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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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Ministeriums unerschnlterlich von denlselben
Standxunkt dargestcllt wird, und Rom bleibt
trotz aller Umschreibungen das letzte Zicl, wcl-
cheS stets im Auge behaltcn wird. Uuter dicsen
Uiuständen glanbt man in RegierungSkreissn,
daß der französtsche iviinister der auswartigen
Angelegrnheiten, wenn auch noch mit dcm Ver-
traucn de« KaijerS beehrt, höchst jchwer stch
für längere Zeit behauxten dürfte, da daS gute
Einvernehmen mit Jtalien, auf welcheS man
nichl verzichten will, vielleicht einen Wechsel
erheischen dürfte.

S cb >v e i z.

AuS drr Scbwciz, 10. Nov. Der xreu-
ßische Abg. Tcmme, der wieder nach Zürich
zurückgckehrt ist, hat biS hcute sein Mandat
uoch nicht nicdergclcgt, wie einigc Blätter wissen
wollten. Er wird dieß jedoch in nächster Zeit
thnn, dg er weder in der schlcswig-holstcinischen,
noch in den inneru Aragen mit seinem Wahl-
bezirk (Berlin) einig ist. Temnic wird übri-
genS auch kein andereS Mandat mchr annch-
men und das xreußische Abgeordnctenhaus ver-
lietzt in ihm eine seiner bcsten Kräfte.

R „ ß l a n d.

Pcwrsburiz, 12. Novbr. Das heutige
„Journal de St. PeterSbourg" bcrichtet über
die AbschiedSaudienz, wclche eine Abordnung
der Petersburgcr cnglijchen Colonie beim Lord
Rapier hattc. Letzterer jagte unter Anderem,
die gegenseitigen Bcziehuugen zwischen England
und Rußland seicn zwar nicht innig, jcdoch
gcwährten sic einander gegenscitige gute Dienst-
lcistungen. Beide Rcgierungcn sühlten dringend
daS Bedürsniß deS FricdenS, und er (Naxier)
hoffe eine Vcränderuug in dcn russenfrcundlichc»
Gefühlen der Brittcn. Die gegenwärtigcn Be-
ziehungen beider LLnder seicn zufriedenstellcnd
und eine baldige Bcrbessernng derselben durch
die Vcrmehrung des russijchen Handels, durch
die Entwickelung der Freiheit im Reichc dcS
Czaren und durch cine zurückhaltcnde Politik
RußlandS im Oriente stche in Aussicht; dcr
Mangel an Handelsjrcihcit in Rußland sei zwar
bedaucrlich, cine Nerändcrung dcS russischen
HandelsshstemS jedoch zu erwarten.

A m e r i k a.

Ehieago, 12. Octbr. (Die demokratischen
Niederlagen in Ohio, Pennsylvanien und Zn-
diana.) Dic Wahlen deS 11. Octbr. sind dic
Vorläufer des 8. Nov., und ihr AuSfall wird
ais in der Regel cntscheidend sür die Präsideu-
tcnwahl angesehen. Die wichtigsteu Mittcl-
staaten haben gesprochen, und die Demokratie
kann jcde Hoffnung sahrcn lasien. Die Masse
deS VvlkeS will von „EinsteUung der Feind-
scligkeiten" im Felde nichts wissen scit dcm Fall
Atlauta'S, daS bedeutet die Abstimmung in
Pennshlvanien, Ohio und Jndiana. Die Mehr-
heit, mit welcher die Demokratie in diesen Staa-
ten geschlagen ist, ist cinc entschcidende, wcitere
Hoffnungen benchmcnde. Dic Anhänger Fre-
mont'S sehen keine andere Wahl vor stch, als
sür Lincvln zu stimmen. Wenn ste das Bisquit
Fremont nicht haben könncn, werden sie dcShalb

kcit deS Strychnins ift kein unüberwindtichcs Hin-
dcrniß. Wenn ein Arzt, zu dem der Paiicnt Ber-
trauen hat, zu lhm sagi: „Nehmen Sie das, cS
ift gnt snr Sic," s° süberwindet der Krankc den
WidcrwiUcn und schlnckt oas Mittel. Außerdcm,
hat das Strychnin nickt in vcrschiedcncu Gabcn
gcrcickt wcrden könncn? (Bewcgung im Saal.)
Der Tod hat so ersolgen kounen, wie Dr. Dcniine !
ihn beschrcibt, ab'cr es stebt sest, das Gift wurdc ;
dem Krankcn von dritter Hand gegcbcn. (Zischen

