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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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besondere kirchliche Jnspektoren zur Ueberwach-
uug oer religiösen Liloung der Kiuder und des
Betragens der Lehrer auvrdnel und dieselben
beauslragl, mit den' Ltiflungsvorsländen und
ßltern in Verkehr zu treten, so ist es augen-
scheinlich, daß man der von dem Llaate an-
gcordncten Bezirks- uno Ortsschulaussicht gegen-
über eine dieselbe durchkreuzcnde kirchliche Jn-
Ipeclion hinterlistiger. Wcise auszustellen und
die staatliche Einrichtung durch „seelsorgerliche"
Bearbeitung der Familien zu stören beabsichtigt.
Es ist nicht zu zweifeln, oaß die gr. Gtaals-
und Oberschulbehörde diesen Plan durchschauen
und durch geeignete Vorkehrungen vereiteln wird.

§7 Pforzheim, 17. Dezbr. Heule hat
unsere Stadt einen schweren Verlust erlitten.
Jn Folge eines wiederholten Schlaganfalles
starb der res. Oberbürgermeister Zerrenner
in der Blüthe des Araunesalters. Schon vor
zwei Jahren hatte ihn seine ourch angestrengle
BerufsthätigkeitgeschwächteGesundheilgenöthigl,
seiu Amt niederzulegen. Doch nahm er noch
immer an den öffenllichen Angelegcnheiten den
regsten Antheil und genoß des Vertranens seiner
Mitbürger im hohen Grade. Auf der letzten
Diözesansynode bekäinpfte er kräftig, wenn leider
auch vergeblich, den bekannten Antrag gegen
Schenkel. Noch in dcr letzten Zeit wurde er
sast einstimmig in den Onsschulralh gewählt
und ihm der Vorsitz in demselben übertragen,
ein Amt, dem er sich mit dem gewohnlen Eiser
und mit liebevollein Eingehen auf dic Bedürf-
nisse der Schule widmete. Seine dreizehnjäh-
rige Amtsführung an der Spitze des Gemeinde-
rathcs hängt mit dem Aufblühen unserer Stadt
aus's innigste zusammen uud seiu Name wird
stets mit Dank genannt werden.

Wiesbaden, 16. Dec. Bis jetzt liegen
die Resultate der Wahlmännerwahlen ans ben
Bezirken Wiesbaden (Lanb), Köuigstcin, Höchst,
Usingen, sliassau, Braubach, Diez, Jdstein,
Eppstein, Soden, Eschborn, Oberlicderbach und
Zeilsheim, Neuenhain, 'liiederhalters, Nunkel,
Hadamar, ÄZehrheim, Cms, Weilburg und
Schicrstein vor, in denen sämmllich die Fort-.
schrittöpartei siegte; dann aus Schierstein, Ha-
damar und Weilburg, wo conservaliv, bezw.
clerical gewählt wurde.

Elberfeld, 15. Dec. Bei der heute in
Rheinberg stattgehabten Ersatzwahl ist dcr Land-
rath v. Ernsthausen mit 105 gegen 68 Stim-
men zum Abgeordneten gewählt worden. Gegen-
Candidat war der liberale Stabtrath Hermann
Duncker in-Berlin.

Berlin, 15. Decbr. Uebermorgen wcrden
15,000 Garden und Soldaten auderer Regi-
menter ihren Einzug in die Rcsibenz haljen.
Sie werden ebensalls vom Könige empfangen
und von der Stadt beherbergt und bewirthet
werden. Das Uuterbringen der großen Trup-
penmassen verursacht große Niühe. Auch sind
die Kosten uicht gering und werden dieselben
auf 30,000 Thlr, angeschlagen. Eine hübsche
Summe, die wohl besser hätle verwen'det wer-
den können, als zu einem vorübergehenvcn
Triumphzuge. — Der Umweg, den die säch-
sischen Truppen auf ihrcr Heimsahrt um Preu-
ßen herum machen, beträgt 32 Meilen pnd

