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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 14.1934

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Heft 2 - Querschnitt durch den Spiesser
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Bensel, Gustav: Sonntagsmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0154

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nie, für folcfje weiblichen ©efcplecpts nur in SluSnabmefällen gu fprecpen.
@r weift, baft gur Scpaufpielerei ein unbürgerlicper SJlenfcf) gehört, bem
bie derwanblung Suft ober 3wang ift, aber nie (Sitelfeit, unb er weift,
baft ber befte SBille nicht genügt, einen <Sprad)fef)Xer gu bertufcpen ober
lintifcpes SBefen gu berbergen. (SS ift eben nicht gu bermeiben, baft ber
11 a cp fcfjaffenbe Zünftler über ein fetjr großes können berfügen muft, um
felbft bei borpanbener geiftiger unb feelifcper Begabung bie bom £)icpter
erfunbenc f igur barguftellen. — dom Singen gang gu fcpweigen.
£>er bilettierenbe dichter unb Scpriftfteller offenbart fiep an feinem
Unbermögen gum formulieren ebenfo, mie an ber £)ürftigteit feines inneren
Erlebens. ©aS läftt fict) eben nun einmal nicht bortäufcpen. Sein datpoS
Hingt pobl, feine fbeale finb erborgt ober erlogen. SBaS er lieft, glaubt
er fcpon felbft einmal gebaut gu haben unb ebenfo nieberfcpreiben gu
tonnen, fft er ein Spafefpeare=dereprer, fo fchreibt er im Stile Spate-
fpeareS ufm. fft er etwas über ben Srnrcpfcpnitt gereinigt, fchreibt er „in
ber Umteprung" biefeS Stiles, woburch es manchmal etwas länger
bauern fann, ehe man ihn entlarbt.
Slber ben bilettantifcpen DJlaler fann man unter Umftänben fepr gern
haben, ja man fann ihn lieben. SaS fommt baher, weil es bei ber dlalerei
überhaupt nicht ohne Siebe gept, unb weil es eine gang unb gar unnüftlicpe
SujuSbefcpäftigung ift. @ine ^unftbetätigung, bie am Sempo ber 3eit
gemeffen, entWictlungSmäftig nicht Schritt gu halten bermodpte. SJlan ftelle
fiep bod) nur baS rein ^eepnifepe üor: ein erwachfener Wlann mit Scpnurr-
unb dactenbart brüeft aus 3wntuben bunte Salben auf ein ^olgbrettcpen
mit ©aumenlocp, bermifept fie unter .Qupilfenapme bieler SKarberpaarpinfel
mit 01= unb äRalmitteln unb ftreiept fie auf eine bieredige Seinewanb
unter päufigem .Qurücftreten, difieren, ^opfneigen, Slbänbern, dergleichen
mit bem dlobell, wobei er ein überaus glüctlicpes ober überaus unglücb
liepes ®eficpt macht. SRan ftelle fiep boep eine folcp ungeitgemäfte de-
fdpäftigung eines erwaepfenen SJlenfcpen bor. SSiebiel wirtliche Siebe gur
datur unb gum ^»anbwerf gehören bagu! £)enn bies ift ja eine de-
fefjäftigung, bie ber (Sitelfeit nur in fepr unboUtommener Söeife (Genüge
täte. @S Wirb wenig SlufpebenS gemacht peutgutage bon einem fleinen
01= unb Söafferfarbenbilbcpen, unb ®elb ift faum bamit gu berbienen. @S
fommt alfo im waprften Sinne beS SBorteS auf ein Selbftgefpräcp heraus,
auf eine gänglicp einfeitige, pageftolge SluSeinanberfepung mit ber geliebten
fftatur, auf ein burcpauS unaufbringlicpeS unb pribates SluSleben ber
Sßpgntafien unb träume. 2luf eine defepäftigung, bie ipren Wlann nidpt nur
niept ernährt, fonbern bie ipn fogar fepr biel (S5elb foftet, benn SJlalerei
ift ein teueres (bewerbe. S)aS alfo finb bie SonntagSmaler, werftagS
Siebter ober Scpneiber ober deftaurateure ober dantbeamte, ober Zöllner
wie £>enrp douffeau, ber unterbeffen berühmt geworben ift.

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