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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0529

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nehm!» nach, gesaßt worden, nachdem von
DreSden und Hannvver die Anzeige hieryer
gelangt ist, daß die betrcsscnde» Regierunge»,
obglcich die BundeSexeculion sactijch erleoigt ist,
nicht nur nicht gejonnen jind, ihrc Truppen
au« den Herzogthümern zurückzuziehen, jondcrn
auch dem gricoensverlrage jelbft ihre Anerken-
nnng verjagc» wollcn. Preußen betrachlet dieje
Hallung als einen Angriss auf eiu wohlerwor-
benes Recht, den, nöthigensalls mit allen Mit-
lcln, zurückzuweijen jeiue Ehre wie sein An-
sehcn gleichmäßig gebieten. Wie man wcitcr
hört, joll von den gefaßten Beschlüsseu der
österreichijchen Regierung gestern joforl Mit-
thcilung gemacht worocn jein, unb zwar mit
dem Hinzusügen, daß Prcußen, wenn Oester-
reich scine Mitwirkung elwa »icht jollte ein-
trcten lasjen wollen, bei längerem Verharrcn
Sachsens und Hanuovers iu ihrer feindlichen,
alleS Völkerrecht wie nicht minder auch die
Bundesgesetze vcrletzenden Stellung, entjchlosjen
sei, allein diejenigen weiteren ivtaßregeln zu
nehmen und auSzuführen, wclche nöthig seicn,
um dem Friedensverlrage die erforderliche An-
crkennung zu verschaffen.

Berlin, 28. Nov. Dic „Nordd. Allg. Z."
jagt: Die Lösnng der Herzoglhümerfrage auf
gütlichem Wege herbeizuführen, schcine um jo
mehr angezeigt, alS cin juriftijcher Austrag
viellcicht überhaupt nicht zu dem Resultat füh-
rcn würde, daß die Ansprüche auj die Gc-
jammthcit der Herzogthümer sich in Eincr
Hand vorfindeu. ES könute sich vielmehr
herausstcllen, daß daS durch Preußcn und
Oesterreich vou Dänemark erworbene Recht
mit dcm Rechte der Erbprälendenten concur-
rire. Das bedeutendstc Hinderniß de« Fvrt-
ganges der Verhandlungen licge nicht in prin-
cipiellcn Divcrgenzen der dculschen Großmächte,
svndern im Verbleiben der ExccutionStruppen
in den Herzogthümcrn. So lange die Execu-
tionsmächte die Räumung HolsteinS verweigern,
so lange sei die preußijche Regierung entschlos-'
sen, auf entscheidende Verhandlungen über die
Zukunft dcr Herzogthümer nicht einzugehen.

Wien, 28. lltov. Die vvn Preutzen »or-
her nicht crtheiltcn Austlärungen über Sisti-
, rung seiner Truppcnmärjche ans den Herzog-
thümcrn sind von hier aus sosort und nach-
drücklich erbeten woroen.

Deutschlanv.

Aus Badcn, 27. Nov. Die von Frei-
burg aus an die Psarrgeistlichkeit ergaugene
Weisung, bei den Stiftungsräthen der Gemein-
dcn dahin zu wirken, daß die bisherigen Bei-
träge kirchlicher Stiftungen für Schulen und
Lehrer nicht weiter verabfvlgt werdeu svllen,
hal gerechtc Sensation hervvrgerufen und ist
ganz gecignet, den Geist und die Tendenzen
unserer kirchlichen Parteimänner in ihreni wah-
rcn Lichte zu kenuzcichnen. Daß die Gemein-
den auS eigenen Miltcln den AuSfall decken
müßten, wird als selbstvcrständlich angenommen,
und schon bisher spiclte bei der clcricalen Agi-
tation gegen die Schulicfvri» die Vorjpiegeluug
erhöhter Kosten das eigcntliche Schwcrgewichl.

