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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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N»ch dkr „N.ZüricherZ." herrscht in Bern
allgemein die Ansilht, daß der angebliche Tod
Demmc'S und der Flora Trümpy eine groß-
artige Mystification sei, um Demme den Nach-
forschungen der Behörden zu entziehen in Folge
ciner wegen DiebstahlS neu eingeleiteten Unrer-
suchung gcgen ihn.

Jn Jrland hat sich ein Nationalverein ge-
gründet, derselbe hal ein erjtes Flugblatt „Eng-
lands Unrecht an Jrland", das starke Anklagen
gegen England enthält,

Von General Sherman sollen sehr günstige
Nachrichte» zu Louisville cingetroffen sein, deren
Veröffentlichung noch zurückgchalten werden
(weil die Bcwegung noch nichl vollendei jci).
Auch soll General Gillen in Ost - Tennessce
Vortheilc über die Seceisionisten erlangt haben.

A»r Schlc8wig-Holstei»'sche»
L»che.

Flenoburg, 20. Nov. Se. Kgl. Hoheit
Prinz Friedrich Karl hat folgenden tlrmecbe-
fehl erlasscn: Hauptquarlier Flensburg, 18. No-,
vember 1864. Kamcraden der verbündeten
Armec! Der Fricde ist geschlossen uno dieser
zwcite dänischc Krieg beendet. Eiu rühmiicher
Friede nach dcm glorreichen Kricgel Die vcr-
büudctc Armcc trcnnl sich und mein Commanoo
hört auf. Es ist mir Bedürfniß, vorhcr zu
dankcn, dcn commandircndcn Hcrrcn Gcncralen,
de» Generalen, Commandeuren, Ossicieren und
Soldatcn sür das Berlrauen nnd die Bereit-
willigkcit, wclchcn ich — glkich dem Feldmar-
jchall Grasen v. Wrangel, »reineni Vorgängcr

— jcderzeit und allcr Orten bcgegnct bin.
Diescs Enlgkgenkommcn stclltc die Ersolgc sicher.
Und in der That, übcrall und inimer waren
unsere ruhmrcichen Fahnen sicgreich, und was
Zhr auch SchwierigcS übcrnahmt, cs ist Euch
gelnngcn. Jn diejcr und niancher andern Bc-
ziehung wird der Fcldzug von 1864 sür Euch
und die Nachwclt ci» dcnkivürbiger bleibcn.
Seit SO Jahren habcn Oesterreich uud Preußcn
wicder nedcn einander gekämpft sür dieielbe
Sache. Und eng verbündet, wie es unscre
Ntonarchen sind, so s-id Jhr, österrcichische und
prcnßische Wassengesährlcn, wie Brüder Euch
begegnet. Kein Mißton, Nichts hat jcmals diese
Eintracht gestört. Deß' zum Andcnken wcrden
wir unS sreuen, die KriegSdenkmünze, die un-
sere Monarchen für den Feldzug zu verleihen
die Gnade haben, Alle am gleichcn Bande zu
tragen. Die Farben dcsselben mahnen uns,
daß wir gute Kriegskanieraden, die wir sind,
auch in Zukunft bleiben, aber auch daran, daß
„Oestcrreich und Prcußen vcreint" stark und
mächtig, ja, so Gott will, unüberwindlich sind I

— Der Oberbefehlshaber der alliirten Armee:
Friedrich Karl, General der Cavallerie.
_(N. A. Ztg.)

D e u t s ch l a n d.
Karlsrube, 25. Nov. Das 11. Bullctin
über daS Befinden Jhrer Großh. Hoheit der
Frau Markgrafin Wilhelm lautet. Die letzte
Nacht verlief viel ruhiger; im Uebrigen ist der
Zusland der hohen Palientin bis Mittags wie
gestcrn geblieben; von da an trat vermehrter

Franzose, seinem Stande nach rin Kaufmann, her-
vor und schrie, mit den Fingern auf den alten ge-
fangenen Merikaner zeigend: „Das hier ist der
schändltche BösewiLt, der mich um mein ganzes
Erdcnglück gebracht hat." Auch der Gefangene er-

nun sogleich zur Eommandantur und bezeichnete den
Alten und seine briden Söhne, als die Hauptan-
führer einer Rauberbande, die ihn vor mehreren
Monaten in etnem Landhause überfallen, arg miß-
handelt und auSgrraubt hätte. Die junge hübsche
Frau beS Unglücklichen war von diesen grausamen
Kerlen auf eine so rohe Weise gemißhanbelt wor-
den, daß fie an den Folgen einige Tage später
starb. Auch noch andere Zeugen traten auf, welche
bestätigten, daß der gefangene Graukopf nebst set-
nen beiden Söhnen mit die grausamsten, gefähr-
lichstcn Räuber wären, welche überhaupt tm ganzen
merikanischen Gebiete lebten. Mindestens etn Dutzend
Mordthaten, oft auf die scheußlichste Wetse verübt,
wurden den Kerlen nachgewiesen.