vom medicinischen Standpunkt zu entserncn sort
und versucht förmlich dic Anklagc ausrccht zu ,r-
hattcn, cr gcbrauckt dir Wortc: „Dic Wisscnschaft
kann VielcS behaupten, aber nichts bcwciscn."
(Gcwaltige Bcwcgnng im Saat — anhaltcndcs
ZisLen.)

Dr. Sckärcr: Ach könntc noch Vieles hicr be-
mcrken, abcr dic Zeit ist kurz; ich beschränkc mich
darauf, dic in dem Raisonucmcnt von Profcffor
Emmert grbrauchten Ausorncke zu tadcln, Jch bc-
ruse mich auf bas Urtheil allcr Anwctcnden. (Bravo,
Bravo!) Anbaltende Untcrbrcchuntz. Dcr Präsident
rnst zur Ordnung.)

Prof. Husemann: AL bcdanere, daß ein Arzt
wie Prof. lLminert dtc Wiffcnschaft her abznsktzen vcr-
sucht. Jch mnß gkgen dic Uenßerirng, dic Wissenschast
önnc Vtcl behauxtcn und Wenig bcwciscn, xrolcsti-

an den ungenießbaren Mac Clellan nicht an-
beißen, sondern sich mit dem CommiSbrote
'Lincoln begnügen. Sie werden den Aufban
dcr ncuen Welt auf den Trümmcrn der vor
1880, trotz Lincoln. untcrnehmen und für ihn
jene „cvntrolirende Macht der Ereignisse" bil-
dc», dcr stch zu beugen eingestandcnermaßen
seine Politik ist.

Neueste Nachrichte».

Wien, 14. Novbr. Der ReichSrath wurde
heute Vormittag 11 Uhr durch den Kaiser er-
össnet. Die Thrvnrede lautet wörtlich:

Gcehrte Mitglieder MeineS ReichSrathes!

Nachdem im Laufe der vorigen Sitzungs-
xcriode die Bedingungen eingctreten sind, unter
welchcn dcr Reichsrath kraft seines verfassungs-
mäßigen RcchtS die allcn Königreichen und
LLndcrn gcmeinjamcn Gcgenständc der Gesetz-
gebung zu behandeln vcrmag, habe Jch ihn zur
AuSübung dieser Wirksamkcit als die gcjammte
Vertrelung MeineS ReicheS einberufen.

Zndem Zch seiu: Session eröffne, bcgrüße
Zch Lnc, Erzherzoge, Prinzen Meines HanseS,
hochwirdigstc, erlauchtc und gechrtc Herren,
von beidcn Häusern deS ReichSralhes. ES ist
Mcine Abstcht, sobald die Beendigung Jhrer
Aufgaben den Schluß diejer L>itzungsxeriode
hcrbeigesührt haben wird, den engeren Reichs-
rath in seine Wirksamkcit tretcn zu lasscn.
Ebenso gebc Jch Mich der Erwartung hin, daß
in der östlichen Hälsie Meines Reiches die ver-
sassungsmäßige Thäligkeit, wclche schon in
Meinem Großfürstenthume Siebenbürgen er-
frculich waltet, alleuthalben aus's Ncue werde
begiunen könncn.

Auf dieseS Ziel, welcheS Jch im Znteresse
jener Königrcichc, ivie nicht minder des gc-
sammtcn RcicheS i» nahcr Zeit erreicht zu
sehen wünsche, sind die ernsten Bcmühunge»
Meiner Regierung gerichtet. Bertraucn nnd
wahre Einstcht werdcn zu segcnsvollcm Gelin-
gen sühren.