Uhe unb tkette ,ikaoil hmle, Iinb Zohann Mal-
thewS sidwor, der Hut, der in dem Eisiiibcihn-
wagen zurückgclaffen wurde, ware drr Hut, weliden
,r sür mi» gekanft hatte den Octudcr
J-h solltc nnn s-gen, wo i» den g. Auli gcwcscn
wäre, was i» au» grthan bade; jedo» sagten die
Leute, fir wüßten fi» nickt zn erlnnern, waS au»
dcr Kall Irickt fein kann na» so langcr Zclt, und
deßhalb wurde ich als Mörder anrrkannt und zum
Tode verurtheilt; jedo» Golt der AUmäcktige welß,
daß i» unlchuloig bin, und deßbalb will i» ruhig
sterben. A» habe nun AUcS darin gefagl, was
l» sagen kann, und wiU deßhalb melnen Brief
enden, denn l» habk Nickts mehr zu sagen. Wir

darnm lrbet wohl auf immer, jkdoch meln heißer
Segen solge liu»; ich sehr Luch in dl-sem Lebcn
nimmer, und «inst in jener Wklt, wo keinc Tren-

den Augrnblick deS WicderfehcnS tn jener Welt.
Jn dieser Hoffnnng will jch schließen, aber ich bitte
Euch, tbeuerste Eltern und Gkschwister, daß Abr
Euch nicht traurig macht, denn ich btn in Ruhe

Uebrigens darf man dem gesunden Sinn der
Mehrzahl unjerer Gemcindcn vertranen, daß
sie den von den kirchlichen Ultra's hingewor-
fenen neucn Zankapsel nach Gebühr würdigen,
und nur solche MLnncr in dic «itiftungsräthe
wählcn wcrden, welche nicht gewillt jind, blinde
Werkzeuge für jesuitisch-ultramontane Partei-
manövcr zu wcrdcn. Zndessen hat die Sache
noch eine andere und höhere Bedeutung. Nach
unserer Gesetzgedung nnd nach positiven Be-
stimmungen unseres Kirchenftaatsrechts hat ber
Staat die oberste Ausjicht uud Leilung über
sämmtliche öfsentliche Stiftungen deS Landes
und hat über deren Erhaltung und die stif-
lungsmäßige oder sonst zu Recht gewordene
Verwenduug ihrcr Mittel zu wachen. Bezüg-
lich der kirchlichcn Sliftungen theilt er dieses
Aussjchtsrccht mit den kirchlichen Oberbehörden,
und sofern es locale Stiftungen sind, mil den
Gemeinden. Denn letztere gehören zum Ge-
sammtvermögcn der Gcmeinden so gul wie jede
andere Stiflung, die innerhalb eiucr Gemeinde
für deren Bedürfniß besteht. Keine Kirchen-
behörde kann darum über Stiftungen und deren
Verwcndung cigenmächtig ohne Zustiminung
der Gemeinden und des Staates versügen.

Darmstadt, 25. Rov. Jn der heutigeu
sitzung zweiter Kainmer wurde die Berathung
dcr Strafproceßordnung fortgesetzt und unter
Anderem bcschlossen, daß nnr im Falle eineS
gerichllichen Geständnisses die Unlersuchung
gcgen einen schon Freigesprochenen wieder aus-
genommen wcrden kann.

Frankfurt, 29. Noo. 'Es findet heute,
gulem Vernehmen nach, eine außerordentliche
Lnndestagssitzung slatt, in welchcr Königrcich
Sachsen den Antrag einbringen wird, von jeiner
Thcilnahme an der Biindescxccution in Holstein
entbunden zu werden. So würde dcr Grundsatz
gereltct werden, daß die durch dcn Bundesbe-
schiuß hcrbeigeführtc Execution auch durch Bun-
deSbcjchluß ihre Bcendigung findct.

