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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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II. Verfügungen und Bekanntmachungen der
Ministerien. 1) Bekanntmachung des grvßh.
MinisteriumS des Znnern. Die Eintheilung der
Kreisichulbezirke belrejfend. 2) Bekauntmachung
des großh. HandelsministeriumS. Berordnung:
Dic SchifffahrtSpolizei- und bie Kloßoronungen
auf bem Rhein, sticckar und Biain belreffend.
3) B-kannlmachung beS großh. Kriegsministe-
riums. Die Ernennung eines Garnisonspreoi-
gerS betreffend. «>e. Königl. Hoheil oer Groß-
herzog haben durch alleryöchste Entschließung
vom 19. Oct. d. I. den promsorischeii Garni-
jonsprediger Flrd in Mannheim als solchen
destniliv gnäoigst zu ernennen geruht.

Karlsruhe, 1. Nov. Anläßlich dcr neuen
Organijation der Schulansstchtsbchörben hat ber
Oberschulrrth solgcnde Bcroronungcn erlaffon:

1) An die neuen Ortsjchulbehörden: Wir
sprechen gcrn an dicscr Äielle unsere zuver-
jichtliche Erwarlung aus, dag die neu gebilde-
ten Ortsjchulräthc mil frischem Mulh und
nachhaltigein Eifer stch der ihrer Ausjicht un-
terfteUteu Bolksjchulen annehmen unb znr He-
bung der Ueiftuiigeu dcrjelben ersolgreich ein-
greifen iverden. Zur ivirksamen Beihäligung
der heiligen Berpstichmng eines jcden gulcn
Bnrgers: siir das sililiche, gcisligc und lcibliche
Wohl der heraiiwachsendcii Landesjiigcnd nach
Kräften inilzuivirken, yabcn die Orisschulrälhe
cine durch daS Gcsctz beivilligle bcdeulsame
Machibesugniß; in ber ErsüUung ihrcS Becu-
fes lönneii sie von ihren vorgcsctzlcn Bchörocn
uicht blos einen pflichimäßigcn Uiuckhall, son-
dern auch eine srcncig sördcrnde Unlcrslutzung
erivartcu. Weun sich viclc Ecisiliche deni Gcsctz
adgeneigl zcigie» nnd iiisbcsoiiocre die katholi-
schcn Gclsiliqcn siq vcrhlndert siiiden, III bcn
OrlSschulralh eiiizulrelen und an der diejein
zugriviesenen Gesammiausjicht über die Schule
Lhril zu nchmen, so mögcn die Ortsjchulralhe
doch ihrerseils niemals vcrgrssen, daß oas neue
Gesrtz iiber bie Lchulaussichtsbehölbcn in kcinrr
Weisr dcn kirchlichcu Utciigionsnulcrricht bcein-
trachligen soU. Auch dir jctzige Obcrschulbchördc
Ivünschl nach Ivie vor dicicm Gesctz, dasj dic
Ortsschulbehörden den RcligiouSunlcrricht als
eine Haupisache in dem Bolksunierrichl an-
sehen, daß sie den Schulkiudcru cine fromme
Lucht in und außcr der Schule zukommcn
lasjcn und AUcs scrn zu haltcn suchen, Ivas
die Kinbcr in der Anhanglichkcit uno Licbe zu
ihrer Uteligion dcirrcn tönnle. Wir hoffcu auch,
daß dic Orlsschulräthe sich als wahrc Frcunde
der Lehrer an rhren Schulen beiväyren wcroen.
Sic mögen es an Mahuungcn, Warnungen
und Anklagen nicht jehlen lassen, ivenn dcr
Lehrer jeine Schnldigkcit nicht Ihut unb hierbci
mil unerbiltlicher Wahrhcitslicbe verfahren. Sie
mögen andern Lheiis aber auch ütachsicht und
Vergesjen gegcn mcnschliche Schwäche üden,
wcnn oiese mit Ernst nach Besjerung slrebl;
mögcn den draven Lchrcr in seinem jchweren
Amle nachdrücklich unlerstützcii, ihn gcgen un-
gerechte Bcrsolgung jchirincii, ihin Achlung in
der Gemcinde vcrschajscn und Leidcs- unb Le»
bensiiolh nach Krajlen zu crleichtcrn suchen. —

