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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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schlicßkn zu eincui einh-itlichcn Wirken inner-
hald eineS größerc» Kreijes. Dcmi weiin je
auf eiiiciii Gcbicle Iiieujchlicher Thätigkeil Ein-
hcil de« Willcns, Uedereinstimmuiig in der
Wahl der Miüet mid dcr zu erstredendeii Ziel-
punkte nölhiz isr, sü ist es uuf dcm Gedicte dcr
Erziehiiuz Iino des Uiitcrrichts, Uusere Rezic-
rung hättc frcilich zerne uuch jolchcn tüchtigcn
Schuluiäniicrii, die bisycr als Dicncr dcr Kirche
iiebciibei der Schulc mit so vielem Eifer vor-
stmideii, auch fcrnerhiii die Sorge für daS
Schulivcjeii übcrirugcu, Uui so bcktageusiverlher
ist cs dahcr, wcmi ciu Theil der Gcijliicheil, die
ja durch ihr Aiul ganz bcjondcrs berufen sind,
am großeu Werke ver Zugeuderziehuiig nüizu-
arbeilcn, sich abgeucigl zcigcn, in dic Aufjichis-
dchörde der eiuzelncii Loltjchulcn cinzutrclen,

Wcnn hie und da ängjiliche Gemüthcr be-
sürchlen, die Nichllhciiuayme bcs Psarrers an
dcr Schuiaufsichl könne elwa zur Foigc habcn,
daß der ReligionSuiiIerricht Schadeu leide: so
mögen ste doch bcdcnren, daß diejer Unterricht
nach wie »or der Ausjicht unb Fürjorge dcS
Geistlichen anvertraur bleibt, daß die üehrer
angcwiesen sind, nach wie vor von dcr unler-
stcn Stufe an durch ihre Erthcilung dcs Reii-
gionSunterrichtS die Kinder für die Bctehruiig
des Geistlichen vorznbereiten, Wir würdcn den
Pfarrern sclbst eineu Porwurf inachcu, wenn
wir in der ncuen Schiilordnung eine Lerkür-
zung dcSRcligiorisunlcrrichlS bcfürchten wollten,

Ja, daß überhauht die Reiigiou, uach dcu
verjchiedencn Coufcjsionen, ais Haupljachc dcS
Unterrichts auch ferucrhiu gclte, yat cbcnfalls
unjcrc hohe Oderschulvehörde vcrjichcrl, und
wenn ich alS Visilator der Schule» unsereS
Bezirks cS ausjhrcchcn soll, jo,wird es das
eriistiichste Bestreben vvn unS Lehrcru aüen
scin, daS uns allen theuerstc Gul immer fesier
zu gründen in dcn Hcrzeu der uus anvcrirau-
leu Kinder, Glaubcl nicht, cinem rechtcn Leh-
rcr könue einfaUen, da zu unterrichlcn und
Früchte scines UnterrichlS zu hoffen, wo cr
nichl vorhcr der rcligiöjeu Grundlagc sicher ist;
sie werdcn vieliuehr Allc, cin Jcdcr iu dcr ihm
hciligen Consession, daraus halten, daß gebaut
wcrde aus den Grunv, dcr nicht blos Gruud-
lage unserer Jugendbildung, der viclmehr
Grundlagc uud Slütze unseres gan-
zcn LebenS scin muß,

Die Pflicht der Erziehung haben wir Alle,
nicht bloS dcr Lehrer gcgcnüber den Schülern,
die Eltern gegcnüber dcn Kindern, nein, auch
die Bürger der Gemciude unter einander, Oder
wem von Euch sollte eS gleichgiltig sein, wie
daS junge Gejchlecht hcrangczogcn wcrde, sic,
die einst i,i Eure Fllßstahfeu trcten, die recht-
schassene Bürgcr und tüchtige Vorstcher Eurer
Gemeinde werdcn sollen? Jhr Allc müsset
mithclsen, um auch Theil zu haben an dem
Lohne, einst sagcn zu könncu: die Jugend ist
sich jcldsi zur Ehre, dcn Audern zur Frc«de.
Datz abcr dicjcs daS kosibarste Erbgut ijt, was
Eltcrn den Kindcrn hintcrlasscii köiinen, wer-
dct Jhr auS so mancher Erfahruug bcstätigen
können.