Kiel. Die letzte Volkszählung vom I.Fe-
bruar 1880 hat crgebcn für das Herzogthum
SchleSwig 409,000 Einwohner, für Holstein
544,400, snr Lauenburg 50,100.

Wieii, 22. Nov. Am 12. d. wurden auS
Lemberg pcr Eijenbahn sechs wegen Hochver-
rath« zu mehrjährigem schweren Kerker vernr-
theillc Polen zur Abbüßung ihrcr Strase nach
Olmütz abgeführt. Die Namen der Abgcführ-
ten sind: 1) Zohann v. Czarnecki, »erurtheilt
zu 10 Zahren schwerem Kerker; 2) Fvrtunat
v. Sladnicki zu 0 Zahrcn; 8) v. DrokojewSki
zu 6 Jahren; 4) Cäjar v. Haller zu 8 Zah-
ren; 5) ThaddänS v. Romanowicz zu 2 Zah-
rcn; 6) v. Dhmidowicz zu 2 Jahren. Zwei
andere wegen Hochverralhs zu jchwerem Kerker
verurthcilte Pvlen, und zwar Graf StanislauS
Tarnowski und Florian v. Zicmialkowski, von
denen ersterer zu acht, letzlcrer zu drei Jahrcn
vcrurtheilt ist, sollen ihre Haft in Lembcrg
abbüßen.

Wien, 26. Nov, Die Truppen werden ain
30. d. M., wic die W. Z. E. meldet, in nach-
folgendcr Ordnung in Wicn einziehen: An dcr
Lpitze reitel der Comandant bcs scchsten Armec-
corps, FML. v. Gablcnz, mit dem Hauptquar-

tier; diesen folgen die Truppen divistonSweise,
von den betreffenden Coinmanbanten geführt,
und zwar das 9. und 11. ZLger-Bataillon, 3
Bataillvne Holstein-Znfantcrie mit dem Regi-
mentsstade,-3 Bataillone Coronini-Jnfanterie
mit dem Regiinents- und Brigadcstabe, GM.
TomaS; 3 Balailloue Hessen-Znsanterie mit
dcm Regimentsstave; 3 Balaillone Bclgien-
Znfanterie mit dem Regimcnts- und Brigade-
stabe, Graf Nostiz; 2 Kriegstransporl Esca-
dronen; eine Ablhcilnng Sanilät und Gendar-
merie. — Die Truppen tragen während des
Einzuges die weiße Allianzbinde auf dcm linken
Oberarme.

Wien, 26. Nov. Der Fürst von Hohen-
zollcrn-Sigmaringen hat dem Kaiscr ein eigen-
händiges Schrciben des Königs von Preußen
überbracht, in welchcm der Hofsnung cines
daucrndcn EinvernehmenS auf der bereits ge»
wonnenen Grundlage Ausdruck gegeben ist.

(Fr. Pstztg.)

Wren, 27. Nov. Dem Vernehmen nach ist
eine Aeußerung neuesten Datums von hier nach
Berlin abgegangen, welche sich allerdings in den
gewinnendsten und rücksichtsvollsten Formen
bewegt, abcr mil ungcwöhnlichcr Entjchieden-
heit abermals den Satz ausftellt und vcrthei-
digt, daß allerdings politische Convenienzen ein
anSschließliches Entscheibungsrecht des Bundes
über die Zukunft der Elbherzogthümcr als un-
ausführbar erfcheincn ließen, daß aber keinerlei
Entscheidung denkbar sei, in welcher nicht der
Bund mit mindestcns gleichem Rechtc Theil
nehme. (K. Z.)

