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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0625

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thümer zu ewigem Danke verpflichlcn SchleSwig-Hol-
stein, im December 1864. Allerunterthänigst O. H. v.
Ahlefeld-Liudau. I. Baudissiu-Borstel. D. Buchwaldt.
H. v. Buchwaldt-Helmstorfs. B. Donnrr. Gg. Hesse.
Dr. Joens. L. Johannseii-Sophienhoff. v. Mesmer-

Criminel-Emkendorff. Frhr. v. Meurer-Krummcndick.
W. Pustau. Ernst Revenilow-Farve. Th. Nevemlow-
IerSbeck.. C. Scheel-Plesien. Gr. C. Schimmelmann.

Gr. E. Schimmclmann.

Berli», 28. Dccbr. Die „Krcuz;eitung"
imldct, die Prüfuug dcr Erbanfprüche auf
SchlcSwig-Holstein fri »vn dcr Regicrung dcm
Kronfyndikate überwiescn wordcn, in wclchcm
der Justizminister dcu Dorsitz füyrt uud Pro-
fessor Hcfftcr Refercnt ist. Die Zcidlcr'schc
Correlpondenz sugt: iw Fall der Vorschlag,
eiuem Repräientanten dcS AugusteuburgcrS am
BundeStagc Sitz und Stimme eiiizuräunicu,
angenommcn würde, jo lägc ein BundcSbruch
vor, da jcncr Vorschlag in dic souveräneu
Rcchte der gegenwärtigcn Besitzer eingreife, ja
dicselben ncgire und eincm Absagcbricf an
Oesterreich und Preusten glcichkomme.

D e n t s ch l a rr d.

Karlsruhe, 28. Dec. Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben mit höchstcr Ent-
schließung vom 24. d. M. gnädigst geruht: die
VorstandSstclle bei dem Bezirksamt Säckingen
dem Obcramtmantt. Franz Müller in Neustadt,
die Vorstandsstclle bei dem Bezirköamt Ueber-
lingen dem Amtmann Olto v. Scherer in St.
Blasien, unter Ernennung zum Oberamtmann,

„Diesrr Höllenzug hintrr unS überbolt uns ganz
gewiß in zehn Minuten. Wir müffen durch den
Scknee wühlen, und unser Feind findet glatte
Bahn

Drr Hudson erweiterte fich. Drüben war Sing-
Sing. daS schreckliche Gefängntß mltten im Tap-
pan Lake . . . Da krachte eS, etn furchtbarer
Stoß warf unS von den Sitzen und zerbrach den
Waggon wte eine Pappschachtel. Ich fühlte, daß
ich tief in den Schnee geschmettert wurde. Lange
dauerte es, biS ich mick rmpor arbeiten konnte.
Da stand unser Zug frst vor einem ungeheurrn
Schneewalle, während dir zweite Locomotive durch
den geführten Stoß entgrleist, auf daS Eis des
StromeS gerathen und vrrsunken war. Zwci Wa»
gen standen nrben dem Brückendamme auS dem
Eise hervor. Von Sing-Sing herüber kamen ret-
tende Mannschaften über das Eis gelaufen. Die
wrnigen Passagiere, meist unverletzt, wurden hrr-
vorgrzogen und zunäckst dte Telegraphtrbatterien
unsrreS ZugeS mit den Drähten in Verbtndung
gebrackt, um ferneres Unglück zu verhüten und
Hülfe herbeizuholen.

Dann ward nach etwaigen Paffagieren drS zwei-

die Vorstandsstelle bei dem Bezirksamt St.
Blasien dem Amtmann Otto Frey in Emmen-
dingen, die VorstandSstelle bei dem Bezirksamt
Neusladt bem Kreisgenchtsassessor Karl Lang
in Constanz, unter Ernennung zum Amtmann,
zu übertragen; den Referenbär Wilhelm Exter
in Offenburg, untcr Ernennung zum Amtmann,
dem Bezirksamt Ucberlingen zuzucheilen; ferner
die AmksvorstäNde: Amlmann Gustav Eschborn
in Jestetten. Amtmann Franz SaleS Hebting
in Schönau, Amlmann Franz Lumpp in Buchen
zu Oberamtmännern zu ernennen.

Mittelst höchster Entschließung vom gleichen
Tag habcn Se. Königl. Hoheit der Groß-
herzog ferner gnädigst geruht: dem Direclor
der Heil- und Pflegeanstalt Psorzheim, Medi-
zinalrath Dr. Franz Fischer, und dem Medi-
zinalrath Dr. Karl Hergt an der Hcil- und
Pflegeanstalt Jllenau den Charakter als Ge-
hcimer Hofrath; den Amtsärzten Demetrius
Ruff in Waldshut, Ioseph Moppey in Psorz-
heun, und Ludwig v. WLnker in Freibnrg den
Charakter als Medizinalrath; dem Assisienzarzt
Dr. Eduard Luschka in Markdorf den Chavakter
und Nang als Bezirksarzt zu verleihen.

