Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 257-282 November
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0501

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
angenommen); daS AbgeordnetcnhauS sxricht
den Wnnsch auS, der Bclagerungszustand in
Galtzien möge in dcr kürzcsten Frist !n seinem
vollem Umfange antgchobcn werden, Der Club
wird dasür stimmen, daß der Adretzausschuß
nur aus 9 Mitglieder» bestehe, und hat als
seine Candidaten ausgestcllt: Giskra, Hcrbst,
Zimmcrmann, Potocki (oder Grocholski), Rech-
baucr, Bcrger, Mühlfeld, Kaiserseld und Brinz;
cventucll, wenn die Zahl von zwölf Mitglic-
dern angenommen wcrden sollle, die Abgcord-
neten Eugen Gras KinSky und Dr, Schindler.

Z ta l i e »

Mailand, 18. Nov. Die „Gazetta di
Milano" zeigt an, datz nächstens in Mailand
ein Mceting abgehalten wcrde» soll zur Uuter-
stüzung der Jnjurgentcn in Vcnetien. DaS-
selbe wird im Thcaler de la Stradera unter
dem Präsidium deS Dexutirten De Boni statt-
sindcn. Jn Parma soll nächsten Sonntag
gleichfalls ein ähnliches Meeting unter Vorsitz
des Hrn. Bertani stattfinden. Herr Camxa-
nclla «ird demselben beiwohnen.

G r i e ch e n l a n d

DaS hellenische Ministeriuni hat der Natio-
nalversammlung einen Gcsetzcntwurf vorgclegt,
welcher den Stand der bewaffneten Land- und
Scemacht auf 12,000 bestimmt. Die Zahl der
Rekruten dicseS Jahres wird sich auf 3000
Mann belausen.

A m e r i k a.

Rio de Janeiro, 22. Oct. Die Vcr-
mählung dcs Grafen v. Eu mit der Prinzessin
Zsabel wurde am 15. Octbr. vollzogen. Der
Graf v. Eu ist zum Fcldmarschall ernannt.
Die Neuvermählten haben sich nach PctropoliS
begebcn. Die sremden Gesandten in Monte-
video haben ihre Vermillclungsversuche einge-
stellt. Brasilianijche Trupxen stehe» auf dem
Gebicte der orientalljchen Rexublik.

Asic n.

Die aus Europa zurückgekehrte japanesische
Gesandlschast ist wegeu Ueberschreituug ihrer
Vollmachteu in's Gefängniß geworscn worden.
Es wird demnächst eine neue Gesandtschasl nach
Europa abgehen und alle Länder besuchen, mit
welchen Japan in Beziehungen steht.

Neueste Rachrichten.

Neuyork, 10. Nov. Lincoln ist wicder
zum Präsidenten der Vercinigten Staaten ge«
wählt worden. Gold 243^/z, Wechselcurs 265,
BoudS 111^/z, Baumwolle 143.

Turin, 20. Novbr. Der Finanzminister
Sclla verlangtc aus Gründen der Dringlichkeit,
daß die Depulirtenkammer mit Umgehung der
allgemeinen Discussion sofort zur arlikelweisen
Discussion der Finanzvorlagen schreite. Die
Kammer stimmte zu und votirte die crsten sünf
Artikel. Die DiScussion wird wahrscheiulich
schon morgen zu Ende gehen.

Berlin, 21. Nov. Jn der heutigen Siz-
zung des Staatsgerichtshoses in dem Polen-

tn einen Materialladen zu gehen und Schwcfelsaure
zu kaufen; Sie stiegen alsdann die Treppe zur
Wobnung der Giraub hinauf, nicht lange nach
Jhrem Manne; Sie schellten, Giraud öffnete Jhnen
persönlich, und Jhre erste Bewegung war, derselben
die Schwefelsäure in's Gesicht zu schülten, wodurch
fie allrrdings furchtbar entstellt worden ist ...

Antwort: So ist es, ich kann und will eS nicht
läugnen.

Ein Zeuge tritt vor und gibt seinen Na-
men an.

Präs.: Sie sind der Mann? Wir können Sie
nicht vernehmen; Sie finb hier der Schuldigfte von
Allen, Sie haben Ibre Frau auf diese Bank ge-
bracht. Setzen Sie fich.

Man vernimmt einige Zeugen. Der Portier des
Hauscs hat daS durchbringende Schreien der Giraud
grhört und fie, oben angekommen, in gräßlicken
Schmerzen fich am Boden liegend krümmen und
winden grsehen. Sie wurde dann in's Spital ge-
brackt.

