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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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getroffm werden wird. Wlcsbnden, 2. Nov.
18K4 Hcr,ogl. noff. staaisministerium. gez.
Wittgcnstein."

Eisrnach, 1. Nov. Die heutigen Verhand-
lnngr» dcr 5. Gcneraivrrjammlung des 'Natio-
nalvcrcinS warcn, da sie oie noch immcr brcn-
ncnde Frage dcr dcutschcn Polilik, dic jchleswig-
holstcinische Angclegenhcil bctrasen, vvn hohem
Jntcrcffe. Die darnber gcpflogcne langc und
cingchende Verhandlung endigtc mit der An-
nahme dcS bercits mitgetheillcn AuSschußan-
trageS. Bcrichlerstatlcr >var Ntiqnel aus Göt-
tingen. Höchst intcreffant war cs zu hören,
wie mchrere amvcfcnde Schlcswig-Holfteincr
sich selbst übcr die AuSjchubanträge aussprachen.
Die kundgegcbenen Accinungcn tvaren übrigcns
sehr abweichcnd von einandcr. Dcr erstc Ned-
ner, dcr grcise Zimmcrmcislcr Ricpen aus Kiel,
ließ sich als cntjchiedencr Gcgner jedc«, auch
dcs bloS maritime» Anschlnsses an Prcußen
unter dem gegcnwärtige» Rcgime, in der ent-
schiedensten nnd derdste» Wcije vernchmen.
Leidenschaftlich sür den Anjchluß, u»d zwar
noch über die Tragwcite der AuSjchnßanträge
hinauS, sprach sich Lchrcr Hanscn, der bckannte
Rcdner der deutjchen Partei in FlcnSburg, auS.
Hansen glaubt, daß oie Herzogthümer dic inimcr
von Neucni droheude Gesahr kines Angriffes
SeitenS der Däncn und üdcrhaupt deS jkanoi-
navischcn Nordcns nicht anders, als mit Hilfe
PrenßenS abwendcn könnten. v. Neergaard aus
Kicl widcrspricht lctztercr Ansicht, indcm er an
die eigene Wchrkrast dcr Schlcswig-Holsteiner
im crsicn Kriege erinncrt, an die für die erste
schlcSwig-hoisteinische Armce jo ruhmvollc, wcil
bereits halb gcwonnene Schlacht vo» Jdstcdt,
die nur durch Znsall wiedcr vcrloren ging.
v. Nrergaard wüuscht, daß man die Herzog-
thümer doch erst ganz sich selbst wiedcrgeden,
sich conjtituire» lassen jvlle. ehe man von ihnen
verlange, daß sie mit Preußcn pacificiren jol-
len. E. Wiggers von Rendoburg ist »alürlich
sür den AnSjchußanlrag, ba cr ja im Auojchujse
mit jitzt. Er gelangte zujällig nicht mehr zum
Worlc, da dic Berjammlnng den Schluß ver-
langtc. Gerber (ElmShorn) sprach für dcn
Ausichußanlrag. Dunter (Beriin) veririlt den
preußijchcn Standpnnkt und verlangt, Ivas dcr
Ausjchuß von Schlcswig-Hoistein sicr Prcußen
verlangt; den niarilimcn Anjchlnß als Mini-
mum. Einen neuen tnchtigcn Redncr lernlen
wir bci dieser Verhanolung in dem Kölner
Rcdactcur Bürgers kcnnen. Mit großem Feuer
bckämpste er dcn AuSschußantrag und warnte
überhaupt vor diejem, wie vor jedem Compro-
miß mit einem so vcrweiflichcn System, wie
das v. Bismarck'jche. Er bekannte sich alS De-
mokrat vo» altcm Datum, aber gewitzigt durch
dic gemachten bittern Erfahrungen. Das stric-
teste Gegentheil von ihm wollle Weber auS
Stade, etn Redner von sprudelnder Schnell-
fertigkcit, der leider so sehr von scinem eigenen
Eifer beherrscht ward, daß er fast stets über das
Ziel hinausschoß. Er wolltc z. B. in diescr
Frage die Maritimconvcntion Schleswig-Hol-
steins mit Preußen cmpfehlen und ging dabci
so weit, daß er mit der Empfehlung dcr An-
nexion der Herzogthümer schloß! An Redner-