darauf schickte Müllcr 3 weitere Säckc mit Daum-
wollr in ein brittes Haus, um solche den Augen
der Behörde zu entziehen, was jedoch nicht gelang.
Müller gestand, diese 3 Säcke von dem Magazin-
aufseher und Waarenmcister der Gesellschaft, Ni-
kolauS Rumbach, der seit 10—Ib Zahren in deren
Diensten stand und stets als ehrlicher und ordcnt- !
licher Mann galt, gleichfalls um geringrn Preis !
erkauft zu haben. Eine Haussuchung, diebeiRum- !
bach in deffen zweiter Wohnung (deren Vorhan-
drnsetn wieber zufällig rrmittelt wurde) vorgenom-
men ward, brachte eine gan; erffaunliche Menge
von Eisen-, Holz-, Manufactur-, Colonialwaaren,
Kedern u. dergl. zu Tage, über deren Erwerb derselbe
die gewöhnliche Mittheilung machte, nämlich sie von
unbrkannten Personen, deren Dasein und Aufent-
haltSort g'ar nicht ermittelt werden konnte, als Ge-
schenk, oder als Sicherheit für ein Darlehen, oder
endlich zur Aufbewahrung crhalten zu haben, wäh-
rend er einzelne dieser Gegenstände schon seit Zah-

gehörig und aus ihren Collis entwendet anerkannt i
und eben so ist festgeftrllt, daß dergleichen Waaren !

kostet 50,000 Thlr. Es fragt sich, ob Sachsen
diese Kosten aus die Execuliousrechuung stellen
oder aus seiner Tasche „dareinwerfen" wird.

Berlin, 17. Decbr. Die Staot ist heute
wieder festlich geschmückt. Zwar geht sie ihrer
gewohuleu Beschästigung nach; dessenungeachret
strömcu große Dtenscheumassen zum Einzugs-
seste. Gegeu 12 Uhr ritl ocr Köuig mit gläu-
zenoer Suile uno vou Hurrahs begrüßl nach
dem Erercierplatze. Nach Besichligung der
Truppen hielt er Angesichls der Faynen eine
Ansprache. Der 'Einzug oer Truppen ersolgte
curch die Mille der Lindeu uuter begeistertem
Empfang Seitens der Bevölkerung. Eben (1
Uhr) ist oer Parademarsch vollendel; oie Trup-
pen rücken in ihre Quartiere. Für heute Abend
wird eine Jllumination vorbereilet.

Berlin, 17. Dee. Die Feier des Einzugs
oer Garden lrägl eineu vorwiegend osficiellen
Eyarakter. — Die Zollconserenz zwischen Oester-
reich und Preußen begimtt am Moittag. —
Oefterreich und Preußen verhandeln mit den
Leemächten über Auerkennung einer Jnterims-
jchisssslagge der Herzogthümer. — Die Ant-
worl der Civilcommissare auf die Erklärung ber
Kieler Universität in Sachen des Gehorsams-
recesses ist von versöhnlichem Charalter. —
Ein Bataillon Oesterrcicher ist in Nendsburg
einmarschirt. — Heule isl BundeStagssitzung.

Beriin, 17. Dec. Die heute vom König
aus dem Exercierplatz gehaltene Ansprache lau-
lete: Den neuformirten Garderegimentcrn sei
Gelegenhcit gegeben worden, sich eine Geschichte
zu begründen. Sie haben im vollsten Maße
dieser Absicht entsprochen; sie haben mit aus-
gezcichneter Tapserkeit gesochten; alle Truppen-
theile haben dem Ruhmeskrauze einer ehren-
vollen Geschichte ein unverwelkliches Blatt hin-
zugesügt. Als Anerkcmttniß sür die Ansprüche,
wetche die Armee aus den Dank des Königs
und deS Vaterlandes hat, verleiht dcr König
allcn auf dem Kriegsschauplatze gewesenen
Fahneu und Standarten die gestiftcte Kriegs-
müuze, und.denen, welche bei Düppel und
Alsen gewesen, die dasür gestist'eten Kriegsdenk-
kreuze.