2) An die Lehrer in den Bolksjchulen: Wir
wollen nichf unterlassen, die Lehrer daran zu 1

sogar von lhcem Maniie crheblich am Auge ver-
wundct worden, zwischen ihr Iind Dcmmc bestand ^
nach thren clgenen AuSsagcn cin nncrlanblrS Ver- j
hällniß, welches durch dic Vcrlobuiig Dcmuic'S mit
der Tochter Trümpy'S vcrdcckt wcrocn solltc. Dcmme
alleln halte dcn Krankin behandclt nnb war allein
in sciner Todcsstundc um ihn gewesin. — Scine l
Bcrichte übcr dcn Tod Lrümpy'S warcn widcr- i
sprcchend. Am 9. Mai wurvcn dte Angcklagten
vrrhastct. Zn ihrcn Gunstcn spricht, daß Trümpy
hänstg mit Sclbftmvrd gidrohl, daß ir in cinem j
drprimirten Zustand war und am Rande drs Ban-
krrottS stand. — Zn drr Sitzung vom 2b. Octobrr
bcginnt drr Präfidcnt mtt Vcrnrhmung des An- !
grklagten Dcmmr. Dcmmr fagt aus: Er habr die
Trümpy'sche Familic zurrst krnnrn grlrrnt, als !
Frau Trümpy von ihrcm Gatten verwundet war
und rr als HauSarzt angcnornmcn wurdr. Er habe j
Partrt sür fie gegen den Mann genommen und j
di-srm übrr die schlechtc Bchandlung setncr Frau !
Borwürse grmacht. Obgliich rr Sympathicn für '
Frau Trümpy grhegt, habe cr in kcinrm uner- !
laudtrn Vcrhältniß zu ihr geffanden. Er babe rine -
Rrisc mit dir KamiUk Iiach Kvnstantinopel grmacht,

inähnen, daß sic sich in der ersten Zeit nach
Einführung der neuen Aussichtsbehörden auch
einigcn bcsonberen Erschwerungen ui der Er-
füllung ihrer Anitspflichten gcrn unterziehen
solllen. Mögen dic Lehrer behcrzigen, oaß es
keinc wirksainere Abwehr gegen Störungen,
woyer und wie diese auch konuncn mögen,
geben kann, als treue, furchtlose Pflichtersül-
lung. Uin jo mehr mögcn sich die Lehrer jene
Erwarlnngen vor Augen halten, welche ihre
Anstellungsurkunde ansspricht: „Der Lehrer
werdc sich eines religiös-sittlichen Lcbensivanbels
befleißigcn, Trcue und Gehorjam dem Landeö-
sürsten unb ben von ihm bcstellien Behörden
dciveiscn, seine Berufspflichten ais Lehrcr nnd
Erzieher in Allem mit Gewiffcnhastigkeit und
Eiser nach dcn besteyenden Bcrordnuiigeii er-
füllen und durch einen bcscheidcnen und nüch-
ternen Lcbenswandck Jedermann ein gutes
Vorbiid sein." Je umsasseiidcr die Lehrcr nnter
allen Umständcn dicsenErivariunge» enlsprechen,
um jo mehr wird sich auch die Ovcrschulbehörde
in den Bcftrebuiigcn zur Bcrdcsserung der Le-
bcnsstcllmig der Voiksschulleyrer unlerstützl
stnden, zn denen jie sich henle wie bisher
unverandcrt bckcnnt,

