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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0449

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zelncr Apanagen. Die im Budget deS König-
reichs verzeichneten Pensionen zahlt Dänemark.
Gegenscitiges Uebersiedelungsrecht, bczichungs-
weiser zollfreier MobiliartranSport ist festge-
sctzt. Das Unterthanciirccht ist auf scchS Jahre
vorbehalten. Däncmark und die Herzogthümer
Iverden sich gegcnscitig als meistbcgünstigte Na-
tionen belrachten. Rückgabc der weggenom-
mcncn «schisse abzüglich deS Bctrags ber in
Jütland erhobenen Baarcontribntionen. Ein
Anhang enthält Detailbeftimmungeil über die
Räumung Jütlands nnd die Ratification.

Deutschland.

Karlsruhe, 5. Novbr. Das großh. bad.
Regierungsblatt Rr. 62 enthält: I. Unmittcl-
bare allerhöchste Entschlichungen Sr. K. Hoh.
des Großherzogs: 1) Dienstnachrichten: S. K.
Hoh. der Großherzog haben sich gnädigst be-
wogen gefnnden, den Calculator Wittmer bei
dcr Oberrechnilngskammer zuni Nevisor bci dem
Verwaltungshof zu crnennen; den Assistenz-
und Badearzt Joseph Wiel von Langenbrücken
aus dem großh. Staatsdicnst zn entlassen; den
Pfarrer Mathias Gottlieb in Wiesenbach auf
die kath. Pfarrei Rohrbach, Dec. St. Leon, den
kalhol. Pfarrer Heinrich Ludwig Hoffmann in
Billigheim auf die kathol. Pfarrei Hockenheim,
Dec. St. Leon, den Psarrcr Hcrmann Steiger
auf die kalhol. Pfarrci Ulm, Dec. Ottersweier,
dcn Pfarrer Franz Joseph W-iner in Dallau
ans die kath. Pfarrei Wöschbach, Dec. Bruchsal,
den Psarrverweser Alexander Weiß in Ober-
bergen auf die kathol. Pjarrci Efchbach, Dec.
Neucnburg, zu erneiincn. II. Berfügungen und
Bekaiintmachungcn der Ministericn: 1) Großh.
Ministeriums des Znnern vom 22. v. Mts.,
Verordnuiig, die Polizeistunde betreffend und
lautcnd: Auf Grund des § 5S dcS Polizei-
strasgesetzbucheS wird in Bctrcff der Polizei-
stunde vcrordnct, waS folgt: § 1. Di- nächt-
liche Polizcijtunde wird auf 11 Uhr. fcstgesctzt.
Durch ortSpolizeilichc Borjchrist kann diesclbe
auf eine frühere vdcr auch auf cine jpätere
Stunde, jcdoch nicht übcr 12 Uhr, sestgcsteUt
lvcrden. § 2. Eine Vcrlängerung der nach § 1
scstgesetztcn Polizeistundc kann durch die OrtS-
polizeibchörde bci befondcren Anläffen an cin-
zelnen Tagen für alle oder für einzelne Wirth-
schaften gestattet werden. Bci Taiizdelustigungin
steht dieS nur dem BczirkSaint zu. Eine Ab-
kürzung kann durch das Bezirksamt bei drin-
ginöen anßerordentlichcn Veranlassnngen vor-
übcrgchend angcordnet werden. § 3. Der Ein-,
tritt der Polizeistunde ist eine Vicrtelstunde
vorher anzukünden. Die BezirkSämtcr haben
die Art und Weise je nach den örtlichcn Ver-
hältnissen näher zu besliininen. Die Wirthe
odcr ihre Stellverlrcter haben jcdoch auch ohne
solche Ankündiguiig nach Eintritt der Polizei-
jtunde das Wirthschaftcn sofort eiiizustcllen und
ihre Gäste an Entscriinng zu mahnen. § 4.
Diese Vcroroiinng findct keine Aiiivendnng:
1) auf Fremde, ivelchc in Gasthäusern übcr-
nachtcn oder aut der Dnrchreise in solchcn an-
halten; aus gesellige Vercine und geschlossene
Gesellschaften, ivelche ein bcjondcrcs, nicht in
einem Wirthshaus befindlicheS Gesellschastslocal
haben. § b. Von dcm BezirkSamt können von
der Anwendnng dieser Verordnung befreit «cr-
d-n: 1) gesellige Bereine und geschlossene Ge-
sellschasten, wclche in ciiieni WirthShaus ein
von den allgemein zugänglichen Wirthschafts-
räumen getrenntcS und ausjchließcnd sür das-
selbe bestimmteS GesclljchafkSlocal haben; 2)
Wirthschaftcn, bei welchen der Fremdcnverkehr
oder anderc Verhältnisse besonderer Art eine
solche Befreiung zulässig erschcinen lassen. Diese
Bcfreiungen können jedoch bei sortgesetztem
Wißbrauch znrückgcnommen wcrden. § 6. Gc-
genwärtige Verordnung tritt mit dem 15. No-
vcmder dieses Jahres in Wirksamkeit. Von da
an Irctcn die dicsseitigen Verordnungen vom
8. Juli 1836, Regiernngsblatt Nr. 37, und
vom 19. Januar 1854, Regiernngsblatt Nr. 4,
außcr Kraft. 2) Dersclbcn hohen Stelle vom
22. v. MtS., Verordnung, die Verhütung von
Thierquälerei betr. (Werden «ir nachtragcn.)
3) Großh. Handelsministeriums vom 27. v. M.,
Nerordnung, dcn Straßenjchutz und Straßen-
verkrhr betr. (Wcrden wir nachttagcn.) lll.
Dicnsterlcdigüng. Die Bezirksforftei Wendlingcn