WLen, 16. Dec. Die „Generalcorresp."
theilt bezüglich der Frage der Flagge für die
Schiffe der Herzogthümer mit: Oesterreich habe
in den Vorschlag Preußens eingewilligt, im
Vereine mit Preußen bei den seefahrenden
Mächten die Anerkennung cincr ntterimistischen
schleswig-holstein'schen Schifffahrtsslagge zu be-
voxworten. Sonach habe man allen Grund
anzunehmen, daß jene Angelegenheit für die
hoffentlich nur kurzc Zeit der Dauer des Pro-
visoriums im erwähnten Sinne ErledigunA
sinden. werde.

F r a u k r e i ch.

Paris, 15. Dec. Die Regieruug hat in
Coguac cin5 arge Niederlage erlitten. Es wurde
nämlich dort der Oppositionscanvidat mit einer
beoeulenden Majorilät gewählt. Derselbe er-
hielt von 5046 S-timmen 1631 Stimmen, wäh-
rend dcm Negierungscandidalen nur 1134 und
den beiden anderen unabhängigen Candidaten
dcr Rest der Stimmen zufiel. >

stets^ mit ieder länd er^ D001^1^0^

lnngstatt hergegrben habe^ Dle so ermittclte ll^enge
belcnift sich auf etwa 36 Pfund im Wertbe von
18 ft. Die bei Müller vorgefundenen 3 Säcke mit
Baumwolle, deren Verkauf Numbacb zugestand,

Uebung fur durchaus erjaubt hält, gesammelt und
den Erlös unter die Arbeiter vertheilt, d. h. die
Gulden für sich bebalten und die Kreuzer biswei-
len abgegeben haben, allein sie wurde von einem
Sachverständigen als znm allergrößten Thcilc reine,
aus Ballen herausgerissene Wolle bezeichnet, dcren
Werth sich auf mehr als 100 fl. belciuft. Der Ge-
sammtbetrag der von Rumbach verübten Diebstähle,
insoweit solcke übcrhaupt bckannt sind. bkträgt
mehr als 360 fl. Dahl und Krieger sind der Bej-
hilfe zu einem Theil dieser DieUtähle, ferner drr
in verbrecherischer Verbindung verübten Entwen-
dung eines Sackes Baumwolle im Werthe von
48 fl. 45 kr., nnd Peter Müller der Begünstigung
drcier Baumwollendiebstähle angeschuldigt. Die
Verhandlung, die heute begonnen, wird morgen
zu Enoe geführt werden. (B. L.)

T ch w ? i

Ge»f, 13. Dez. Hcule Morgeu um 9 Uhr
wurden vie cidgeuöffijchcn Äjsise» im Wuhige-
büude erüjjuel. Der Ludrung des Pudiikums
ist nicht üdermäßiz. Die Aukluge kehnte nur
9 Gejchworene (sämmtlich Genfer) ab, die Ver-
theidiger dugege» machten von ihrem Recht, von
deu S4 Gejchworeuen 20 adzuiehueu, umjasjeu-
den Gebrauch. Die mcifteu Gejchworeneu gc-
höreu den Kauloueu Wallis, Kreiburg und
Bcrn an, da die Verthcidigung gegeu die Waadt-
länder großes Mißtrauen zeigtc. Die lange An-
klagcakte stimmt wesentlich mit dcm Berichl der
Unabhängigen übereiu, jaßt das Ganze dagegen
als politischeS Vergchen auj. Dcßhalb wurde
auch die Forderung, welche in der NachmitlagS»
sitzung cmzelne Genfcr Advokatcu aufftellken,
nämlich den Vertrelern der Berwaudten meh-
rerer Opser vom 22. Auguft als Civilpartei
dic Bctheiliguug an deu Debatken zu gestatte«,
abgewiesen.

