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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0425

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ihnen zn haben. Die Regierung, welche un-
überlegte Bcwcgungeü mißbilligt, wird Mah-
regeln ergrcisen, um nicht in eincn Kampf ge-
zogen zu werden, desscn Principie» sie nicht
desavonirt, über dessen Zweckmäßigkeit sie aber
allcin Richter sein will.

Turin, 2S. Oct. Die von der DePutirten-
kammcr sür dic Angelegenheit dcr Verlegung
der Hanptstadt ernannte Commission hat meh-
rere Ministcr gehört und den Hrn. Mosca zu
ihrem Berichterstatter ernannt. Dic Kammcr
wird nächsten Donnerstag zusammenkommeu,
um die Berlesung deS Berichtes anzuhören.

Nizza, 28. October. Der Kaiser hat um
10'/, Uhr den Czaren besucht, der noch im
Laufe des Vormitlags die Visitc crwiedcrtc.
Die beiden Kaijer hatteu ciue lange Unter-
haltnng. Der Kaiser Napoleon geht morgen
nach Toulon und kommt am nächfte» Montag
wicder in Paris an.

T ü r k e i.

Konstantinopel, 19. Oct. Nubar Pascha
kehrt Morgen nach Aegypten zurück. Die
Suezkanal - Angclegenhcit ist definitiv geregelt.
Das englische Cabinet erklärt es alS Grnnd
zu einer Beschwerde, daß die Türkei den Ge-
sandten Ztaliens »icht zur Thcilnahme an der
Convention über die Angelegenheiten des Li-
banons zugelassen habe. — Es droht eine große
finanzielle Krisis. — Starke Regengüssc habcn
die Baumnioll.Erndte in mehreren Provinzen
zerstört.

A m e r i k a.

Die Nachricht von den großen Bankerotten
in Rio de Janeiro bcstätigt stch vollkommen.
Die Passiva der Firma Souto u. Comp., dcs
größten BankhauseS in Rio, wcrdcn aus
5,200,000 Pfd. Stcrl. angegcben; Montene-
gro u. Lima jollen mit 1,800,000 Pfd. St.,
Oliveira u. Bello mit 1,200,000 Psd. St.,
Gomes n. Filho mit 3,000,000 Pjd. St. Pas-
siven gefallen sein — eine Gesammlsummc von
11 Mill. Psd. St. Die ZahlungSeinstellnng
des HauscS Souto scheint dic erste Vcranlas-
sung der Uuglückssälle gcwescn zu sein. Souto
u. Comp. schlossen ihr Bureau am 10. L-cpt.,
als sie eine Zahlung von 100,000 Pfd. St. zu
machen hatteu, und die brasilianische Bank, bei
welcher fie bereits hoch im Dedet standcn, sich
weigerte, ihnen weitercn Credit zu gewähren.
Die Ankündigung der Zahlungseinstellnng rief
die allgemeiusten Bejorgniste wach, da Souto
u. Comp. die Jnhabcr eiucr großen Menge von
Depositen waren, welche von allen Classcn,
cinschlicßlich kleinerer GeschästSleute und Krii-
mcr, sowie selbst Dienstbote» nnd Negerarbei-
ter, hinterlegt worden. Es erfolgte ein unge-
heurer Andrang auj die übrigcn Bankhaujer,
uud nachdem Niontcnegro u. Lima und Oli-
vcira u. Bello sich schvu sallit erklärt hatten,
mnßten am 12. auch GomcS n. Filho, wclche
alle ihre Kräfte ausgeboten hatten, um sich über
Wasser zu halten, unterlicgen. Kurze Zeit
daranf vcrbrcitete sich daS Gerücht, daß Gomes
u. Filho ihre Zahlungen wieoer aufnehmen
wollten, und cs strömte eine große Mcnge vor

Die Nenwahl tn den Synagogcn-
rath hier beli.

Da Herr Simon Reiß hicr di- nntcrm 10. Au-
gust d. Z. aNf ihn gefailenc Wahl aiS Syuagogcn-
rath abgctehnt hat, Iv wtrd gemäß Auftragö Großh.
BczirkSamtcS hter vom 2b. d. M-, Nr. 21,8kil,
mit Bczug auf die Vcrordnung vom 3. Mai 1833,
Reg.-Bl. Nr. 24, zu eiuer nochmallgen Wahl Tag-
sahrt auf

Mittwoch, den tl. November d. I.,
Morgens »on g bis II Uhr,
anbcraimit, wozu sämmtliche wahlbercckiigte israc-

vott"b"November"l860^, M "Nr?"auf-

merksam gemacht, wouach die Wahl nur dann
giltig ist, wenn mindestrnS die Häifte der Wahl-
verechtigten abgestimmt bat.

Heidelberg, ven 29. October 1864.

Das Bürgermeisteramt:

Krausmann.

(l) Sachs.

Zahriliß - Versteigerung.