mit dem Sitze in Freiburg, Bewerbung inner-
halb 14 Tagen bei großh. Direction der Forfte,
Berg- und Hüttenwerke.

Knrlsruhe, 5. Nov. Se. Königl. Hoheit
der Großherzog hat sich heute früh nach Mos-
bach begeben, um von dort ans den Bau der
ncuen Eisenbahnen zn bejichtigen. Höchstder-
selbe gedenkt in Wertheim zu übernachten, mor-
gen Zhre Großh. Hoheit die Frau Fürstin Lei-
ningen in Waldleiningcn zu besuchen, ltiid nach
einem weitern Ausflug in die Umgegeud näch-
sten Dienstag in die Residcnz zurückzukehren.

Manndeim, 31. Oct. Dcr „B. LdSz."
wird von hier geschrieben: „Wir haben zu
seiuer Zeit berichtet, daß die ehemalige deutjch-
katholischc Gemeindc dahicr sich in eine „frei-
rcligiöse" und „deutsch-kalholische" getrennt hat,
da letztere sich die Reformcn, wodnrch Taufe
und Abendmahl abgeschafft wurden, als ihrem
Gewisfen widcrstreitend nicht gefallen lassen
konnte. Da verschiedene BersöhnungSversuche
an der Schroffheit und Unnachgiebigkeit, wo-
mit jene Reformen festgehalten wurden, schei-
terlen und der Rechtsstreit, welcher sich über
die Ansprüche an den gemeinjchaftlich erbauten
Betsaal cntspann, dcn Riß noch crweitertc, so
faßte der größte Thcil der deutsch - katholischen
Gemeindc, theilS aus chcmaligen Katholiken,
theils auS ehemaligcn Protestanten beftehcnd,
im Ganzen ungefähr 30 Familien, den Ent-
schluß, in den Schooß der evangelischen Kirche
über-, bczw. zurückzutretcn. Zn ihrcr bereitS
eingereichten Eingabe an dcn evang. Kirchen-
gcmeinderath berusen sie sich auf den allgemein
bekannten Grund ihrer Trennung von der frei-
rcligiösen Partei und auf ihr gefnhltes Bcdürf-
niß, sich an cine größere religiöse Gemcinschaft
anzuschließen, wobei sie hcrvorheben, daß die
evangclisch-protestantische Kirche unsereS Landcs
durch die in der neuesten Zeit errungene kirch-
lichc Verfaffüng'und Ordnung eS Zedermann,
dcr nvch auf dcni Boden des Christenthums
steht, mvglich mache, scine rcligiöscn Bedürs-
nisse ohne Beeinträchtigung seiner individuelleii
Glanbciisanschauung zu besriedigen, und daß
die aus den Schntz dcr Ucberzcugnng des Ein-
zelnen nnd deS vernünftigen Fortschritts in
dcr Erkcnnkniß gerichteten Grundsätzc dcr cvan-
gclischcn LandeSkirche mit dcr eigeiien An-
fchanung der Pctcnten vollkomincn übcreinstiiil-
inen. Wie man hört, soll der evang. Kirchen-
gemcindcrath den Herin Ltadtpsarrer Schellen-
berg beauftragt hab n, die Aufnahnie der Bitt-
steller in die cvang. Geineinde zu vermitteln.

