DOI issue:
Heft 5 - Kriminalistik
DOI article:Thoma, Ludwig: Der Staatsanwalt warnt: "Vorsicht! Heiratschwindler!"
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0431
6o würbe ein 35eiratSfchwinbler begannt, her fic^> immer nur auf ‘Jrieb--
höfen herumtrieb unb immer in Orauerfleibung ging, (Sah er auf bem ^rieb--
fwf irgenb ein frifcfjeS ®rab, an bem eine fchwarggefleibete ‘Jöitwe in Oraner
aufgelöft ftanb, ffellte er fich in ber 91ähe auf unb begann ebenfalls f>er§=
^erreifjenb §u fchluch^en. SÄan tarn burch baS gemeinfame £eib inS ®efpräc|,
unb ber SJZann in Oraner begann §u erzählen, wie glüdlich er gewefen wäre,
er hätte feine ‘Jrau innigft geliebt unb fönne ihren Oob nicht verfd)mer$en.
®r fehne fich nach einer neuen ®hez weil er nicht mehr allein leben fönne. Oer
Qöitwe von nebenan ging eS genau fo. Qöie follfe man auf einem ^riebhof
mi^trauifch werben! 2luch biefer ‘Sftann fanb immer wieber Opfer. ®r be-
hauptete ftol§ vor ®ericht, baf? biefe Sbee feine ®rfinbung, fo^ufagen fein
patent wäre.
Oie meiffen SeiratSfchwinbler legen fich wohltlingenbe 9Zamen bei. Oer
Äerr Germann hätte niemals bie Erfolge beS Q3aron ®gon von ^ielinSfp
auf^uweifen gehabt, ber „von Sapan viel ®elb erwartete" unb einer einzigen
^rau bamit acfjttaufenb SJZarf entlockte. Sn einem ^rojefj, in bem ein
2igppter Qldjour wegen ÄeiratPfcbwinbelns vor einiger Seit angeklagt war,
ber fid) als ®raf, ^abrifbireftor, Q3aron, Sngenieur unb Ooktor feinen
biverfen 23räuten vorgeftellt hatte, legte ber dichter bem Angeklagten bie
3rage vor, welcher Oitel wohl am meiffen auf bie grauen (Sinbrud mache.
Oa antwortete ber 2igppter, bah er mit bem Ooktortitel immer baS leichtefte
(Spiel gehabt hätte, weil nach feiner (Erfahrung bie grauen am liebften einen
Qlrst heiraten wollen.
(Sonberbarerweife betreiben manche ben ÄeiratSfchwinbel nur nebenbei.
(So ein Kölner Kaufmann, ber ein gang gutgehenbeS (Sefdjäft hatte unb
gang legal verheiratet war. S^ach friminaliftifchen ^eftffeUunoen werben
neunzig ^ro^ent aller ÄeiratSfchwinbler gefaxt.
®S gibt aber nicht nur männliche, fonbern auch weiblicheÄeiratSfchwinbler.
Oie auffallenb fchöne Oochter eines Artiften, ber als „Sauberfönig" burch
bie Qßelt reifte, hnt nicht weniger ate 13 mal geheiratet. 6ie nahm ben
Männern möglichff alleö ab unb fuchte gleich nach neuen Opfern.
„(Sine Kollegin" von ihr hntte eö auf höhere QSeamte abgefehen. Qöährenb
fonft Äeirat^fchwinbler fich nicht auf (Einbrüche verlegen, ftahl fie in ber
QBohnung ihre^ 93räutigam£ mehrere taufenb S^arf unb verfchwanb bamit.
Oer ^Bräutigam lief §ur ^oli^ei unb nannte ben Spanten ber 93raut, ber
natürlich falfch war. 2lber er befa^ ein 93ilb, unb als man eS genauer
betrachtete, erfannte man — ^ern Qlnbra. Oie ÄeiratSfchwinblerin fyatte
auf eine zufällige ‘-Ähnlichkeit mit ber ^ilmfünftlerin fich OSilber von berfelben
verfchafft unb als eigene auSgegeben.
Ourchfchnittlich laufen bei ber ^olijei täglich §n>ei bis brei 2ln$eigen
ein, aber eS gibt mehr betrogene, bie auS (Scham fchweigen. (Sin OeiratS--
fchwinbler auS <2öarf<^au, ber fechSmal geheiratet hntte, unterfchrieb jebeSmal
auf bem (StanbeSamt mit einem ^nllfeberhalter, ber mit präparierter Ointe
gefüllt war, unb bie (Schrift verflüchtete nach einigen (Stunben. SJZan tonnte
baher nie bie Unterfchrift feines S^amenS unter ben Oofumenten finben.