gegen die Schwäche und die Angeklagten zetgen
solle. — Der Prisident gibt jn, daß der krankhafte
Gemüthszustand dcr Frau Trümpy erwicsen sci,
abrr d-nnoch würde er scin Verhör in derselbrn
Weise fortsctzcn, wie er es bet dem crsten Ange-
klagtcn bcgonncn, feinc Unparteilichkeit schretbe
ibm dicS vor. Auf die nun an fie gerichtcten Fra-
gen antwortct Frau Trümpy mit leiser, schwacher
Stimme. Jhrc Erkläruagen lauten dahin: Jch
bin unschutdig. Jn dcn irstcn zwci Iahrcn meiner
Ehc mit Trümpy lcbtc ich mit meincm Mannc
glücklich, ich hals ihm in sctnem Gcschäft; später
quälte er mich durch snrchibare Eiferfucht; er warf
cinst bci Tisch eiue Karaffc (utcht cinc Lampe) nach
mir und verwundetc mich, so daß ich rin Auge
»eilor; Dr. Demme behandettc mich. Zch wrtß
nickt, an wrlcher Krankheit metn Mann litt, che
er starb — er wurde zuerst in derselben von einem
Militärckirurgen behandrlt; crst vitrzehn Tagc vor
srinem Tode ließ mein Mann Dr. Demmc rusen.
Jch sah rinmal den Doctor meinem Mann in
etnem Glas «in Medicament rclchen; tch erinnere
mich ntcht, ob cr mtt einem Löffcl darin geriihrt,
ebenfo weiß ich noch, waö sür ein Glas rr bcnutzt

feuer gab er BLrgerS nichts nach, nur erreichte
er deu Eindruck Nlcht, den Lctzterer durch seiuen
stttlichkn Ernst machte. Nachoem unter andern
weitern Ncdnern der Berichterstatter Miqnel
noch einmal gcsprochcn, schritt man zur Ad-
stimmung, u>td nun wurden die AuSschußan-
träge sämmtlich unverändert angenomme».
Währcnddem war auch dic Wahl beS neuen
AuSjchuffsS eingcleitct wordcn. Dic Vcrjamm-
lung zählle noch 190 Milglieder, von denen
187 ordentlichc Stimmzcllel abgegeben wurden.
Der alle Auöjchuß wurde in jeinen Hauplmit-
glicder» wieber gcwählt, d. h. 12 Mitgliedcr;
8 ilütlglieoer wcrden cooplirt. Schulze-Delitzjch
erhicll 183 Slimmc», Mctz 182, Benuigjen 180,
Slreit 1K1 u. s. w. Der letzle Gegeustand war
die Grüudung ciner dcutscheu UnterjlützungSkasse
sür die gemaßregelten Eivil- »nd Miiilärperjo-
nen in Kurhesjeu, die l» dem BcrsasiungSco»-
flict in Folge ihrer Pflichttreue Bcrmögettsnach-
lheile erltllcu haben; jodami für gleichartige
Zwccke übcrhaupt. Die Milwirkuug dcr ander»
patriotijchen Parteicn wird ausdrückiich in Au-
spruch genommcn. Der betreffenbe, von Streit
als Bcrichterstalter bejürwortcte uud sodann
von Mctz und E. Wiggcrs (NeudSdurg) warm
empfohlene Anlrag wird eiuhclltg angcnommen.
Brmltgsen jchlicßl darauf die Bcrjammtung mit
einem Hoch auf dcn Rationalverein.

(Schw. M.)

