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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 14.1934

DOI Heft:
Heft 5 - Kriminalistik
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Schwarz, Georg: Fall Stavisky
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0410

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Fall Stavisky
Von
Georg Schwarz
Am 8. Januar 1934 umzingelte Polizei eine für gewöhnlich leerstehende Villa
in Chamonix am französischen Fuße des Montblanc, weil in den stillen
Räumen dieses behaglichen Hauses der Zufluchtsort des Hochstaplers vermutet
wurde, der durch seine skrupellosen Verbrechen Frankreich in jenen Zustand
staatsgefährdender Erregung versetzt hatte, wie er m der parlamentarischen
Geschichte dieses Volkes schon einmal durch jene kriminelle Finanzaffäre des
Panamaskandals ausgelöst worden war. Die Polizei dringt gewaltsam in die
Villa ein, vier erfahrene Gendarmen und zwei zu allem entschlossene Inspek-
toren. Sie finden eine Tür verschlossen, und noch ehe sie überhaupt erwägen
können, sie aufzubrechen, zerreißt von drinnen der Peitschenknall eines Schusses
ihre jagdeifrige Spannung. Die Eindringlinge von Amts wegen finden auf dem
Teppich einen blutüberströmten Körper, aus der klaffenden Kopfwunde tritt
die schmutziggraue blutgeäderte Masse des Hirns. An der Identität des Toten
mit dem Gesuchten besteht kein Zweifel, wenn auch die Freiwilligkeit seines
Todes wenige Tage später schon m journalistischen Kreisen angezweifelt und
diesen Zweifeln in Artikeln Ausdruck gegeben wird. Es gibt zu viele in diesem
Lande, denen der für immer verschlossene Mund einen Alp von der Seele
nähme: wehe! dreimal wehe, wenn dieser Mund heute noch reden könnte;

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