Jn dicscm Strcben einig, möget dcnn Jhr
Orlsschulrälhe mit unS Hand anicgcn an das

in der Ferne von narkem Hcimwch befallen werdeii.
Muller hat auSnahmsweise dicses Heimweh über ^
wunden, Rachdem er erst einig, Zahrc In Deutsch- !
land gkwandert war, giug er, als er scinen Mili- !
tärfreischein erhalten, nach Evgland, Seine Eltern !
waren Nlit dicsem Zichen in die Fcrnc nicht ein- !
vcrftandrn; allcin Müllcr crkannte wohl, daß eö i
sür ihn brsser sei, wenn er nicht dci den Eltern !
bliebe, weil nach dcr altcn Wabrhrit: „zwet ,
hartk Stcine mahien seitcn reine", skin Verhäitniß '
znm Vater besser war, wenii er in der Fcrnr, als i
wenn cr in dcr Aähc weilte,

DaS sogrnannte Geiiäiidniß Müller's kann sür j
mich nichl vvn Gcwicht sein, Zch halic Müller, fv i
lang, daS Gcgenihcil nichr biwicftn ift, rnrchans
nicht für den Mörder, ebcn weil er setne Zicle !
immer anderS ais dnrch Anwrndung von Gewalt !
zn errtichen wnßir, Nvch weniger aber glaube ich, i
vaß, wrnn rr wirklich dcr Mörder war, — er daS ,
dabe eingrstchen wollcn. Auch dcr surchtbare Bugen- !
blick, In wtichrm dic Schatten drS TodrS ihn sast !
schvtt bedeckten, würde ibn schwerlich vermocht baben, !
etnzugcstrhen, waS er srüher gcieugnck hatte."

Werk, daS den Kindcrn und Eitern zum Segen
gercichcn soll. Bcdaucr» müsscn wir srcilich die
Abueigung, seldft Antyeil zu nchnien mit rcger
Arcude, jclbst dic'Pflicht aus sich zu ulhmen
und mii IMS Sorge zu Iragcn, daß die Kcnnt-
nisse unjcrcr äiinder immer rcichcr, die Vcrcd-
Inng ihres HcrzcnS iuimer innigcr und tieser
wcrdc, Doch nnr wollen anch dic sichcre Hoff-
nu»g ansjprcchcn, datz die jctzl clwa noch fer>
ncr Slchcnoeu, wenu stc auS dem Ersolg un-
scrcr Wirkjamkeil dic Früchtc unjcrcS rediichen
Wllleus, unjcrer ausrichligcn Liebe und unjrrer
genieinjchastiichen Arbcit erblickcn, hcrbeikom-
,ne» weroe», nm mit gleichem Eijer cinzulrcten
i» ben Beruf,- dcr jür die Znkunst unscreS
Volkes wirkl."

Wi.sb dvn, 12, Decbr. Die gestern im
„Holci Barih" zu Castci jtallgehadle Verjamm-
Iu»g dcr Forljchrillspartci war von weuigstens
1000 bis 1200 Perjonen aus hiesigcr Stadl
uud dcr Umgegcud besucht, Es wurdc bcstimmt,
daß die Candioalur deS ProcuralorS Dr, Lang
für den Wahlbezirk der Skadt Wiesbaden und
des I. G, Ruß zu Biedrich sür den Landwahl-
dezirk Wiesbabcn festgehallen und mil allen
zulässigen Mittein angejlrebt wcrden jolle, —
Bei der Wahi der hicsigen Gemeiuderälhe und
BürgerauSjchußmitglicder erhiclten bie von der
liberaleu Partei ausgcstellten Candidateu bei-
uahe sämmtiiche Slimmen, Auch ein Zcichen
der Zeil!