Vom badischeu Mittelrkein, 3. Nov.,
schrcibt der „Lchw. M.": Die Erlebnisse der
KarlSruher Dcmokratenpartei bei der jüngsten
Natioiialvercinsversammluiig niüssen nngünstig
auf die Gcltnng dicscr gaiizen Richtung zurück-
wirkcn. Wird nian in Dcntschland nie cinschen
lcrnen, »aß Politik die Wisscnjchaft der gegebe-
nen Verhältnisse ist? Die großen Wortc und
die großen Anläufe, auch wenn ste von der
chrenwerthcsten politischcn Ueberzeugnng ein-
gegebcn siud, werden schließlich bedeutungSloS,
wenn maii sie ewig im ungünstigsten Zeitpunkte
auf die Tagcsordnung setzt.

Frankfurt, 5. Novbr. Das Resultat dcr
oldenburgischen BegründungSschrist ist Folgen-
deS: Erbberechtigt in Schleswig-Holstciii ist
sowohl die Gottorper, als auch die Sondcr-
burger Linie, die Erbfolge ist aber nicht die
deS gemeincn Rechts, sondcrn trifft die dem
Blnte nach fcrncre Linie vor der näheren; und
von der znr Erbfolge berufenen Linie ist der
regicrende Aelteste dcs Gottorper Zweiges be-
rechtigt, also der russische Kaiser, getzt aber
dessen vcrzichtmäßiger Substitnt, der Großher-
zog von Oldenbnrg. Die Erbobjccte bilden beide
Herzogthümer. Das dcr Sondcrbnrger Linie
etwa zuständige RevocationSrecht auf Oldenbnrg
und Delmenhorst steht außer Beziehung zu dem
gegenwärtigen RechtSstreite.

Wiesbaden, ö. Nov. Die Herzogin ist
zu Biebrich von eincm Prinzen enkbunden
worden.

München, 2. Nov. König Ludwig I. hat
300 fl. zur Renovirung des GrabmalS deS
DichterS Platcn in Syracus bcstimmt.

Berli», 5. Nov. Dcr preußische Gesandte
in Kasskl, Prinz Renß, ist in gleichcr Elgen-
schaft nach München versetzt.

GlogaN, 31.Oct Der Cominandant von
Glogau, Oberst v. Kesscl, hat jeine Entlassnng
aus dem Dienste nachzesucht.

Wien, 2. Nov. An den Tagen Allerhciligen
und M-rseelen ist der Schmelzer Kirchhof für
die Wiener Bevölkerung das Ziel ciner sörm-
lichen Wallsahrt gewescn, da sich auf dcm Grabe
dcr Märzgefallcnen nunmehr cin stattlicher
ObeliSk erhcbt, welchcn die Stadt dem An-
denken jener Tvdten errichtet hat. Die „Ncue
sreie Prcssc" vcrlangt, an dicse Amnestirung
der Gräber anknüpfcnd, auch eine Amnestic für
j-ne zahlreichen Oesterreicher, die noch immer
fern von der Heimath im Erile leben; auch
ihnen müffe endlich das erlösendc Wort: Ver-
söhnung erklingen. (Nat. Z.)

