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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 14.1934

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Heft 3 - Querschnitt durch den Frühling
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Schnack, Friedrich: Pflanzen, Blumen, Schmetterlinge: Frühling in Madagaskar
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0234

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pflange. ®eftalt unb Plattform biefer mächtigen Sßafferpflange ähneln bon
ungefähr ben Bananen. Gfo mar aber eine Art bon Aronftab. Tie Sdjeim
ftämme mudjfen fdjenfelbicf unb ftanben mitten im SBaffer. Schnitt ich ein
SSIait burdj, folterten bitte Tränen. Stuf ben gang jungen $rüh!ingSblättern
biefer ^ßflange fanb idj bie Cvier, bereu ©ntmicklung mir bie Aufgeidjnung
unbekannter ^alter-SebenSläufe erlaubte. SdjorfeS Auge, Beobachtungsgabe
unb Bufall mären in ber SSilbniS meine beften Reifer. $dj mar nicht fo
fehr auf baS Erjagen bon (Schmetterlingen aus, mich reifte ftärker, hinter
baS SebenSgeljeimniS ber fdjönften (Schmetterlinge gu kommen, ihre futter-
pflangen unb Baupen aufgufinben, ihre SebenSgemoljnheiten fcnnengulcrnen.
BefonberS mar ich barauf aus, etmaS BähereS über ben größten Sdjmärmer
ber SSelt, ber in BtabagaSkar lebt, gu erfahren, über ben Xanthopan
morgani praedicta, beffen ^lügelfpannmeite etma bie eines (Staren ift. (£r
hat einen Saugrüffel bon 25 bis 28 Bentimeter Sänge — einen biertel Bieter,
ben er mie eine fdjmarge Uljrfeber gmifdjen feinen Blunbteilen aufgerollt
trägt, ^er Sdjmärmer ift berühmt. (Sin Bertoanbter bon ihm mar in ben
SBälbern Afrikas gefangen morben, man nannte ihn „Xanthopan morgani".
Botaniker entbedten fpäter in ben orchibeenreidjen llrmälbern BlabagaSkarS
eine Orchibcc mit aufgergemöljnlich langem Bektarfporn. Tie $orfdjer
fdjloffen, baS 3ufekt, baS bie Beftäubung ausführe, müffe einen Saugrüffel
bon einbiertel Bieter Sänge haben — eS könne nur ein Bermanbter beS
Afrikaners fein. Tatfädjlidj mürbe bann auch eines TageS biefer Sdjmärmer
in BiabagaSfar erbeutet, unb bie SSiffenfdjaften gaben ihm ben Barnen:
Xanthopan morgani praedicta — ber borljergefagte Xanthopan. Seine
Baupe aber blieb unbekannt. Biein Beifefreunb, Dr. $aul Tenfo, ber bie
Schmetterlinge photographierte, fanb fie. TaS grofje Tier gleicht einem
lebenbigen $umel. Tie SeibeSglieber finb grün unb lila, ber Büdenfdjmud
ift aus einer Beilje orangefarbener, biolettgeraljmter Spiegel gufammem
gefefct. $n meiner BeifeauSbeute befinben fidj mehrere ber Biefenfdjmärmer.
Ter Schmetterling konnte in einer marinen monblofen $rühlingSnadjt ge-
fangen merben, am anbern Biorgen faß nodj einer an ber ^olgmanb beS
Bungaloms, er mürbe aufgenommen.
Ter Aronftab an ber SJÖafferftelle, in Baumhöhe madjfenb, treibt eine
häutige heUe Blütentüte Oon halber Armeslänge, bie fidj um ben herauS-
ragenben, kräftigen klöppel baufdjt. Ta bie Blüte eine SteffelfaHe für bie fie
befudjenben fliegen erfunben hat, bie ben BeftäubungSborgang ausführen,
finb bie mächtigen ^flangen ein eifrig befudjteS $agbgebiet ber eibechfen-
haften O>ecfoS. Sie haben ^aftgeljen unb finb fo befähigt, auch an fenkredjten
flächen unb felbft an ber Bimmerbede Ijerumgulaufen. Blihfdjnell faufen
fie an ben Stämmen, Blattrippen unb Blättern entlang, Tie (Sibedjfenleiber
blinken altgrün. Tie männlichen Tiere leuchten in ber 4?odjgeitStradjt, auf
ihren Bücken brennt ein hellroter Streifen, bie SiebeSflamme.

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