Eine Reihe bcdeutsamer Ercignisse für Mein
HauS wrc sür das Reich licgt zwijchcn dein
Schlusse dcr vorigcn SitzungSpcriode und heu-
ligcm Tage. Die mit Mciner Znstimmung
erfolgte Annahme der mcricanischen Kaiserkrone
von Seitcn MeincS Herrn BruocrS, Erzhcrzog
Ferdinand Maximilian, jetz! KaiserS Maximi-
lian I. von Mcxico, hat cinc Regelung der
hicrbci in Betracht kommende» Agnatenrechte
nothwendig gemachl. Zu diesem Ende habe
Jch am 9. Axril 1864 zn Miramare eincn
Familienpakt oollzogen, welchen Meine Rcgie-
rung Jhucn mitzutheilen beauftragt ist.

Beseelt vo» dem eisrigen Beftreben znr Er-
haltung und Befestignng dcS allgemeine» Frie-
denS bcizntragen, wünsche Zch Mir Glück zu
dem gute» Einvernehine» uno de» Beziehungen,
die zwischcn Mir und den übrigen großcn
Mächlcn Euxopa'S bcftehen.

Jch werdc nicht aufhörc», diese Beziehungcn
soxgsältig zu pflegen und Alles zu thun, um
von Mcinem Reiche, wclcheS gcgeuwärlig mit
so wichtigcn innern Aufgaben bcschäfligt ist,
auswärtige Verwicklungcn jern zu halten.

Eine ürsachc langjährigen VtrciteS im Nor-

rcn. Jch protcstirc im Namen drr Wisseuschast,
(Anhattcndcö Bcisallsgcschrei.)

(Fortsctzung solgt.)

Proceß Müller in London.
(Schluß.)

Schticßlich schrribt im „Daity Tclcgraph" vom
4. Nov. ein Hr. M. S. Hacknry 3.: „Jil Bczug
varauf, daß Mr. Poolc tll Edmonton cfne Droschkc

vcrbundcn hattc/in dcr Nacht dcr Ermordung dcs
Mr. B. gefcbcn baben wfll, — erkläre ich, daß in
jener Racht zwischen halb 1t Uhr und 1t Uhr ein
jnngcr Mann in Bcalcitung von zwct odcr drri
Andcren in mcinem Ladcn (ick bin ein Apotheker)
tn der Nähc von Victoria Park trat und verlangtc,
lch sollte cinr Wunde, welche er am Htntcrkopf
halte, nntersnchen und verbinden. Ec war sehr
ausgercgi, ich hi,lr ihn sogor siir b-trunkcn und
schickt! ihn fort. indcm ich ihm ricth, mit warmcm
Waffrr seinc Wundc zu waschcn. AlS ich fpäkcr
von dcm Mor« hörtc, machtc ick Anzcigc von dcm
Vorsall nnb kamcn auch zwcimal Pdlizribcamtc zn
mir; -is sic jedock meine B-schreibung dcö ManncS
nickt mit dcr drS Müllcr übcrcinstimmcnd fandcn,
gingcn sic wirdcr, ohnc daß ich ktwas Wkitcrcs
gchört habc. Jch hatte cs snr inciuc Pfticht, dicscn

dcn Dcutschlands ist soeben auf d!e ehrcnvollste
Weise beseiligt wordcn.

Die Vertxetung Meincs RcicheS wird mit
bewährtem palriotischem Gefnhlc Meine Be-
friedignng darüber theilen, daß dem Kriege
zwijchen dcn drutschen Mächten und Däncmark
durch dcn FriedenSvertrag, dcr zu Wien am
30. October mitcrzcichnet wurde und desscn
Ratistcation binnen wenigen Tagen gewärtiget
wird, ein Ziel gesctzt wordcn ist, welches die
Erfüllung auch der höchsten Erwartung in sich
schließt.

Die Tapserkeit der verbündeten Truppen und
der Kriegsmarine Oesterreichs nnd Preußens
hat einen gtänzenden Preis crfochten, die weise
und gerechte Zurückhaltung der ncutralen
Mächtc das endüche Einverftändniß erleichtert.

Die Einigkeit zwischcn Mir und Mcinem
erhabenen Bundesgcnossen, dem Könige von
Preußen, hat ihren hohen Werth durch denk-
würdige Ersolge von Rencm erprobt.