Ein zweiter Zeuge, ein Nackbar, kam ebenfallS
erst nach der Katastrophe hinzu. Die Giraud wälzte

processe stellte der Oberstaatsanwalt gegen die
zu contnmazierenden Angeklagten Dzialzeski,
Guttri, Wolnieciwicz, Kernczewski, Taczanowski,
Zukozewski, Radecki, LutowSki, Jaruczewski,
Jagaczeweck und Lukoczewski wegen Hochver-
raths den Antrag aus Todesstrafe und Ver-
fügung des Vermögensverlustes; gegen den an-
wesenden Angeklagten Kosinski beantragte er
ebenfalls Todesstrafe.

Wien, 21. Nov. Jm Abgeordnetenhause
sprach Berger sür Verweisutlg der Rogawski-
schen Angelegenheit an einen Ausschuß. Das
Haus nahm den Antrag mit großer Mehrheit an.

Aus Bern wird von geftern telegraphirt,
Dr. Hermann Demme und Fräulein Flora
Trümpi werden seit acht Tagen vermißt und
von ihren Verwandten eifrigst gesucht. Laut
einer heute veröffentlichten Anzeige der Familie
Demme haben sie zusammcn im Genfer See
ihr Grab gesucht und gefunden. Der Ab-
schiedsbries der Unglücklichen an ihre Eltern
ist von Lausanne datirt.

-s- Heidelberg, 21. Nov. Der Bericht,
welchen Hr. Bürgermeister Krausmann in
dcr Großausschußsitzung am verflossenen Don-
nerstag erstattete, betras vorzugsweise finanzielle
Anliegen und Angelegenheiten, insbesondere die
außerordentlichenGemeindebedürfnisse und deren
Deckung. Zu den Axbeitcn, welche hinsichtlich
der Verschönerung, Annehmlichkeit und Gesund-
heit auszuführen sind und nicht unbedeutende
pecuniäre Mittel erheischen, gehören die Voll-
endung der Zwingerstraße bis zu Hartmann's
Besitzthum mit Einschluß der Neupflasterung
der einmündenden Seitenstraßen, die Herstel-
lung eines Canals an der Leopoldstraße, eines
Canals in der Plöckstraße und eines dritten
Canals vom nördlichen Theile des See-
gartcns bis zu Ende des Pariser Weges.
Die erwähnten Unternehmungen, deren Aus-
führung die hiesige Stadtgemeinde beabsichtigt,
beanspruchcn einen Aufwand von nahezu drei-
zehnlausend Gulden. Dazu kommen noch Aus-
gaben, welche durch bestehende Berechligungen
und deren Benützung nothwendig geworden:
Herstelluug von neuen Meßbuden, neue Brun-
nenleilung zum Speyererhof, Herstellung von
Landungsplätzen und Ansahrten, Herstellung
und Vergrößerung des Schutzhauses auf
dem Königstuhl. Sodann kommen in dem Be-
richte des Hrn. Bürgermeisters die Positionen:
Neckarvorland, Hausackerweg, Wasserankauf,
Leitung und Brunnenherstellung mit einem Auf-
wand von nahezu 54,000 fl. Jn dem Be-
richte ift jeder einzelne Posten näher erörtert
und begründet. Durch Kapitalausnahme sollen
die Mittel zur Bestreitung des sür alle diese
Unternehmungen erforderlichen Aufwandes ge-
wonnen werden. Nach der Gemeindeordnung
ist aber zu einem Anlehen die Zustimmung des
großen Ausschusses ersorderlich. Der Antrag
des Gemeinderathes geht daher 1) auf Ermäch-
tigung zu den genannten Auschaffungen und
Herstellungcn, 2) auf Genehmigung eines An-
lehens zur Deckung des berechneten Aufwandes
von 88,000 fl. Jn Folge der gedrückten Lage

sich halb sinnloS auf der Erde herum und rtef cin-
über das anderemal: Ich sterbe... das habe ich
nicht vcrdient... Jch bin verloren für tmmer!

(Schluß folgt.)

Foix. Seit einigen Tagen ist in Foir wieder
viel die Rede von den Mordthaten, die Anfangs
dieses Iahres in dem Scklosse von Baillarb be-
gangen wurden. Bekanntlich ließ einige Tage nach
der Verurtheilung Franz Audouy'S und Iacaues
Latour's ersterer seinen Koffer, welcken er im Ge-
fängnisse hatte, abholen. Man untersuckte den
Jnhalt desselben und fand darin eine Medaille,
die a-n etn mit Blut getränktes Band befestigt war.
Ein hier seit Kurzem wohnender junger Soldat
von der Reserve, gebürtig auS Labastide de BespleS,
das bekanntlich in dcr Nähe des Scklosses Baillard
liegt, hörte dieser Tage von der gemachten Ent-
deckung sprechen und erklärte sofort, daß er in den
Händen einer der ermordeten Mägde des ScklosseS
von Baillard eine ähnliche Mebaille gesehen habe.
Der General-Procurator hörte von dirser Erklä-
rung und ließ den jungen Soldaten kommen. Der-