Genf, 16. Dcz. Gestern und hcüte jagten
mchrere Zcugcn auS, sic HLtten gehörl, wie Dr.
Fonlanel ei» Pelctonsfeucr commaudirl habe.

Bern, 17. Dec. Die Bundesverjammiung
wurde heute ohne Reden der Präjidenlcn ge-
schivssen. Möglicherweise wird die nächste Siz-
zung im künfligcn Lpril wegen dcs italicnijchen
Handelsverirages statiftnde». Vor dem Schiusse
hat uoch der Ständcraih dem ualioualräthlichen
Bejchlusse iu der Flaggcnsrage beigestimml.

Z t a I i e i!

Turin, 15. Dcc. Die Dcputirtcukammer
hat den Gesetzcnlwurf wcgeu Verlängcrung des
GcsetzcS bezüglich dcr Uulerdrückuug des Bri-
gantenwejeus bis Ende deS Zahrcs 1865 an-
genommeii.

'A m e r i k a.

Ateuyork, 3. Dec. General Schofteld be-
richtet, daß er am 30. Novbr. einen heftlgen
und andaucrnden Angriff, welcher von zwei
Hood'jchen Corps gemacht wurde, zurückschlug.
Der Kamps dauerte von Nachmiltag bis nach

mit cineue Verluft von 5—6000 Mann^geschla-
gen. Der Verlust dcr Unionisten war nur ein
Viertheil dieser Anzahi. 1000 Conföderirte
wuroen zu Gefangenen gemacht. Gleichwohl
zog sich Schofieio m der Nacht vvn Franklin
zurück, da er sich von anderer Seite im Rücken
bedroht sah. Cr nahm Stellung drei Meilen
südlich von Nashville, um diesc Stadt zu decken.
Am Morgen des 1. Decemder überschritt Hood's
Cavallerie den Tennesseestuß overhalb Franklin
und solgte gauz nahe den Unionisten gegen
Nashville zu. Heslige Scharmützel und eine
allgemeine Schlacht wurden erwartet. Ver-
stärkungen kamen in Nashville an und dic Be-
amten der Regierullg waren in den Befestigun-
gen und Traucheen unter Waffen. Nichwsft-
cielle Nachrichteu sagen, daß m der Schlacht
am 30. Nov. bei dem ersten Augriff von Hood's
Truppen die Unionisten zurückgetrieben wurden,
sich jedoch wicder sammetten und die Cousödc-
rirten, welche über die unionistischen Linien

/ Mannheim, 15. Dec. Der gestrige Abend
yrÄchte uns einen Kunstgenuß, wie er in den hie-
sigen^Erinnerungen einzig dasteht. Die drei Brü-
,der Lachncr, in München, Wien, Stockholm,
<Frankfurt und Mannheim als Leiter ausgezeich-
neter Orchester, m der ganzen musikalischen Weit
durch ausgezeichnete Tonwerke rühmlich bekannt,
theilten sich im zweiten Academieconcert in die
Führung der hiesigen stattiichen musikaltschen Kräfte
und glänzten auch je mit einer Composition auf
dem Programme: Franz Lachner mit setner neucn
Suite, Zgnaz mit sciner Ouverture zur Oper Lo-
reley, Vincenz mit seinem 100. Psalm. Von Mauiz,
Darmstadt,^Karlgruhe iuU> den Städten der Pfalz

Hauser^ mit; sein Gesangsvortrag unb bas F?ö-
tenconcert des Pariser Virtuosen A. de Broye
(^ncksnte von Mozart) waren die einzigen Solo-
nummern des ProgrammS. Die vortreffliche AuS-
führung, die hervorragcnden Persönlichkeiten wur-
den von dem überaus zahlreichen Publtkum so
warm begrüßt und mit Beifall überschüttet, daß
man das Concert fast als eine Apotheose der drei
Brüder betrachten konnte. Zuletzt wurden sie nach
stürmischem Hervorruf am Schlusse durch ein Ge-
bicht begrüßt und von den Sängerinnen des Psalms
mit Lorbeerkranzen bekrönt.
 
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