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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 14.1934

DOI issue:
Heft 10 - Bauern
DOI article:
Bechtold, Franz Anton: Menschenkundliche Gruppierungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0724

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Empfindungen, Gefühle uni) Einfälle surücf, um feine ©enkart ju befriedigen,
iff alfo nicht gerade fo, baß er fehlest empfindet oder etwa gefühllos iff,
fonbern er wehrt die Empfindungen und Gefühle ab, weil fte iJ>n im ©enken
ffören. Unb fo denkt auch der ©efühlSmenfch, aber er ßegt unb pflegt die
©efühle unb verna^läfffgt baS ©enken. ©er intuitive aber wartet auf bie
geiffige Jjnnenfchau, auf bie Eingebung ober bie innere Stimme. SSon biefer
Seite fucfjt er den SRenfchen unb ©ingen beijukommen.
Sieben den £ier erwähnten (Gruppierungen find wiffenfchaftlich bebeutungS;
voll bie konffruktiven unb beffruktiven SKenfchen. «nb verzerren, auf;
wühlen, unterwühlen, ohne SRücfftd;t auf baS (Gemeinwohl fein Schäfchen
ins Srodene bringen, baS iff baS SBerk der beffruktiven SKenfchen.
bemerkenswert if? der Jjbplliker, ein SKenfch, ber die Fröhlichkeit, t>te
Behaglichkeit über alles fchäfct unb liebt, alfo Schwierigkeiten in weitem
«Bogen aus bem Söege geht. Sein (Gegenffück iff ber SKenfch, ber fojufagen
Schwierigkeiten brauet, um ftch entwickeln ju können, ©racian fpricht von
«Üienfchen, bie alleö übertreffen, ohne eS vorher überlegt ju haben, unb folgen,
bie in ber klemme am beffen wirken: „denen auS bem Stegreif alles, mit
Überlegung nichts gelingt. S®aS ihnen nicht gleich einfällt, finden fte nie: in
ihrem $opf iff kein SlppellationShof." Jjn biefer Feinheit wirb eS nicht viele
SKenfcben geben, aber 3üge biefer ober jener Slrt find oft anjutreffen.
Stuf drei beachtenswerte (Gruppen machte $rof. ©r. $. ©unkmann auf;
merkfam: Sftenfchen, bie nach Empfindungen benken, aber mit ®orten wenig
anjufangen wißen, bie in Porten benken, aber mit Empfindungen wenig
anjufangen wiffen, unb folche, bie £ßorte unb Empfindungen einander an;
ungleichen fuchen. ©ie Sftenfchen find auch ftnnenmäßig, denk; unb gefühlS;
mäßig unb im gugreifen vermieden, ©ie einen gehen nach bem, was ihnen
bie Sinne (Singen, £)fwen ufw.) jeigen, ihnen iff, wie M(ler;FreienfelS fagt,
bie Erfahrung alles. ©iefen S^enfchen ffeben bie Diationaliffen (Vernunft;,
«BerffanbeS;, ©enkmenfchen) gegenüber. ES gibt bann ©pnamiker unb
Statiker: BorwärtSbrängenbe unb mehr Beharrende.
Volkstümlich wirb auf (Geij, Verfchwenbung, $aß unb SReib hingewiefen
(alfo verneinende Magen), auf entfchloffene unb unentfchloffene Sftenfchen,
auf wohlwollende, freigebige, helfo«be, mutige, tapfere, tollkühne Sftenfchen,
auf Optimiffen unb ^effimiffen, auf Slktive unb ^afffve. Sftan fpricht von
gefcheiten unb dummen SKenfchen (von SBiffenben unb Unwiffenben).
gu den gehobenen Einfichten gehört bie Einteilung ber S^enfchen in Ziffer,
Sager unb Wirker. Sinnvoll iff: wiffen, fagen unb wirken, nicht eins ober
baS andere, fonbern biefe Erfordernde jufammen ju bringen iff baS
©er Ziffer iff nur wertvoll, wenn er fein Söiffen anderen übermittelt ober
eS wirkfam anwenbet, unb ebenfo ber Sager, wenn er jur VJirkfamkeit bei;
trägt. Slber bei allebem gilt (SoetheS 5®ort: SDtann mit jugeknöpften Safchen,
dir tut niemand was julieb; £anb wirb nur von $anb gewafchen, wenn bu
nehmen willff, fo gib!
sjiftenfchenfenntniS iff bie Grundlage für ^enfchenführung unb SKenfchen;
ffärkung. So geht eS alfo barum: SßaS foll ftch ^i« SBoü angewöhnen unb
abgewöhnen, was foll eS behalten unb erhalten unb was foll ber einzelne
Sftenfch hin&ttfügen unb wegtun. ©aS Söort: „SelbfferkenntniS iff ber erffe
Sßeg jur SBefferung" hät tiefe ^Bedeutung. SRicht jeher kann alles, vieles iff
erbmäßig, raffenmäfffg gebunden, aber vieles kann gelockert, gehoben, geffärkt
unb ju wirkungsvollem £un |>erangebilbet werben.

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