Nom Lodt'Nsee, 28. Oct. Die „Bad.
Los.-Zlg." erzähik svlgendcn charaklcristlschen
Bvrsall, wie er bei den Ortöjchuiraihsivahicn
iu ahuiicher Weise Lsiec vorgekonimcii jein mag:
„Aus de» 23. d., Nachmittags 2 Uhr, war bie
zwcile Orlsschulralhswahl sür Homvcrg III das
Wlrthshaus angcvronet. Dicsmal zog eS dcr
Psarrcr vor, bei Bicr und Clgarre seine ge-
Ivichtigc Slimmc gcgcn das Iicue Gcsltz zu cc-
hcbcn. Dicsc Arl zu kämpscn ist jcocnsalls gc-
iiiülhiich. Das Wiclhjchasisiocal ivurde gcorängt
voll Wahlcr, unv ocr Büigcrmeisier foroerle
dicjc jodann aus, ihm iu oas Wayljimmer zu
solgcu. Dcr Psarrcr glaubtc sciucii Schajcn
uoch ciue Lehrc auf dicje gesahrliche Ncise
schuldig zu seiu, uub übec seitt! süßeu Lippcu
stossen dic jaibuugsvollcii Worle: „Wcim ihr
hcmc nicht wäylel, jo ivcrocii euch ivahrscheiu-
iich 2 Schulrälhc vclrviiirt iverdcn. Das hal
abcr sür cuch kcine Gcsahr, lhr stchcl oan» da
als kalyolischc Bürgcr, b>c, cinmal ctivaS als
wahr crkaniil, oadci stehcii blcibcn. 400 Oclc
haben lücht gewählr uud dieje Zahl sagl hlii-
rcichcnd, wo die Wahrhcit ist. Es enthalt die-
scS Gcjctz „Gcjahr jür dic Ncligion", und ihr
könnet cucre kakyoiischcn Pstichien nicht dcsser
ersüllcii, als wcmi ihr, wic oor drei Wochcn,
hcule wicber iiichl ivähiet." Ein Wähier: „Wie
heißl die Slclle in dem Gesctze, weiche bie Ne-
ligivusgcfahr cnlhält?" Pjarrcr (nach ciuigem
Zögcrnj: „Zch wciß es jcibst uicht, abcr der
Papst uiid der Bijchos habcu eS gejagl uub das
gcuügl dcm giäudlgcii Kalhvükeii." Elu zweiter
Wähler: „Sv aijv, die Kaiyvlikcu habcu ihren
Berslaiib ,n Rom und Freiburg, Rein, das
Gcsetz citthalt nichlö wciüger als Gcfahr sür bie
Rciigion. Der Gcistüche soll bloS von sciner
bishcrigen Höhe hermiiersteigeii, stch nebeii die
Bürger ftelleu und inil diesen die Schulaussicht
theilcn. Das stnb dicsc Herren aber bei ihrcr
bckamiten Hcrrschsucht mchl gewöhnt, und das
ist die angebiiche RcügionSgefahr." Diejcn

wobci Trümpy einigc Maie Eiscrsuchl gezcigt. llm

in Wasser gegen ben Schnupfen zu nehmerij Frau
Trümpy habe es jedoch zum Fenster hinauS gc-
gosscn. Zll der lctztcn Krankheit hätte Trümpy vicl
Schmcrzen ausstehcn müffcn; cr habc ihn deshalv
aUciit, scldst ohne Bcistand bcr Krau, bchandclt,
wcil Trümpy'S Ärankhcit Folgc sclncr Ausschwet-
sungen gewrscn. Die Sitzung wird um Mlttag ab-
gcbiochen. (Forts. s.f

Der „Görlitzcr Anzelger" crzählt folgrndcS Gc-
schichichcni Ein rciscnder Geschästsmann trtfft in
rincr klcinen Stadt mit eiuer in Shnlicher Wlisc
ihrcn Handcl trcibcndcn, nicht mcbr jungcn Krau
zusammcn. Man lirnt stch k-nne», und obglcich
nicht gerade jugendiiche R-ize da« schnellc Bündniß
begüdlstigin, so gclingt IS dcr Frau, wclchc tn dcr
Rcstbciiz ihrc Jugend genoffcn haben soll, das
Herz dieseS Mannes für fich zu gewtnnen, so daß
dcrfc br, sciues lrbigeii Standes müde, das Ver-