Wiesbaden, 13, Dec. Sichcrem Verneh-
men nach hat Herr Hosbauinjpcclor Jppcl am
letzt verflvssenen Samslag diejenige» Gcschäfts-
leute, wclche bisher mit Hoflieferungeu und
Arbcitcn betraut wurdcu, aufgcsorbcrt, sür dic
gonvernemenlalen Wahicanbidalen Hcrrn Kir-
chcnralh Dietz ihrc Wahistinnne abzugebe»,
Einzcine der im Schiosse Vorgcladcncn haben
sich cntschiede» gegen cin derarliges Verlangen
auSgcjprochen, — Gcstcrn ist sämmllichen
SlaatSdicnern von dcr hcrzogl. Regierung die
Weisnng erthcilt worden, sich bei den bcvor-
stehenden Wahlen zu belyeiiigc», Motivirt ist
dicje Wcisung damit, daß gcgcn dic Regicrnng
in jeidseligcm Sinne agitirt werde und datz dein
zu begegnen jei, (Milielrh. Z.)

Flvnsburg, s. Dcc, Zn de> vcrgangcneu
Nacht starb dcr als tüchtiger Arzt uud wackcrer
deutjcher Patriot jeit vieleu Zahren hier all-
gemein bekannte und gcachteic PhhsikuS Dr,
Esmarch,

Z t a i i e ir

Turin, 13. Dec. Jn der heutigen Senats-
sitzüng erktärte der Finanzminister: das Parla-
ment werde wahrscheiulich während der Monate
Zanuar und Februar beisammen bleiben und
alsoann lange Ferien haben, um den Umzug
nach Florenz zu bewerkstelligcn, der im Lause
des Monats Mai 1865 beendet sein werde.

A m e r i k a.

Neuyork, 1. Dec. Noch immer werden
Perjonen als der Mitschuld an den neulichen
hiesigen Brandstistungsversuchen verdächtig ver-
hastct; doch ist biöher Nichts von Wichtigkeit
an's Tagcslicht gekommen. Major Günthcr hat

London. Ein rnglischer Geistlicher (der sich aber
nicht nennt) schreibt ber Times: „Jhr Pariser Cor-
respondent sagt, ein Engländer solle gegen Dr.

det. Erlauben Sie wir zu sagen^ daß rs wohl be-
gründet tst. Ich war mit einer großen Familie in
Bern, im selben Hotel und im selben Stockwerke,
wie der brasilianischr Herr. Icmand aus unserer
Gesellschaft war sehr krank, wurde von Dr. Dcmmc
brhantelt und starb zu meincm Kuinmer bald nach-
hcr in Beau Rivage bei Onchy. Eines TageS, alS
Dr. Demme seinen Patienten besucht hatte, ver-
mißtcn wir vom Potzrisch im Vorzimmer elnen
Diamantring. Der Hotelbksitzer ließ einen Polizei-
Eommiffär kommen und burchsuibte die Zimmer ter
^elliur, aber vergebens; der Ring — ein Halb-
Rcifring, im Wcrthe von 25 L., — war nicht zu
sinven. Seit dem Proceffe deS Dr. Demme habe
ich mich mit der B.rner Polizei in Verbinvung
gcsctzt, da mir natürlich einfiel, daß ick auf dirse
Art über das gestohlrne Eigenthum einer jetzt leider
dahiiig'gangkiirn verwittw.ten Dame einige AuS-
kunst rrlangcn könntr. Zch bin rr."

dem Gemeinderath empfohlen, eine Delohnung
von 25.000 Dollars für die Entdeckung und
gerichtliche Uebersührung der Ucbelthäler aus-
zusetzen, und die.Associalion os Proprielors hat
20,000 Dollars sür den glcichen Zwcck auS-
gesctzt. General Dix erklärt in eincm Tagcs-
befchl vom 26. Nov., daß nach der Vcrurthei-
lung der Brandstifter auch nicht Ein Tag bis
zu ihrer Hinrichtung verftreichen foll.

Neuyork. Die Gasthosvesitzer Neuyork's
haben auf die Entdcckn'ilg der Brandstifter vom
25. Nov. den Preis von 20.000 Doll. gesetzt,
und dem Gemeinderath liegt ein Vorschlag vor,
zu demselben Zweck die Summe von 25,000
Dollars anzuweisen. An 17 Punkten sind die
verbrecherischcn Versuche gemacht worden; doch
übersteigt der Schaden nirgendwo die Summe
von 3000 Doll.