Näckstkomminden Donncrstag, Froitag »nd
Samstag, den 3., 4. u. 5. Novcmbcr, von
MorgcilS 9 und Nachmiltags 2 Uhr anfangend,
wird auS der Vcrlaffenschaft dcr verstorbencn Fran
G. Walz Wittwe, tm goldenen Hecht, Steingiffc
Nr. 2, Küchengeschirr, Giäsec und kleinc HauS-

dem Häuse zusammen. Dieselbe wurde jedoch
in ihrer Erwartung getäuscht, und der Andrang
richtetc sich nun mit voller Kraft gcgen die
brasilische Bank. AllcS rief nach Gold. Die
Regierung gab deShalb am 13. Septbr. der
Bauk die Erniächtigung, ihren llmlauf zu er-
höhen. An Stclle der statutenmäßigen 200
Pfd. St. durste sie von nun ab 300 Pfd. St.
in Nolen für je 100 Pfd. St. ihres Goldvor-
rathS auSgebeu. Die Lage ocrschlimiucrte sich
jedoch, uud am 15. dccretirte die Regierung,
daß die Noten der Bank bei allen öffentlichen
Kasseu der Stadt und Provinz Rio de Zanciro
gejetzliche Währung haben solltcn, daß der Bank
gestattct sei, die Baareinlösuug ihrcr Notcn ab-
zulehnen, u»d daß ferncr, vom 9. ab zu rech-
nen, sür einen Zeitraum von 60 Tagen alle
fälllg werdcnden Wechscl, Obiigationcn und
andere commercielle Sicherheiten für suspendirt
und prolongirt zu crachlcn seien, damil allen
Häuscrn genügcnde Zeit gegebcn wcrde, um
Einstcht in ihre Lage zu erhalten. Die Falli-
tenmassen der gefalleuen Bankhäuser sind je
zweicn der Hauxtgiäubiger und einem Regie-
rungsfiskal zur Verwaltuug und Abwickelung
auvertraut worden. Dcni Sturz der Banken
soll einc Umnasse von Bankerottcn kteiuerer
Firmeu gesolgt jcin. Doch warcn bcim Abgang
der letzten Post Symptome cincr Besscrung der
Lage nicht zu verkeiinen; während der schlimm-
sten Pcriode der Panik aber hatte die Auf-
regung der Volksmassen cincn jolchcn Gipfel
errcicht, daß Pvtizei und Militär herbeigezogcn
wcrdcn mußtcn, um vorzüglich die von dem
Andrang heimgcsuchten Bankhäujer zu be-
schützen.

Neueste Nachrichten.

Neuyork, 19. Ock. General Hood hat
mit 30,000 Mann furchtbare (fornnänsile^)
Demonstrationen im Rücken des Generals Sher«
mann unternommen. General Price hat Lexing-
ton genommen. Man erwartet einen Angrifs
deS Generals Fvrrest auf Ätemphis Es ist
eine ausgedehnte Conspiration behufs Bildung
einer nordwestlichen Conföderation eutdeckt
worden.

Wien, 30. Oct. Gegen 2 Uhr gefchah im
Ministerium dcs Aeußern die Uliterzeichnung
deS Friedensinstrumentes.

Kopenhagen, 30. Oct. Das Einberu-
fungsdecret des Reichsraths wird wahrscheinlich
nächstens erscheinen; es heißt, daß der Reichs-
rath schon am 7. Novbr. zusammentrete. Es
wird gesagt. daß der Minister des Jnnern bei
einer Privatzusammenkunft jütischer Reichstags-
mitglieder denselben mittheilte, daß der Friede
auf dreiwöchentliche Ratificationsfrist abgcschlof-
fen und darnach ein dreiwöchentlicher Termin
zur Räumung Jntlands festgesetzt sei. Die
Westgrenze sei bei Westerwedstedt, die Ostgrenze
bei Heilsmidde nördlich von Christiansfeld, die
Versionalsumme sei um eine halbe Million ver-
mindcrt, dagegen werde Ersatz wegen der Schiffe
geleistet. _

-s- Vour Neckar, 28. Okt. Nach münd«
licheu Mittheilungen, die wir einem gebildeten

geräthschaften, des Nachmittags gutes Weißzeug,
männliche und weibliche Kleibrr; den folgenden
Tag Fortsetznng mit Wetßzeug, wobei eine An-
zahl Stücke von Köllisch unb gebleichter Leinwand
sich besindet, Gold und Silber, Möbel aller Art
und Bettung; ben dritten Tag Samstag wird mit
Möbel, Wirthschafts- und Bäckerei-Einrichtung u.
noch sonstigen Gegenständen fortgefahren werden;

Montag, den 7. November, wiro eine große
Partie Wein, Mehl, Fässer, Bandgeschirr und
noch Verschiedenes der Erbvertheilung wegen gegen
gleich baare Zahluna versteigert.

Heidelberg, den 28. Oktober 1864.

(2) H. Ehrle, Waisenrichter.

Der

Notarilttsdienst

wurde von mir nun wiedcr zur Selbstbc-
forizung übernoinmen. Das Geschäsiszimmer
wie bish-r östliche Hauptstraße Nr. 37, zwei
Stiegen hoch.

Dillingei-, Notar. slj

Zeitungspapier

wird fortwährend gekaust uno gut bczahlt.