des Geldmarktes sind die Pntworten auf die
Anfragen in Franksurt und Basel bezüglich öer
beabsichtigten Kapitalausnahme sehr ungünstig
ausgefallcn. Es erübrigt daher, heißt es in
dem Berichte, nur der srüher eingcschlagene
Weg der Ausgabe von Schuldurkunden
auf Jnhaber, und es ist kaum daran zu zwei-
feln, daß in dieser Weise die nothwendige Geld-
summe aufzubringen ist. Am Schlusse seines
Rcserats constatirt der Hr. Bürgermeister die
völlige Einstimmigkeit des Gemeinderaths und
engern AusschusseS bezüglich der Beschlüsse,
welche die erwähnten Unlernehmungen betreffen.
Mit deren umsichtiger Aussührung wird Hei-
delbergs Aufblühen und Gedeihen wesentlich
gefördert werden.

Aus Baden. Am 13. Novbr. tagte zu
Lörrach die Generalversammlung der badischen
Notare. Der Vorsitzende, Hcrr Rechnungsrath
Killy, beglückwünschte den Verein bezüglich der
ihm im neuen Notariatsgesetz gewordenen Er-
rungenschaft, das ein bedeutender Schritt näch
vorwärts sei, zu welchem der Verein durch seine
rastlose Thätigkeit unbestreitbar das Seinige
beigetragen habe. Beschlossen wurde, den Ver-
ein, als das einzig rechtmäßige Organ der
Sterbekasse, noch fortbeftehen zu lassen, obgleich
ehestens die Notarkammern gebildet würden.
Man ging hiebei von der Ansicht aus, daß der
Verein die den Notarkammern noch fehlende
Vereinigung schaffen und so gewissermaßen ein
Nothbehelf sein werde, für den vorerst nur den
Anwaltskammern gewährten verbindenden Aus-
schuß. Jn Bezug auf die neue Geschäftsord-
nung für die Notare und die beigegebenen For-
mularien wird ein dahingehender Antrag ange-
nommen, die benannte Sache durch Commissto«
nen in Bcrathung zu nehmen und das Resultat
in einer Schrift zusammenzufaffen und den
Rotarskammern zu thunlicher Verwendung zu
übergeben. Für den Fall, daß bis dahin die
Kammern noch nicht coustituirt sind, soll das
Berathungsergebniß höheren Orts zur baldigen
Berücksichtigung vorgelegt werden. Als Direc-
lionsmitglieder des Vereins wurden gewählt:
Director und Präsident: Notar Herr Julius
Eisinger in Baden; Beiräthe: die Notare Her-
ren Julius Sevin in Emmendingen, Constantin
Serger in Offenburg, Heinrich Pezold in Hei-
delberg und als Secretär Friedrich Wolf in
Steinbach. An die Versammlnng reihte sich ein
heiteres Mahl. Während deffelben überreichte
eine Abordnung des VereinS dem scitherigen
Director Killy, zum Zeichen der besondern
Verehrung und Zufricoenheit in Ansehung
seiner seitherigen Leitung der Vereinsangelegen-
heiten, eine paffende, mit zueigender Jnschrift
versehene Ehrengabe. — Die Domanialwaldun-
gen waren nach einer Zusammenstellung der
„Bad. Ldsz." im Jahre 1862 folgenden Aus-
nutzungen unterworfen und wurde daraus der
beigesetzte Betrag erlöst: Bau- und Nutzholz
35,150 Klafter zu 924,877 fl., Scheit- und
Prügelholz 86,079 Klftr. zn 970,810 fl., Reis-
holz 27,808 Klftr. zu 203,340 fl., oder im
Ganzen 149,039 Klftr. zu 2,099,027 fl. Es
wurden im Ganzen 1553 Klafter weniger als

selbe erzählte, daß seinc Mutter, welche Labastide
bewohne, eines Tages krank gewcsen sei. Pelagie
Bichcyre, die unglückliche Köchin des Herrn Bugad
de Lassalle, set zu ihnen grkommen und habe seiner
Mutter ihre Hülfe angeboten. Während der Un-
terhaltung habe Pelagie seiner Mutter etne Me-
daille zum Küssen hingereicht; die Pelagie habe
dieselbe am Halse getragen und fie herabgenommen
und bemerkt, daß die Buchstaben 4. und A auf
derselben ringravirt gewesen seien. DaS ungefähr
einrn Lentimeter breite Band habe einen doppelten
Knoten gehabt, über welchen die beiden Enden
hinauSreichten. Nachdem man die Aussagen des
jungen Soldaten verificirt hatte, stellte es sich her-
aus, daß die von ihm gegebcne Beschreibung genau
äuf die in Audouy's Koffer gefundene Mebaille
paßte. Die Schlüsse, dte man daraus zirht, liegen
auf der Hand. Audouy, der sick immer noch im
Gcfängnisse zu Foir befindet, läugnet jedoch nach
wie vor. Er hat biS jetzt seine Ruhe vollständig
bewahrt.
 
Annotationen