten fertig zu sein.

Leipzig, 24. Oct. (Zweiter BereinStag der
deutschcn Arbeitervcreine. Schlußsitzung am
Abend des 24.) Die Zahl der skimmsühren-
den Vereine, ivelche ihre Vertreter eutsendet
hatten, betrug im Ganzen 48, die Zahl der
vertretenen Vereine, einschließlich der drci Gau-
verbände, 88; die Zahl der anweseuden Ver-
treter (jeder Verein kann 1 — 5 Abgeordnete
senden) betrug etwa 120. Die Ausschußwahl
ergibt bei 32 Abstiminenden: Rcinhard (Ko-
burg) 31 stimmen, Bandow (Berlin) 30,
Martens (Hamburg) .30, Bebel (Leipzig) 32,
Hirsch (Magdeburg) 27, Staudinger (Rürn-
berg) 28, Lachmann (Ossenbach) 29, Stutt-
man (Rüsielsheim) 2ö, Weithmann (Stull-
gart) 32, Lange (Duisburg) 32, M. Wirth
(Franksnrt) 28, Sonncmann (Franksurt) 28.
Als Sitz dcs AuSschusieS wird cinstiminig Krank-
furt bezeichnei. — Waiidcrunterstützungskassen.
Der Antrag auf Errichtung riner VereinSkasse
für Zuschüsie an wandernde VcreinSgenossen
wird abgelehnt. Der Antrag von Notz (Stutt-
gart), „der Vereinstag möge den Vereinen die
Errichtungen von Hcrbergen, wie dies dcreiis
von Würtemberg auS angeregt wurde, bringend
einhfkhlen," wird angenommen, ncbst dcm Bc-
bel'schen Antrag, daß mii den Herbccgen Ar-
beitsnachweis vcrknüyfl werde — Altersvcr-
sorgung und Lcbensversicherung. ES werbcn
folgende Anträgc augenommen: 1) Der Ver-
cinStag beschließt, eine allgemeinc Arbeitcrver-
sicherungSkasse zu gründen. 2) Es ist Zwcck der
Anstalt, vermittelst kleiner periodijcher Bei-
träge dem Arbeiter im höheren LebcnSalter ein
Capital zu verschaffen, uui ihn »or Roth und
Elend zu bewahren. 3) Es ist cine moralische
Pflicht der Arbeitgeber, die Arbcitcr in dem
Bestreben, dieser Kasje beizutretcn, ourch Ueber-
nahme eines ThcileS der Leistnngen zu unter-
stützen. 4) Es wird cin provisorischer Ausschuß
von 9 Mitgliedern ernannt, wclchcr die Ans-
arbeitung der Slatuten zu übcrnehnien, mit
den Vcrsicherungsgesellschaslen wcgen etivaiger
Rückvcrjicherung zu unterhandcln uud die An-
stalt definitiv in's Leben zu rusen beaustragt
ist. ö) Der nächste Vereinstag hat übcr die
Statuten endgiltig zu beschließen und die defi-
nitive Verwaltung der Kassc cinzusetzen. —
Arbeitsmarkt. Es wird beschlosscn, die AuS-
gleichung zwischcn Angebot und Nachfragc auf
Grund der von F. Wirth in dessen Broschüre
dargelegten Grundsätze dem ständigen AuSschuß

er mtt dcm Asfistivzarit Steuir in dir Krausi'schrn
Wohnnng rin. Bis «ahin hattin beide Oskciire
untir dcm Vorurthiile gestandin, dah das Unglück
v°n schädiichin Zngridienzien dis ginaffenen Wiinis
hirrühri: an Kohlendamps hatti auch hiir, wie
saft in allin derartigin Fällen, keinir von thnin
gedacht. Dii Lrschiinnngiu, wilchi dii inzwifchen
virstorbeni Agnis Sander und die noch immer bi-
wllßtlosc Antonie Drogand boiin, sowir dcr schwere,
unfichire und stolpirnde Gang deS v. Richthofen
und die Klagcn des LieutinantS Kraufc veranlaßtcn
den Assiffenzarzt Steuer sofort zu der Annahine,
daß eine Kohlcnorydgasvcrgiflung stattgefundcn
habe; er übirzcugte slch davon, daß dtc Osenklappe
noch geschloffen war, und sand tn dem Ofen noch
nicht ganz virglimmtc Stiinkohlenstücke. Lrft jetzt
wurdc dic Wohnung gelüftet und das noch lebende
Mädchen in daS elterlichc Haus geschafft. Die fo-
wvhi von dem Asfistinzart Stimr, sowle von dem
dazugcholten Civilarzte Dr. Pollak angcstellten
RiitungSvirsuchi bei drm andern Mädchen sind
liider ersolglos getlicben; eS ift anzunrdinin, daß !
ihr Tod bald, nachdem fie ans dcm Bett gesallen,
eingetreten ift. Dte beiden Offictere litten n»ch am I