Reueste Nachrichten.

Neuyork, 2. Dcc. Der Rcbellengeneral
Hood griff Schofield in Frankliu an, wurde
aber mit Verluft zurückgcschlagen. Die Bun-
deStruppen hatlen sich nach Nashville zurückge-
zogen. Der „Richmond Examiner" meldet,
Sherman habe den Oconneefluß überschritten
uud werde die Seeküste erreichen. Die Rebel-
lengenerale Beauregard und Johnstone sind in
Augusta, wo die Rebellen ihre Macht concen-
triren.

Neuyork, 3. Decbr. Nichts NeueS vom
KriegSjchauplatz. — Aus Mexico wird gemel^
det: Die Franzosen landeten Truppen in Ma-
zatlan uud besetzlen die Stadl, welche Nachls
zuvor geräumt war. Alvarez schlug die kaiser-
lichen Truppen und rückl gegen Acapulco vor.

Bertlir, 14. Dec. Die „Nordd. Allgem.
Ztg?' meldet, daß die zwijchen Frankreich und
Preußen gepflogenen Verhandlungen bezüglich
des VertrageS vom 2. August 1862 zum Ab-
schluß gediehen sind. Ein prolocollarisches Ab-
kommen ijl heule im Ministerium des Aenßern
unlerzeichnct worden.

Ein Termin für Eröffnung des LandlagS ist
noch nicht sestgcsetzl.

Paris, 14. Dcc. Nach dem „Moniteur"
wird vom 1. Januar 1865 an die dubch das
Gesetz von 1857 festgestellte Transmissionsab-
gabe von fremden Gesellschaflen und Unterneh-
mungen auf die Hälfte des ActienkapitalS uno
auf die Gcsammtheit der Obligationen erhckben.

Bern, 14. Dec. Der Nationalrath ver-
schob die Flaggenfrage auf die Zulisitzung und
beauftragte den Bundesralh, inzwischen mit den
Seemächlen über Sicherung undeschwerter Ans-
übung dcs Flaggenrechteö für die Eidgenossen-
schaft zu unlerhandeln.

Heidelberg, 14. Decbr. Die letzten
öffenllichen Sitzungen der hiesigen Gerichte (deS
KreisgerichtS in Civil- und des Amtsgerichts
in Slrafsachen) boten für den Nichtjuristen
kein besonderes Znteresse. Zm Falle Gegen-
stände von allgemeinem Jntcresse zur öffcnt-
lichen Verhandlung kommen,- werden wir nicht
ermangeln, dersclben mehr oder weniger aus-

* Literarisches.

Von der Allgrmeinen IUustrirteu Zeitung
„Ueber Land und Meer" (Stuttgart, Eduaro
Hallberg.r) liegen dte erjten Nummern des kürzlich
begvnnencn neuen, siebcnten IahrgangS unS vor.
Wlr finden in thnen wieoer jnie Geviegeuheit,
Mannlckfaltigkeit unv.Pracht bei fast unglaublicher
Billigkeil (pr. Quartal oieses umsangreichen Iour-
nals nur 1 Thaler, pr. Monathest nur 10 Sgr.
-- 3tt kr. rhem.), vurch welche bte von uns er-
wähnlen lctzken Iahrgänge sich so rühinlich vor
allcn ankrrcn Iournalcn auSzeichNrten. Tüchtigkcit
und Gewlsseuh.iftlgkelt der Durchführung pragen
viesem iviihrhaften Familien-Ionrttal deullich
ihren Stempel auf, sie zeigen sich in ver ausge-
zeichileten, mannichfachen, aus den Fcdern unserer
vesten «chriftileUer stammenoen UnterhaltungS-
lectüre, in vrn verschieveiistrn, alle G'bicte deS
menschlich-n Iutereffes erschopfeuden Aufsätzcn, so

tioiien^ ^vclche'in künstlerischein Bilve vem Äuge
zrigen, was daS Wort bkschretbt. Wir wünschcn
dirsem der deutichen Literatur zur Ehre gereicheuden
Uiiternehmen eine immer weitere Verbreikung, w. lche
eS, trotzoem seine Auflage schon 50,000 dekrägt,
sicher finven wlrd.
 
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