Nun, ihr Schicksal war damit entschieden, und
schon am nächsten Morgrn verurtheilte daS Stand-

Schwächezustand ein. Dr. Buchegger. Dr.
Meier.

Karlsruhe, 25. Novbr. Das heute er-
schicnene Regbl. Nr. 67 enthalt (außer Per-
sonalnachrichten):

I. Versügungen und Bekanntmachungen der
Ministerien. 1) Bekanntmachung des großh.
JustizministeriumS: Berichtigung, die Bildung
der Geschwornen- und Schöffenliste betreffend.
2) Bekanntmachungen des großh. Ministertums
des Jnnern: a) Verordnung: Die öffeutlichen
Lotterien und Ausfpielungen, sowie Aufstellung
von Glücksbuden betreffend. b) Die Prüfung
des Candidaten der Pharmacie, Alban Zahn
von Elzach betreffend. Derselbe wurde nach
ordnungsgemaß abgehaltener Prüfung von gr.
Obermedicinalrath als Apotheker befähigt er-
klart. 3) Bekanntmachung des großh. Han-
delsministeriums: Die Bestimmung der Grenzen
der Wasser- und Straßenbauinspectionsbezirke
betreffend. Darnach haben Sc. Königl. Hoh.
der Großherzog mit allcrhöchfter Entschlie-
ßung aus großh. Staatsministerium vom 22.
Sept. d. I. allergnädigst zu bestimmen geruht,
daß die Grenzen der Wasser- unv Straßenvau-
Jnspectionen Mosbach, Bruchsal, Lahr, Donau-
e,chlngen, Freiburg, Lörrach und WaldShut nach
den neugebildeteu Grenzen zwijchen den Aemtern
Moöbach und Sinsheim, Wolfach und Triberg.
Neustadt und Freiburg, Schopfheim und Säk-
kingen festzuftelleu seien. Die bezeichnete nene
Eintheilung der JnspectionSbezirke tritt mit dem
1. Jan. 1865 in Wirksamkeit.

II. Todesfälle. Gestorben sind: Am 4 No-
vcmber d. I. der kath. Pfarrer I. E. Hcld in
Mühlingen. Am 7. Nov. der evang. Pfarrer
Hitzig in Brombach.

Karlsruhe, 23. Nov. Die vier Landes-
commissäre, welche bekanntlich den Rang als
Ministerialräthe besitzen, sollen gesetzmäßig zu-
weilen an den Verhandlungen dcs Ministeriums
des Jnnern Theil nehmen. Diefelben haben
nun heute zum ersten Male seit Einführung
der neuen Organisation in diesem Sinne func-
tionirt. Durch diese Veranstaltung soll der
lebendige Rapport der obcrsten Vcrwaltungs-
behördc mit den LandeSinteressen aufrecht er-
halten werden. — Dic planmäßig versnchte
Deutung der Entlassung Eckard's als Anfang
zur „Umkehr" ift eine gänzlich irrige, das in-
nere Staatsleben Badens erleidet nicht die min-
deste Acnderung in diesem Sinne. (S. M.)

München, 23 Nov. Die „Allg. Ztg."
vernimmt aus Wien, daß Oesterreich sich ent-
schlossen hat, mit Bayern und der Schweiz die
definitiven Beschlüsse über die Erbauung der
Bodensee-Bahn von Lindau über Bregenz nach
Rorschach zu fassen.

Z r a n kr e i ch

Paris, 23. Nov. Der „Moniteur" mel-
det, daß General Nussuff am 16. Novbr. zu
Laghnat die Unterwkrfung aller Stämme seiner
Divifion entgegen genommen hat. Am 19.
sollte er sich mit dem General Deligny ver-
einigen. — Der „Constantitutionnel" enthält
einen von Boniface unterzeichneten Artikel, in
welchem gesagt ist: „Wir wissen, daß der Kaiser

recht sie zum Tode und zwei Stunden später ließ
ich sie auf den Platz führen, auf bem sie erschossen
werden sollten. Ein Dominikanermönch nahm ihnen
die Beichte ab. Der eine Sohn war fichtbar zer-

thaten ein, während der Alte und der andere Sohn.
in ihrer trotzigen Wildheit verharrten. AlS ich die
drei Verbrecher nach dem Platze, auf bem sie er-

lich auf ungesatteltem Rosse, daS ganz mit Schaum-
flocken bedeckt war, ein junges Mädchen im rasend-
sten Galopp angesprengt. Zhre langen schwarzen
Haare flcktterten wild um ihr Gesicht, die Kleidung

die höchste Eile fie getrieben hatte. Mit der Schnel-
ligkeit und Gewandtheit einer Tkgerkatze sprang sie
von ihrem Pferde und bevor die Zuaven, welche
die Erecution ausüben sollteu, sie daran verhin-
dern konnten, hatte sie die Wachen durckbrochen
und fich dem jüngsten RLuber an die Brust ge-
worfen, ihn mit ihren Armen fest umschlingend.
Es war die Braut deS Verurtheiltcn, ebenfaUS die
Tochter eines bekannten RäuberS, welche soeben
vvn einem Vertrauten das Schicksal, dem ihr Ver-

sein Bedauern darüber ausgesprochen hat, daß
Hr. Persigny in seinem Briefe an Hrn. Girardin
den Wunsch einer Abänderung der Preßgesetz-
gebung ausgedrückt hat.

