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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 14.1934

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Heft 8/9 - Utopie U.A.M
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0644

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Muß man sich denn in dieser Welt besitzen? — (aus einem Brief der Adele
Schopenhauer).
Es ist kein größeres Wunder, als wenn der Mensch sich über sich selbst ver-
wundert — (Raabe).
Im Himmel ist ein Engel ^eine Hauptperson — (Shaw).
Der vernünftige Mensch paßt sich der Welt an; der unvernünftige besteht auf
dem Versuch, die Welt sich anzupassen. Darum hängt aller Fortschritt vom un-
vernünftigen Menschen ab — (Shaw).
Ein Zustand völliger Ruhe und Ausgeglichenheit ist eine rationale Utopie, die,
angewandt auf das Leben, dessen Sterilität, dessen Tod bedeutet — (E. G. Kolben-
heyer).
Ein großer Entdecker hat, als man ihn einmal fragte, wie er es anstelle, daß
ihm soviel Neues eingefallen sei, darauf geantwortet: indem ich unablässig daran
dachte. Und in der Tat, man darf wohl sagen, daß sich die unerwarteten Einfälle
durch nichts anderes einstellen, als daß man sie erwartet — (Musil).
Aus der Geschichte weiß man, daß es den wahren Glauben, die wahre Sittlich-
keit und die wahre Philosophie niemals gegeben hat. Dennoch haben die Kriege,
Gemeinheiten und Gehässigkeiten, die ihretwegen entfesselt worden sind, die Welt
fruchtbar umgestaltet — (Musil).
Ungenauigkeit hat eine erhebende und vergrößernde Kraft. Es scheint, daß der
brave Wirklichkeitsmensch die Wirklichkeit nirgends restlos liebt und ernst nimmt —
(Musil).
Was einmal war, wird niemals wieder in der gleichen Weise sein — (Musil).
Wenn man aber einmal mit Logik beginnt, wo ein Gedanke von selbst aus dem
Vorangehenden folgt, weiß man zum Schluß nie, wie das endet — (Musil).
Wir überschätzen maßlos das Gegenwärtige, das Gefühl der Gegenwart, das,
was da ist — (Musil).
Hast du noch nie beobachtet, daß jeder Mensch im Mittelpunkt einer Himmels-
kugel steht? — (Musil).
Gott meint die Welt keineswegs wörtlich; sie ist ein Bild, eine Analogie, eine
Redewendung, deren er sich aus irgendwelchen Gründen bedienen muß, und natürlich
immer unzureichend; wir dürfen ihn nicht beim Wort nehmen, wir selbst müssen
die Lösung herausbekommen, die er uns auf gibt — (Musil).
Ein Gedanke, der nicht einen praktischen Zweck hat, ist wohl eine nicht sehr
anständige heimliche Beschäftigung — (Musil).
Wissenschaft ist nur dort möglich, wo sich die Geschehnisse wiederholen oder
kontrollieren lassen — (Musil).
Der Gang der Dinge ist dort, wo sie wichtig sind, nicht logisch — (Musil).
Gedanken, die Macht gewinnen wollen, hängen sich an Gedanken, die schon
Macht haben — (Musil).
Die Welt ist eben nicht nur Gott abhanden gekommen, sondern auch dem Teufel —
(Musil).
Der Mensch weiß gewöhnlich nicht, daß er glauben muß, mehr zu sein, um
das sein zu können, was er ist — (Musil).
Die Wahrheit ist eben kein Kristall, den man in die Tasche stecken kann, sondern
eine unendliche Flüssigkeit, in die man hineinfällt — (Musil).
Golden dreams maße men awaße hungry — (englisches Sprichwort).
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