Aus Baden, 21. Dez., wird der „N. Z."
geschrieben: Das politische Leben in Baden hat
eine etwas sonderbare Gestalt angenommen, so
weit die gegenseitige Stellung ^er Parteien in
Frage steht. Die Gegensatze sind sehr einfach.
Die große, weitauS überwiegende Masse der
Levölkerung sieht ihre sämmllichen constitutio-
nellen Wünsche verkörpcrt und verwirklicht in
dem derzeitigen Ministerium; eine cigentlich
bewegende Znitiative geht von ihr nicht auS,
wic denn überhaupt bie Bevölkerung als solche
nur in staatlicheu Mißzuständen und bei un-
erträglichen Bedrückuugeu alS handelnde Person
auftritt. Vou dieser zusriedenen Gesammlheit
scheidet sich eine sehr ausgesprochene liberale
Partei, die nnbedingt mit dcm Anjpruch aus-
tritt, im Jnnern sämmlliche Consequenzen des
Systems von 1860 ohne Rücksicht aus augen-
blickliche Berhältnisse uud Volksanschauungen
verwirklicht zu sehen. Diese Partei hat sich,
wie bckannt, neuerdings von der großeu Masse

abgetrennt, inde?n sie zngleich in der deutschen
Politik ein über die Nationalvcreiustendenz
hinausgehendcS Ziel alö das ihrige aukündigte.
Bcideu Fractionen des liberalen Lebens uud oer
9iegilwung selbst steht endlich die conservativ-
ultramontane Partei gegeuüber, deren Groll seit
1859 noch mehr aber seit 1860 (Verwerfung des
Concordats) slets im Wachsen begriffen war, je
mehr die Bevölkerung selbst ihren Mahnrufen
eine dauernde Passivität cntgegenstellte und je
mehr die Eigenschaft des Rechtsstaats gegenüber
der Kirche und ihren Forderungen prinzipiell in
den Vordergrund trat. Es ist ebeu der nackte
Ultramvntanismus, eine lediglich aus kirchlichen
Jntercssen hervorgewachsene Partei, die dann
nnd wann, um sich ein allgemeineres, dem
Jutcrcsse der Gcjammtheit zugcwandtes An-
sehen zu geben, conservative Gastrollen im
Gebiet der Politik vcranstaltet, wobei natürlich,
da es sich um kirchliche Jnteressen handelt,
Oesterreich als MustcrconcordatSstaat Deutsch-

ten ZugeS grsucht. Der Zug war augenscheinlich
völlig leer gewelen. Die Leiche meines Nebenbuh-
lers aber fand man mit zerschmettertem Kopfe auf
drr zrrbrochenrn Decke unsereS lrtzten WaggonS
auSgestreut. Jn seiner Brieftasche war ein Ab-
schiedsbrtef an Anna Lolins.

Ick wünscke ein fröhliches HockzeitSfest! so schloß
der Brief. Der gräßliche Sinn dieser Worte er-
füllte sich nur an dem Uuglücklicken, denn ich
führte acht Tage später Anna zum Altar.

(Merkwürdige TodeSart.) Die „Heff.
LdS..Ztg." schrrtbt auS Biebesheim vom 19. Dec.:
Am verffoffenen Freitag Abenv um 10 Uhr stellte
die 22jahrige Tockter des hiefigen OrtSbürgerS
Lhristopb Keiltch einen Mineralwasscrkrug mit
kaltem Waffer gefüllt in drn Ofen, um drnsclben,
da sick Unreinigkeit darin angesetzt hatte, auSzu-
kochen. Sie hatte den Krug fest zugestöpselt. AlS
sie nack riniger Zett denselben herauSnrhmrn wollte,
war der Krug so heiß, daß fie ibn betm HerauS-
nebmen mit ihrer Sckürze umwickeln mußte. Da
der Stopfen so fest aufgesetzt war, daß fie thn mit
ben Fingern nicht herauSnehmrn konnte, so -e-

lands mit „großdeutsch" seiü sollender Vdrliebe
verherrlicht wird. Seitdem nun neuerbingS die
gemäßigtere Nichtung der Nationalvereinspartei
in Baden Fronl gemachl hat gegen die demo-
kratische Theorie, pie unbedingtes Vorangehen
zur Parole erholwn Hatte, suckt der Ultramon-
lanismus an der vcrletzten Demokratie einen
neuen Bundesgenosscn und für einen Moment
schien sich auch die Constellation so herauszu-
bilven. Jndessen kann diese Hinneigung we-
nigstenS von der streng vemokratischen Seite
nur von kurzer Dauer sein, denn die politische
Ersahrung hat zu oft bewiesen, wie solche
Spaltungen der liberalen Parteien auSgebeutet
werden und Deutschlands innere politische Lage
ist kaum sonnig genug, um dem LiberalismuS
ein häusliches Schmollcn zu verftatten.