zu überläsien. — Verkürzung der ArbeitSzeit.
ES wird folgender Antrag angenommen: „Jn
Erwägung, daß eine Abkürzung der Arbeitszeit
sowohl im Jnteresie dcr Arbeiter als der Ar-
beitgeber dringcnd nöthig ist, beauftragt der
Arbciterkag dcn ständigeu Ausjchuß, den An-
trag ciner gründlichen Prüsung zn untcrwerfen
und darüber einen gedruckten Bericht drei Mo-
uaic vor dem nächsten V-reiuStag an die Mit-
gliedcr zu vertheilen." — Gemeinsame Urbei-
terzeitung. „Die Koburger Arbeiter - Zeitung
ist, so weit rhunlich, zn allen Mitlheilungen
des AuSschusieS zu benützeu." — Ort des
nächsten VercinstageS. Leuchuer für Stettin,'
Notz sür Stultgarl, Weithmann ditto. Wird
dem AuSschuß übcrlasien. — Präsident: Die
Tagcsordnung und Anträge siud erledigt. Jch
schließe hicrmit dcu zweiten dculschen Arbeiter-
lag. (N. d. N. Frks. Z.)

BZien, 27. Oct., Abends. Die „General-
Corrcsp." theilt mit, daß die Friedensunler-
handlungen heule geschlosien wurden und daß
die Untcrzeichnuug des FriedenSvertragS vor-
auSsichtlich am Sonntag, den 30. Ocloder, er-
solgen wird.

Wien, 27. Oct., Abcnds. Die „Wiener
Zeitung" sür morgcn, Freitag, enthält in ihrem
amtlichen Theile ein vom Heutigen datirtes
kaiserliches Handschreiben, durch welches der
Eraf v. Rechberg aus seine Bittc des Postens
eines Ministers dcs Aeußeru uud des kaiser-
lichen Hauses unter Erncnnung zum Ritter
des gvldcnen Vlleßes euthobcn wird. Zu seinem
Nachfolgcr ist der Graf v. Mcnsdorsi-Pouilly
eruannt. Herr von Rechberg wirb »och den
deutsch-dänischen Friedensverlrag untcrzeichnen.

A r a n k r e i ch

Paris, 26. Oct. Zu Mühlhausen wurde
dem Kaiser von Rußlaud eine cigenc Ueber-
raschnug. Man überreichtc ihm dort eine Pe-
tilion zu Gunftcu der Poien, die von dem pol-
nijchcu Comite diesrr Sladt herrührt.

„Constltutionncl" crklärt sich für ermächtigt,
,da» neuc Gerücht von eiucr Anlcihe zu de-
mentiren.

Paris, 27. Oct. Der heutigc Bankaus-
weis zeigt eiuc Vermehrung des Baarvorralhs
um 1M/x Mill., deS Guthabens dcs StaatS-
schatzeS um 7 Mill., uud cinc Vermiuderung
deS Portefeuille um 29'/, Mill., der Vorschüsse
auf llnterpsäuber um l?/z Väll., bes Noten-
umlaufs um 20'/, Mill.

T ch >v e i z.

Bcrn, 27. Oct. Die Vcrhaudlungen des
Justiz- und PolizcidepartementS mit dem ba-
dijchc» Minister in Ber» über einen AuSliefe-
rungsvertrag mit Baden jcheinen zum Ziele zu
sühren. Man ist über alle Hauptpuukte ein-
vcrstanden. (Bund.)

Z t a l i e »

Turin, 27. Oct. Ueber die „venelianischen
Znsurgentcu" circnlire» widersprechendc An-
gaben. Dic „Opinione" meint, daß sft nichts
vermögen. — Die hcute auSgegebene Nummer
des „Diritto" ist wegen Verösirntlichung einer

nächften Toge an Kopf- und Brustschm-rz,n, an
allgkineincr Schwäche und Zitlern in dcn Gliedcrn.

(Schluß svlgt.)

" Stndt-Theater in Heidelberg.

(Forls-tznng.)

ju^c Männer, welche ^schon öfters ihr 2üalent —
brsondcrs im Lustspiel — gezeigt baben, indcm
beide ein gutes Organ bei vorthellhastem Aeußeren
desipcn, waö durch cifrigcs Studium — d. h. nicht
nur die Rolle auswendig lcrnen, sondern in den
Geist t-sDichters -iiiziigehen, über d-n darzustcllen-
den Charakter nachzudenken und lhn mit möglichster
Wabrheit, in den Rahmcn dcS Ganzen paffcnd, wic>
derzngetzen — diesklben gewiß auf dcr bcschwcrlichcn
Bahn der Kunst vorwärts bringcn wird. Der letzkcre
der beiden benanntcn jungcn Darsttller scheiiit uns
noch ein Ansängrr zu sein, wclcher sich srüher auf
klctnen BSHnen bewigt hat. Bon Hrn. Ar , i mü llcr,
der, wtc wir zu glaubcn berkchtlgi sind, ncbcn lobens-
werthem Fleiß einr empsehlendc Persönlichkett und
mehr Routine ais dtc bciden srüher bcnanntcn Hcr-
ren zn b-sitzen sch-tnt, glauben wir noch manchrS
Areundlichr berichtcn zu köiincn. Abgesehen von die.
scmDarstellcr, könnrn wir allen jungen Mimen nicht
genug «mpfehlen, sich in elner deutltchen und

zur Untcrstützung der „venetianischcn Znsur-
rection" einladenden Proclamation des Herr»
Cairoli mit Beschlag belegt worden.

