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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0546

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nione^ sngt, der KSnig werde das diplomatische
Corps om 1, Jamiar in Turin empfangen.

Turin, 2. Dec. Jn der heutigen Scnats-
sitzung conftatirt der Ministerpräsidenl Lamar-
mora dic Sympathicn, welche iu Frankreich
allgemein für Jtalien gchegt werden. Dcr Fi-
nanzministcr Sella crkiärt das Gerncht, nach
welcheni die Bank von Genua ihre Zahluugen
eingestcllt hätte, für unbegründet.

'A m e r i k a.

Neuyo-k, 24. Nov. Der UnionSgeneral
Sberman rückt gegcn das nicht stark befestigle
Macvn vor, von welchem er uoch 48 Meiteu
cntfernt ist. Der Rcbcllcngeucrai Hood rückt
gegcn Pulasky vor. — Es wird in Abredc ge-
stcllt, daß Lincotn FricdciiScommissäre nach
Richmvnd sendcii Ivcrde. — Gold 224'/,;
Wcchselcurs fchlt; Bonds 404'/,; Bauin-
Ivolle 43t.

Neueste Nachrichten.

Suez, 4. Dec. Nachrichten auS Neu-See-
land mcldcn, daß 200 gcsangcne Maoris ent-
kommeii sind »nd uiitcr dcn Eiiigeborncn zu
eincr ncucn Empörung aiifwiegeln Dic iltach-
richten aus Shanghai reichcu bis zum 20. Oct.
Man meldct äus Japan, daß die commerciclleii
Operationen sehr lebhaft sind. Die DaimioS
gehe» darauf cin, in Ieddo zu ivohncn. Der
Fürst von Nogato soll sich gewcigert haben,
dic versprochciie EiitschädigungSfuniiiie zu zahlen.
Die Meiuuiig der Zapancr erklärt sich sehr
entjchiedcn gegcn ihn. Sein Palast ist der Erde
glcich gemacht.

Turin, 3. Dec. Zn der heutigen Sitzung
deS SenatcS lchnte es dcr Miiiisteiprästdcnt
Lamarmora ab, über dic Existcnz ncucr, auf
die Scptemberconveiition bezüglichen Actenstücke
Auskunjt zu geben. San ültartiuo iprach gc-
gcn die Convention und meinte, die Lösung der
venetianischen Krage müsse der der römijchen
vorgehen. Azeglio, dcr unwohl ist, licß seiue
Rcde verlcseu. Dicjelbe ijt dcin Gcsctzcscnt-
wurs günstig und bezweiselt, daß die Vcrkün-
digung lliomS als Hauptstadt ZtalienS den Jn-
tercfseii Jtaliens gedient habe. Rom soll eine
italicnijche Stadt, abcr nicht ZtalienS Haupt-
stadt sein; es soll nicht aushören, dcr Sitz dcS
Papstthuins zn jein; der Augenblick der Ver-
söhn ung müsse kommen rc.

Hoidelbcrg, 3. Dcc. (Corresp.) Am
lctzlvcrflosscneii Samstag, 2ö. 3iov.. habeu die
dicSjährigen Wintervorlcjuiigcii Hcidclberger
Universttätslehrer im Mujeum ihrcn Ansang
geiiommeii. Die Rcihe der Vorträge eröfsnete
Prof. Cantor mit einer Lcbcnsjkizze dcS PHi-
losopheu und MathematikcrS Petrus RamuS
(odcr Pierre de la Ramoe, wie cr ur-
sprüuglich hicß), auf die wir hier nachträglich
zurückznkoinmcn nicht unterlassen dürjen. Dcr
Rcdner bcgann mit einer höchst anschaulichen
Schilderung dcs erfteu Auftretens seiucS Heldcn
au unjercr Universität im December 4089, alS
dersclbe im Widerjpruch mit dem ganzcn Senat
durch ausdrücklichen Befehl deS Kurfürsten
Fricdrich lll. zum außerordcntlichen Professor
ernannt, sich aujchickte, scine erste Vorlesung
über eine Rede vou Ciccro zu halten. Lange
vor scinem Erscheinen hatte sich die studierende
Wclt Heidelbcrgs zwischen dem Dionystakum,
wo das jetzige Uuiversitätsgebäude steht, und
der „alten Burs," an dereu Stelle sich jctzt
die katholische Dechanei befindet, massenhgft
vcrsammelt. Jn dem allgeineinen LLrm schall-
teu die Rufc biviva il ltumo! Vive kamoo!
Nieder mit RamuS! wild durch cinandcr uud
dic Aufregung erreicht den Höhepunkt, da Ra-
muS, eine imposante Gestalt, untcr der Bedek-
kung seiner Anhänger den Wcg nach dem Hör-
saal zu gewinnen sucht. Mit Mühe erreicht
er densclben, aber da cr deu Catheder besteigen
will, findet er die Trcxpc abgebrochcn; jeine
Freunde nehinen ihn auf die Schulter und
hcben ihn sv hinauf. Ramus beginnt zu reden,
aber die ersteu Sätze werdcn durch lauteS Zischen
und Toben übertäubt. Der Redner läßt jich
dadurch nicht irre machen, scinc gcwaltige
Stimme dringt endlich durch, der Lärm hört
xlötzlich auf und lautloS solgt die dicht gedrängte

Zuhörermenge der gebietenden Beredsamkeit des
Mannes. Er endigt unter allgemeinem Beifall.

