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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 14.1934

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Heft 4 - Berlin
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Engelmann, Peter [Hrsg.]: Berliner Theater um 1798: aus einer anonym bei E. Francini, Landau, erschienenen Briefsammlung erstmalig veröffentlicht
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Kleine Statistik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0348

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In den ersten Ranglogen sind immer gewisse Damen, und in den zweiten eben-
falls immer gewisse Damen. Seit einiger Zeit sieht man auch Figuren in dem
Theater, wo man nicht weiß, zu welchem Geschlecht sie gehören.
Unter den Theaterbesuchern sind einige Herren, die den Ton angeben, ihre
Anhänger haben, und bald für einen Schauspieler und Schauspielerin bald wider
einen sind. Debütiert ein fremder Schauspieler, und er hat diese Herren nicht zu
Freunden, so ist er verloren.
Beifall und Mißfallen sind bisweilen nur Cabale, und Applaudieren und Pochen
sind hier nicht das Barometer, um die Verdienste eines Schauspielers darnach zu
bestimmen. Man Hatscht oder pocht, weil es amüsiert.
Man ruft Schauspieler heraus, weil es amüsiert und nur um zu hören, was für
ein Compliment er dem einsichtsvollen Publico machen wird.
Herr S. ist einer von denen, die man theatralische enrages nennen könnte.
Dieser macht ein kritisches Spectakel auf dem Parterre, als wenn er der einzige
belebte Mensch und alle seine Nachbarn Automate wären.
In den Operetten giebt es wieder andere Kritiker. Herr M. pflegt gewöhnlich
mitzusingen. Herr A. und C. schwatzen unaufhörlich, bald ist das Tempo zu
geschwind, bald zu langsam, bald ist die Musik göttlich, bald abscheulich.
Wahre Kenner der Musik müssen dieses Geschwätz mit anhören, und werden
dadurch in ihrem Vergnügen gestört.
Die Operetten sind noch immer an der Tagesordnung. „Das Sonntagskind“
hat den Vorzug vor „Emilie Galotti“. Doch hebt sich das Schauspiel wieder,
seitdem Ifland hier ist, aber alles dreht sich um Ifland und Kotzebue, und Shake-
spearsche, Lessingsche und Schillersche Stücke sieht man selten.
Das hiesige Publikum will auf eine seichte Art ohne Anstrengung amüsiert
seyn, und dieses geschieht durch Zauberglöckchen, tanzende Thiere, durch groteske
Dekorationen, Unzelmannische Späßchen, und wenn einmal eine Statue niest, als
neulich im Don Juan, so ist die Freude übertrieben groß.
Mitgeteilt von Peter .-.Engelmann

Kleine Statistik

Berlin umfaßte zu Anfang des 14. Jahrhunderts 73 ha.
Um 1570 zählt man 12 600 Einwohner auf 73 ha.
Um 1640 (dreißigjähriger Krieg) nur 6000 Einwohner auf 83 ha.
Um 1681 zählt man 25 000 Einwohner auf 217 ha.
Um 1709 zählt man 57 000 Einwohner auf 626 ha.
1737 zählt man 81 000 Einwohner auf 1 330 ha.
Im Jahr 1749 zählt man bereits 113 000 Einwohner.

1760 (Siebenjähriger Krieg) ist die Einwohnerzahl nur 101 000.
1825 zählt man 220 000 Einwohner auf 1 400 ha.
1841 zählt man 333 000 Einwohner auf 3 510 ha.
1861 zählt man 529 000 Einwohner auf 5 920 ha.
1881 kommen 1 138 000 Einwohner auf 6 061 ha.
1915 kommen 1 879 000 Einwohner auf 6 572 ha.
1920 bewohnen 3 864 000 Einwohner 87 810 ha.
1927 bewohnen 4 215 000 Einwohner 87 846 ha.
1932 bewohnen 4 300 000 Einwohner 88 400 ha.

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