Redner hieß der Psarrer schweige»; Erfterer
erklärie jedoch um jo mulhiger: „Zn vcr Klrche
spricht dcr Pfarrer allcin, anch wcnil dieser Ort
mißbraucht wird; hier aber, im WlrthShansc
und zumal heuie ist Schivcigen »icht am Piatze.
Es ist dies vvn Jhnen, Herr Psarrcr, jedrnfalls
nicht jchön, daß uachdem sic vor drei Wochen
in der Kirche oon der Wahl abriechcn, Sie
anch dieje Bersammlniig aus gieichem Grunde
desuchen." Ein drilter Wähker: „Bor drei
Wochen habeu wir öas Gesetz nicht verftaudeii,
sonst wäre damals jchou eine Wahl zu Staude
gekommeu. Jetzk wiffen wir, ivaS der Psarrer
will. Er will eine Zeil wie auno 1848 her-
deiführen, er will uus in Kosten und Schande
bringen; ja cr will noch mehr, cr will uns au
unsercm besten Kürsten meineidig machen."
Während dieser Rede wurbe der Psarrer
schwarzroth. Darauf ergriff der Bürgermeister
das Wort: „Es ist dies eine Schande sür die
gauze Geniciiidc, einen jolchen Pricsler zu haben,
der gegen Gesetz und Obrigkeil öffcnliich aus-
reizt. Ja, iu Zhrer bekauiiteu Gcsiunuug ivür-
deu Sie iacheu, wenu eS Zhnen gcliugeu würde,
die Wahl wieoer zu hintcrlrcibeii. Dvch dicse
Freubc soll Jhneii »icht werden. Ersüllen Sie
zucrst Jhre Pstichlen aiS Geistücher, tansen Sie
zur dcsluiimieii Zcit unv kasseu Sie die Paihen
uicht vis vrci «luudeii ivarleu uiid, ivie jchou
geschehen, noch unvcrrichteler Sache oavvu gcyeii,
gcven Sie den Kiuderu jcne Nameii, wciche die
Elteru ivüiischeu, uud nich! ganz fremdc, hier
unbekailitte; halicn Sie Christcnlehre, wciiig-
stcns ivenn vcrküiidet wird; gebcn Sic in bcr
Schulc Reügioiisunlcrricht — flcißiger, als in
srüycren Zahre», vber dcS ncucn OriSschul-
ralhS crfte Hauolung wird gcgcn dc» Psarcer
gerichlel jciii." Die Wirkung diejcr Rcdc war
cinc vvllsländige: das römischc Lichl crlvsch
nvch wäyrend dccsclbcil; stumin zvg dcr Psarrcr
ad, und ich will glaubcn, daß ihm dcr Bnrgcr-
meistcr das Gcwiffcii mchr gerührl hal, als es
jc eineui Sündcr im Bcichlstuiilc ourch ihn ge-
schchen isl. Hcrnach ist dic Wahi gesctzttch vor
sich gegangen. Sdonrad Thum vdii Waylwciier
uub Gulspächtcc Anlon Rulhcr von Hciopre-
merhos ivurdeu geivählt — zwei dravc, küchlige
Mäiiner,

KianksUct, 3. Novbr. Jn der heutigen
Bimceslagssitzuiig überrcichte Oloeuburg seme
Begrünouiigöschrist. Zuglclch ivurden Nachlräge
zu bcr Augustendurger Begründungsschrisl über-
gcben. BrideS wurde dem hdlsteiiiischen Aus-
schussc zugcwicseii.

Äiainz, 2. Nov. Na'ch dcr „Maiuz. Z."
ift der bisherige Vicegouvcrucur unjercr Bnu-
dcsscstung, Frhr. v. Paumgarten, zum Mililär-
und Civilgvuvcrncur vou Gaüzieu dczeichnet
worden.

Zn Wicsbadcn erhängte sich Architekl Brann,
dcr einen ihm seindjcügcr Weisc verciteten
Proceß verloren. Der cv. Pfarrer verweizerte
dcm Lcichnam dcs Braun diescrhald das christ-
liche Begräbniß, vbgleich die öffeiitüche Meiiiung
dcnselben viei mchr als Opjer, benn als Bcr-
brechcr bezeichnet.

Eisenach, 1. Nov. Dcr Vorsitzende Hr.
v. Bennlgsen macht am Schlusse der heuügen

sprechcn elngcht, sich mlt der angrbilchcn Wlttwl
vhnr Kiilder zu vcrhcirathen. Unter anscheincnd
glaubhaflcm Vorwande läßt sich dcr künftigc Ehc-
gattc anch bcwcgcn, znr vorthlilhafttrcn Forifüh-
rung dcS Gcschästö seiner Verlobten eincn nicht
unbrdeutendcn Vorschuß aus seincr Kasse zu gc-
währcn, was er ja um so undcdcnklicher thun zu
köiincn glaublc, da lhm eine bcdcutcndc Erbschast tn
stchcrc Aussicht gestcllt wurdc. Das vcrlvbtc Paar
kommt dcmnächft hiirhcr, quarticrt stch tm Gasthof
uiibedcnklich als Manu und Frau ein und lcbt
einige Tage rccht srietüch mit cinanoer. Ob durch
Zufall odcr nicht: cincs fchöncn Tagcs trifft der
vcrsaffcnc Gatte dcr treuloscn Frau hrcr ein und
findct dtefc bci ihrcm bctrogcncn Verlobtcn, nach-
dcm cr fic bcreits in dem srühcr immcc innc ge-
habten Quartier eines andern GasthoscS vergcbcns
gcfucht hat — zur ntcht g-rtngen Ucbcrcaschung
allcr Bcthciügtcn. Am schlimmstcn dürste dcr sct-
ncm lcbtgcn Standc nun wicdirgcgebcnc bctrogen,
Bcrlobt! dabii wcggckommcn fcin, da von der
Wicdercrtangung scincS GcldcS, waS thm abzu-
lackcn dcr Bclrügcrin gcliingcn Ist, schwcrlich bic
Rcde scin kann.
 
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