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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 14.1934

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Heft 3 - Querschnitt durch den Frühling
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Pörzgen, Hermann: Bericht über den Frühling
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0216

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©u armen Sörfler fammeln bie Siinben uni> bänbeln fte. Säcke voll
Sannenjapfen unb gewaltige Sleiflglaflen häufen ine Slrmen in ihre befcheibene
Scheuer. Sie benken fchon an ben kommenben ^Sinter.
Slach ber Schneefchmelje fleht man auch wteber bie Slckerkrume. SaS ©intern
gefreibe ifl jum SSorfchein gekommen. Sa$ jarte ©rün fleht in Leihen ba.
Sie Stoppeln baneben erhalten je£t StaHmifl unb käuflichen Sänger, einen
fchwarjgrauen Staub, ber im Sbßinbe weht. Sann zieht ber spflug brüber ht»
unb bie ©gge. Sluch bie ©ra^flächen werben gehängt. Uber manche geht mit
mächtigem Schwall ba£ ^auchefaß. SBerfauerte^ Söeibelanb braucht weißen
Kalk. Sie fruchtbaren liefen im Sal verforgt ber Sanbmann, inbem er fte
mit Stallmifl beflreut. Sluch mäffen Heine @ntwäfferung$gräben gezogen
werben.
Seben Sag etwa£ Steuer. Sie Saat. Ser ^räßling^regen hat eingefefct.
Sftan kann bie Obflbäume fchneiben, bie Stämme weißen gegen Staupen;
gefahr. Balb kommen bie erflen Knofpen. Sn ber ^aflenjeit läßt ber ©ut&
ßerr bie ^ifchteiche ab. Karpfen jappeln im Schlamm. Sie Bauern auä ber
Umgebung kommen IjerBei unb mähen ba£ trockene Schilf als Streu fär bie
SPferbe. Sem Beßrer liegt nichts baran. Sann wirb ber Seichgrunb auf ein
Sahr mit £afer bepflanzt.
gibt immer mehr ju bebenken.
Sie erflen ©änfeblümchen tauchen wie weiße Supfen im ©rafe auf. Sftan
muß ben StaUmifi auflockern unb auch wenben, bamit ber Siegen bie kofl;
baren Subflanjen grünblich (Sin Kalb wirb geboren. Sie
Jähner brüten, unb eine£ SageB kommt auch ein jarte^ fohlen jur SBelt.
Sie $uten aber packt ein rätselhafter Srang in bie $erne. ©efchloffen
macht fleh bie ganze £erbe bavon in ben SBalb. Sagelang kann man fachen,
bann lehren fte halbverwilbert unb hungrig heim.
Schneeglöckchen, gelbe Schläffelblumen, weiße unb blaue Anemonen ftnb
ba. Siofa Wölfchen umfchweben bie spftrftchflämme. 9luch SOianbelbäume
flehen in 33lute. SSjir fchreiben 2lpril. gränt in ben Höfchen. Ser neu;
beflellte Sieker ifl fchon überhaucht. Sie Söauernfinber jiehn mit naflen Säcken
ben 35ach entlang, um ju „frofehen". @ine glitflhige, quafenbe SDiafle von
^roflhleibern tragen fle heint. Unbarmherzig reißen fte ben armen Sieren
bie Schenkel vom Seihe.
Sie Bäuerin beflellt ihren ©arten. SBor bem $errenhau£ richtet ber
©ärtner bie Blumenbeete — hackt auf ben SBegen ba£ fprießenbe Unkraut.
Stare unb Schwalben kehren zurück. (Sin gelber Schmetterling burchtaumelt
bie Säfte. $ür bie Sorfarmen ifl jeht (Gelegenheit, einen Sommer lang
koflenlo^ z« Kartoffelacker ju kommen. SIBenn fte im gefchlagenen
«Ißalbffücl Wurzeln au^roben, ohne Vergütung, fo bärfen fte ba$ flarke
£ßurjelholj bafär behalten unb ihre $ru$t jum SBohl be£ SBalbbobenS hi^
gebeihen laffen.

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