Übrigens finb bie meiffen ÄeiratSfchwinbler flein, hnf^eh nnb unan-
fehnlich.
*
299
höfen herumtrieb unb immer in Orauerfleibung ging, (Sah er auf bem ^rieb--
fwf irgenb ein frifcfjeS ®rab, an bem eine fchwarggefleibete ‘Jöitwe in Oraner
aufgelöft ftanb, ffellte er fich in ber 91ähe auf unb begann ebenfalls f>er§=
^erreifjenb §u fchluch^en. SÄan tarn burch baS gemeinfame £eib inS ®efpräc|,
unb ber SJZann in Oraner begann §u erzählen, wie glüdlich er gewefen wäre,
er hätte feine ‘Jrau innigft geliebt unb fönne ihren Oob nicht verfd)mer$en.
®r fehne fich nach einer neuen ®hez weil er nicht mehr allein leben fönne. Oer
Qöitwe von nebenan ging eS genau fo. Qöie follfe man auf einem ^riebhof
mi^trauifch werben! 2luch biefer ‘Sftann fanb immer wieber Opfer. ®r be-
hauptete ftol§ vor ®ericht, baf? biefe Sbee feine ®rfinbung, fo^ufagen fein
patent wäre.
Oie meiffen SeiratSfchwinbler legen fich wohltlingenbe 9Zamen bei. Oer
Äerr Germann hätte niemals bie Erfolge beS Q3aron ®gon von ^ielinSfp
auf^uweifen gehabt, ber „von Sapan viel ®elb erwartete" unb einer einzigen
^rau bamit acfjttaufenb SJZarf entlockte. Sn einem ^rojefj, in bem ein
2igppter Qldjour wegen ÄeiratPfcbwinbelns vor einiger Seit angeklagt war,
ber fid) als ®raf, ^abrifbireftor, Q3aron, Sngenieur unb Ooktor feinen
biverfen 23räuten vorgeftellt hatte, legte ber dichter bem Angeklagten bie
3rage vor, welcher Oitel wohl am meiffen auf bie grauen (Sinbrud mache.
Oa antwortete ber 2igppter, bah er mit bem Ooktortitel immer baS leichtefte
(Spiel gehabt hätte, weil nach feiner (Erfahrung bie grauen am liebften einen
Qlrst heiraten wollen.
(Sonberbarerweife betreiben manche ben ÄeiratSfchwinbel nur nebenbei.
(So ein Kölner Kaufmann, ber ein gang gutgehenbeS (Sefdjäft hatte unb
gang legal verheiratet war. S^ach friminaliftifchen ^eftffeUunoen werben
neunzig ^ro^ent aller ÄeiratSfchwinbler gefaxt.
®S gibt aber nicht nur männliche, fonbern auch weiblicheÄeiratSfchwinbler.
Oie auffallenb fchöne Oochter eines Artiften, ber als „Sauberfönig" burch
bie Qßelt reifte, hnt nicht weniger ate 13 mal geheiratet. 6ie nahm ben
Männern möglichff alleö ab unb fuchte gleich nach neuen Opfern.
„(Sine Kollegin" von ihr hntte eö auf höhere QSeamte abgefehen. Qöährenb
fonft Äeirat^fchwinbler fich nicht auf (Einbrüche verlegen, ftahl fie in ber
QBohnung ihre^ 93räutigam£ mehrere taufenb S^arf unb verfchwanb bamit.
Oer ^Bräutigam lief §ur ^oli^ei unb nannte ben Spanten ber 93raut, ber
natürlich falfch war. 2lber er befa^ ein 93ilb, unb als man eS genauer
betrachtete, erfannte man — ^ern Qlnbra. Oie ÄeiratSfchwinblerin fyatte
auf eine zufällige ‘-Ähnlichkeit mit ber ^ilmfünftlerin fich OSilber von berfelben
verfchafft unb als eigene auSgegeben.
Ourchfchnittlich laufen bei ber ^olijei täglich §n>ei bis brei 2ln$eigen
ein, aber eS gibt mehr betrogene, bie auS (Scham fchweigen. (Sin OeiratS--
fchwinbler auS <2öarf<^au, ber fechSmal geheiratet hntte, unterfchrieb jebeSmal
auf bem (StanbeSamt mit einem ^nllfeberhalter, ber mit präparierter Ointe
gefüllt war, unb bie (Schrift verflüchtete nach einigen (Stunben. SJZan tonnte
baher nie bie Unterfchrift feines S^amenS unter ben Oofumenten finben.
Übrigens finb bie meiffen ÄeiratSfchwinbler flein, hnf^eh nnb unan-
fehnlich.
*
299