Nizza, 26. Sclbr. Heute hat der Kaiser
Alcxander dem Jäger-Gardebataillon, daS in
Nizza den Ehrendienst versieht, ein Bankct
gkben lassen. Die Soloaten brachten verschie-
dene Hochruse aus; dle Cascrne war illuminirt.
Morgen wird der Kaiser übcr die französtschen
und rusiischen Fahrzeuge auf der Rhede von
Villafranca eine Revue abhalten.

Nizza, 27. Oct. Der Kaiser Napoleon
ist auf hcute Abeud 8 Uhr hier erwarlct. Der
General Sonnaz ist eingetroffen, um die beiden
Kaiser im Namen des Königs von Ztalien will-
kommen zu heißen. 'Den König der Belgier
erwartet man aus 6 Uhr.

Udine, 27. Oct. Die Jnjurgenten bivoua-
kirlen zu Capodiponte und wollten Udine über-
fallen. Sie erhielten vou ihren Führern Befehl,
sich zu zerstreuen und die Waffen zu vcrbergcn.
Strenge Maßregeln an der Grenze und gegen
dic Emigrirlen sind getrofien worden.

S V <» » i e »

Madrid, 27. Oct. „Las NoticiaS" mel-
den, daß aus dem Fmanzmmisterium eine Ver-
sammlung von Kapilalisten stattgefunden hat.
Dcr Minister appellirte an den PatriotismuS
der Auwejenden und wünschte eiu Anlehen von
600 Millionen Realen zu negociren, gegen
Scheine, die als Bezahlung für Nationalgüter
angcnommen wcrden sollen, odcr durch Zeich-
nung auf eine Emission von Bankpfandbriefen.
Die Versammlung der Kapitalistcn trennte jich,
ohne einen Beschluß gesaßl zu haben.

A m e r i k a.

Nenyork, 1b. Oct. Auch General Hood
ift bei Atlauta ncbst »ier UmonSregimcnieni
gcfangen genommen worden.

Der New-Norker Correspondent dcs „Moni-
teur", welcher sich bisher entschicdeu zu Gunsten
der Südstaaten ausgesprochen hatte, thcill jetzt
dic Meinung ber Unidnsoffiziere, daß Pctcrs-
burg u»d Richmond vor Ende October mlt
emcm Gcneralsturm angegriffen werden müsien;
sie müsien sallen, wenn nichr, dcn ganzen Win-
tcr hindurch streug bclagert wcrdcn.

Neueste Nachrichten.

Wien, 28. Octbr. Die heutige „Presse"
sucht zu bewcisen, daß Gras Rechberg nicht ge-
fallen wäre, wenn in Kissingen und Karlsbad
positive Erfolge errungen worden, oder neue-
stens eine Verständigung mit Frankreich eine
Aussicht gehabt haben würde. Auch die Sen-
dung des Erzherzogs Leopold sei ersolgloö ge-
wesen. Die „Presse" empsiehlt dringend einen
Systemwechsel in der innern und Lußern Politik.
— Graf Mensdorff - Pouilly ist als Minister
des -leußern bereilS beeidigt.

-j- Heidelberg, 29. Octbr. Es ist von
einigen Blättern die Bemerkung gemacht wor-
den, der Besuch der hiesigen Hochschule werde

vcrständlichen Aussprache ru üben, in ihren
Gesten nicht zu übertreiben, allen Pathos zu ver-
meiden und in den Schranken des Natürlichcn zu
bleiben. Wir bezeichnen dieseS, wic gesagt, im AU-
gemeinen, ohne uns auf Einen oder den Andern
ber Genannten specteU veziehen zu wollen; denn
diese zum ABC der dramatischen Kunst gehörige
Regel ist für Heden sich derselben Weihenben an-
wenbbar. — Für jene erbärmlichen Stümper aber,
deren eS bet kieinen Bühnen viele gibt, dtc ohne
Sinn und Verständniß ihre RoUen ableiern und
sich oft mit prahlertscher Marktschreterei „Künstler"
nennen^^ch beffer thäteir — wie ^e i d e l n, a n^n

grmetnte Winke sein. — Der nock von früheren
Iahren bekannten und zum Theilvorzüglichen Kräfte
unserer Bühne woUen wir hier nickt erwähnen, übrr
fie zu sprechen, werden wir in unsern späteren Be-
richten noch oft Gelegenbeit finden, und was vie
übrigen neu engagirten Besetzungen der Nebenrollen
des männlichcn hiesigen TheaterpersonalS betrifft,
so wirken dieselben im Cbor und wünschen wir, daß
sie fick befleißen und wir Gelegenheit erhalten, mehr
VorzüglicheS von ihnen zu bertchten.
 
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