Der Gelehrte, der uiiter so außervrdentlichen
Umständen seine Thätigkeit an der Heidelberger
Hochschule begann, war — das bestritt iym
Niemand — ein Manii von großer Begabung
und bedeutenden Kenutuissen uno Veroiensten,
abcr er war ein Ketzcr in der Philojophie,
Einer, der eS gewagt hatte, die Auklorität dcs
Ariftotelcs oder vielmehr cincr Lchre, die
mau danialS seit Jahrhuuderten gcwohnt war,
mit Aristotcles zu verwechseln, nicht blos zu
lästern, sondern gcradczu umzustürzcn. Dieser
llmstaud hatte in Verbiiidung mit seinem
Uebcrtrilt zum Proteftaiilisiiiuö sciu Bleiden
in Frankrcich unmöglich geinacht, cr verursachte
auch daß cr an dcn dcutschcn Hochjchulcii, wo
iiian dcn Gesiniiungögcnosscii iu rcligiöscu
Dingcii gcru begrüßte, gleichwohl dcn Leugncr
dcS Aristotcles stch möglichst ferue hiclt, mcist
cine kühl abweijeiidc Aufiiahme faud, uud dic
Mördcr endlich, wclche 4072 jcincm Lcbcu ein
Eude machtcii, hatle kc-iu rcligiöfcr joiideru eiu
wisjenschaftl. Gegucr (CharpcntierS) gcdungcii.
Pctrus Ramus ift im Zahr lOlO iu VerinaiidoiS
gcboren und slamiut aus ciucr altcn, scit 1468
aber völlig »erariiiten flaudrischen Abelofaiuilie.
Er hat-in seiuem 42. Jahre die Schule bczo-
gen als dienender Beglciter eincs juugeu Ba-
rvns ohne eigene Mittcl uud ohne Borbilduug;
im 20. Jahrc (4036) promovirt er als Doctor
und vertheidigt in ciner drcitägigen DiSputation
stegreich e ine These, die die gauzc gelchrte Wclt
jener Zeit in Haruisch brachte t „AllcS, was
AristoleleS gesagt habe, sei erlogen." Seitdem
ist et dcr erklärte und iiiibeugsaine, aber auch
bis auf deu Tod gehaßte Gegncr dcr herrschcu-
den Schultheologic und Philojophie, mit dcren
größtem Üiamen er lange vor Bacon uud Car-
lestus, Canipanella und Galilci so entschieden
gcbrochen hatle. Seinc akademischc Lehrthätig-
keit beganu RamuS mit grvßem Erfolge uno
mit dcm gercchten Anspruch auf deu Neid sci-
ner Collcgeu; im Jahr 4068 war er zu PariS
trotz seiner hohen Göirncrschasten am Hofe
Iinniöglich gcwoidcn uud hatte sich zu eincr
fiuchtähnlichen llteise nach Dcutjchland cntjchlie-
ßen müssen. So war er nach Hcidelberg gc-
kommen, wo auch seineS BleibcnS nicht lauge
war, als er über Dlalektik lesen wollte und der
Senat überzeugeud bewies, daß es doch uicht
angehe, wcnn Ramus um 9 Uhr das Gegen-
theil vou dem lehren dürse, was um 8 Uhr der
Ordinarius vorgclragcn; entwcder Ramus oder
Aristoteles. Zwci Zahrc später ist Ramus
wiedcr in Pariö uud fälll als eiues dcr Opfcr
dcr BarlholoniLusuacht.

Aus Baden. Portepeesihnrich Otto Graf
zu Rautzau im Jägcrbataillou wurde zuin aggrc-
girteu Lieutenant ernaunt. — Privatdocent Dr.
v. Weech von Freiburg ist dem Bernehmen nach
zum grvßh. Hofbibliothekar ernannt worden. —
Jn Offenburg ist einer der jüngst verflossenen
Nächte ein frechcr Diebstahl vcrübt ivorden,
uuter Umständen, welche deutlich erkcnneu
lasscn, daß ällßerft gcwandte Diebe dabei thätig
geweseu jcin müsscii. Dem Holzhändler C. Arm-
bruster wurde auS dem untercn Slockc seiner
Behausung, währeud AlleS iu tiejcm Schlafe
laz, em 7 Centuer schwerer Caffeschraiik zum
Fenster hinausgcschafft, auf eiuen Wagen ge-
laden, in di- Nähe dcs Schützenhauses geführt
und dort aufgcbrochcn. An dcmselben Tage war
genauntem Hause eine bebcutende Gcldsuinme
durch die Post zugekommen, die jedoch b-reits
am glcichen Tage wiedcr versandt wnrde. Doch
Ivürden noch 000 fl. und wcrthvolle Familien-
papiere eme Beute der Diebe. Spuren derselben
hat man noch nicht.