Das gcjammte Deutschland aber, Jch zweifle
nicht, wird AngesichtS dcr ruhmvollen und
glücklichen Lösung der Frage, von der es im
Znnersten bewegt wurde, jene Eintracht wie-
derfinden, wclchc für jeine eigene Sicherheit
und Wohtsahrt, wie für die Rnhe und daS
Gleichgewicht Enropa's einc so mächtige Bürg-
jchajt dildel.

Zu Meinem Bcdauern haben die nnhcilvollen
Wirkungen, welche in letzler Zeit die Ereignisse
im Königreiche Polen aus die benachbartcn
Länder Meincs RcichcS übteu, Mciner Regie-
rung die Nothwendigkeit auserlegt, AusnahinS-
maßregcln znr Wahrung dcr inneren Ruhe
und znm Schutze der Person und dcs Ei^cn-
lhums der sricdlichen Bcvölkcrnng übcr diese
Länder zu verhängen.

Sie jind vou günstigem Erfolge sür die Si-
cherung dicjer gcfährdelcn Jnleressen gewesen.

Mit Befricdigung habe Jch wahrgenommen,
daß ein Lheil dieser Maßregel» jich schon der-
malen enldehriich gezcigt hat, und gerue gebe
Jch Niich der Erwartung hin, in nicht ferner
Zrit sie ganz beseitigl zu jehen.

Jhre desondere Ausmerksamkeit werden dic
Angelegenhcitcn der Finanzen Mcines ReicheS
in Anspruch nchmen.

Die nngünstigen Verhältnisse, welche allent-
halben den europäischen Geldmarkt deherrjchen,
konnten nicht ohne hemmende WirkungeN ans
die Kortschritte dcr volkswirthschaftlichen und
finanziellen Eiitwicklungcn Oesterrcichs bieibcn.

Zn dicjer unverkennbar schwierigen Lagc ist
die Bedeckung des gesteigerlen StaalScrfordcr-
nisscs doch ftcts pnnktlich ersolgt.

DaS ernste Slreben nach Ersparungen bietet
beruhigende Anhaitspunkle; nach crfolgter Til-
gung dcr außcrordentlichen SlaatSzahlungen,
welche in der gegenwärtigcn Periode noch be-
stehen, ist die endliche Beseiligung der Stö-
runge» im Geldwesen und im Gleichgewichte
deS StaatShanshalteS zu erwarten.

Es weroen Zhnen ausnahmSweise in der
gegenwärügcn SitzungSpcriode zwei Staals-
voranschläge, nämlich jener für daS Zahr
1865 und in unmittelbarer Folge auch jcner
für daS Zahr 1866 vorgelegt werden.

Vorfall jctzt zur öffentüchcn Kcnntnlß zn bringcn."
— Ein cvcnsalls iiicht vorthetlhasteö Licht auf das
bei dlrsein Proccß bcobachtctc Verfahren wlrft das
Bemühcn des Soücttorö-Gcncral, dtc Äussage dcs
Mr. Lec zu schwächcn und zu verdächtigen, währcnd,
so lange dic Kronc boffen koniite, Lec würvc tn
Müllcr ctnc dcr tm Waggon bcftndlich gcwcfcnen
Peisoncn wicdcr crkeniicn, der ebrenwerlhe Mr.
ThomaS Lec dcr beste Zeugc von dcr Weit war. —
Dcr Sitzung der German-Sociely wohnten Dr.
Kinkcl, Dr. Bcigel und Baron B. v. Erlanger
^l. — Man glaubt in Lonbon nichl, daß Sir

herkömmllcher Wcife eilie Aenocruiig oder cin Aus-
schub dcr Strasc ntcht ersolgen kann. Dcr Lorochlcf
Baron Pollack sowohl wie Baron Martin scheinrn
ibren Acnßeruiigen bkim Resumö und Urthcils-
spruch nach, nicht gencigt, sich für MStlcr zn ver-
wcndcn.

Dcr SchlcSwig-Holftcinisch, Thrvn ist ein Zwit-
ter, — cS ist gar nicht daraus klug zu werdcn,
wclch-mG-schlcchtcrcigcntlichangehört;
odcr cr tft viclmchr ein Ncutrum, — dcnn bis
scbt achört crkeincmvonbctdcn.

(Gl. M.-Ztg.)
 
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