Eisenacd, 2. Nov. Ucber die hcute Abeud
nach Schlnß der Generalverjanimlung staltgc-
fundcne AuSjchußsitzmig des Nationalvercins be-
richle ich Jhnen nach vertrautichen Mitthcilun-
gen FolgeudcS: Anwejend waren: Bcniligjcn,
Fries, Strcit, Mctz, Müllcr, Gölle, Dunker,
Lorenz, Wirlh, Miqnel, Lining, Rvchau, Bra-
ter, Schnize, WiggerS auS Rostock und Rends-
burg, Cetto »nd Preelorius. Jn dcr geftrigen
Austchußsitzung wurde, wie man vernimmt,
durch deu Borsitzenden »titgelhcill, daß vou den
neu Cvoptirlen die Hcrren Bürgers, Revenllow
und Trabert die Wahi abgelehnt hälten, und
bcschlvß man, für SchicSwig-Holstein, Baden
und Würtcmbcrg später »vch die gceignelen
Kräftc bcizuziehcn, vorcrst nnr Herrn Löwc-
Caldc zu cooptire». Den Hauptgegenjtanv dcr
Vcrhanvlungc» bildetcn die Preßaugelegenhciten
und Gcschajtssührung dcs Bcreins. Man ei-
nigte stch schtießlich dahin, die GcschäftSführuiig
Herrn Strcit, wic seither, dic Redaction der
Wvchenschrift, mil ihrem Sitz in Coburg, Hrn.
Rochau, ebenfalls wie seither, und die lilho-
graphirten Correspondenzen, Flugdlätter u. j. w.
Herrn Brater zu übertragen, deucn man aber
ein gemcinjchasttiches Wirken zur Pflich! machke.
Eine lllägige Frist ward zur Annahmc ge-
stattct, u»d joll der Vorstand, außer genannten
drei Herren, aus den Herren Beunigse», Metz,
Fries und Schulze bestehend, nähere Entjchlie-
ßung dann zu treffcn habcn. Den politischen
Bericht beschloß man in ciner Auflage erschei-
neu zu laffen, die es crmögliche, jedem Mit-
glied des Nalionalvercius ein Exemplar gratis
zukommen (durch die Agenten) zu lassen. Hr.
Miquel wünscht schließlich, daß die AuSschuß-
mitglieder in ihrer Heimaih im Zntcreffe des
Vereins Versammlungen veranftaltcten, nm in

hat. Am Tage, an welchem mein Mann opertrt
wurde, trank er trotz des VcrbotS mehrere Flaschen

unlcrcr Schwäne und kurz darauf der HauShund
starben plötzlich; dieS brachte mich aus den Gc-
danken, Trümpy ciperimcntire mit Gift. — Der
Peäfident fragt di- Angeklagte, ob fi« Gründc babe,
zu glaub-n, daß Trümpy Strychnin deseffcn?
Antwort: Nein! Hieraus schildcrt dic Angeklagte
dte Vorgänge beim Tode ihres Mannes in eincr
mit Demmc's Aussagen Lbercinstimmcnden Weise.
Der Präsidrnt fragt sie alsdann, °b ffe glaube,
daß ihr Mann zu der von Dr. Demmc angegrbenen
Stundc und auf die von demselden bischriebene
Wetse gestorben sri. Antwort: Ia.

(Fortsetzung folgt.)

(Stylmufter.) Wiesdaden, LS.Oct. Eln
benachbarter Bürgermeister siellt, folgendes Zcug.
niß auS: Durch diesrS bürgermrtstrrltche Zeugniß
soll nachgewicscn werden, wic achtenswerth e« zu

denselben im Sinne der Bejchlüsse deS AuS-
schuffes un» der Generalverjamnllung zu wir-
-ken. Hr PreetoriuS legte dagegen Verwahrung
ein, inbem er erklärte, daß er wohl in der
deulschen Frage u. s. w. mit dem Ausjchuß
uno der Gcneralversammlung einig gehe und
auch wic jeilher Versammlungen abhaltcn wolle,
cr jedoch in der schleswig - holsteimjchen Frage
entichiedener Gegner des AuSjchußantragcs sci
und deßhatb nicht in diesem Sinnc wirkcu könne
u»d wcrde. (N. F. Z.)

Müirchen, 1. Nov. Gcstern Nachmittag
starb plötzlich nach der Rückkchr von rincm
Spaziergang der in weiten Kreisen alS auS-
gczeichnclcr Zurist bekannle Staatsralh und
Gcneralstaatsanwalt v. Kiliani.