Wien, 27. Nov. Der Adreßentwurs des
Abgeordnetenhauscs sindet in den hiesigcn Blät-
tern eine fehr günstige Beurtheilung. Für daS
Ministerium, meint die „Presse," sei der Ent-
wurf nichtS weniger alS ein Verlrauensvotum;
cr enthalte vielmehr bestenfalls einc ernste
Mahnung, wenn nicht deu AnSdruck gänz-
licher Nichtbesriedigung. Daß der Entwurf auf
den Widerspruch dcr Ministeriellen stoßen werde,
sei zu ecwarle»; indesscn werde der Staatsmi-
nistcr bei dcn Dcbatlen jedenfalls eincn schwe-
ren Stand habcn. Die „Ojtd. Post" hält die
Annahme des Entwurfs im VorauS gesichcrt;
eine Hoffniing, dic von den übrigen Blattern
nicht unbedingt getheilt wird. Die Debatte
wird voraussichtlich bei den Punkten, welchc
daS Verhällniß zu Preußen und den Mittel-
staaten, den BelagerungSziiftand in Galizien,
die Ministerverantivorllichkeit und die Finanz-
lage, endlich die Rcvision des Contordats be-
rühren, am hefligsten werden. Eingejchriebe»
sind bis jetzt nur drei Reoner sür, und vier
gegen die Adrcsse.

I t a l t e n

Turin, 24. Nov. Jn der Abgeordneten-
kaminer hat der Zustiz- uno Cultusminister
Vacca einen Gesctzesentwurf vorgclegt, welcher
nichts weniger als die Äufhcbung sämmtlicher
MönchS- und Nonnenklöster, sämmllicher kirch-
licher Cvngrcgationen, Gemein- uno Bruoer-
jchaflen- anbcstehll und dcren Gnler als dcin
Slaale versaUen erklärl. Edcnso sind atS un-
lerbrückl anzusehen: die Collegialkapitcl. die

Hcrr gnäoig annehmcn. Zhr habt nun übrige
Zeit bis den 14. November, und dkßhalv sckreibt
cinige Zeilen unb sckickt vieselben so balb alS mög-

mcn kann, wenn Jhr mir vott Herzen vergcbt,
und DaS werdet Jhr mlr nicht abscklogen. An
drr Hoffnung, Zhr wcrdet meine Bille nicht un-
ersüllt laffen, verbleibe ich Euer iLuch liebenver
Sohn und Bruder Franz Müllcr, welchcr ver-
kauft wurde als ein Sclave in London von Zohn
MailhcwS sür Lvüll Thaler."

(Uebcr den stbirischen Telrgraphen) be-
richtet die rusfischc „P,t. Ztg." KolgendeS: „Vor
-intgrn Tagrn grlangte daS erfte Telegramm auS

eröffurt wordcii, ua» Sl. PeleiSvu.g. Dlesr Nach-
rickl kann zuglei» ais Äntwoit auf vie vielen Kra-
gen wegcii ors sivl isckeii Tclegrapoeu dmien. —
Dte Lrrickiung vieses Lil-grapvcii zog lowohl our»
die Beo.ullamktir des llnicruehmens, alö au» dur»
dic Schwi-rigkeil-n, mil welcheii daff.ibe b-gliiict
war, die aUgcincinr Aiifincrkiämkeit aus fi». Aver

dei^Tcrraittiiineeruisse und der ungünsligen ciima-
tisckeii V-rbällniss, find ersl drki Aahrc verfisffeii,
setl der crfie P,ahl aus dcm lang. n Weg, vvn
Kasan bis zur »Iiicstschin Grenze aufgefieül wor-
den. Dik Lltlic sührl in zwei Drädtcii V0II Kisan

guiigcn na» Arbil (zwci üräbke) ^und na» S»a-
diinsk (ein Droth), was clne Lmie von 5416 W rfi
(co. 780 Meileii) nnd einc Drahilänge von 10,725
Werst ergibt. Dte Arbeiten in dein fernen Sidiricn
und besonders aus dem Wege um den B.nkalfee
iiesern nnhlicke Sriahrungeii sür die F-rlfübriing
deS Tclrgcaphcii na» Amerika unv Lhina, brt
welckrr man glelchsalls gegcn einr wlldc und un-
berührle Natur zn k-mpsen haben wird,"
 
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