Vrrmischte Nachrichten.

Hamburg, 26. Novbr. Der Verlust an
Meujchnilcben, durch den SchleSwig-Holsteini-
jchen Krieg verursacht, schcint aus der Anwc-
jenheit der Truppen in den Herzogthümern
cinen Ersatz ablciteu zu sollen, denn es ist ein
bedeutcnder ZuwachS von jungen Wcltbürgern
zu erwarten. Es sind in Flensburg allein
4000 jolcher Fälle angemcldet wordcn, untcr
denen 40 FLlle Madchen nicht über 14 Zahre
betreffm.

Dle 25. Versammlung dec Wandergesellschaft deulscher
Lagd. und Forstwirlde soll oom 25. Juni biS 2. Jull
iu Dreöden adgehalken werben.

Berlin, 3. Dec. Der Sland der preußischen Bank
war am 30. November folgmber: Verinindert hallen
stch das Wechselporlefenille nm 6,753,000 Thaler und
der Noicnumlauf um 5,515,000 Thlr.; vcnnehrl dagegen
der Mekallvoirach um 217.000 Thaler, die Lombardde-
stände nm 291,000 Thaler.

Bern, 2 Decbr. Lanl lelegraphlscher Meldung an
dle Berner Polizcl stnd die Lelchen Dcmmc'S und der
Flora Triimph zu »ollständlgir Herstellung d-r Jdcn-
likäl phocographul worden; anch hat die Aukopsie der-
felben stangeninden.

Petersburg, 2 Decbr. Nach einem glaubhaften
Borfeirgerüchle wnroe Ende nächster Woche eine im

AlEeigedlaN^eiiihäN nnler Andcnn ^ 1) 'BekamNmachiing

erzdijchöfl. Baiiamlr Freivnrg (Oiigefjei) der obere Theil
^des ^aiides ch^ieh.ii^ ^ea Lanvlap(icls ^fenbnrg^u-

nuiig: Bon dem Landkapilel Philippshiirg ist Pfarrer
Anlvn Ebcrhard von Wrcsenthal zum D-can gewählt
und bestäiigt woiden.

Mannhcim, 30. Nov. Jn der am 13. k. M. be-
ginnmoen iLchwurgerichlsverhandlung für daS letzle
Ouarial kommeu folgcnde FäUe zur Verhandlung: 1)
Dlenstag, den 13. Decbr: Die Ankiagc gegcn Peler
Schandln von Jivesheim wegen Tödinng. 2) Mitlwoch,

Wackershofen wegen Braiidstrflung.. 3) Donncrslag,
d-n 15. und Freitag, den lS. Dec.: Die Anklage g-g-n
Nikolaus Rumbach von Mannhelm, Wendelln Dahl
von da und Franz Kriegec von Welnheim wegen Dieb-
stahi« und gcgen P-ier Müll-r von Mannheim wegen
Begünstigung. 4) Samstag. den 17. Dec.: Die An-
klage gegcn Johann knapp von PeicrSIHai wegen ei»e»
Vergehens gegen dle Sittllchkeit. 5) Monlag, den 19.
Decbr., VormtttagS: Die Anklage gcgen Georg Äöam
Kaiser von Hornbach wegm .eineS ähiillchen Vergehms.
6) Mvniag, den 19. Dec., NachmiktagS: Die Anklagc
gegen Jakob Sloll von Lobmfeld wegcn Vcrfuchs cines
gefährltchcn DlebstahIS. 7) Dienstag, 20. Dec.: Dle
Anklage g-gm Anna Maria Flamann Witlwc «on Rohr-
dach wegen M-ineids. 8j -Mittwoch, den 21. und
Dvnnerstag, dcn 22. D-c.: Di- Anklage gegm Christian
Hellinger, Martin Henlein, Heinrich Samstag, Gcorg
Wachler, Julius Wachler und Philipp Frank von Wöi-

^ * .^eidelberg, 4.Dcc. Nach dem focben im Drucke

sich 100 der Theologie, 375 dcr Jnrisprudenz, 50 der
Medicin, 74 dcr Chenne und Pharmacie, 23 dem Ca-

Verglelche nüi dein in dcr Regel starker besuchlen Som-

' Heidelberg, 5. Dec. Bei dcr heule stattgchahlen
Wahl eincs zweilm Bürgermeisters an die Sleüe deS
vor elnlger Zeil freiwlllrg zurückgelrelenen Hrn. Sulzers,
wurde heuke Hr Gemeinderakh Hoffmeister mit 68
Skimmen von 80 Wahlberechliglm gewähll.

Arbeiter-Bildungs-Verein.

Dienstag, den 6. Dezember. Diskusstous-
abend im neuen Vercinslokal (Gafthof
zum Prinz Max). Ansang 8'/. Uhr.

Der Borstand.
 
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