Krahncngasse Rr, 6 im 3. Stock.

Polen verbanken, der dieser Tage aus Grodno
hier angeiangt ist, nimmt die große agrarische
Resorm in russtsch Polen ihren ungehemmten
Fortgang. Rußland belohnt die Treuc der
ländlichcn Bevölkerung durch einen Act, der
ffewaltthätig ist, aber dnrch das Gebot politi-
scher und socialer Nvihwendigkeit gerechtfertigt
sein soll. Bis j-tzt hofftcn die GutSbesitzer noch
immer, daß einMißverständniß obwalte, daßman
sie nur jchrecken wolle, daß dicUkaje zurückgenom-
mcn oder nicht ausgeführt werden würden. Aber
die Regulirungscommissäre schreiten vor in ihren
Arbeiten und Bauern, Tagelöhner und Dienst-
familien betrachten sich überall als freie Eigen-
thümer ihrer Hänser, Gärten und Aeckcr, wenn
sie auch bts jetzt keine Urkunden deS BesitzeS
in Händew haben. Alle Grundzinsen, Abgaben
und L-istungen an den GutSherren haben auf-
gehört. Einc Kapitalcntschädigniig in Renten-
bricsen ist zwar in AuSsicht gestellt, aber Nie-
inand weiß Sichcres über wann und wic?
Bcanspruchen die Gutsherren die Arbeitskraft
der Dorfbewohner, jo müssen sie ihnen dcn
verlangten Tagelohn zahlen. Dagegen haben
sie denselben alle bishcrigen HoizungS- und
Weidegerechtsame zu gewähren. Die Gutsherren
sind daher, bis sie ihre ncuen Wirthschastsein-
richtungen getroffen haben, was Zeit und Geld
erheijcht, auf die Willfährigkeit der Dörfbe-
wohner und die Gunst der russischen Befehls-
haber angcwiejen. Nur mit Hilse der Solbaten,
die gegen den üblichen Tagetohn gern arbeiten,
konnte die Ernte eingebracht werden. Außerdem
steht eine erheblichc Abgabenerhöhung in
Aussicht. Kcin Mensch denkl unter solchen
Umständen mehr an Aufstand und Widersetz-
lichkcit. Zeder sucht festzuhalten was er hat,
um mit dem möglichst geringen Verluste davoil
zu kommen. Die Herren Miliutin und Ge-
nossen haben sich mit ihrcn dnrchgreifenden
agrarijchcu Rcsormen bei bcm polnischen Adel
unvcrgeßlich gemachi.

Aus Baden. Die Versammlnng von
VertranenSmännern der Handelsgenosjenschaften
hat in zwcitägigen S-itzungen die Stainlen der
zn errichtendcn Bank dnrchbcräthen. Der Ent-
wurs wird von einer Commisston ausgearbeitct
und sodann erft dem einzuberusenden badischen
Handelstag vorgelegt. Zn wie weit daS Han-
dclsministerium auf die ihm später zu unter-
breitcnden Vorschläge einzugehcn gcneigt sein
wird, ist unerörtert. Nur dürfte cine Lösung
im gegcnseitigen Zntcresse begründct scin. Der
Sitz in Mannhcim ist scstgehalten. — D-r
„Schw. M." vernimmt aus gnter Quelle, daß
das Gesctz über die Unabhängigkeit der Richter
in nächster Woche durch daS Regierungsblatt
publicirt wird. Die Anstände, wetche vorlagen,
sind bescitigt. Gegcnwärtig herrscht großcr
Mangel an jungen Zuriften in Baden, und
es wenden sich daher virlc Studirende diesem
Fache wieder zn. — Am 30. October wird
Stadtpfarrer Frommel in KarlSruhe seine
Abjchiedspredigt halten und sodann nach Bar-
men übcrsiedeln. Stadtpsarrer Arnold von
Dnrlach wird ihm nach Elberseid folgen. Ober-
kirchcnrath Mühlhäuser ist einstimmig in
Wilferdingen als Psarrer erwählt.

Arbeiter-Bildungs-Verein.

Dicnstag, dcn 1. November, >/, 9 Uhr,
allgemeine Versammlung
in Eisenhardt's Bierkeller.

TageSordnnng: Bericht über die Verhandlungen
des zweiten deutschen Arbeitertags in Leipzig.

Der Borstand.

Große

Staatsgelliimlverloosllng

der freicn Stadt Franksurt.

Monatlich eine Ziehung.

Sechs auf einander folgende Ziehungen enthal-
ten im Ganzen 14800 Gewinne von 1 » 200,000
Gulden, 2 zu 100,000, — 50,000, — 30,000, —
25,000 u. s. f.

Erste Ziehung am 23. und 24. November.
Ganze Loose für fl. 6., halbe sür fl. 3., viertel
fiir fl. 1. 30 kr. Zu dreser anerkannt solibesten
aller Verloosunaen empfiedlt sich unter Zusicherung
pünktlichfter und reellster Bedienung.

^ 'V« 8t»'r»u88,

(4) Schnurgaffe Nr^ 6, Frankfurt a. M.
 
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