Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 14.1934

DOI issue:
Heft 4 - Berlin
DOI article:
Schwarz, Georg: Profil Sahms
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0316

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Profil Sahms
Von
Georg Schwarz
TVas eine ist gewiß: die Rolle Harun al Raschids könnte Berlins Ober-
U Bürgermeister nicht spielen. Dafür ist seine Erscheinung mit dem
Übergardemaß von 1,98 Meter zu imposant. Selbst wenn Dr. Sahm (zwo-
mal Dr. honoris causa) einmal das Verlangen hat, in der blauen Stunde
schlicht und unauffällig über die Flanierstraßen des Westens seinen Weg
zu nehmen, hebt sich sein markanter Kopf deutlich weithin sichtbar vom
Strom der Bummelnden ab, und jeder merkt auf: „Aha, unser ,Ober‘!"
Sein Rang, der größte Mann von Berlin zu sein, kann dem Oberbürger-
meister zumindest nicht innerhalb der städtischen Beamtenschaft streitig
gemacht werden; obgleich diese unter ihren Angehörigen ganz respektable
Körpergrößen aufzuweisen hat, wenn man an den Schellenbaumträger
der BVG-Kapelle denkt.
Die zweihundert minus zwei Zentimeter lichte Höhe Heinrich Sahms
haben es vor allen Dingen den Karikaturisten angetan und leicht gemacht,
ihre Witzpfeile zu landen: angefangen heim großen Derso in Genf, der
seinen ätzenden Stift nur an den Notabein des Völkerbundes wetzt, bis
herunter zum letzten Dilettanten in Hinterwaiden; und sie alle haben
sich auschließlich auf dieses Ziel beschränkt, weil es anders schwer ist,
an diesem untadeligen Mann eine Achillesferse zu entdecken. Auch die
Publizisten und sogar die Reporter für Lokales haben sich diese billige
Gelegenheit für geschliffene Apercus und sehr simple Wortwitze nicht ent-
gehen lassen; so sagte „L’illustration“, Paris, über das ehemalige Ober-

216
 
Annotationen