Paris, 23. Nov. Ein Schreiben. welches
Hr. v. Persigny an Girardin. den Redacteur
der Presse, gerichtet hat, wurde nicht allein als
eine Bekehrung Persigny's, wenn auch in sehr
mäßigem Sinne, zum Liberalismus gedeutet,
sondern auch, als im Vorgefühle seiner Wie-
derberufung in's Ministerium geschrieben, mit
einer Wichtigkeit umgeben, welche, wie sich nun
herausstellt, ganz grundlos war. Der „Con-
stitutionnel" erklärt bereits, daß die Jbeen, die
Persigny in seinem Schreiben entwickelte, kei-
neswegs die der Regierung seien, und daß es
in hohem Grade zu bedauern sei, daß diese
Auffassungen geltend gemacht wurden. Es ist
.dies ein harter Tchlag für die Hoffnungen
Persigny's und bekundet zugleich die Absicht
der Regierung, von dem bisher vorgczeichneten
Wege nicht abzuweichen.

Paris, 24. Nov. Nach dem heutigen Wo-
chcnausweis der französischen Bank haben zu-
genommen der Baarvorrath um 24^/z Mill.
und das Guthaben des Staats um 4^/z Mill,
dagegen abgenommen das Portcfeuille um 20^/z
Mill., die Vorschüsse auf Unterpfänder um 1^/z
Mill., der Notenumlauf um IVg Mill. und daS
Conto-Corrent der Privaten um 2^/z Mill.

E ch w e i z.

Bern, 24. Nov. Der „Bund" veröffent-
licht heute folgende Ecklärung: „Entgegen ven
im Publikum und in der Presse verbreiteten
Verdächtigungcn in Betreff meiner Veröffent-
lichung über den Tod von Dr. Herm. Demme
und Flvra Trümpy erkläre ich hierdurch auf
Ehre und Gewissen, daß ich die sragliche An-
zeige mit blutendem Herzen erft nach den sorg.
fältigsten Nachforschungen und in der sesten
Ucberzeugung von der Wahrheit der Todes-
nachricht gemacht habe. Wenn es sich baher
herausstellen sollte, daß der Tod blos zum
Zweck der Veroeckung einer Flucht vorgespiegelt
worden fei, so wäre ich zunächst r>er Betrogene
und würde in der Verurlheitung einer fotchen
ehrlosen Handlungsmeise mit der öffentlichen
Meinung einig geheu. Die Zeit wird hoffeut-
lich zur Ermittlung der Wahrheit führen. Dr.
Demme, Vater."

Dieser Erklärung fügt der „Bund" er-
läuternd bei, daß der Tod des Dr. Hermann
Demme uud der F-lora Trümpy immer mehr
bezweifelt und die Abfchiedsbriefe als Ver-
deckung einer Flucht betrachtel werden. Die
Flucht selber aber erklärt man sich durch den
Umstand, daß gegen Hermann Demme eine
Klage auf Diebstahl von zwei Diamantringen
vorliegt. Der Vormund der Flora Trümpy
hat feither eine Klage auf Entführung einge-
reicht.

Bern, 24. Nov. Nachmittags im Groß-
rathsfaale hieß es, Hermann Demme und Flora
Trümpy seien in Wien arretirt worden.

Z t n L t e n

Turin, 23. Nov. Die vom Senat behufö
Prüfung des Gesetzentwurfs der Verlegung der

lobter entgegenging, erfahren hatte und nun aus
ihrem Dorfe angejagt kam, um ihn womöglich zu
retten over, wenn dies nicht gelänge, doch wenig-
ftens noch einmal ilin zu sehen. Das Mädchen,
welches kaum 16 Zahre alt sein mochte, war eine
Mestize und in ihrer Art sehr schön. Zhre nur
halb verhüllte Gesta t war ungemrtn schlank und
dabei doch kräftig gebaut und der Schnitt ihreS
KopfeS und besonders auch Nacken und Büste zcig-
ten wahrhaft clasfische Formen.

(Schluß'folgt.)

Wien. Der Hofopernsänger Ander ist irrfinnig
geworden. Am Dienstag traf der Diener, welcher
Hrn. Ander als Begleiter nach dem Badeorte War-
tenburg beigegeben war, mit der betrübenden Nach-
richt in Wien ein, daß Hr. Ander irrfinnig ge-
worden set und in Folge deffen unter ärztlicher
Aufficht und Behandlung einstweilen in Warten-
burg belassen werven mußtc, biS eine wettere Con-
sultation gepflogen werden wird, zufolge welcher
derselbe entweder in das Zrrenhaus nach Wien
oder nach Döbling gebracht werden dürfte.
 
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