Wien, 1. Üiovbr. Die „KarlSr. Ztg."
schrcivl: WelcheS auch sonst die Folgcn des ein-
gctreteuen Mtmstirwcchfi'ls scin over nichl jcin
mögen, daS Eine ist fichcr, daß er eineu ent-
jchlldenden Einfluß aus die scrnere Behandlung
der jchleswig - hoisteiiiischcn Frage üben,' u»d
daß das Cabinet, wie cS jctzt ist, dcren Löjung
im »ationalcn Sinne nicht dloß föroern wird,
sondern auch fördern muß. Als dcr Kaijer
dem StaatSmimstcr, nachdem dieser die Umnög-
lichkcit bctont, mit dcm Grafen Rechbcrg zu-
sammen das Cabinet dcm Reichsrath gegenüber
zu haiten, die Frage vorgclegt, ob er ohne dcn
Grasen Rechberg auf die Majorität dcs Reichs-
raths hoffen zu dürsen glaübe, aniworlele er
mit dcm Ausdruck der festen Ueberzcugung,
daß ihm diese Majorilät nicht fehlen werde,
«enn er im Stand sein wcrde, ihr mit der
Versicherung entgegen zu treten, baß Oester-
reich für die wahrhast deutsche Lösung der Hcr-
zoglhümerfrage dic Bürgschast übcrnehme. Wcnn
nicht, nicht. Daranf hin wurde Gras Rech-
berg cntlaffen, und Herr v. Schmeriing würde
den Grafcn Mcnsdorss hiernach sicher uicht an-
genommen habcn, wcnn er sich nicht verjichcrt
hätte, daß bersetbe die answärtige Pvlitik in
dcr gedachtcn Richtnng zu teilen bereil und
eutjchloffen sei.

Oesterrcishis <l- e M on >i rehie.

Bencdig« 29. October, Ei» abschculicheS
Attenlat wurdc gcster» Abcnd wieber vcrübt,
zun, Glücke ohnc die gesährlichen Folgcn zu
haben, welche jedenfalls bcadstchligt wnrden.
Jn dcn größlcnlhetlS von Osftcicrcn bejuchten
Glaspavillon deS Bierhauses „zur Sladl Graz"
ist eine sörmliche Orsinibombc geworfen worden.
Dic Bombe bestand auS Gnßeisen, war unge-
fähr scchs bis acht Pfund schwer, mit 5 Loth
Spreugputver gcsüllt und mit 10 Kapst'ln ver-
schcn. Mit Ausnahme cines Obersten, welcher
kine leichte Conluston davontrug, wurde Nie-
mand verlctzt, und die Offtcicce ließen stch in
ihrer Unterhaltung nicht stören. Leider blieb
dcr ruchloje Thäter unentdeckt, und steht eine
Wiederholung Lhnlicher Lnbenstreiche zu be-
sürchten.

F rank r ei ch

Paris, 3. Nov. Der heutige Wochenaus-
weis der sranzösischen Bank zeigt eine Zu-
nahme des Baarvorraths von 1^/g Mill., deS

erkennen ist, vernommen zu haben, wie die Ehe-
frau X., geb. X. X. von hter, sich einem edlen
Zweck zu widmen beabsichtigt, nämltch: auf eigeüe
Kosten und persönliche Dahtngebung das Studium
aufzunehmen, welches bet Geburtshilfe weiblicher
Ereigniffc, dte Früchte sehnlicher Wünsche des be-
theiligten Geschlechts zu befriedigen vermag. Frau
L. hat in häuslicher, moralisch bewiesenen, noto-
risch santtätischer und auf das allgemeine Urthetl
sich beschränkenden Hinsicht das Lob und den Ruf
dieser Eigrnschaften zu erfreuen, weßhalb man mit
Vergnügen diese AuSfcrtigung derselben hiermit er-
theilt. (N. F. Ztg.)

Hetlbronn. Man erzählt fich Folgendes: Ein
Landmann, der ctwas spät noch in die Stadt kam,
um die' Festlichkciten bci dem Besuch I. I. Ma-
jestäten mit anzusehen, blieb ganz verwunderungs-
voll vor dem illumtnirten KilianSthurme stehen
und sagte endlich: Et, Ei, Ei! Ietzt daS hätte
t doch no au bei Tag sehe möge!
 
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