Wien, 5. Nov. Graf Karolyi wurde aus
Anlaß der österreichisch-preußischen Verhältnisse
von Berlin hicrher bernfen und hatte heute eine
Konfercnz mit dcm MinisterMensdorff-Pouillh.

Wien, 5. Nov. Der Kaiser hat dem Bot-
schafter in Pari«, Fürsten Metternich, die
Würde eincs gehcimen RatheS verlichen.

F rankreich

Pnris, 5. Rovbr. Der „Moniteur" ver-
öffentlicht eine Depesche des Hrn. Drouhn de
Lhuys an den französischen Gesandten in Turin,
Baron v. Malaret. Sie ist vom 30. Octbr.
datirt und sagt, daß die aus Anlaß der Nigra-
schen Rote gewechselten ErlLuterungcii sich in
folgenden Sätzen zusammenfassen: Ztalien un-
tersagt stch jede Anfreizung zu einer anfstän-
dischen Bewegung auf dem päpstlichen Gcbietc.
Die moralischen Mittel, wclche Ztalien seiner
Action vorbehalten, bestehen einzig in den Kräf-
ten der Civilisation und bcs FortschrittcS. Dic
Verlcgung der Hauptstadt ist weder cin provi-
sorischer AuSwcg, noch einc Etappe, sondern
ein ernstgemeintcs Pfand. Frankreich behält
sich für den Fall deS Ausbruchs cincr Rcvo-
lution in Rom Freiheit deS Handclns vor.
Das Turiner Cabinet HLlt die Politik Cavours
aufrccht, der crklärte, daß Rom nicht ohne
Frankreich» Zustimniung mit Jtalien vercinigt
werden könnc. Hr. Drouyn jchließt: „das sind
die verschiedenen Punktc, über welche ich mit
Herrn Nigra verhandelte nnd über wclche wir,
wie es scheint, einverstandcii warcn." — Dann
veröffentlicht das amtliche Blatt eine nene De-
pcsche des Hcrrn Drouhn de Lhuis vom 2.
Novembcr, welche constatirt, daß er am DicnS-
tag in Gegenwart des Kaisers mit Hrn. Nigra
weitere Erläutrrungcn ausgetauscht., und daß
man sich vollftändig cinverstanden gefundcn
habe.

E «i g i a » d

Londo», 2. Nov. Wie man vernimmt, ist
eine Pctition zu Gunstcii des verurtheilten
Franz Müller in Vorbereitung, wclche auf den
Grund hin, daß dic an Hcrrn Briggs vcrübte
Mordthal, wenn Müllcr fie wirklich begangen,
eine nicht vorher bcabsichtigte und der Act eincs
augenblicklichen Impulseo gcivescn sei, die könig-
liche Gnade für oen Verurthciltcn erflchen wird.
ES unterliegt keinem Zweifcl, daß einc solche
Pelition einc Mcnge von Unterjchriften erhal-
ten würde. Müllcr scheint die vottste Sclbst-
beherrschnng wieder erlangt zn habcn und wie-
derholt die Betheuerung sciner Unschuld und
die Versicherung, daß oer in dem Eisenbahn-
coupe vorgefundene Hut ihm nie zugehört habe; -
serner bcklagt er sich über dic AuSsagen ciniger
Zeugen und hob besonders die Angaben eincs
derselben alS durch und durch falsch hervor.

London, 4. Rovbr. Die Advocaten von
Middle-Temple geben ihren Saal her sür daS
Banket, welchcs Hrn. Berrher gegeben werden
joll. Zn demselben Saale fand das Banket zn
Ehren des Prinzen von WaleS statt.

I t a l t e »

Rom, 30. Oct. Alle politischen Processc
und Archive deS TribunalS d-r heil. Consulta
sind anf Befehl des Mons. Sagrctti verbrannt
worden. — Die päpstlich-n Truppen werden
mit AuSnahnie der Gensdarmerie aufgelöst wer-
den. (Nach der „Opinione" sollcn nur die
Lltlicntruppen in Gcnsdarmerie verwaIIdelt
werdcn. (Pcrsev.)

Turin, 31. Octbr. Die Entschädigungen,
welche der zu vcrlassenden Hanptstadt zugedacht
 
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