* Heidelberg, 28. Dez. An den Londoner
Rechtsschutzverein ift von hier aus eine Adresse
abgegangen, die im Einklange mit den Gesühlen
der größten Mehrzahl aller deutschen Bürger
die heißesten Wünsche für das Gedeihen deS
Vereins aussprichl uttd dessen Bemühuugen
segnet. Die Avresse ist unterzeichnet von den
Herren Prof. Mittermajer, Prorector HLusser
und Bürgermeister Kraußmann.

Lruttgart, 27. Dec. Der Staatsanzeiger
veröffentlicht folgende Verorvnung vom 24. d.,
betr. die Presse und das Bereinswesen: „Wir
Karl rc. verordnen nach Anhörung unseres
Geheimerathes: § 1. Die Verorduung vom
25. Januar 1855, betreffend dic Negelung deS
Vereinswesens, die Verordnungen vom 25.
Dezember 1850, 7. Januar 1856 und 22.
Februar 1861, betreffend die Verhinderung des
Mißbrauchs der Preffe, kommen hiermit außer
Anwendung. § 2. Statt jener Verordnungcn
treten daher die bis zur Erlassung derselben
bestandenen.Vorschriften der Lanvesgesetze, na-
mentlich deS Gesetzes über die Preffe vom 30.
Januar 1817, deren Revision vorbehalten
bleibt, wieder in Wirkung. Unscr Minister
des Junern ift mit der Vollziehung dieser Ver-
ordnuug beaustragt." — Der Staatsanzeiger
bemerkt hierzu in einem beiondereu Artikel:
Für vie Erlassung dieser Vcrordnuug ist die

legenven relativeu Erfvlgiosigkeit Ler Bestim-
mungen der seilherigen Verordnungen, sowie
daS in Betreff ihrer Vollziehung unv Hand-
habung von einzelnen Bunoesstaaten, sowie von
dem Bunde selbst eingehaltcne Verfahren in
erster Linie maßgebend gewesen. Jm Uebrigen
hält die Negieruug an dem Grundsatze sest,
daß vou der Bundcöversammluug iunerhalb
ihrer Competenz erlassene Beschlüsse nach Maß-
gabe des § 3 der Versassungsurkunde zum
Vollzug zu bringen sind.

Stuttrzart, 28. Dec. Die Abgeordneten-
kammer genehmigte einstimmig und ohne De-
batte die Forterhebung der gegenwärtigen Steuern
bis zum 30. Juni 1865.

Wiesdaden, 28. Dec. Bei der heutigen
Wahl der Großgrunobesitzer zur Ersten Kam-
mer sicgte der Caudivat der Fortschrittspartei
Scholz.

Aus Würzburg, 26. Decbr., bringt die
„A. A. Ztg." solgenbcs Telegramm: Verläß-

diente sie sich ihrer Zähne alS Stopfenzieher. ES
gelang ihr, den Stopfen rtwaS zu lockern; plötzlich «
fuhr dieser durch die Gewalt der entwickelten Dämpfe
aus dem Kruge heraus und dem Mädchen in den
HalS hinein. Die nackströmenden Wafferdämpfe
drangen ihr sofort in die Luftröhre unv Lunge und -
vcrbrannten fie dermaßen, daß fie nach vierund-
zwanzig Stunden eine Lriche war.

Nürnberg. Wie sehr und nach welchen Rich-
tungen das VereinSleben zu Nürnberg gepflegt
wirv, möge nachstehende kurze Zusammenstellung
hezeugen. Nürnberg besitzt gegenwartig 225 poli-
zeilich angezeigte Vereine; darunter vier politische,
221 nichtpolitische. Von letzteren sind 60 lcdiglich
zum Zweck der Wohlthätigkeit, sowie zur Bcschaf-
fung von Geldmitteln in gewissen LebenSlagen,

26 zur geistigen AuSbildung, zur Pfiege der Wis-
senschaft, der Künste, der Gewrrbe und der Land-
wirthschaft, 15 zur körperlichen AuSbildung, 9 für
Erziehung und Unterrickt brgründet, 25 beschäfti-
gen fich statutengemäß bloß mit Muflk und Gesang,

22 dieser Verrinr haben ihren Namen auS der
Göttrrlehre entlehnt.
 
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