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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 14.1934

DOI Heft:
Heft 10 - Bauern
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Merkenschlager, Friedrich: Das Königsgrab von Seddin
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0716

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X)a6 Jtönüiß.qtftb von Sebbin

93on
griebricp SOler kenf cplager
z^ebbin ift bet QluSklang ber norbifd>en SSrongegeit. 9tocp einmal
ift bie gange Herrlichkeit norbifcpen ßebenS nnb Sterbens
gufammengefafet, noch einmal brüdf fiep klangvoll nnb grofe ber
Stil ber gangen Q3rongegeit aus, aber fcpon finb bie Stacpeln ber
Überreife nnb beS SobeS fpürbar. 3)ie unfcpeinbarften Stüde beS
i^önigSgrabeS von Sebbin finb eS, in benen fiep itt vermunbenber
0^icf>tigJeit bie Vorboten ber ablöfenben Qöelt gur Stelle gemelbef
paben. 3tvei verroftete (Sifennabeln, von benen eine noch bagu
vom 91 off gerfreffen nnb gerbrocpen ift, fanben fiep gmifcpen ben
brongefarbenen Snfignien unb bem königlidjen ©efdjmeibe beS
gelbem $)iefe gmei fabeln aus (fifen, bie eine auSfepenb mie
eine Stopf-- ober Sadnabel mit rnnbem Öhr, liegen mie gremb--
körper in biefem ©lang nnb ftiften Unritpe. Sie geben bem Hocp--
flang bie banale Störung burcp eine in ihrer SerftörungSmucpt
noch unerkannte Realität, unb eS ift, als ob fiel) an ihrer ver--
munbenben 9ttcptigkeit nod? einmal bie brongene Herrlichkeit eines
3eifalterS aufredt unb fiep auStoftet. QllS Vorboten neuer ®inge
mürben fie von ben QSrongeleuten gern ermorben unb vielleicht
mit ©olb aufgemogen, in ihrem töblicpen Stachel aber vielleicht
bocp vom Unterbemufetfein ber Seit empfunben.
®iefe beiben nidjtigen Stüde auS (Sifen finb eS, bie bem ^JönigS--
grab von Sebbin ben bitteren 3ug geben, ohne ben bie tragifcpe
QJollenbung nicht fo er greif enb offenbar getvor ben märe.
®er Hingerb er g peifet ber ©rabpügel von Sebbin im Q3oltS--
munb. Q3ielleicf>t ift eS ber SRame eines Königs, ber pier forf--
klingt, mie fid> bie Sage von einem $önig, ber in einem breifachen
Sarg begraben liegt, über bie Qöenbengeit pinübergefprocpen hat.
Oer „^önig Hing" mar ein 9ftann von etma Viergig Sahren, als
er ffarb. QluS ber QJermacpfung ber Scpäbelnäpte liefe fiep in ben
9leffen beS ßeicpenbranbeS baS Qllter noch ungefähr beftimmen.
3n>ei grauen maren bem ^önig Hing in ben Oob gefolgt, eine
etma 20—30jährige grau, vielleicht bie Königin, unb ein noch nicht
20jährigeS 9Käbcpen, mohl bereu Wienerin. (Sine tönerne ©rab--
urne umhüllt, mie eS bie Sitte gebot, bie fterblichen Uberrefte
beS Königs, aber bie ©etreuen fammelten bie Qlfcpe vorher in
einem prachtvollen brongenen ©efäfe unb fenkten eS in bie Urne.
(SS rnoüte fiep nicht gang ben 9ftafeen ber Urne fügen, eS maren
Hanbhaben am ©efäfe, bie im Qöege ftanben. Oie ©etreuen
nahmen bie Hanbhaben ab, noch beutlicp finb bie Q3rud)ffeUen gu
fehen. Oie 93rongegeit mufefe ficl> auSklingen laffen, unb hinter
bem Sinn ber ©etreuen ftedte vielleicht ein noch tieferer pfpepo--
logifcper Sinn. Oie feelifcpe ^älte beS ©ifenS mar im Slnrüden,
bie QSronge mar im begriff, SDtytpoS gu merben. 3)er äufeere
Qöert ber QSronge begann, am (Sifen gemeffen, gu finken. Qßieviel

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